Verwehte Spuren. Franz Treller

Verwehte Spuren - Franz Treller


Скачать книгу
von dem die Rede war.

      »Prachttiere,« schrie Morris, »besonders der Rappe, der ist in Detroit seine tausend Dollars wert. Ha, haha, das war ein Meisterstück vom Iltis.«

      »Ist eine Freude für mich, mit Gentlemen zusammen zu arbeiten.

      Aber was sagt ihr zu diesem Unterschlupf hier, he? Sucht so etwas in den Staaten.«

      »Ja, der Platz ist gut genug,« sagte Burton.

      »Verdanken wir dem armen Battle, Gott sei seiner Seele gnädig,« setzte er in lästerndem Tone hinzu, »der hat den Platz ausfindig gemacht, und wir, er, Tyron, ich und die guten Bursche, welche nicht mehr sind, haben das alles hier hergerichtet. Hat zwei Jahre jetzt leer gestanden, habe erst alles wieder einrichten müssen. Von allen Lebenden kennen nur zwei, Tyron und ich, die Furten.«

      »Ist‘n Hauptplatz, kalkuliere, man kann sich Monate hier halten—«

      »Wenn genügend Mundvorrat da ist und keiner die Furten entdeckt, gewiß.«

      »Das soll schwer werden.«

      »Wie hat denn Battle diese Insel entdeckt?«

      »Der hat eines Tages auf der Jagd hier einen Hirsch durchwaten sehen und ist ihm nachgeritten, dem verdanken mir diese unangreifbare Feste.«

      »Möchte wissen, ob sie uns schon auf der Ferse sind.«

      »Denke nicht,« sagte Iltis. »Ist fraglich, ob jemand von Jones heute zum Pferche kommt, und wenn es geschehen ist, ehe sie Leute zusammenholen, die sich uns nachwagen dürfen, vergeht Zeit, denn wenn sie auch bis zum Muskegon unsern Weg ziemlich leicht ermitteln können, soll es ihnen doch von dort aus schwer werden, der Spur weiter zu folgen. Aber wenn sie sie auch finden, ehe sie herankommen, sind wir längst am Pine River und lachen die Muskegonmänner aus.«

      »Will euch was sagen,« nahm Burton das Wort, »sind diese Farmer immerhin geschickte Waldleute, welche einer Spur zu folgen wissen, aber weit mehr als sie ist der Indianer zu fürchten, der doch sicher zu ihnen gehört.«

      »Ist ein verkommener Kerl, der Rote, kenne ihn, ist mitunter tagelang betrunken, und eine Rothaut, die den Rum nicht lassen kann, ist dem Teufel mit Haut und Haar verfallen, der Bursche ist sicher heute so betrunken wie gestern.«

      »Ich muß gestehen, ich wünschte, wir waren am Pine River, und jedenfalls müssen mir mit Tagesgrauen fort. Mich sollte es nicht wundern, wenn sie uns bereits auf der Ferse sitzen,« sagte Burton.

      »Wenn sie uns verfolgen und bereits diesseits des Muskegon sind, so werden sie mit der Nacht gelagert und Feuer angezündet haben, und vom Dache des Hauses können wir meilenweit über den Wald hinsehen. Komm, überzeuge dich, da ist die Leiter,« er wies auf eine solche, welche am Ende des Raumes bis zu dem hohen Dachfirst hinaufführte, »hier ist ein scharfes Glas,« und Iltis reichte ihm ein kleines Teleskop, »steig hinauf, öffne die Luke und halte Umschau.«

      »Gut,« sagte Burton und stieg die Leiter hinan.

      Oben öffnete er die Luke und schaute sich, das Glas vor dem Auge, um.

      Plötzlich stieß er einen Ruf aus, der die andern aufspringen machte.

      »Was gibt‘s?« schrie der Iltis.

      »Komm herauf.«

      Gewandt wie ein Eichhorn kletterte der dann die Leiter empor und drängte oben neben Burton seinen Kopf durch die Luke.

      »Dort,« sagte dieser und mies nach der Gegend hin, wo die Furt begann.

      »Gib mir das Glas!«

      Er lugte eifrig hindurch und erkannte deutlich die von dem Feuer schwach erleuchteten Baumwipfel.

      »Verdammt meine Seele,« sagte er in schrillem Tone, »die Hunde sind da und haben die Stelle, wo die Furt beginnt.«

      »Kann nicht zufällig ein Jäger sein Feuer dort angezündet haben?«

      »Sieh dir den Umkreis des Lichtscheins an, das sind mindestens drei, vier Feuer, die Schurken müssen in starker Zahl ausgerückt sein.«

      »Kommt einmal herunter und laßt mich hinauf,« schrie Morris, »ich will mir den Fall einmal ansehen.«

      Die beiden kamen herab, und der lange Bursche stieg hinauf.

