4 Shades of Black and White: schwarze Liebe, schwarzer Sex, weiße Passion – tausend Wege raus aus Afrika. Nana Goulap Malone

4 Shades of Black and White: schwarze Liebe, schwarzer Sex, weiße Passion – tausend Wege raus aus Afrika - Nana Goulap Malone


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kann das leider nicht verstehen. Das heißt, du hast dich früher nicht wohl gefühlt? Ich habe dir nie gesagt, dass dein Körper mir nicht gefällt. Du hast mir doch immer gefallen und ich habe nie das Gegenteil behauptet. Wie viele Mal habe ich dir gesagt, dass ich dich liebe? Liegt nicht in diesen Worten all das, was du meinst und willst und wünschst?“

      Carla legte sich wieder hin und schaute nach oben.

      „Ja, Mauritz, du hast es nie behauptet, du hast auch gesagt, dass ich schön bin. Aber das waren nur leere Worte. Du hast es mich nicht spüren lassen. Du hast mich als Frau nicht gewürdigt und auch nicht so angefasst. Du hast meinen Körper nicht als etwas Besonderes angesehen. Vielleicht war dir all das so selbstverständlich, dass ich ständig über mich jammern und deinen Körper bewundern musste. Du hast dich sicher großartig gefühlt, als ich dir sagte, dass du einen tollen Körper hättest und ich voller Fett sei, oder? Du hast mir gesagt, ich sei schön, aber trotzdem noch Heidi Klum angehimmelt. Ich habe dir gefallen, aber ich habe mir selbst nicht gefallen. Zumindest habe ich es erst gerade mit Johnny gemerkt. Ich habe mich immer im Spiegel gesehen und alles an mir ein bisschen korrigieren wollen. Ich wollte wie du sein. Fettfrei, sportlich, einfach ein bisschen männlicher werden. Nun mit Johnny ist es anders. Er ist noch viel sportlicher als du, er hat volle schöne Muskeln, ist stark und ich spürte auf einmal, dass es schön ist, breitere Hüften zu haben, einen Arsch zu haben, einen dicken Busen zu haben. Weißt du wirklich, was mich noch total anzieht? Seine Männlichkeit. Er ist ein Mann, nicht der Mann, sondern ein Mann. Seine Ausstrahlung und seine selbstsichere Art. Ich bin einfach selbstbewusster und selbstsicherer geworden, weil ich mich nun auch so akzeptiert habe und vor allem meinen Körper und mich liebe. Du sagst, du liebst mich. Keine Frage, ich weiß es. Aber ich habe mich selbst nicht geliebt. Es ist schön geliebt zu werden, aber es ist wunderbar, sich selbst zu lieben, Mauritz“, sagte Carla.

      „Heißt es dann, dass du nicht bereit bist, die Affäre zu beenden? Rede Klartext!“, forderte Mauritz.

      „Du sprichst davon, eine Affäre zu beenden? Gibt es sie wirklich? Wenn es eine Affäre wäre, würde ich das vielleicht für dich tun. Wenn es eine Beziehung wäre, würde ich vielleicht aus Liebe zu dir stoppen, weil ich dich liebe. Wenn es eine Liebe wäre, vielleicht würde ich davor flüchten, weil sie mir unheimlich wäre und mir Angst machen würde. Aber es ist nichts von all dem. Es ist viel subtiler. Das ist mehr wie eine Verbindung, wie zwischen Gott und uns. Gott zeigt dir den Weg, Gott weiß deine geheimsten Geheimnisse, Gott macht dich glücklich, Gott macht dich frei, die Gedanken an ihn entfalten dich und lösen deine Sorgen auf. Gott nimmt dir die Angst weg, Gott gibt dir den Orgasmus, die Lust. Gott ist mit dir, Gott ist in dir. Gott ist bei dir. Kannst du so eine Verbindung benennen? Kannst du diese Verbindung beenden, ohne in eine Krise zu fallen? Ich bin wie besessen und es tut mir so gut. Bitte Mauritz, wenn du mich wirklich liebst, verlange nicht mehr, dass ich Johnny nicht mehr sehe. Verlange nicht, dass ich auf das verzichte, was mir so guttut. Ist das nicht auch der Sinn des Lebens, glücklich und erfüllt zu sein? Ist das nicht auch ein Liebesbeweis, wenn es deiner Freundin gutgeht und sie glücklich ist? Was hast du dagegen, dass ich es bin? Du liebst mich doch? Warum tut es dir so weh, mich glücklich zu sehen? Ist es, weil ich es auch ohne dich bin? Muss es immer um dich gehen?“

      Sie machte eine Pause, drehte sich zu Mauritz um und redete sanft, voller Liebe und mit Tränen in den Augen weiter: „Liebling, bitte verlange nicht mehr, dass ich seine rosa Hände nicht mehr auf meinem Körper spüre, seinem wertschätzenden Blick entgehe. Das ist zu viel verlangt. Ich kann es nicht. Meine Kräfte reichen nicht dafür. Er hat mich erneut entjungfert, aber diesmal ging die Entjungferung viel weiter, als eine Vagina zu öffnen. Er hat mich ganz entjungfert.“

      Mauritz wurde seltsamerweise immer ruhiger, man merkte, wie es noch in seinem Inneren kochte, aber nichts kam mehr nach außen.

      „Dann bleibe doch bei ihm. Ich will all das nicht mehr hören. Bleibe bei ihm, aber dann will ich dich nicht mehr“, sagte er.

