Little Pearl. Madlen Schaffhauser

Little Pearl - Madlen Schaffhauser


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ich möchte nicht, dass ich so fühle.«

      »Wie fühlst du denn?«

      »Er ist interessant«, antworte ich ausweichend.

      »So, so, interessant.«

      »Guck nicht so, als wäre es falsch, jemanden attraktiv zu finden.«

      »Mach ich nicht. Ich bin nur überrascht. Und wenn hier jemand irgendwie guckt, dann du.«

      »Wie denn?«

      »Verliebt?«

      Ich verdrehe die Augen. »Du hast sie doch nicht mehr alle.«

      »Ach ja? Du bist verliebt, ich lese es in deinen Augen.«

      »In meinen Augen liest du gar nichts, außer vielleicht, dass du einen Knall hast.«

      »Findest du?«

      »Auf jeden Fall.«

      »Deine Augen leuchten, seit du seinen Namen erwähnt hast. Jetzt rück mal mit der Wahrheit raus.«

      Ich schlucke, will die Worte nicht aussprechen, denn wenn sie einmal gesagt worden sind, kann ich sie nicht mehr zurücknehmen. Nur ist meine Zunge schneller als mein Verstand. »Ich glaube, ich habe mich verguckt.«

      »Na endlich.« Emily sieht mich mit einem frechen Grinsen an. »Wer ist jetzt verrückt?«

      »Ich.«

      »Da gebe ich dir ausnahmsweise recht. Ich könnte dir eins auf die Birne geben. Vielleicht funktioniert dann dein Hirn wieder.«

      »Ja, das könnte klappen.«

      Emily wird plötzlich nachdenklich. »Okay, lassen wir mal die Frotzeleien. Erzähl.«

      Ich betrachte mein Getränk. Das Kondenswasser an der Flasche läuft in feinen Rinnsalen langsam nach unten. »Er hat etwas an sich, das mich berührt.« Ich seufze. »Ich kann es nicht erklären. Voll behämmert, nicht wahr?«

      Sie lacht, wird aber gleich wieder ernst. »Jetzt mal ehrlich, hast du vergessen, was man alles über ihn sagt?«

      Selten, sehr selten werde ich auf meine Freundin wütend. Jetzt ist einer dieser wenigen Momente. »Seit wann hörst du auf Gerüchte?«

      »Tu ich nicht, aber ...«

      »Was aber? Ich versteh dich nicht. Wir sind doch beide keine die vorschnell beurteilen. Wir kennen ihn nicht. Also, was gibt uns das Recht, ihn in eine Schublade zu stecken, in die er wahrscheinlich gar nicht hineingehört?«, frage ich aufgebracht.

      Erst als ich mich im Lokal umsehe, bemerke ich die ungewöhnliche Stille, und dass alle in unsere Richtung starren. Nach und nach nehmen sie ihre Gespräche wieder auf.

      »Du brauchst dich nicht so aufzuregen, ich habe verstanden.« Emily nimmt einen weiteren Schluck von ihrer Coke. »Du hast recht, man sollte niemanden nach irgendwelchem Gerede beurteilen. Es ist nur so ...«, sie befeuchtet ihre Lippen mit der Zunge, »er macht mir irgendwie Angst.«

      Ich atme laut aus und verziehe dabei mein Gesicht. »Glaub mir, mir auch. Nicht, weil ich denke, er könnte gewalttätig sein, sondern vor dem was sich hinter seiner harten Schale verbirgt.«

      Emily sieht mich etwas skeptisch an. »Du meinst, er spielt nur den Bad Boy?«

      »Vielleicht nicht bei allem«, gebe ich meine Zweifel zu. In Gerüchten steckt immer ein Funke Wahrheit. »Dennoch bin ich überzeugt, dass es ihm mehr darum geht, mit seiner unnahbaren Art die Leute von sich fernzuhalten. Wieso sollte Mr. Moore ihm sonst die Garage vermieten? Wieso hat er mir heute geholfen den Schrank auszuräumen, obwohl er ganz eindeutig keine Lust dazu hatte?«

      Emily legt ihre Arme auf den Tisch und rutscht nach vorn, bis sie mir ziemlich nah ist. »Was haben deine Eltern gesagt, dass Dylan bei dir war? Oder Evan? Oder Kyle?«, bringt sie zwei meiner aufbrausenden Brüder ins Spiel.

