KREATIV ARBEITEN. Uwe Hammer

KREATIV ARBEITEN - Uwe Hammer


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übernehmen, wird sein kindliches Denken noch früher ablegen, und damit einen Teil seiner Fantasie ablegen. Kreativität braucht kindliches Denken, braucht kindliche Naivität, frei von der Realität und Vernunft der Welt der Erwachsenen. Kinder haben einen unbändigen Drang zu lernen, zu entdecken und zu verstehen. Dass dieser Drang ausgerechnet durch die Schule eingedämmt wird, ist wohl eine Ironie des Schicksals.

      Genau dann, wenn die Förderung der Kreativität sinnvoll wäre, da die Schule gerade im Begriff ist, diese zumindest einzuschläfern, endet auch oft die heimische Förderung und fällt auch hier den schulischen Anforderungen zum Opfer.

      Aber wie fördere ich die Kreativität von Kindern? Ein wichtiger Punkt ist die Freiwilligkeit und der Spaß. Es macht keinen Sinn, Kinder zu zwingen, sich kreativ zu betätigen. Der zweite wichtige Punkt ist, erklären Sie ihrem Kind nicht die Welt, denn was sie erklären ist nicht die Welt, sondern es ist ihre Welt, die Welt so wie sie sie sehen. Vielmehr sollte sie versuche Denkanstöße zu geben, die das Kind dazu bringen sich selbst Gedanken zu machen.

       Erziehung im Allgemeinen sind weniger die Worte die wird sprechen, als vielmehr die Dinge, die wir tun oder nicht tun.

      Wir alle sind Teil einer Leistungs- und Bewertungsgesellschaft

      Aber zurück zum Schulsystem. Es gibt meines Erachtens noch einen wesentlich kritischeren Punkt warum in unseren Schulen bevorzugt Wissen vermittelt wird, und auf Kreativität wenig Wert gelegt wird.

      Wissen lässt sich leichter beurteilen und somit benoten. Eine Antwort ist richtig oder falsch das gibt zumindest für die meisten Schulfächer. Kreativität aber ist nicht so leicht zu bewerten, sie lässt Interpretationsspielraum und ist daher juristisch gesehen problematisch.

      Die Gesellschaft wie wir sie heute kennen ist eine Leistungs- und Bewertungsgesellschaft. Alles und jeder wird bewertet, eine Unart, die durch den Einzug von Internet und soziale Netzwerke noch deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Jeder hat die Möglichkeiten, Produkte zu bewerten, ob er dafür qualifiziert ist oder nicht. Jeder noch so unbedeutende und sinnlosen Post auf Facebook oder Instagram kann mit einem „Like“ bewertet werden

      Sieht man von den ersten Grundschuljahren ab, besteht unsere Schulleben aus Noten. Güte Schüler sind wir, wenn wir gute Noten haben, und gute Noten haben wir, wenn wir alles genau so wiedergeben wie es uns eingetrichtert wurde. Eigens Denken ist in vielen Fällen nicht hilfreich, wenn nicht sogar störend, hält es uns doch davon ab, vorgekautes Wissen in unser Hirn zu prügeln.

      Selbst in Fächern, deren Fokus zumindest ein klein wenig auf Kreativität gelegt wird, wie zum Beispiel Kunst, oder Musik werden Noten vergeben, was meines Erachtens nicht nur völlig unsinnig, sondern auch kontraproduktiv ist.

      Wir lernen früh, dass allein unsere Leistung zählt, sie ist allzu oft Grundlage dafür, wie und ob unsere Mitmenschen uns wahrnehmen.

      Aber es geht auch anders. Schulen wie z.B. die Montessorischulen oder die Walldorfschulen, die so weit wie möglich auf Schulnoten verzichten, zeigen auf, dass es möglich ist auf ständige Leistungsbeurteilen zu verzichten, ohne die Motivation der Schüler zu verringern, wie allzu oft beim Verzicht auf Schulnoten befürchtet werden. Lernen mit Spaß und Freude ist in jedem Fall effektiver als Lernen unter Druck und Versagensangst.

      Die meisten von uns aber lernen, dass sich selbstständiges Denken und Kreativität zumindest was die Schulnoten angeht nicht auszahlt. Was unsere berufliche Perspektive angeht, spielen Schulnoten aber eine entscheidende Rolle. Eingestellt wird meist, wer die besseren Schulnoten hat. Einen Studienplatz bekommt oft nur der mit den entsprechenden Noten, die tatsächliche Eignung für das gewünschte Studium wird dabei selten geprüft.

      Im manchen Berufen ist Kreativität von äußerstem Nutzen, doch selbst in solchen Berufen erfolgt die Einstellung zumindest bei Berufsanfängern sehr häufig über die Schul- oder Studiumsbenotung. Kreativität lässt sich eben nicht benoten und ohne Noten fällt sie durch unser Denk- und Bewertungsraster.

