Mare Manuscha. Группа авторов

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sah es als seine Aufgabe an, das Bewusstsein unserer Leute für die Bedeutung des Romanes zu stärken. Romanes war ja im engeren Sinne keine Schriftsprache. Er hat Märchen, Sagen und Gedichte ins Romanes übersetzt und eigene Gedichte auf Deutsch und auf Romanes geschrieben. Er suchte gern nach alten Worten, die heute eher selten gesprochen werden. Gerade die Jüngeren benutzen ja oft Lehnwörter aus anderen Sprachen. Aber wenn unser Romanes, das nie aufgeschrieben wurde, seit über 600 Jahren in Deutschland wirkt und sehr viel länger schon besteht, dann bin ich sicher, dass es so schnell nicht verfliegen wird. Wichtig ist, dass man seine Sprache spricht, vor allem in der Familie. Kennen Sie das Gedicht „Auschwitz“ von Santino Spinelli, dem italienischen Rom? Seine Verse sind in den Brunnen des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin eingraviert.

      Eingefallenes Gesicht

      erloschene Augen

      kalte Lippen

      Stille

      ein zerrissenes Herz

      ohne Atem /

      ohne Worte

      keine Tränen

      Mein Mann hat es aus dem Romanes ins Deutsche übertragen. Im Original lautet es:

      Muj šukkó,

      kjá kalé

      vušt šurdé;

      kwit.

      Jiló čindó

      bi dox,

      bi lav,

      nikt ruvbé.

      Lyrik mochte er sehr. Für das Buch, das im Verlag Das Wunderhorn erscheint, hat Reinhold klassische Gedichte von Mörike, Goethe, Schiller, Hölderlin, Fontane aus dem Deutschen ins Romanes übertragen und eigene Erzählungen und Gedichte verfasst. Die Gedichte werden zweisprachig abgedruckt. Wenn das Buch erschienen ist, werde ich Lesungen machen und die Texte auf Deutsch lesen, sonst versteht’s ja niemand. Vielleicht kann ich aber doch auch ein paar Texte auf Romanes vortragen … Ich glaube, das würde ihn freuen.

      Reinhold Lagrene

      Erzähl ich dann aus meinem Leben

      vom Glück, das mir genommen schon vor langer Zeit

      kann auf Erden hier mir dies niemand wiedergeben

      was mir bleibt ist Einsamkeit

      Hatte auch ich einst bunte Träume

      von Liebe, Glück und Trautsamkeit

      verwelkt sind sie wie Blätter an den Bäumen

      verweht in alle Ewigkeit

      Denk ich zurück an gewesene Tage

      an schon längst vergangene Zeit

      hör ich die Worte, die zu mir sagen

      „Bis in alle Ewigkeit“

      Kinder reden, lachen, springen

      Geigen lieblich sanft erklingen

      spüre Freude tief im Herzen

      vergesse Kummer, Leid und Schmerzen

      Fühl (all die) Liebe, die mich umgab (Lieben, die mich umgaben)

      Spüre Glück, mein Streben, mein Hoffen

      dem niemand gewehrt

      doch so unmenschlich zerbrochen

      nun niemals wiederkehrt … in Auschwitz liegt (liegen) begraben

      Fühle das Herz, wie es in mir schmerzt und weint

      sehe das Gesicht … Augen, die mein Innerstes tief treffen

      Stumm zu mir sprechen

      Stumm mich fragen

      Wann beginnt die Ewigkeit

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      Reinhold Lagrene, Foto: privat

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       „… in der Zeit des Kommunismus in Bulgarien durftest du nicht zugeben, dass du ein Rom oder eine Romni warst.“

      2 Nach einer Umfrage des Bielefelder Emnid-Instituts von 1994 wollten 68 Prozent der Deutschen keine „Zigeuner“ in ihrer Nachbarschaft haben. Das Allensbacher Institut ermittelte 1992, dass 64 Prozent der Deutschen eine negative Meinung über Sinti und Roma hatten. Auch in anderen europäischen Ländern ist die Abneigung gegen „Zigeuner“ groß. 87 Prozent der Slowaken und 75 Prozent der Rumänen lehnen Roma als Nachbarn ab.

      3 Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Daniel Strauß, Vorsitzender des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, haben einen Staatsvertrag unterzeichnet. „Sinti und Roma sind ein Teil von Baden-Württemberg. Dieses Land ist unsere gemeinsame Heimat. Der Staatsvertrag enthält das klare Bekenntnis zur Anerkennung der baden-württembergischen Sinti und Roma und legt eine verbindliche Förderung der Minderheit fest“, sagte Kretschmann im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung von Landesregierung, Landtag und Landesverband.

      4 Es handelt sich um einen aus der Zeit kurz vor Reinhold Lagrenes Tod stammenden ersten Entwurf, den er nicht mehr korrigieren konnte.

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