Praxishandbuch DSGVO. Tobias Rothkegel
Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO vermag allerdings nur die Verarbeitung von „normalen“ personenbezogenen Daten zu rechtfertigen und nicht die von besonderen Kategorien personenbezogener Daten i.S.d. Art. 9 Abs. 1 DSGVO. Inwiefern im Rahmen der Videoüberwachung auch solche Daten verarbeitet werden können und wie deren Verarbeitung ggf. gerechtfertigt werden kann, siehe z.B.: Schneider/Schindler, ZD 2018, 463; Reuter, ZD 2018, 564. Siehe hierzu insbesondere auch die detaillierten Ausführungen des Europäischen Datenschutzausschusses, Leitlinien 3/2019 zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch Videogeräte, Version 2.0, https://edpb.europa.eu/sites/edpb/files/files/file1/edpb_guidelines_201903_video_devices_de.pdf, S. 9ff. Insbesondere stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, inwieweit die erfassten (potenziell sensiblen) Daten überhaupt als eine besondere Kategorie personenbezogener Daten i.S.d. Art. 9 Abs. 1 DSGVO aufzufassen sind, siehe hierzu ausführlich Rn. 160ff. In Einzelfällen kann die Videoüberwachung ggf. auch auf Art. 6 Abs. 1 lit. b – lit. e DSGVO gestützt werden. 170 Europäischer Datenschutzausschuss, Leitlinien 3/2019 zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch Videogeräte. 171 Datenschutzkonferenz, Orientierungshilfe Video-Überwachung durch nicht-öffentliche Stellen, Stand: 17.7.2020; siehe außerdem Datenschutzkonferenz, Kurzpapier Nr. 15 Videoüberwachung nach der Datenschutz-Grundverordnung, https://www.datenschutzkonferenz-online.de/media/kp/dsk_kpnr_15.pdf, welches allerdings vor der Entscheidung des BVerwG veröffentlicht wurde. Die deutschen Datenschutzaufsichtsbehörden waren dabei aber bereits von der (teilweisen) Europarechtswidrigkeit des § 4 BDSG ausgegangen. 172 Siehe hierzu auch Franck, ZD 2018, 345, 345f. Ausführlich zu den Möglichkeiten einer pragmatischen Gestaltung der Informationspflichten durch einen Multilayer-Ansatz: Europäischer Datenschutzausschuss, Leitlinien 3/2019 zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch Videogeräte, Version 2.0, S. 28ff. 173 BVerwG, NJW 2019, 2556, 2562; EuGH, Urt. vom 11.12.2019 – C-708/18, ZD 2020, 148. Zwar erging die Entscheidung des EuGH noch zu Art. 7 lit. f der Datenschutzrichtlinie 95/46/EG, doch dürften die entscheidenden Ausführungen auf Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO übertragbar sein. 174 Siehe zur wohl europarechtskonformen Regelung zur Zweckänderung in § 4 Abs. 3 S. 3 BDSG unten Rn. 148. 175 Siehe zur Videoüberwachung am Arbeitsplatz z.B. Byers, in: Weth/Herberger/Wächter/Sorge, Teil B VIII. 176 Siehe die Gesetzesbegründung zu § 31 BDSG in BT-Drs. 18/11325, S. 101. 177 Sydow/Guggenberger, § 31 BDSG Rn. 4. 178 Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 49. 179 Vgl. in diesem Zusammenhang LG Frankfurt/M., ZD 2019, 467 (467f.) und LG Heilbronn, ZD 2020, 256 (256f.), die in den dort zu entscheidenden Fällen Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO als Rechtsgrundlage für die Datenverarbeitung durch Wirtschaftsauskunfteien annahmen. Das LG Heilbronn nahm darüber hinaus auch noch Art. 6 Abs. 1 lit. e DSGVO als Rechtsgrundlage an, das LG Frankfurt/M. hielt diese Norm hingegen nicht für eine anwendbare Rechtsgrundlage. 180 Siehe hierzu ausführlich Rn. 137ff. 181 Auernhammer/Kramer, § 31 BDSG Rn. 4; Sydow/Guggenberger, § 31 BDSG Rn. 8; Kühling/Buchner/Buchner, § 31 BDSG Rn. 8; Piltz, § 31 BDSG Rn. 11; so wohl auch Plath/Kamlah, § 31 BDSG Rn. 3; nicht eindeutig: Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 36. 