KREATIV ARBEITEN. Uwe Hammer
Fantasie auf der Reise zum Erwachsenwerden verlieren und wie wir diese wieder zum Leben erwecken. Es geht um den Einfluss von Regeln und Normen, Vernunft, Wissen, Gefühlen und unserem Unbewusstsein auf unsere Kreativität. Dieser Teil nimmt den größten Teil dieses Buches ein, da meines Erachtens die persönliche Kreativität, der wichtigste Bestandteil des kreativen Denkens und Handeln ist. Die meisten heute bekannten Kreativitätsmethoden stellen das Team in den Vordergrund und vernachlässigen hierbei das Individuum. Ich werde hier Methoden zur Steigerung der persönlichen Kreativität und ein effektives Vorgehen in der kreativen Arbeit aufzeigen.
Im zweiten Kapitel geht es um Teamarbeit im Allgemeinen und um die Frage was ein kreatives Team auszeichnet.
Und zum guten Schluss geht es im dritten Kapitel noch um das Thema Kreativitätsmethoden. Ich werde hier nicht auf einzeln bekannte Methoden eingehen, da es hierzu bereits einiges an Literatur gibt. Vielmehr möchte ich darstellen, welche Aspekte eine Methodik berücksichtigen müssen, um wirklich Kreativität fördernd zu sein und eine eigene Methode vorstellen, deren Ziel es ist alle für die Kreativität wichtigen Faktoren zu berücksichtigen.
Kreativität ist keine Fähigkeit, sie ist eine Philosophie, die die Bereitschaft einschließt von jedem zu lernen, jeden als Vorbild zu sehen, ohne ihm nachzueifern.
Uwe Hammer
Rosenheim 2019
Persönliche Kreativität
Denken ist, das von Emotionen beeinflusste, logische Verknüpfen vorhandener Informationen. Die hierzu herangezogenen Informationen setzen sich aus im Laufe unseres Lebens gesammelten Erfahrungen und Wissen zusammen.
Kreativität ist der Teil des Denkens, der über die logische Verknüpfung der Summe aller Informationen hinausgeht.
Kreativität ist eine Erkenntnis, die als neuer informationsübergreifender Gedanke verstanden werden kann.
Da unser Denken auf unseren ganz persönlichen Informationen beruht, ist jeder Gedanke, der nicht in meinem persönlichen Wissen oder meinen persönlichen Erfahrungen verankert ist, kreativ.
Nehmen wir einmal an, Sie leben im tiefen Urwald, völlig abgeschlossen von der Außenwelt. Und nehmen wir weiter an, Sie haben noch nie etwas von einem Stuhl gehört, geschweige denn einen solchen jemals gesehen. Wenn Sie nun einen Stuhl bauen, so ist das eine herausragen kreative Leistung, auch wenn alle Welt sagen wird, dass das ja wohl ein alter Hut ist. Als Sie den Gedanken oder die Idee eines Stuhles in ihrem Kopf gebildet haben, war das für Sie ganz persönlich etwas völlig Neuartiges, und somit kreativ und erfinderisch.
Kreativität ist nicht gleichbedeutend mit Innovation, denn Innovation beinhaltet mehr oder weniger das Wissen der gesamten Welt. Kreativität aber bezieht sich in erster Linie nur auf das Wissen des Individuums.
Diese Art der Definition von Kreativität legt nahe, dass jeder Mensch täglich unzählige Male kreativ ist, ohne sich dessen bewusst zu sein. Kreativität hat im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung nicht den Anspruch die Welt zu bewegen, oder die Menschen in Ehrfurcht und Staunen zu versetzten. Kreativität ist in erster Linie etwas ganz Persönliches, ja fast schon intimes. Das Ziel dieses Buches ist unter anderem genau hierfür Verständnis zu wecken, um die Ehrfurcht vor der Kreativität zu verlieren und um zu erkennen, dass jeder Mensch kreativ ist und nicht etwa nur sein kann.
Mit diesem Buch möchte ich ihnen Hilfsmittel in die Hand geben, mit dem Ziel, ihre ganz persönliche Kreativität zu entdecken, die Ehrfurcht vor der Kreativität zu verlieren und ihre persönliche Kreativität zu fördern. Diese neu entdeckte Kreativität kann im Idealfall ihre Leben bereichern und vielleicht auch ein klein wenig zu ihrem persönlichen Glück beitragen.