      Zugegeben, das hört sich alles sehr negativ an, aber wir selbst haben es in der Hand, unsere Kreativität am Leben zu erhalten oder zumindest wieder zu belebe. Das zeigt sich nicht zuletzt, an unzähligen Menschen die, obwohl auch diese ihre Ausbildung durch das gleiche System erworben haben wie all die andern, über außerordentliche kreative Fähigkeiten verfügen.

      Vernunft, der Weisheit höchstes Gut

      Unsere Eltern arbeiten gemeinsam mit der Schule ja mit nahezu der gesamten Gesellschaft an einem weiteren zur Tugend erhobenen Verhaltensmuster, welches jedem Mitglied unserer Gesellschaft zumindest empfohlen, wenn nicht sogar aufgezwungen wird. Sie wollen uns zu vernünftigen Menschen erziehen.

      Als Kind war uns Vernunft völlig unbekannt, denn Vernunft ist in erster Linie eine Erfindung der Erwachsenen. Kinder sind nicht vernünftig, sie werden erst im Lauf ihres Erwachsenwerdens zur Vernunft erzogen. Kindliches Sein ist geprägt durch Neugier, dem Drang die Welt zu entdecken, all das Neue in sich aufzusaugen und zu verstehen. Mit dem Einzug der Vernunft in unser Leben, werden unsere Prioritäten neu gesetzt. Ist es nicht viel vernünftiger für die Schule zu lernen, als Insekten zu beobachten. Die Vernunft der Priorisierung, der Fokussierung, auf dass was zählt, auf dass was bewertet wird, auf dass was von der Gesellschaft honoriert wird, wird uns von klein auf eingeimpft.

      Und wieder stecken wir in einem Dilemma. Vernunft an und für sich, ist ja nichts Schlechtes, ja sie kann mitunter unser Überleben retten, und sie hält uns von so mancher Dummheit ab.

      Vernünftige Entscheidungen sollen dafür sorgen, dass wir im Alter ein gesichertes Auskommen haben, oder dass wir bei Krankheit weiterhin zumindest einigermaßen unseren bisherigen Lebensstandard halten können. Vernunft ist allzu oft die Antwort auf unsere Ängste.

      Vernunft ist aber auch die Entscheidung lieber eine Banklehre zu machen als ein Kunststudium zu beginnen. Oder die Entscheidung eine lang geplante Bergtour aufgrund der Wetterbedingungen abzubrechen. Vernunft ist meist der Verzicht auf eine vermeintliche risikoreicher Alternative und die Entscheidung für den langweiligen aber sicheren Weg.

      Je länger wir auf Vernunft getrimmt werden, oder uns selbst darauf trimmen, umso mehr werden wir verlernen zu träumen.

      Ein weiterer Aspekt der Vernunft ist, Entscheidungen und vor allem wichtige Entscheidungen rein rationell treffen zu wollen. Bei wichtigen Dingen wollen wir unsere Gefühle nicht mitreden lassen, das ist eine Aufgabe für unseren Verstand. An dieser Stelle muss allerdings erwähnt werden, dass wir unsere Gefühle genauso wenig wie unser Unbewusstes aus unseren Entscheidungen heraushalten können. All unsere Entscheidungen werden von unserem gesamten Ich, dass sich aus Verstand, Vernunft, Gefühl, Intuition, Instinkt und Unbewusstsein zusammensetzt, getroffen. Unser Bewusstsein kann nicht an unserem Unbewusstsein oder Gefühlen vorbei handeln. Umgekehrt kann unser Unbewusstsein unser Verhalten ohne das Mittun unsers Bewusstseins beeinflusst, und das tut es allzu gerne, denn ein Großteil des täglichen Verhaltens erfolgt nahezu automatisch und unbewusst.

      Vernunft und das bewusste unterdrücken von Gefühlen aber hemmen unsere Kreativität, Kreativität brauch Freiheit, braucht Unvernunft und Gefühle. Kreativität bedeutet, den bekannten, sicheren Weg zu verlassen um einen dunkeln steinigen Weg einzuschlagen, von dem wir nicht wissen wo er uns hinführt.

       Kreativität ist das Verlassen der sicheren und vernünftigen Wege.

      Wissen kann eine Hürde für die Kreativität darstellen

      Treffen wir Entscheidungen, ziehen wir zuerst unsere Erfahrungen heran (davon mehr im nächsten Kapitel) als nächstes durchforsten wir unser Wissen, und wir freuen uns sehr, wenn wir wirklich etwas finden, von dem wir glauben, dass es nützlich ist, die richtige Entscheidung zu treffen.

      Dabei überprüfen wir in den meisten Fällen aber nicht die Quelle, aus der dieses Wissen kommt,


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