So viele Killer: Vier Kriminalromane. Alfred Bekker

So viele Killer: Vier Kriminalromane - Alfred Bekker


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aggressiv.

      „Eine prima Sorte, die Sie rauchen“, bemerkte er. „Also, das war so: Bei uns in Teddington ist nicht viel los. Deshalb vertreibe ich mir, wenn ich Nachtdienst habe, manchmal die Langeweile durch Abhören des Streifen-Funkverkehrs. Auf diese Weise habe ich rein zufällig Ihre Jagd auf den Rolls-Royce mitbekommen. Und ich kenne jemanden, der einen Rolls-Royce fünfunddreißig fährt und ihn wie seinen Augapfel hütet. Es handelt sich um den jungen Taugenichts, der vor acht Monaten Julian's Lodge gemietet hat.“

      Schade, das Ganze wird auf eine Fehlanzeige hinauslaufen!, überlegte Taggart ärgerlich. Er fragte:

      „Halten Sie etwa den jungen Mann für einen Verbrecher?“

      „Eigentlich nicht“, bekannte der Sergeant verlegen und kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Es ist nur so: Er sieht wie ein Gigolo aus, arbeitet nichts, hat aber alle Taschen voller Geld. So viel habe ich festgestellt ...“

      „D. Edward Squire. D. bedeutet Dom — komischer Vorname, finde ich ...“

      Wie elektrisiert zuckte der Inspector zusammen. Hatte nicht der Pistolenheld den Vornamen „Dom“ erwähnt? Ja, natürlich! Jetzt erinnerte sich Taggart genau.

      „Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet“, sagte er anerkennend. „Wo finde ich Julian's Lodge?“

      „Fahren Sie nach Isleworth hinunter, biegen Sie in die alte Straße nach Feltham ein, und dann kommen Sie nach genau einer Meile zu einem kleinen Park. Dort steht ein sonderbares Haus mit vielen Türchen, das Sie, ganz nach Belieben, als große Villa oder als kleines Schloss bezeichnen können. Es stand viele Jahre leer. Ich glaube, Verwalter ist ein Steuerberater, der in der City wohnt.“

      Um nichts zu versäumen, unterhielt sich Taggart noch einige Minuten mit dem Beamten, gewann aber bald die Überzeugung, dass er alles erfahren hatte, was dem Sergeanten bekannt war, und verabschiedete sich mit höflichem Dank.

      Ehe er mit Sergeant Jellicoe den Schlachtplan besprach, gab er einen zweiten Rundspruch an alle Streifenwagen durch und hob ausdrücklich die Fahndung nach dem Rolls-Royce fünfunddreißig auf. Das entsprach zwar nicht den üblichen Gepflogenheiten der Kriminalpolizei, aber der Fall, an dem Taggart arbeitete, war ohnehin ganz anormal und forderte dilatorische Behandlung.

      „Sie finden den Weg?“, vergewisserte sich der Inspector.

      „Jawohl, Sir!“, bestätigte der Fahrer und startete.

      Es war eine finstere Nacht. Eine steife Brise jagte die Wolken über den Himmel, sodass dem zunehmenden Mond kaum eine Chance blieb, und die empfindlich kühl gewordene Luft roch nach salzigem Wasser und Regen. Taggart war das erste gerade recht.

      Gegen null Uhr fünfzig stoppte der Streifenwagen am Fuß eines Hügels, auf dem eine alte Windmühle stand. In mäßiger Entfernung schräg gegenüber hob sich der kleine Park, von dem der Sergeant gesprochen hatte, als dunkle Silhouette vom helleren Himmel ab.

      Die Scheinwerfer des Polizeiwagens erloschen, der Inspector schickte sich an, in Begleitung zweier Konstabler den Wagen zu verlassen.

      „Pardon, Sir“, wandte Sergeant Jellicoe ein. „Sie können doch nicht ... in diesem Aufzug ...“

      Taggart lachte leise. „Haben Sie eine Ahnung, was ich alles kann! Und wenn ich splitterfasernackt wäre, ich würde mich nicht zurückhalten lassen!“

      Die Constabler Brown und Williams waren genau informiert. Ihnen fiel die Aufgabe zu, Taggart den Rücken zu decken und ihm in einiger Entfernung zu folgen. Nur im äußersten Notfall hatten sie einzugreifen.

      Taggart machte eine Runde um das eingezäunte Grundstück, nachdem er das Haupttor verschlossen gefunden hatte, und fand — als es gerade ein Uhr schlug — an der Rückseite ein zweites, schmales Tor, dessen Flügel weit offen standen. Er ging in die Hocke und ließ für Sekunden die Taschenlampe aufblitzen. Was er in diesem einen Augenblick gesehen hatte, befriedigte ihn. Abdrücke eines Reifenprofils, frische Abdrücke.

      Vorsichtig drang der C.I.D.-Beamte in das Grundstück ein. Er folgte dem Weg so lange, bis er Julian's Lodge vor sich sah. Bis auf zwei Fenster im Erdgeschoss, durch die gedämpftes Licht ins Freie drang, war das Haus völlig finster.