Vor allem in Firmen wird das Hauptaugenmerk der Förderung der Kreativität häufig auf die Förderung der Teamkreativität gelegt. Das ist nicht prinzipiell falsch, greift aber zu kurz. Der Versuch mit Hilfe von allen möglichen und auch unmöglichen Methoden die Kreativität eines Teams und in einem weiteren Schritt dessen Fähigkeit innovativ zu denken, zu stärken, ist nur dann von Erfolg gekrönt, wenn im gleichen Maße die persönliche Kreativität gefördert wird. Auch wurde in den letzten Jahren der Einfluss des Arbeitsumfeldes erkannt, und in einigen Firmen dafür gesorgt, dass sich das Arbeitsumfeld verbessert. Eine wirkliche gute Sache, aber auch das läuft ins Leere, ohne Förderung der persönlichen Kreativität. Nehmen wir als Beispiel eine Fußballmannschaft. Was hilft der beste Trainer, die besten Taktik, wenn die Spieler einfach schlecht sind, da hilft auch ein guter Teamgeist nicht entscheidend weiter. Eine erfolgreiche Fußballmannschaft benötigt in erster Linie gute Spieler, dann einen guten Trainer, einen guten Teamgeist und eine angepasste Taktik. Wenn wir das auf ein Team innerhalb einer Firma übertragen, bedeutet das, ein erfolgreiches Team benötigt gute, motivierte Mitarbeiter, fähige Vorgesetzte (vor allem nicht zu viele) ein gutes Arbeitsumfeld und eine sinnvoll angepasste Herangehensweise. Genau mit diesen Faktoren des Erfolgs möchte ich mich in diesem Buch beschäftigen. Beginnen aber werde ich mit dem wichtigsten Faktor, der leider in den Chefetagen allzu oft unterschätzt wird: Gute, motivierte Mitarbeiter.
Warum sind manche Menschen kreativ und andere wiederum nicht, oder bessere formuliert warum leben manche Menschen ihre Kreativität aus und andere lassen sie verkümmern.
Diese Frage lässt sich leider nicht so leicht beantworten, denn die Ursachen sind vielschichtig und es gibt mit Sicherheit nicht nur den einzigen Grund. Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Voraussetzungen und Erfahrungen, die letztendlich zum für diesen Menschen typischen Umgang mit seiner Kreativität führen.
Kreativität ist etwas Intimes, etwas Individuelles und lässt sich nicht allgemein behandeln.
Ich werde im Verlaufe dieses Buches daher nicht den Versuch unternehmen, diese Frage allgemein gültig zu beantworten, vielmehr ist es meine Hoffnung, dass Sie sich bei Lesen dieses Buches ihrer Einstellung zur Kreativität bewusst werden, und dass Sie aus diesem Bewusstsein heraus, ihre Kreativität beleben können.
Die Realität und deren Einfluss auf die Kreativität
Kreativität ist die Materialisierung der Fantasie
Jeder von uns hat mit Sicherheit schon die Erfahrung gemacht, dass Kinder insbesondere im Kleinkindalter in den meisten Fällen eine ausgeprägte Fantasie haben. Fantasie aber ist eine Vorstufe der Kreativität, oder anders ausgedrückt:
Kreativität ist die Materialisierung der Phantasie.
Wer Kinder beim Spielen beobachtet wir feststellen, dass diese völlig in ihrem Spiel versinken, dass sie ihre Umwelt regelrecht ausblenden und sich scheinbar in ihrer eigenen Fantasiewelt bewegen. Und es steht wohl außer Frage, dass wir Erwachsene diese Fähigkeit in den meisten Fällen komplett verloren haben. Diese Fähigkeit aber ist es, die kreative Menschen auszeichnet, dass völlige abdriften aus der realen Welt, das Eintauchen in eine Fantasiewelt, in eine eigene Welt. Kreativität braucht Träume und ganz besonders Tagträume. Denn dieses Verlassen der realen Welt und Eintauchen in eine eigene Welt ermöglicht uns das Hinterfragen der realen Welt, das Hinterfragen von Normen und Regeln, die unsere Kreativität einschnüren und zu ersticken drohen.
Die Kindheit ist der Ausgangspunkt aller Kreativität
„Jedes Kind ist ein Künstler, die Schwierigkeit besteht darin, Künstler zu bleiben, wenn man Erwachsen ist“
Diese Aussage von Pablo Picasso bringt das auf den Punkt, was wir schon immer geahnt haben. Unterstütz wird diese These von einer NASA- Studie die folgendes zu Tage brachte:
„98% der fünfjährigen sind hochgradig kreativ, aber nur 2% der über 25- jährigen.“
Eine erschreckende