Harry in love. Christina Masch

Harry in love - Christina Masch


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zurückzufliegen, bin ich schlicht und ergreifend einfach dageblieben. Meine Großmutter, mein Dad sowie auch William und Jane waren mehr als auf hundertachtzig! Aber um der Presse nicht ein neues, gefundenes Fressen zu liefern und damit auch meine Identität im Kunduz nicht zu verraten, hielten sie darüber Stillschweigen.“

      „Jane sagte mir, dass Du sogar sechs Wochen wegbleiben wolltest, statt nur drei?!“, erwähnte Isabel.

      „Jane ist wirklich ein olles Plappermaul …“, grummelte Harry. „Schlimm nur, dass sie mir gegenüber schweigsamer ist als Dir gegenüber!“ Isabel musste unweigerlich grinsen. Harry schmunzelte ebenfalls. „Ja, Jane hat Recht: Ich wäre dort gerne noch weitere drei Wochen geblieben. Nicht nur, dass ich abgelenkt wurde und eine Aufgabe hatte. Ich konnte mich auch sammeln und wieder klar denken; da wusste ich natürlich noch nicht, was ich heute verpasst hätte, wenn ich länger fortgeblieben wäre …“ Isabel hielt prompt den Atem an. „Aber ich hatte die Rechnung ohne Charles gemacht. Er holte mich nach drei Wochen höchstpersönlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ab. Das Donnerwetter, das daraufhin hier zu Hause folgte, war gewaltig!“ Isabel atmete erleichtert wieder aus und legte Harry ihre rechte Hand auf seine Wange, welche er sofort mit seiner linken umschloss und zu Ende sprach: „Anschließend stand und stehe ich noch immer unter der Fuchtel meiner Großmutter. Warum sie mir ausgerechnet heute Ausgang gewährte, weiß ich selber nicht so genau?! Aber ich sollte ihr, wie auch meinem Dad, noch einmal nachträglich dafür danken. Denn so habe ich die Gelegenheit bekommen, wieder mit Dir zusammenzukommen … Wäre ich nämlich länger fortgeblieben, hätte ich es bitterlich bereut und ich möchte lieber erst gar nicht daran denken!!!“, gestand Harry und sah Isabel tief in die Augen.

      „Und ich möchte zudem Gott dafür danken, dass Du heute in der Disco warst“, flüsterte Isabel und kuschelte sich prompt an ihren Freund, der sie nur zu gerne in seinen Armen willkommen hieß und sich mit ihr wieder nach hinten fallen ließ.

      „Es war wohl tatsächlich eine himmlische Fügung …“, stellte Harry in den Raum und hauchte Isabel zärtlich einen Kuss auf die Stirn. Anschließend küsste er sie auf die Nasenspitze, ehe seine Lippen ihre fanden. Sofort legte Isabel ihre Arme um seinen Hals und zog ihn näher an sich heran. Nach einem kurzen Moment der Sinnlichkeit beendete Harry jedoch das liebliche Werben wieder, indem er Isabels Hände aus seinem Nacken löste. Verwirrt schaute Isabel zu Harry auf. „Es wird Zeit, dass Du etwas Schlaf kriegst und ich sollte jetzt auch nach Hause fahren; bevor Elisabeth eine Vermisstenanzeige aufgibt“, erklärte Harry ruhig.

      „Bitte bleib, geh nicht!“, bat Isabel und eine leichte Panik machte sich in ihr breit und Tränen wollten ihr in die Augen steigen.

      Harry nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste ihr zärtlich auf beide Schläfen. „Pssst! Ganz ruhig: Ich werde jetzt nicht sofort aufspringen und verschwinden. Ich bleibe noch so lange, bis Du eingeschlafen bist; ist das ein Kompromiss?“ Isabel biss sich auf die Unterlippe. Harry musste unweigerlich schmunzeln. „Ich weiß, dass Du es schöner fändest, wenn ich die ganze Nacht bei Dir bleiben würde und ich auch noch hier wäre, wenn Du wieder erwachst. Mir geht es im Grunde ja nicht anders. Aber leider müssen wir dies auf einen anderen Tag verlegen.“

      „Versprichst Du mir das?!“

      „Versprochen!“

      „Und auch keine heimlichen Ausflüge mehr ins Kriegsgebiet???“

      „Ja, auch das. Schließlich werde ich im eigenen Land viel mehr gebraucht …“, erwiderte Harry mit einem verliebten Blick in Isabels Antlitz. Isabel schluckte schwer und kämpfte mit ihrem dicken Kloß im Hals. Harry wischte ihr eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel und wisperte: „… und ich brauche Dich!“ Zärtlich küsste er daraufhin Isabel aufs Haupt, ehe er sie fest in seine Arme zog und bestimmend von sich gab: „So, und jetzt schlaf!“

      Isabel kuschelte sich eng an ihren Freund und fragte: „Und wann werden wir uns wiedersehen?“

      „Bald, mein Liebes, bald.“ Harry küsste Isabel abermals aufs Haupt. Isabel seufzte und kuschelte sich gleich noch ein bisschen fester an seine Seite und schloss die Augen. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Kein Wunder, denn es war bereits vier Uhr durch.