      Nachdem er erneut gelauscht und vorsichtig beobachtet hatte, ging er bis zur Garage weiter, wo er die Torflügel nur angelehnt vorfand. Schnell schlüpfte er hinein und zog die Tür hinter sich zu, ehe er die Taschenlampe anzuknipsen wagte.

      Wieder ging ein Teil der schwierigen Gleichung auf. Der Wagen, der hier stand, war ein alter Rolls-Royce. Der Kühler war noch ganz heiß. Mit anderen Worten, das Liebhaberstück war vor Kurzem für längere Zeit in Betrieb gewesen.

      Höchst befriedigt entfernte sich Taggart wieder und machte mit äußerster Vorsicht eine Runde um das Haus. Er ging kurz mit sich zu Rate, denn er musste als vernünftiger Mensch die Risiken bedenken, die er auf sich nahm, ehe er sich in Gefahr begab. Sowohl der Vorder- als auch der Hintereingang des pittoresken Schlösschens war versperrt.

      Schade!, überlegte Taggart kalt. Auf diese Weise wird die Chose noch gefährlicher ... Eine zweite Möglichkeit, ins Haus einzudringen, hatte er bereits bei seinem ersten Rundgang erkundet und der verwilderte Zustand des Parkes kam ihm dabei zu Hilfe. Büsche wucherten bis ans Haus heran und boten bei finsterer Nacht günstige Sichtdeckung. Die Standlinie der Mauerfront, in der die beiden erleuchteten Parterrefenster lagen, war ornamental gezackt. Von seinem unpraktischen Dress behindert, robbte Taggart durch das Gesträuch, bis er den Mauersockel mit der Hand ertastete. Jetzt galt es nur noch, ein offenes Fenster zu finden und eine Möglichkeit, zu diesem hinaufzuklettern ...

      Das Kriminalistenglück ließ ihn nicht im Stich. Er richtete sich auf und stellte fest, dass zwischen dem linken der beiden erleuchteten und dem nächsten unbeleuchteten Fenster das Führungsrohr eines Blitzableiters verlief. Nachdem er abermals nach allen Seiten gelauscht hatte, erfasste er mit der rechten Hand das Stahlblechrohr und tastete mit der linken nach dem Fenstersims. Unter Anspannung aller Kräfte gelang es ihm, sich hochzuziehen, nachdem er den linken Fuß auf die Sockelleiste der Mauer aufgesetzt hatte, mit einem kräftigen Ruck weiter an Höhe zu gewinnen und mit der linken Hand — heavens, das Fenster war offen! — das Mittelkreuz zu packen. Er griff mit der rechten Hand nach, machte einen reichlich kläglichen Klimmzug und lag nun bäuchlings auf dem Sims. Danach wand er sich mit dem Oberkörper weiter in den Raum hinein, stemmte die Handflächen auf den Fußboden auf und zog den Unterkörper geräuschlos und vorsichtig nach.

      Er richtete sich in die Hocke auf. Wie du mir — so ich dir!, dachte er und hätte beinahe gelacht. Zuerst waren ihm die Bewohner von Julian's Lodge auf den Pelz gerückt, und nun beschlich er sie. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit und seine Ohren an die Stille gewöhnt. Im Zimmer war es finster, aber Taggart konnte die Konturen der Möbel erkennen und dadurch der Gefahr entgehen, lärmend irgendwo anzustoßen.

      Wenn ich Pech habe, überlegte er, sind die beiden Verbrecher — es sind mindestens zwei — bereits zu Bett gegangen ... Unsinn, ich brauche jetzt nicht mehr nachzudenken, wo ich direkt vor der Situation stehe!

      Er wandte sich nach rechts, weil er dort eine Verbindungstür zu dem Raum vermutete, dessen erleuchtetes Fenster ihn angelockt hatte.

      Als er sein Ohr lauschend an das Holz legte, hörte er keinen Ton.

      Sollte tatsächlich alles umsonst gewesen sein?, fragte er sich. Blitzschnell knipste er seine Lampe an und ließ den Lichtstrahl rundum gleiten. Er sah einen schäbigen, verblichenen Teppich, verstaubte Möbel im Jugendstil und eine kitschige Deckenlampe, die ihren Glasschirm zu zwei Dritteln eingebüßt hatte. Höchstwahrscheinlich war der Raum, in dem er sich gerade aufhielt, seit Jahren nicht mehr regelmäßig benutzt worden ...

      Sekundenlang spielte er mit dem Gedanken, den altmodischen Sekretär, der der Tür gegenüber an der Wand stand, zu durchsuchen, gab diese Absicht aber gleich auf, weil dort der augenblickliche Mieter des Hauses wohl kaum etwas aufbewahrte.

      Ein Knall ließ ihn zusammenfahren — Taggart erstarrte zu vollkommener Regungslosigkeit. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Der Lärm kam aus dem Nebenraum. Vermutlich war


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