4 Shades of Black and White: schwarze Liebe, schwarzer Sex, weiße Passion – tausend Wege raus aus Afrika. Nana Goulap Malone
wo er mit Glück eine Affäre treffen könnte. Das waren ca. 5-8 km, zu Fuß in dieser glühenden Hitze.
Als er die Terrasse des Internetcafés verlassen wollte, um sich auf den Weg nach Bonanjo zu machen, klingelte sein Handy. Vor Freude schrie er: „Gott vergisst seine Kinder nicht. Das muss eine dieser verheirateten Frauen sein.“
Mit breitem Grinsen versuchte er hektisch das Handy aus seiner Jeanstasche rauszuholen und wie so oft, schaffte er es nicht schnell genug. Um dem Anrufer zu signalisieren, dass er da war, und um ihn somit festzuhalten oder zu animieren noch einmal anzurufen, versuchte er noch in der Tasche die grüne Abnehm-Taste zu drücken. In diesem Moment war alles wieder still. Er fluchte laut vor sich hin und war so sauer, weil er ganz sicher eine Gelegenheit verpasst hatte und nun musste er doch zu Fuß laufen, ohne sicher zu sein, dass er eine Frau treffen würde.
Der Wadjo, der hinter Johnny alles mitbekommen hatte, machte sich lustig über ihn: „Johnny Waka, das ist das Leben, Gott vergisst seine Kinder nicht, ha ha ha.“
Johnny ignorierte ihn und schaute auf sein Handy, um zu sehen, wer da überhaupt angerufen hatte. Sein Puls ging hoch und er bekreuzigte sich.
„Was ist denn, J.W.?“, fragte Wadjo.
Johnny drehte sich ganz fröhlich zu ihm um und sagte nur: „Das stimmt, Gott vergisst seine Kinder wirklich nicht.“ Gut gelaunt machte er sich auf den Weg nach Bonanjo.
Unterwegs dachte er nach, was er getan hätte, wenn er doch das Telefonat angenommen hätte? Nicole war die letzte Person, die er in dieser Situation sehen wollte. Er war doch irgendwie wirklich ein Kind Gottes, sagt er sich. Er war sehr froh darüber, dass er das Handy doch nicht so schnell aus der Hosentasche geholt hatte. Heute gab es keine Nicole. Es hieß: zuerst Geld suchen, die Rechnung bezahlen, Rita etwas Schönes mitbringen und sich wieder versöhnen.
Rita war eigentlich eine ganz liebe Frau, geduldig, mütterlich, hatte aber eine sehr starke Persönlichkeit. Die Männer waren immer unsicher in ihrer Nähe. Aber sie tat Johnny Walker so gut und trotz allem stand sie immer zu ihm.
Johnny Walker wechselte die Straßenseite, um dort zu laufen, wo es wegen der Bäume ein bisschen Schatten gab. Er war schon total nass geschwitzt und durch das Hemd, das an seiner Brust klebte, konnte man einen super Körper erahnen. J.W. liebte es, seinen Körper zu pflegen und trieb regelmäßig Sport. Er wusste genau, dass dieser Körper sein Kapital war. Ein Kapital, das er sehr gut anlegen musste, um nur von den Zinsen dafür zu leben. Genau das hatte er heute im Internet noch besser begriffen. Schade, dass Rita nicht hören wollte.
Plötzlich raste ein Mototaxi direkt vor ihn, ohne zu hupen und mit drei Fahrgästen darauf. Johnny Walker schaffte es gerade noch so, dem Moto auszuweichen und fiel auf den sandigen Boden. Nun war er richtig schmutzig. Das weiße Hemd war nun voller roter Flecken. Seine Jeanshose war zwischen den Beinen aufgerissen. „Das hat mir gerade noch gefehlt“, schimpfte er lautstark.
Der Motofahrer bremste gar nicht, er schleuderte mehrmals nach links und nach rechts und schaffte gerade noch die Kurve, als ein voll beladener Bus von der Ecke kam. Er hörte nur ein Echo des Motofahrers, der so was gesagt haben musste wie: „Du Arschloch, willst du mich verkaufen? Geh und hol andere Leute, nicht mich, Dummkopf!“ ‚Jemanden verkaufen‘ hieß in Kamerun, jemanden als Opfer hingeben, um reich oder mächtig zu sein.Die ganze Szene war verrückt. Der Motofahrer hatte Schuld, riskierte sein Leben und die seiner Mitfahrer und schimpfte sogar noch dazu. Überhaupt keine Selbstkritik. Das Moto war schon weg. „Typisch Kamerun“, sagte Johnny. „Was kostet denn ein Menschenleben hier? Sie fahren so, als ob sie nie sterben könnten.“
Er stand wieder auf, schaute, wie er aussah und, typisch Johnny Walker, lachte schon wieder. Er hatte einen Plan, was er erzählen würde, wenn die Frauen ihn in so einem bemitleidenswerten Outfit sehen würden. Was für andere Menschen negative Situationen waren, aus denen konnte Johnny Walker Gold extrahieren.