      Ich ziehe die Schultern hoch und lasse sie gleich wieder sinken. »Sie wissen es nicht.«

      »Dass er bei dir war oder dass du ihn beauftragt hast?«

      »Beides«, gebe ich zu.

      »Uiuiui«, meint sie händeschüttelnd, als hätte sie sich verbrannt. »Da ist Ärger vorprogrammiert.«

      »Sie brauchen es ja nicht zu erfahren. Insbesondere meine Brüder.« Ich zeige mit dem Finger auf sie. »Sei also ganz still. Wenn sie dich fragen, du weißt von nichts.« Mit einem imaginären Schlüssel verschließe ich meinen Mund. »Okay?«

      Em bewegt den Kopf hin und her. »Das wird nicht klappen. Spätestens dann, wenn deine Mutter bemerkt, dass der Schrank nicht mehr an seinem Platz steht, wird alles auffliegen.«

      »Das wird schon«, tue ich locker und setze ein Lächeln auf.

      Emily lächelt mit, dabei zieht sie ihre Stirn kraus. »Hoffen wir’s.«

      »Da kommt euer Essen.« Leyla trägt in jeder Hand einen Teller mit extragroßen Burgern und Pommes. »Für die Dame in grünweißer Tunika ein Fischburger.« Der erste Teller stellt sie vor Emily. »Und der Cheesburger mit viel Zwiebeln für die bezaubernde Dame in Schwarz.«

      »Charmant wie immer«, entgegne ich schmunzelnd.

      Kaum steht der Burger vor mir, merke ich, was für einen Hunger ich habe.

      »Könntest du mir nochmals eine Cola bringen?« Emily streckt Leyla ihr leeres Glas hin.

      »Aber sicher. Lasst es euch schmecken.«

      »Danke«, brumme ich, weil ich bereits den Mund voll habe.

      »Du machst dich ja über den Burger her, als wärst du auf Entzug«, zieht mich meine Busenfreundin auf.

      »Lass mich essen, ich bin am Verhungern«, sage ich, ehe ich abermals in den Burger beiße. »Fantastisch«, stöhne ich.

      Ihr Blick gleitet über mein Gesicht, dann verziehen sich ihre Mundwinkel zu einem frechen Grinsen.

      »Was?«

      »Ich glaube eher, du hast nach etwas ganz anderem Appetit? Dunkle Haare ...«

      »Du ...« Ich schmeiße meine Serviette, an der etwas Käse klebt, nach ihr.

      Emily duckt sich gerade noch rechtzeitig zur Seite. »Dunkle oder helle Augen?«

      Ich rolle genervt die Augen, kann mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

      »Da komme ich ja genau richtig. Ihr scheint es ja extrem lustig zu haben.« Pru schlüpft auf die Bank neben Emily und greift nach den Pommes. »Erzählt, was habe ich verpasst?« Sie streicht eine Strähne ihrer schwarzen Haare hinters Ohr, ehe sie abermals eine Fritte stibitzt.

      »Cee hat sich verliebt.«

      »Stimmt gar nicht«, sage ich, obwohl ich etwas in der Art eben noch zugegeben habe.

      Emilys Augenbrauen sind nach oben gebogen. Ihr Blick heißt so viel wie: »Wem willst du jetzt noch was vormachen?«

      »Wer ist es?«, möchte Pru sofort wissen.

      Ich sehe zu Emily. Kaum merklich schüttle ich den Kopf und bitte sie stumm, das mit Dylan für sich zu behalten.

      »Sawyer«, schießt es schon aus Emily heraus.

      »Mann, Em«, seufze ich.

      »Was?!« Prus blaue Augen werden riesengroß. »Sawyer? Der Sawyer? Der unnahbare, geheimnisvolle Sawyer?«

      »Es ist ...«, setze ich an.

      »Genau der«, unterbricht mich Emily und zwinkert mir zu, als sie Pru antwortet.

      »Wie das?«, fragt Pru mit einer Pommes im Mund.

      »Wie was?« Ich verdrücke den letzten Biss von meinem Burger.

      »Wie kommt es, dass du dich in einen Kerl verliebst, der niemand an sich heranlässt? Der mit niemandem redet oder sich um andere schert? Er ist ein heißer


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