      „Es tut mir sehr leid, Mauritz. Bitte habe ein bisschen Geduld mit mir. Ich weiß, Mauritz, ich weiß es auch, dass es wieder vorbei gehen wird. Ich weiß gar nicht, was in einer Woche passiert. Dann sind wir wieder in Bamenda allein ohne ihn. Weit weg von ihm und wir hätten beide gewonnen. Wir beide würden davon profitieren. Bitte nur ein bisschen Geduld.“

      Mauritz schüttelte ablehnend den Kopf.

      „Ich weiß nicht, ob ich dir noch vertrauen werde. Weißt du, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er dich als schwarzer Mann beeindruckt hat und nicht nur als Mann. Das hat nichts mit Rassismus zu tun. Das ist normal, denke ich. Ich bin halt weiß und er schwarz. Da kann man auch nicht so tun, als ob wir diesen Unterschied nicht sehen. Übersehen kann man das nicht. Ich werde immer das Gefühl haben, es fehlt dir das schwarze Feeling, der schwarze Penis, der schwarze Mann. Kannst du dich auch ohne ihn sexuell wirklich wohlfühlen, wenn ich sehe, was du hier darüber gesagt hast? Kannst du es? Kann man das wirklich so einfach voneinander trennen, abstellen, Liebe und Sex und Sehnsucht? Oder ist es nicht nur Feigheit, um dem anderen nicht wehzutun, zu behaupten - Ich liebe dich und mit ihm ist es nur Sex, das hat nichts mit dir zu tun und so weiter - Du siehst doch, wie der Sex einen Menschen total verändern und den anderen völlig traurig und kaputt machen kann. Kann man so tun, als ob das alles normal ist? Was erwartest du von mir, Carla? Was erwartest du bloß von mir? Dass ich hier ruhig schlafe und weiß, dass Johnny dich in den siebten Himmel bringt? Dass er mit dir Sachen tut, die ich nicht tun darf und nicht tun kann? Dass er wie Gott zu dir steht? Du sagst, ich soll warten und geduldig sein. Ist das nicht zu viel verlangt? Werde ich danach überhaupt fähig sein, dich zu verwöhnen, ohne ihn im Hinterkopf zu haben? Wirst du dich voll auf mich einlassen können, ohne ihn im Hinterkopf zu haben? Wäre das nicht schon Betrug genug? Ist die Messlatte nicht vielleicht schon zu hoch für mich? Ja, ich verliere dich vielleicht, wenn ich es nicht kann, nicht aufhören kann, zu fordern, dass du ihn nicht mehr triffst, ich verliere dich, wenn ich nicht geduldig bin, aber ich verliere mich ganz bestimmt, wenn ich mitmache. Was willst du? ‚Weiße Liebe, schwarzen Sex?‘ Oh, du liebst mich und die Liebe ist doch alles. Darauf sollte ich stolz sein? Das willst du von mir, oder? Sollte ich mich freuen, dass du mich liebst, aber mit Johnny den wunderbaren Sex genießt? Wird nicht doch der schwarze Sex die Macht über die weiße Liebe übernehmen? Du weißt, wie du selbst erzählt hast, von der Macht und dem Einfluss der Sehnsucht und der Abhängigkeit davon. Welche Sicherheit habe ich, dass diese Sehnsucht nach dem schwarzen Körper danach endgültig verschwunden ist? Kannst du es versprechen? Sicher wirst du es versprechen, um mich zu beruhigen, aber kann ein Alkoholiker versprechen, dass er nie mehr einen Tropfen Alkohol zu sich nehmen wird? Kann er das ohne eine tiefgreifende Therapie? Und du, warum solltest du etwas therapieren, was dir so gutgetan hat? Alles aufgeben, was dich glücklich macht? Ist es überhaupt möglich, darauf zu verzichten?“, schimpfte Mauritz, der aufgehört hatte zu weinen und wieder mutiger wurde.

      Dann war auf einmal alles still.

      Nach fast zehn Minuten Schweigen sagte Carla: „Vielleicht kann man beides haben, ohne auf das eine zu verzichten. Gute Nacht, Mauritz.“

      SO FING ALLES AN – Douala, Kamerun, Anfang des Sommers 2005

      „Hey Rita, ich habe gerade etwas sehr Interessantes im Internet gelesen.“

      Rita tat so, als ob sie nichts gehört hätte.

      Sie hatte es satt, von diesen Ankündigungen von Johnny Walker zu hören, die sich doch immer in Luft aufgelöst hatten. Dazu hatte sie noch einen weiteren Grund, heute richtig sauer auf ihn zu sein.

      „Hast du mich gehört, Rita?“, fragte Johnny.

      „Dich hören? Bezahlt dein Internet etwa die Wasserrechnung, die Stromrechnung? Das Essen für die Kinder, Evarist?“, antwortete Rita.

      Johnny wusste genau, wenn Rita ihn „Evarist“ nannte, musste sie sehr sauer sein.

      Johnny Walker war auch nicht sein richtiger Name. Sein richtiger Name war Mendo choup ke joug Evarist Dieu ne dort. Wegen seiner ausgeprägten Vorliebe zum Whisky, hatten sich seine Freunde als Spitznamen die Whiskymarke Johnny Walker, abgekürzt J.W., ausgedacht. Manche nannten ihn einfach


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