Mit seiner ganzen Würde ging er seinen Weg weiter. Kurz vor der Ankunft in der Straße, in der die In-Kneipen und Bars waren, klingelte noch einmal sein Telefon. Er zögerte und überlegte kurz, wer das sein könnte. Nicole hoffentlich nicht. Er würde bei ihr sowieso nicht rangehen. „Diese Nicole nervt mich schon langsam“, sagte er, aber er wusste, dass er selbst schuld war, dass es so gekommen war.
Er konnte nicht von Nicole und von ihrem schönen und sinnlichen Körper lassen (nur an sie zu denken, gab ihm schon eine unglaublich starke Erektion).
Das Problem aber war, dass er sich Nicole als wohlhabende, aus New York kommende Persönlichkeit vorgestellt hatte. Er hatte sich als Johnny fuck me Walker präsentiert. Es klang total amerikanisch. Er wäre hier nur zum Urlaub und wolle einige Immobilien kaufen.
Nun dachte Nicole, sie hätte das große Los gezogen. „Er ist nicht nur mein Mr. Europavisum und ein wohlhabender Mann, nein, er ist dazu noch ein Afrikaner, ein Kameruner. Ja, so einen Mann darf man und kann man nur lieben“, erzählte sie überall. Ihr Glück sei perfekt. Das meinte sie. Doch sie erwartete ein böses Erwachen. (Die ganze dramatische Geschichte wird in einem anderen Buch „Filou“ ausführlich dargelegt.)
Die Person, die anrief, wollte nicht so schnell aufgeben. Nach mehrmaligen Versuchen entschied er sich doch nachzuschauen, wer ihn da anrief. Sein Herz schlug schneller, ein großes Lachen hellte sein Gesicht auf.
„Hallo, ma chérie, mon amour de tous les jours?“, hörte er sich sagen.
„Où es tu?“
„Je t’aime à mourir sans toi que deviendrai ma vie? Par ce que je pensais à toi sans arrêt, que je me suis mis en route en espérant te voir à Dubaï. … c’est vrai je te dis, mon miel, et en passant le route avec ton image qui m’a fait perdre la tête oubliant que j’étais en route, une moto m’a cogné. Viens vite je suis assis au bord de la route et te pleure pour toi. Pourquoi souffrir ainsi seulement pour l´amour, dis mois, pourquoi souffrir ainsi seulement pour toi?“
Übersetzt bedeutete es: „Hallo mein Schatz, meine Geliebte in allen Zeiten…“, „Wo bist du denn?“, „Ich liebe dich zum Sterben, was wäre mein Leben ohne dich? Weil ich so an dich gedacht habe und dich unbedingt sehen wollte, habe ich mich wie in Trance auf den Weg gemacht mit der Hoffnung, dich in der Bar Dubai zu sehen. … das ist wahr, meine Süße, ich war so bei dir in Gedanken, dass ich vergesse habe, dass ich mich auf einer Straße befinde. So hat mich ein Motofahrer umgestoßen. Komm schnell. Ich sitze hier einfach auf dem Boden und kann nicht mehr, bis du kommst. Warum muss ich so leiden? Wegen der Liebe für dich soll ich so leiden?“
Seine Gestik und seine Mimik entsprachen dem, was er sagte. Zum Beispiel, als er sagte, er säße auf dem Boden, machte er das auch und setzte sich auf den Boden.
Wie gesagt, Johnny Walker war ein Meister im Planen, auch in Situationen, in denen viele schon die Nerven verloren hätten. Sein Plan würde bald aufgehen. Er wusste genau, dass Amina sehr schnell zu ihm eilen würde. Die Worte hatten ihre Wirkung gezeigt. Da war er sich sicher.
Es ist nicht so, dass es den kamerunischen Frauen nicht bewusst wäre, dass diese schönen Worte, diese Liebespoesien, nur Spielchen waren. Sie wussten das und sie liebten es. Sie machten das gleiche auch. In dem Moment genoss man einfach die Worte, man freute sich, dass man etwas Besonderes war, dass man angehimmelt wurde. Dieses Gefühl machte Spaß, lockerte die Atmosphäre und machte gute Laune. Man wollte ein paar Stunden zusammen verbringen und es schön haben. Man machte dem anderen schöne Komplimente und genoss dieses Theater sehr gern, besonders zwischen Geliebten. Schmeichelei gehörte einfach dazu. „Man lebt nur einmal“, sagten die Afrikaner.
Es war auch tatsächlich so, dass die Afrikaner doch sehr zurückhaltend wurden mit Worten, wenn es wirklich um die wahre Liebe ging. Johnny würde niemals so reden, wenn Amina seine richtige Frau oder feste Freundin wäre. Man musste deswegen aufpassen, wenn jemand mit seiner Liebespoesie anfing. Daran konnte man oft sehen, dass man für diese Person nur ein Spaß war, deswegen durfte man niemals den Kopf verlieren.
Amina war auch sehr schnell bei ihm. Sie war eine attraktive Frau, Mitte – Ende 40, verheiratet mit einem Wohlhabenden in der Stadt und Mutter von vier Kindern. Sie musste J.W. schnell