Promise. Sarah L. R. Schneiter

Promise - Sarah L. R. Schneiter


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später explodierte das Energiemagazin eines Blasterkarabiners, den ein Gangster fallengelassen hatte, die Druckwelle der Explosion fegte Anaata von ihrer Frachtbox herunter. Sie fühlte ein Brennen an ihrer Wange und landete rücklings hart auf der angefrorenen Schneedecke, sodass ihr die Luft wegblieb.

      Japsend hob sie den Kopf und sah sich um. Sie erkannte, wie die drei Schmuggler eben bei der Rampe angelangt waren, nun vor dem Viereck aus warmem Licht standen, das ihnen Sicherheit versprach. Sie schafften es, dachte sie zufrieden, als die Welt um sie herum zu wanken begann und drohte, in Dunkelheit zu kippen. Mit ihrer letzten Kraft schaffte Anaata es noch, ihre rechte Seite zu unten werden zu lassen, doch sobald die Welt um sie herum wirklich kippte und während sie auf die Frachtrampe der Promise zustürzte, verlor sie endgültig das Bewusstsein.

      Als Anaata aufwachte, bemerkte sie als erstes das sanfte Vibrieren des kalten metallenen Bodens, auf dem sie lag. Die Vibration war ihr vertraut, sie musste an Bord der Promise sein und hatte das Gefühl, tief aufatmen zu können – sie waren tatsächlich entkommen. Langsam schlug sie die Augen auf und sah alles wie durch einen Schleier, verschwommen, so als ob sie gerade von einem weit entfernten Ort zurückgekehrt war. Ihre Welt fühlte sich friedlich, ruhig und entspannt an, aber eine dumpfe Vorahnung ließ sie fürchten, dem bliebe nicht mehr lange so. Wie in Zeitlupe materialisierte sich aus dem Nebel ein Gesicht heraus, Nani, die über sie gebeugt neben ihr kniete. Dahinter konnte sie die alten Deckenlampen, die an verstrebten, rostigen Stahlträgern angebracht waren und das Dachfenster über dem Frachtraum erkennen, das den Blick auf die Schwärze des leeren Raumes freigab.

      Als Anaata zu sprechen versuchte, klang ihre Stimme für sie ungewohnt rau und unangenehm heiser: „Sind wir weggekommen?“

      Sie konnte die Erleichterung auf Nanis Gesicht erkennen und fügte erschrocken hinzu: „Was ist mit mir passiert?“

      „Alles ist okay“, murmelte Nani beruhigend. Eine kalte Furcht ergriff von Anaata Besitz: Solche Sätze kannte sie bloß aus Todesszenen in billigen Holofilmen. Sie wollte sich aufsetzen, doch sie konnte ihre Glieder nicht kontrollieren und blieb wehrlos auf dem Boden liegen, egal, wie sehr sie sich anstrengte. Ihre aufkeimende Panik mit aller Kraft beherrschend fragte sie leise: „Werde ich durchkommen?“

      Sie rechnete mit dem Schlimmsten, als Nani in dieser kleinen Ewigkeit den Mund öffnete und zu einer Antwort ansetzte: „Sicher, auf jeden Fall. Du hast dir ein Bein gebrochen und den Kopf ziemlich übel gestoßen, im schlimmsten Fall trägst du eine Gehirnerschütterung davon, dazu ein paar kleine Glassplitter im Gesicht. Sonst ist alles dran.“

      Anaata brauchte einen Augenblick, um die Information zu verarbeiten, dann atmete sie hörbar auf und erkundigte sich mit stärkerer Stimme: „Was um alles in der Galaxis ist denn passiert?“

       Anaata stürzte mit hoher Geschwindigkeit auf die Laderampe zu, als sie das Bewusstsein verlor. Da sie damit keine Kontrolle über ihre Antigravitation mehr hatte, fiel sie zu Boden und rutschte die letzten Meter über den Schnee, wobei ihr Körper die Rampe derart schnell traf, dass sie an deren Ende in die Luft geschleudert wurde. Ihr Fuß trat Natala in den Bauch, der Captain verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf allen vieren. Schließlich prallte Anaata seitlich gegen eine im Frachtraum verzurrte Kiste, ihr Bein wurde unnatürlich angewinkelt und Nani konnte ein knackendes Geräusch hören, gefolgt von einem dumpfen Schlag, als ihr Schädel gegen das Metall des Bodens prallte.

