Handbuch IT-Outsourcing. Joachim Schrey
die Umsetzung von Updates oder Upgrades sein oder die Erfüllung besonderer Kundenanforderungen, die im Rahmen von Change Request Verfahren bzw. Request for Change (Kurzform: RFC) erbracht werden. Eine Anzahl von Cloud-Anbietern bietet in diesem Bereich aber keine individuelle Lösungen an, sondern nur vordefinierte Pakete.[379]
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Im Vordergrund des Cloud Computing steht eigentlich das Vergütungsmodell. Der Cloud-Kunde zahlt nicht mehr für die einzelne Lizenz einer Applikation oder Datenbank, sondern für die (temporäre) Nutzung eines Cloud-Produktes über das Netz. Er bezieht quasi die Nutzung der Cloud-Leistungen wie Strom aus der Steckdose (wird auch als „Strommodell“ bezeichnet) und stellt somit ein IT-Service-on-demand-Produkt dar.
c) Verhältnis Cloud-Anbieter untereinander
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Die eigentliche Bedeutung des Cloud Computing ist darin zu sehen, was in der Wolke passiert. Wie bereits in den Definitionen beschrieben, werden die Leistungen nicht wie beim ASP von einem Server oder einer bestimmten Serverfarm kommen, sondern von sehr unterschiedlichen Servern bzw. Serverfarmen. Diese Server können einem bestimmten Anbieter gehören, aber auch unterschiedlichen Anbietern. Vor allem können diese Server überall auf der Welt verteilt stehen und zusammen ein „Grid“ bilden. Ein Rechenzentrum kann dann nicht nur über Server, die im eigenen Gebäude stehen, zugreifen, sondern über Server, die überall auf der Welt verteilt sind und diese wie eigene Server verwenden, was heute schon unter dem technischen Begriff der „Virtualisierung“ zusammengefasst wird. Das Modell der Virtualisierung sieht vor, dass, wenn ein Kunde z.B. Filespace benötigt, ihm zunächst ein Server z.B. in München zur Verfügung gestellt wird. Ist dieser ausgelastet oder nahezu ausgelastet, so wird automatisch ein Server in Indien zur Verfügung gestellt, ist dieser ebenfalls ausgelastet, so wird ein weiterer Server in Singapur dazugestellt. Reicht die Kapazität des IT-Cloud-Anbieters gänzlich nicht aus, so kann der IT-Cloud-Anbieter weitere Ressourcen bei anderen Anbietern dazukaufen und entsprechend in seiner Cloud mit aufnehmen. Der Kunde oder Enduser merkt hiervon nichts und misst lediglich die Performance des IT-Cloud-Anbieters am entsprechenden Service-Level-Agreement (SLA). Die Virtualisierung hat den zusätzlichen Vorteil, dass Rechenzentrumsleistungen wie bei Offshore-Services in Niedriglohnländern erbracht werden bzw. Rechenzentren in klimatisch vorteilhaften Regionen wie Alaska oder Sibirien stehen können. Gerade besonders kalte Regionen bieten den Vorteil für Rechenzentren, da die Energieaufwendungen für Kühlung und somit die damit verbundenen hohen Kosten gesenkt werden können.
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Die Standardisierung der IT-Services soll nach einer Zukunftsvision sogar dazu führen, dass IT-Services wie Strom auf der Leipziger Strombörse innerhalb und außerhalb der Clouds gehandelt werden können. Vergleichbare Analogien von IT-Services und Strom (ohne Börsencharakter) wurden bereits früher unter Marketingbegriffen „SAP aus der Steckdose“[380] oder Business on demand oder on-demand-Prinzip beschrieben. Sicherlich ist Strom grundsätzlich ein einfacheres Produkt (220 V, 50 Mhz) als IT-Services und grundsätzlich muss auch nicht befürchtet werden, dass, wenn ein Stromanbieter ausfällt, dies zu erheblichen Nachteilen bei der Stromversorgung führt.[381]
Abb. 27:
Cloud Computing
d) Cloud Produkte
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Die Key Player der IT-Branche haben konkrete Produkte zum Cloud Computing entwickelt.[382] Cloud Services werden i.d.R. in drei unterschiedlichen Kategorien angeboten:[383]
– | Infrastructure as a Service (IaaS) Bereitstellung von Rechenleistungen und Speicherplatz |
– | Platform as a Service (PaaS) Bereitstellung von Entwicklerplattformen |
– | Software as a Service (SaaS) Bereitstellung von Softwareapplikationen |
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Amazon bietet mit dem Produkt Elastic[384] Compute Cloud (EC2) Services aus dem Bereich des Cloud Computing an, Google nennt sein vergleichbares Produkt Google App Engine.