      Eine halbe Stunde später stieg Harry aus ihrem Bett und deckte sie mit ihrer Tagesdecke vorsichtig zu. Zärtlich strich er ihr ihre neuen schulterlangen, brünetten Haare aus dem Gesicht und hauchte ihr noch einen sanften Kuss auf die Schläfe. Isabel regte sich, kuschelte sich dann aber mit einem zufriedenen Lächeln wieder in die Kissen.

      „Schlaf gut, Glöckchen, und träum süß“, flüsterte Harry und knipste auf seinem Rückzug die beiden Lampen auf den Sideboards aus. Dabei kam er wieder an Isabels antiker Schreibmaschine und dem beigefarbenen Blatt Papier vorbei. Spontan griff er sich eines, zückte seinen goldenen Stift und schrieb eine kleine Botschaft für Isabel. Das gefaltete Blatt Papier stellte er auf ihren Nachttisch. Mit einem verliebten Blick betrachtete er noch einmal Isabels Gesicht und konnte es irgendwie noch gar nicht ganz begreifen, dass sie jetzt doch wieder zusammen sein sollten. Aber genau so war es und sein Herz machte einen kleinen Satz vor Freude. Mit einem überglücklichen Lächeln verließ er Isabel nun endgültig und machte sich auf den Weg zum im Auto schlummernden Martin.

      Als Isabel am nächsten Morgen erwachte, war sie sich nicht ganz sicher, ob sie geträumt hatte oder ob Harry tatsächlich vergangene Nacht bei ihr gewesen war. Sie sah sich in ihrem Zimmer um und sogleich fiel ihr Blick auf das aufgestellte Blatt Papier auf ihrem Nachttisch, mit ihrem Namen darauf. Es trug Harrys Handschrift. Sofort bekam Isabel Schmetterlinge im Bauch. Mit Herzklopfen griff sie nach dem Papier und faltete es auseinander:

      Guten Morgen, Kätzchen.

      Na, gut geschlafen?

      Nein, dies ist kein Traum, es ist wahr: Ich liebe Dich und danke ebenfalls Gott dafür, dass wir gestern Abend wieder zueinandergefunden haben. Ich bin überglücklich und hoffe, dass Du es auch bald wieder sein wirst …

      Übrigens, was ich Dir gestern noch sagen wollte: Mir gefällt Deine neue Frisur, auch wenn sie etwas gewöhnungsbedürftig ist. Aber ich finde, sie macht Dich weiblicher, weicher, wenn auch etwas zerbrechlicher – was sogleich Beschützerinstinkte in mir wachruft!

      Was ich demnach nicht gutheißen kann und was ich Dir auch bereits gesagt habe, ist Dein restliches Aussehen:

      Isabel, bitte iss wieder einen Happen mehr – ich möchte Dich nicht auch noch verlieren! Das würde ich nicht verkraften, dafür liebe ich Dich viel zu sehr!!!

      Also dann, ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag, und bitte bestelle Deiner Mum einen lieben Gruß von mir. Ich wette, sie sieht Dir gleich an der Nasenspitze an, dass irgendetwas anders ist als die letzten zwei Monate.

      Vielleicht solltest Du ihr auch einmal sagen, was vorgefallen ist; wenn Du möchtest, begleite ich Dich bei diesem schweren Gang …

      Bell, ich bin für Dich da; wann immer Du mich brauchst!

      Tausend Küsse!

      In Liebe, Dein Harry.

      Kapitel 2

      „Mum. Mum, hast Du gerade Zeit? Ich, oder besser gesagt wir würden gerne einmal mit Dir reden“, offenbarte Isabel eines Nachmittags Anfang Dezember ihrer Mutter. Sie stand mit Harry in der Tür zur Wohnstube, in welcher Lindsay Canningham gerade an einer Spitzenstickerei arbeitete.

      „Natürlich habe ich Zeit. Für Dich, mein Kind; Verzeihung, für Euch habe ich immer Zeit!“, sagte Lindsay mit einem aufgeregten Lächeln und fuhr zur Couchgarnitur herüber. Mit einer Handbewegung bat sie Isabel und Harry, sich zu setzen. Erwartungsvoll und mit leuchtenden Augen blickte Lindsay zu ihrer Tochter herüber.

      Unsicher blickte Isabel zu Harry auf. Er hielt ihre rechte Hand und bestätigte ihr mit einem Nicken, dass er ihr beistand. Ganz automatisch strich er mit dem Daumen beruhigend über ihren Handrücken. Isabel schloss noch einmal die Augen und atmete tief durch. „Mum …“

      „Lass mich raten, Du bist schwanger!“, kam Lindsay Isabel zu Hilfe.

      Sogleich


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