Harry in love. Christina Masch
äußern!“
„Warum sollte ich, schließlich stehen Sie doch noch immer nur herum, statt eventuell so viel Anstand zu haben und mir zu helfen!“, schleuderte sie ihm erneut ihre Schimpftirade entgegen.
„Sie scheinen nicht zu wissen, wen Sie vor sich haben!“, konterte nun auch Harry gereizt.
Kurz vor einer Explosion stehend, erhob sich die Frau vom Boden und schmetterte Harry erneut sarkastisch ihre Worte entgegen: „Und wenn Sie der Englische Prinz höchstpersönlich wären, wäre es mir …“ Entsetzt hielt sie in ihren Worten inne.
„Ja, was wäre es Ihnen???“, fragte Harry provozierend.
Die junge Frau starrte entsetzt, mit großen Augen und offenem Mund die Königliche Hoheit an. Erwartungsvoll sah Harry ihr ins Gesicht und grinste dabei selbstgefällig. Daraufhin drehte sich das Mädchen abrupt auf dem Absatz um und rannte die Straße hinunter. Harry stand da und schaute ihr mit gemischten Gefühlen hinterher. Fragend sah sein Bodyguard ihn an. „Soll ich eine Überwachung der flüchtigen Person veranlassen?“ Harry schaute überrascht zu seinem Wachhündchen. Doch plötzlich grinste er verschmitzt und nickte.
Während sein Befehl ausgeführt wurde, betrat Harry nun in aller Ruhe den Spielzeugladen. Da es eh schon nach vier war, konnte er sich jetzt auch Zeit lassen. Und er hatte Glück! In dem Spielzeugladen bekam er das, was sein Herz begehrte: Ein wunderschönes, aus Eiche geschnitztes Schaukelpferd. Aber nicht solch ein steifes, plattes, wie er es früher einmal hatte. Nein, es sah mit seinem schwarzen Fellüberzug sogar aus wie ein echtes Pferd. Dazu passend hatte es einen knallroten Ledersattel und rotes Lederzaumzeug. Harry lächelte, als er den Laden verließ. Er konnte sich seine Nichte schon bildhaft darauf sitzend vorstellen.
Als er zum Auto hinüberlief, blendete ihn auf einmal ein greller Lichtstrahl, der jedoch von unten herkam. Sein Blick fand auf dem Bürgersteig einen runden Holzsockel, auf dem eine silberne Plakette befestigt war. Er hob ihn auf und las die darauf eingravierten Worte: Möge der kleine weiße Schwan meine Enkelin stets treu begleiten. Egal, wohin der Weg sie führt! In Erinnerung, Nanni. Ganz automatisch ließ Harry seinen Blick erneut über das Gehwegpflaster schweifen. Um ihn herum lagen mehrere kleine Glas- und Keramiksplitter und eine Walze mit mehreren Vertiefungen und Erhöhungen aus Metall. Zu seinen Füßen befand sich eine zerbrochene Spieluhr. Harry ahnte, wem diese Spieluhr gehört hatte: Zwei faszinierend dunkelgrün funkelnde Augen, die ihm nicht wieder aus dem Kopf gehen sollten. Wehmütig hob er die Musiktrommel auf und steckte sie neben den Holzsockel in seine Jackentasche.
Kapitel 1
Seit einer geschlagenen Woche hatte Isabel das Gefühl, dass sie verfolgt wurde. Egal, wo sie auch hinging, der schwarze Mercedes mit dem amtlichen Kennzeichen BY–47 FGH war auch dort. Erst dachte sie, sie bilde es sich nur ein. Doch heute Morgen gab es keinen Zweifel mehr daran. Denn seit gestern Abend, als sie nach Hause gekommen war, konnte sie den Mann in dem Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite von ihrem Schlafzimmerfenster aus gut beobachten. Er hatte nicht einmal in der ganzen Nacht das Fahrzeug verlassen und sein Blick war stets auf ihre Tür gerichtet. Isabel wurde wütend, denn sie vermutete, wer der Auftraggeber war. Prompt konfrontierte sie ihren Beobachter mit ihrer Erkenntnis: „Sagen Sie mal, sind Sie es nicht langsam leid, mir überallhin zu folgen? Sie können Ihrem Boss mitteilen, dass er Sie wieder abziehen kann. Sie wissen ja nun, wo ich wohne und wo ich arbeite. Also verschwinden Sie endlich! Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Das, was ich gesagt habe, habe ich auch so gemeint!“ Dann machte Isabel auf dem Absatz kehrt; drehte sich aber sogleich noch einmal kurz um und sagte: „Ach übrigens, ich gehe jetzt zur Arbeit …“ Irritiert sah sie der Wachposten an, doch er sagte nichts.