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Die wohl umfassendste Strategie, als Hersteller ohne Hardwareprodukte Cloud Services anzubieten, verfolgt Microsoft. Das Software-Unternehmen aus Redmond brachte im vergangenen Jahr seine eigene Cloud-Basis Azure auf den Markt. Diese soll als Betriebssystem ausschließlich dazu dienen, dass Microsoft selbst über damit betriebene Umgebungen Cloud-Dienste anbieten kann. Vorrangig sollen Azure-basierende Services zunächst Entwicklern angeboten werden. Microsoft tritt damit in Konkurrenz zu Amazon EC2. Allerdings kann sich der Anbieter auch vorstellen, anderen Anwendern auf Azure basierende Dienste zu offerieren. SQL-Services auf Azure zum Beispiel sind auch für kommerzielle Anwender außerhalb des Entwicklungsbereichs interessant. Auslizenzieren möchte Microsoft Azure aber vorläufig nicht.
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IBM gliedert seine Cloud-Produkte in die Bereiche Infrastruktur (Geräte mit Software), Services und Public. Mit letzterem sind Komplettangebote gemeint, wie sie Salesforce offeriert. Als weitere Kategorie definieren die Marketiers spezifische Arbeitslasten, beispielsweise Analyse, Collaboration, Entwicklung/Test, Desktops, Infrastruktur und Business-Systeme. Insgesamt ergibt sich daraus eine Matrix mit 21 Feldern, von denen 14 mit bereits verfügbaren Produkten gefüllt sind. Ein Beispiel für ein solches Angebot ist die für Entwicklung/Test und den Infrastruktur-Bereich gedachte Appliance CloudBurst. Die Lösung für den Public-Bereich und das Thema Collaboration heißt Lotus Live.
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Die Hewlett-Packard Company (Kurzform HP), eine der größten US-Technologiefirmen, welches neben IBM als das umsatzstärkste IT-Unternehmen der Welt gilt, ging bereits vor einigen Jahren mit einem On-Demand-Ansatz auf den Markt und verfolgt das Thema nun unter dem Slogan „Everything-as-a-service“ weiter. Dahinter steht die Idee, dass IT-Infrastrukturen (Server, Drucker, Netzwerke) bereits in absehbarer Zeit nur noch als IT-Services angeboten werden. Inzwischen hat HP ein ganzes Portfolio von Lösungen im Programm, bei denen Applikationen im Rahmen des „Utility Sourcing“ auf Abruf genutzt werden können. Anwender haben mit der Infrastrukturpflege nichts mehr zu tun. Außerdem brachte HP mit Matrix eine Hardwareeinheit auf den Markt, die als voll virtualisierte Basis für unternehmensinternes Cloud Computing gelten kann.
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Die Fujitsu Limited ist ein japanischer Technologiekonzern mit ca. 161.000 Mitarbeitern weltweit und auf dem IT-Markt ein erstzunehmender Mitbewerber zu IBM oder HP. Aus dem Markt für cloud-basierende Applikationsdienste wollte sich das japanische Unternehmen, in dem die einstige Fujitsu-Siemens aufgegangen ist, bis vor kurzem tunlichst fernhalten. Ende 2009 allerdings verkündete Kai Flore, Geschäftsführer für die Region EMEIA (Europa, Middle East, Indien, Afrika), die Kehrtwende: Man werde in ausgewählten Bereichen, wo entsprechende Akquisitionen getätigt wurden, auch ins Geschäft mit Applikationsdiensten einsteigen, etwa im Bereich SAP BI-Services und im Gesundheitssektor. Ansonsten bleibe es dabei, IT-Infrastruktur für Endkunden und Serviceprovider in Form von Dienstleistungen je nach Nachfrage bereitzustellen.[385]
e) Rechtliche Fragen
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Bei der rechtlichen Betrachtung sollte grundsätzlich zwischen der Beziehung zwischen Endkunde und Cloud Anbieter und den rechtlichen Beziehungen innerhalb der Clouds unterschieden werden.[386]
aa) Rechtliche