182 Kühling/Buchner/Buchner, § 31 BDSG Rn. 8 183 Auernhammer/Kramer, § 31 BDSG Rn. 4; Sydow/Guggenberger, § 31 BDSG Rn. 8; Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 49; Piltz, § 31 BDSG Rn. 11. 184 Siehe z.B. Gola/Schulz, Art. 6 DSGVO Rn. 112; Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 56f.; Auernhammer/Kramer, § 31 BDSG Rn. 13ff.; Piltz, § 31 BDSG Rn. 10. 185 Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 65. 186 Siehe z.B. Gola/Schulz, Art. 6 DSGVO Rn. 132ff.; Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 84f. 187 Siehe zu Art. 22 DSGVO Kap. 6 Rn. 613ff. 188 Siehe hierzu z.B. Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 34ff. m.w.N.; Taeger, RDV 2017, 3; Ehrig/Glatzner, PinG 2016, 211; Plath/Kamlah, Art. 22 DSGVO Rn. 9. 189 Der Entwurf ist z.B. abrufbar unter: https://www.datenschutz-grundverordnung.eu/wp-content/uploads/2016/09/Entwurf-ABDSG-E-08.2016.pdf. 190 Siehe z.B. Härting, Rn. 641. 191 Plath/Kamlah, Art. 22 DSGVO Rn. 9. 192 Siehe z.B. Kühling/Martini et al., S. 442f. 193 Siehe z.B. Moos/Rothkegel, ZD 2016, 561, 568. 194 Siehe z.B. Ehrig/Glatzner, PinG 2016, 211, 214. 195 Siehe z.B. Taeger/Gabel/Taeger, § 31 BDSG Rn. 44ff. 196 So auch Kühling/Buchner/Buchner/Petri, Art. 6 DSGVO Rn. 159ff. 197 Zum Begriff „Bildnis“ i.S.d. KUG siehe z.B. Dreier/Schulze/Specht, § 22 KUG Rn. 1ff. 198 Siehe ausführlich zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der §§ 22f. KUG und der DSGVO: Ziebarth/Elsaß, ZUM 2018, 578, 578ff.; siehe zu den Herausforderungen unter der DSGVO auch Reuter/Schwarz, ZUM 2020, 31ff. 199 Siehe zu den Begriffen der „Verbreitung“ und „öffentlichen Zurschaustellung“ i.S.d. KUG z.B. Dreier/Schulze/Specht, § 22 KUG Rn. 8ff. 200 Darüber hinaus enthält auch § 24 KUG eine Erlaubnis zur Verwendung von Bildnissen und zwar zur Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Zurschaustellung für Zwecke der Rechtspflege und der öffentlichen Sicherheit. Da diese Erlaubnis allerdings nur für Behörden gilt, wird auf diese Vorschrift hier nicht weiter eingegangen. 201 Siehe z.B. Hamburgischer Beauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Vermerk: Rechtliche Bewertung von Fotografien einer unüberschaubaren Anzahl von Menschen nach der DSGVO außerhalb des Journalismus, https://datenschutz-hamburg.de/assets/pdf/Vermerk_Fotografie_DSGVO.pdf, S. 3f.; a.A. zur alten Rechtslage z.B. Lauber-Rönsberg/Hartlaub, NJW 2017, 1057, 1059. 202 So insbesondere die Auffassung der deutschen Bundesregierung, siehe z.B. BT-Drs. 19/4421, S. 47; siehe aber z.B. auch Krüger/Wiencke, MMR 2019, 76, 77f.; Lauber-Rönsberg/Hartlaub, NJW 2017, 1057, 1061f.; Ziebarth/Elsaß, ZUM 2018, 578, 581ff. 203 Siehe z.B. die Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen, Anfertigung und Veröffentlichung von Personenfotografien nach dem 25.5.2018 im nicht-öffentlichen Bereich, https://lfd.niedersachsen.de/download/132460, S. 1; zumindest für den journalistischen Bereich von der Anwendbarkeit des KUG ausgehend: OLG Köln, ZD 2018, 434ff.; wohl Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO für den Bereich der gewerblichen Fotografie anwendend: LG Frankfurt a.M., Urt. v. 26.9.2019 – 2/03 O 402/18, BeckRS 2019, 24883 Rn. 61, das aber die bisher auf Grundlage von §§ 22 und 23 KUG ergangene Rechtsprechung im Rahmen der Interessenabwägung berücksichtigt. 204