Als sie zurück zum Haus lief, konnte sie sehen, wie der Mann den Wagen startete und fortfuhr. Mit einem selbstgefälligen Lächeln machte sich Isabel auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle. Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Denn kaum bog sie auf dem Heimweg in die Straße zu ihrer Wohnung ein, konnte sie schon von weitem den schwarzen Mercedes stehen sehen. All ihre verflogene Wut kam sofort wieder zurück und mit großen, harten Schritten ging sie schnurstracks auf das Auto zu. „Entweder haben Sie oder Ihr Chef etwas an den Ohren; das grenzt ja schon fast an Nötigung! Machen Sie, dass Sie wegkommen oder ich rufe die Polizei!“, schrie Isabel den jungen Mann am Steuer an. Doch er verzog noch nicht einmal eine Miene. Stattdessen hob er nur fragend eine Augenbraue und sah Isabel ungläubig ins Gesicht.
Leicht irritiert erwiderte sie sein fragendes Gesicht.
„Glauben Sie wirklich, die Polizei würde etwas dagegen unternehmen, dass ich hier stehe?“, richtete der Wachposten ruhig und offen seine Worte an Isabel. Entsetzt starrte sie ihn an. „Es tut mir leid, aber ich tue auch nur meinen Job und befolge die mir aufgetragenen Befehle.“
Isabel schloss die Augen und seufzte tief. „Na schön, Sie scheinen wirklich der falsche Ansprechpartner für mich zu sein. Dann, bitte, fahren Sie mich zu Ihrem Auftraggeber!“, sagte Isabel bestimmend und setzte sich spontan in das Auto hinter den Fahrer.
Überrascht drehte er sich zu ihr um. „Was, jetzt?!“
„Nein, morgen; sofort natürlich!“, schrie Isabel den armen Mann erneut an. Verunsichert startete er den Wagen.
Am Buckingham Palast angekommen, bat der junge Mann Isabel, so lange im Auto zu warten, bis man sie holen komme würde. Und noch ehe sie dem widersprechen konnte, machte sich der Herr schleunigst auf den Weg zum Prinzen.
Nach geschlagenen zehn Minuten wurde Isabel von einem Bediensteten in einen Raum geführt. Doch auch dort wurde sie noch eine ganze Weile sich selbst überlassen. Sie hatte somit genug Zeit, sich in dem Raum umzusehen: Zu ihrer Rechten befand sich an der Wand der Eingangstür ein Kamin. An der rechten Wand ging dann eine zweite schmale Tür ab. Isabel nahm an, dass sie zu einem Nebenzimmer führte. Geradeaus, ihr gegenüber, stand ein großer, schwerer, mahagonifarbener Schreibtisch, auf dem sich neben verschiedenen Schreibutensilien auch ein Computer befand. Vor dem Tisch standen zwei breite schwarze Ledersessel und linkerhand im Zimmer gab es drei große Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten. Vor der Fensterfront gab es eine kleine Sitzecke, an der gut sechs Personen für eine Besprechung Platz hatten. Als Isabel diese Fakten bewusstwurden, dachte sie, sie sei in das Arbeitszimmer der Queen geführt worden. Prompt verflog ihre Wut und dafür traten Panik und Angst an deren Stelle. Was sollte sie sagen, wenn die Queen plötzlich ihr gegenüberstand und zu wissen wünschte, was sie von Prinz Harry wollte??? Unsicher sah sich Isabel um. Sollte sie, solange sie noch Zeit dafür hatte, wieder verschwinden?
Kaum reifte dieser Gedanke zu einer Tat heran, rannte sie auch schon Prinz Harry direkt in die Arme. Irritiert wich sie vor ihm zurück und blieb erst stehen, als ihr einer der Sessel den weiteren Fluchtweg versperrte. Verängstigt sah Isabel Prinz Harry an. Doch er war weder wütend noch überrascht. Gelassen schloss er die Türen hinter sich und lehnte sich dagegen. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, wartete er geduldig, bis Isabel ihren ersten Schrecken verdaut hatte.
„Sie wollten mich sprechen?“, waren daraufhin seine ersten, ruhigen Worte. Doch statt einer Antwort starrte sie ihn noch immer ungläubig an. „Miss Canningham? So war doch Ihr Name, wenn ich mich recht entsinne?“, wandte Harry weiter seine Worte an Isabel. Doch noch immer erfolgte keinerlei Reaktion von ihr. Langsam schritt Harry durch den Raum und begab sich hinter seinen Schreibtisch. „Wollen wir uns nicht setzen?“, fragte er und tat es dann einfach. Isabel schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, ehe sie sich zaghaft in den rechten Sessel ihm gegenüber setzte.
„Nun, Miss Canningham, was kann ich für Sie tun?“, fragte Harry, sich keiner Schuld bewusst, und schon entfachte er damit erneut die angestaute Wut in Isabel. Prompt sprang sie wieder auf.
„Sie verlogenes Scheusal, Sie wissen ganz genau, warum ich hier bin! Sie lassen mich doch seit einer Woche beschatten; finden Sie das lustig? Ich nicht! Also unterlassen Sie das, sonst werde ich Anzeige gegen Sie erstatten!“, schrie es sofort aus Isabel heraus.
Harry stützte derweil seine Ellenbogen auf die Stuhllehnen und verschränkte die Hände. „Miss Canningham. Bitte verzeihen Sie, dass mein Beobachter sich so unschicklich verhalten und somit