      Nachdem er gleich den andern die Stelle gemustert, kam er wieder herab.

      »Das sind sie sicher. Alle Wetter, die haben‘s eilig. Was nun?«

      »Zwei Dinge gibt‘s, entweder harren wir hier aus, bis sie sich verzogen haben, oder gehen mit dem ersten Tagesgrauen durch die Furt nach Osten davon.«

      »Hier ausharren? Wie lange denn? Ohne Nahrung für Mensch und Tier? Unsinn! Das haben wir von deiner verwünschten Schlauheit. Hätten wir, wie ich vorschlug, den Muskegon weiter oben wieder gekreuzt, so wären wir jetzt in Sicherheit und erreichten zur rechten Zeit den Pine River; dort sollten die Burschen uns suchen, ich hätte ihnen eine Nase gedreht, und wenn sie uns dicht auf den Hacken gewesen wären. Verdammt, wir sitzen in der Falle.«

      Die vier Gesellen zeigten bedenkliche Gesichter, selbst die rohe Physiognomie Tyrons hatte sich verändert.

      »Du bist natürlich immer der Kluge!« schrillte der Iltis. »Wie sie nur so rasch die Spur entdeckt haben und sogar die Furt, es ist doch nichts versäumt worden.«

      »Wir sitzen in der Falle,« knirschte Morris, »verdammt sei dein Sumpf, verdammt seien deine Indianerkunststücke, die niemand täuschen, hätte ich nur meinen Gaul genommen und meinen Weg allein fortgesetzt.«

      »Da wärest du deinem Freund, dem Konstabel, in die Fänge gelaufen,« lachte der Iltis höhnisch.

      »Schweig, Grünschnabel,« schrie ihn Morris an, »ich treibe dieses Handwerk länger als du —«

      »Und noch ein andres, wie am Kalamazoo —«

      Morris stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus und zog das Messer, blitzschnell hatte auch der gewandte Iltis sein breites Bowieknife herausgerissen, und die beiden wären handgemein geworden, wenn nicht Burton und Tyron sich auf sie geworfen, der erstere auf Morris, der andre auf den kleinen Fred, und sie zurückgedrängt hätten.

      »Seid ihr wahnsinnig?« sagte Burton, der den starken Morris kaum zurückzuhalten vermochte.

      »Den mach‘ ich kalt, der mir noch einmal die Geschichte am Kalamazoo vorwirft.«

      »Komm an!« schrie der Iltis mit vor Wut funkelnden Augen, »mein Messer erspart dir den Strick.«

      Von neuem wollte Morris auf ihn los: »Du hast uns hier in die Falle gelockt —« als Burton den Revolver zog und nachdrücklich sagte: »Ich schieße euch beide nieder wie räudige Hunde, wenn ihr jetzt nicht Frieden haltet.« Dies brachte die wütenden Gesellen etwas zu sich.

      »Seid ihr wahnwitzig, daß ihr jetzt, wo draußen die Gefahr lauert, aufeinander losgeht wie zwei Kampfhähne? Das Messer fort, Morris, du auch, Iltis, es ist Zeit zu beraten, wie wir den Hals aus der Schlinge ziehen. Gebt Frieden, Männer, ist keine Zeit, sich die Kehlen abzuschneiden.«

      Widerwillig ließen die beiden Gegner vom Streite ab und steckten die Messer in die Scheiden, ähnlich zwei bissigen Hunden, welche durch eine starke Hand getrennt worden sind.

      »Was nun?« sagte Burton, »was nun, Iltis? Du hast uns in die Schlinge gebracht, wie bringst du uns heraus?«

      »Ich habe euch gut geführt, mir haben früher oft wochenlang hier in Sicherheit gehaust, als Battle noch lebte, was werft ihr mir vor, ich hätte euch in die Falle gelockt?«

      »Nun, gleichviel, jetzt sind wir drin, wie kommen mir heraus? Sprich, Mann.«

      »Wie sie uns nur auf die Fährte gekommen sind? Wir haben wohl ein dutzendmal dieses Kunststück gemacht, ohne entdeckt zu werden, und uns wochenlang hier aufgehalten.«

      »Ja, ihr hattet Mundvorrat und Pferdefutter und konntet‘s aushalten, wir werden ausgehungert, denn die gehen von der Furt, die sie sicher entdeckt haben, denn sonst würden sie nicht


Скачать книгу