Ius Publicum Europaeum. Andrzej Wasilewski
III. Die Lehre des Verwaltungsrechts
1. | Wie bedeutsam ist das Verwaltungsrecht im Kontext des Unterrichts des öffentlichen Rechts und des Unterrichts des Rechts insgesamt? |
2. | Wieviele Semesterwochenstunden wird das Verwaltungsrecht unterrichtet? Welche Anteile am Examen? |
3. | Wie wird das Verwaltungsrecht gelehrt, gelernt und geprüft? Fall-orientiert oder theoretisch abstrakt? |
4. | Welches sind die gängigen Erzählungen der Entwicklung des Wesens der Verwaltung? |
IV. Die Europäisierung der Wissenschaft vom Verwaltungsrecht
Hierbei sollten folgende Themen bedacht werden:
– | Auf welchen Wegen und mit welchen Konflikten hat sich die Verwaltungsrechtswissenschaft europäisiert? |
– | Welches sind die Institutionen des transnationalen wissenschaftlichen Diskurses? |
– | Werden nationales Verwaltungsrecht und Europarecht von denselben oder von unterschiedlichen Personen behandelt? |
– | Findet eine Integration der beiden Rechtsmaterien in wissenschaftlichen Publikationen, aber auch in den gängigen Lehrdarstellungen statt? |
– | Welche Konzeptionen der Interaktion von Verwaltungsrechtswissenschaft und Europarechtswissenschaft gibt es? |
– | Welchen Stellenwert haben ausländische und fremdsprachige Quellen sowie die Rechtsvergleichung? |
– | Welche Konzeptionen gibt es zur weiteren Entwicklung von Forschung und Lehre des Verwaltungsrechts im europäischen Rechtsraum? |
Anmerkungen
Ich danke Christian Wohlfahrt für die Unterstützung bei der Fertigstellung des Textes sowie Giacinto della Cananea, Luca De Lucia, Ute Mager, Oriol Mir Puigpelat und den Teilnehmern der Dienstagsrunde für Hinweise und Kritik.
Näher zum Begriff Giacinto della Cananea, Dal territorio statale allo spazio giuridico europeo, in: Cammelli (Hg.), Territorialità e delocalizzazione nel governo locale, 2007, S. 65, 70ff.; Angelika Siehr, „Entdeckung“ der Raumdimension in der Europapolitik, Der Staat 48 (2009), S. 76; Armin von Bogdandy/Peter M. Huber, IPE III, § 42 Rn. 1.
Zum Nutzen historischen Wissens Olivier Jouanjan, in diesem Band, § 69; Christoph Schönberger, ebd., § 71; Christoph Möllers, Historisches Wissen in der Verwaltungsrechtswissenschaft, in: Schmidt-Aßmann/Hoffmann-Riem (Hg.), Methoden der Verwaltungsrechtswissenschaft, 2004, S. 131.
In erfrischender Polemik Oliver Lepsius, Hat die Europäisierung des Verwaltungsrechts Methode? Oder: Die zwei Phasen der Europäisierung des Verwaltungsrechts, in: Axer/Grzeszick/Kahl/Mager/Reimer (Hg.), Das Europäische Verwaltungsrecht in der Konsolidierungsphase, Die Verwaltung, Beiheft 10, 2010, S. 179, 183 ff.; ausführlich Matthias Ruffert, IPE V, § 94.
Vergleichend Ewald Wiederin, Denken vom Recht her, in: Schulze-Fielitz (Hg.), Staatsrechtslehre als Wissenschaft, Die Verwaltung, Beiheft 7, 2007, S. 293.
Diese Vielgestaltigkeit schildern plastisch Giacinto della Cananea, L’Unione europea – un ordinamento composito, 2003, S. 141ff.; weiter Wolfgang Weiß, Der Europäische Verwaltungsverbund, 2010, S. 47ff.
Eberhard Schmidt-Aßmann, Einleitung: Der europäische Verwaltungsverbund und die Rolle des europäischen Verwaltungsrechts, in: Schmidt-Aßmann/Schöndorf-Haubold (Hg.), Der Europäische Verwaltungsverbund, 2005, S. 1ff.; Thomas von Danwitz, Europäisches Verwaltungsrecht, 2008, S. 611f.; Armin von Bogdandy, Supranationaler Föderalismus als Wirklichkeit und Idee einer neuen Herrschaftsform, 1999, S. 11ff.; Francisco Velasco Caballero/Jens-Peter Schneider (Hg.), La unión administrativa europea, 2008.
Claudio Franchini, Les notions d’administration indirecte et de coadministration, in: Auby/Dutheil de la Rochère (Hg.), Droit Administratif Européen, 2007, S. 245, 252ff.; Herwig C. H. Hofmann/Alexander H. Türk, Conclusions: Europe’s integrated administration, in: dies. (Hg.), EU Administrative Governance, 2006, S. 573, 583.
In diesem Sinne Eberhard Schmidt-Aßmann, Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee, 22004, S. 377; zur Entwicklung dieses Denkens Hartwig Bülck, Zur Dogmengeschichte des europäischen Verwaltungsrechts, FS für Herbert Kraus, 1964, S. 29; Jean Rivero, Vers un Droit Commun Européen: Nouvelles Perspectives en Droit Administratif, in: Cappelletti (Hg.), New perspectives for a Common Law of Europe, 1978, S. 389; eine Verwendung unter Ausschluss des mitgliedstaatlichen Rechts hingegen bei Matthias Ruffert, Rechtsquellen und Rechtsschichten des Verwaltungsrechts, in: Hoffmann-Riem/Schmidt-Aßmann/Voßkuhle (Hg.), Grundlagen des Verwaltungsrechts, Bd. 1, 2006, § 17 Rn. 10; so auch Art. 298 Abs. 1 AEUV.
Jürgen Bast, Transnationale Verwaltung des europäischen Migrationsraums: Zur horizontalen Öffnung der EU-Mitgliedstaaten, Der Staat 46 (2007), S. 1, 10ff.; Luca De Lucia, Amministrazione transnazionale e ordinamento europeo, 2009, S. 245ff.
Zuletzt besonders umstritten ist die Unabhängigkeit der für die Überwachung der Verarbeitung personenbezogener Daten zuständigen nationalen Kontrollstellen nach Art. 28 Abs. 1 UAbs. 2 Richtlinie 95/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24.10.1995 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr, Abl. L 281 vom 23.11.1995, S. 31. Dazu EuGH, Rs. C-518/07, Urteil vom 9.3.2010, Slg. 2010, I-0000, Rn. 17ff. – Kommission/Deutschland.
Jean-Marc Ferry, La question de l’État européen, 2000, vor allem S. 277ff.; Armin von Bogdandy, The Prospect of a European Republic, Common Market Law Review 42 (2005), S. 913.