      „Jetzt begreife ich“, murmelte sie, bevor sie ungläubig nachfragte: „Ich bin zu einem Geschoß geworden?“

      Nani grinste schräg. „Ein paar Zentimeter höher und du hättest Natala geköpft. Bei deinen Stiefeln bin ich ehrlich gesagt froh, hast du sie nicht mit dem Absatz voran getroffen. Wir haben dein Bein so gut wir können geschient und bandagiert.“

      Anaata fühlte, wie die Schmerzen langsam stärker wurden. Immerhin bedeutete dies, dass sie bald die Kontrolle über den Rest ihres Körpers zurückhätte, hoffte sie. Sie biss die Zähne zusammen und kehrte zum Thema zurück: „Wie sind wir von hier weggekommen und was ist mit Stanley?“

      „Verdammt“, stöhnte Natala, die sie sich aufrappelte. „Wer wirft denn hier mit Bewusstlosen?“ Sich den Bauch haltend humpelte möglichst rasch zur Laderampe, während Nani in die Nacht hinausfeuerte, um sich die Gegner vom Leib zu halten. Ein weiterer heller Lichtblitz aus dem Geschützturm der Promise traf eine Frachtkiste, die dumpf barst und in Flammen aufging, als Natala auf den Schließmechanismus der Rampe hieb. Dan hatte gar nicht erst gewartet, sondern schon begonnen, mit offener Rampe abzuheben, sie schwebten bereits mehr als zehn Meter über dem Boden. Kaum war die Rampe geschlossen, entfernte sich der alte Frachter ruckelnd von der Oberfläche des Planeten. Das Scharren einer auf dem metallenen Boden lose herumrutschenden Kiste war zu vernehmen, als Natala sich vornüberbeugte und an einer Metallstange festhielt. „Wie geht es Stan? Und Anaata?“

       Nani war gerade von Stanleys leblosem Körper zu Anaata gehastet und hatte versucht, dabei das Gleichgewicht zu behalten, da das Schiff beim Start rüttelte. „Stan hat eine Schusswunde und Blut verloren, sollte es aber schaffen, sie ist nicht allzu tief. Anaata hat sich fest gestoßen, keine Ahnung, was mit ihr ist.“

      „Na großartig, normalerweise verarztet Stan alle, und der ist jetzt bewusstlos“, seufzte Natala. „Ein echter Scheißtag.“

      „Wie um alles in der Galaxis habt ihr uns zusammengeflickt?“, wollte Anaata wissen, ehe sie sich vorsichtig aufsetzte.

      „Wir haben improvisiert. Wir begannen bei Stanley, weil er blutete, und als er wieder zu sich kam, hat er uns erklärt, wie wir dein Bein schienen müssen.“

      „Was für ein Desaster“, murrte Anaata. „Und mein Kaffee ist auch kalt.“

      „Bitte sag jetzt nicht ‚wie immer wieder’, den Satz habe ich schon hundertmal gehört“, gab Nani trocken zurück. „Wenn du mit dem anderen Bein gehen kannst, versuche ich dich zu stützen, damit du zum Aufenthaltsraum kommst, dort ist es wärmer und vor allem bequemer für dich als hier.“

      Anaata widersprach matt grinsend. „Erstmal muss ich aufs Klo. Ich fühle mich, als ob ich eine kleine Ewigkeit ohnmächtig war.“

      „Nur eine halbe Stunde“, gluckste Nani, „Keine Ahnung, woran du dabei rumgeträumt hast, ich will ja nicht wissen, wies in deinem Kopf aussieht. Okay, auf zum nächsten Badezimmer, danach lege ich dich mal auf die Couch.“

      Gestützt von Nani erhob Anaata sich krampfhaft, um als nächstes die vor ihr liegende steile Eisentreppe zu sehen – dazu wollte ihr partout keine passende sarkastische Bemerkung einfallen.

      Einige Stunden waren seit ihrer Flucht vergangen, als die Schmuggler alle im Aufenthaltsraum versammelt beim Abendessen saßen. Stanley und Anaata lagen beide auf dem Sofa, die Unverletzten hatten es sich auf Sitzkissen rund um den Couchtisch bequem gemacht.

      „Das war mal ein Tag“, kommentierte Natala lakonisch. „Erst ein geplatzter Deal, eine blutige Schießerei und zu alledem noch Verletzte.“

      Stanley streckte sich, so gut er dies mit seinen Schmerzen konnte. „Was ist eigentlich jetzt mit Lynn?“

      Natala antwortete: „Die hat wohl überlebt, zuletzt habe ich sie mit einer Schusswunde im Bein gesehen. So wie ich die alte Hexe kenne, ist die schon dabei, den ganzen verbliebenen Wodka zu panschen und an die Bevölkerung zu verhökern.“

      Dan stellte seinen Teller ab. „Dafür hat die Promise wahrscheinlich mehr abbekommen, als wir zuerst gedacht haben. Bis ich herausfinde, wo der Fehler liegt, können wir nicht in den Hyperraum springen. Und bei unserer momentanen Reisegeschwindigkeit haben wir ungefähr viertausend Jahre bis zum Ziel.“

      „Das werden wir auch noch schaffen“, gab Sven optimistisch zurück.

      „Aber wie Sven heute mit dem Geschütz umgegangen ist, war echt episch“, wechselte Nani das Thema schräg grinsend. „Du hast alles weggeputzt, was dir im Weg stand! Wer hätte gedacht, dass hinter der Fassade eines netten Mechanikers ein solcher Soziopath steckt?“

      Sven zuckte mit den Schultern,


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