Der Ochsenkrieg. Ludwig Ganghofer

Der Ochsenkrieg - Ludwig  Ganghofer


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      Lautlos trat Malimmes zu dem Fenster, das neben der Haustür war, und spähte in die Stube. Den Jakob, dessen Totenbrett auf der Erde lag, konnte er nicht sehen. Er sah nur den Qualm der Talglampen und die züngelnde Wacholderflamme, in der die brennenden Nadeln wie weißglühende Sternchen flogen. Und hinter diesem Schleier von Rauch und Licht gewahrte Malimmes die zwei schweigenden Menschen auf der Ofenbank. Runotter saß gebeugt, mit den Fäusten auf den Knien, und das niederhängende Grauhaar umhüllte sein Gesicht mit dunklem Schatten. So saß er regungslos. Nur manchmal hoben sich seine Schultern unter einem schweren Atemzug.

      Jula, deren Arme schlaff herunterhingen, hielt den Kopf an den Ofen gelehnt. Die langsam gleitenden Augen suchten im Leeren. Diese Augen waren heiß und trocken. Doch in der Blässe des versteinerten Gesichtes waren graue Striche, die vom Lampenruß beschmutzten Wege der eingedorrten Tränen.

      Immer machte Malimmes heimliche Zeichen zu ihr hin. Ihre irrenden Augen blieben blind. Und einmal, als Malimmes schon glaubte, sie hätte ihn gesehen, beugte sie sich nieder und legte einen frischen Wacholderzweig in die Glutpfanne.

      Das junge Feuer prasselte, und den wehenden Rauch durchflogen die blitzenden Sternchen.

      Mühsam atmend hob Runotter das Gesicht.

      »Geht nit die Nacht schon dem Morgen zu?«

      »Ich weiß nit, Vater!«

      Er sah sie an. Lange schwieg er. Dann sagte er langsam: »Geh, Kind, und such deine Ruh! Für dich ist morgen auch wieder ein Tag.«

      »Laß mich bleiben!«

      »Wär das erstemal, daß du deinem Vater nit recht geben tätst.«

      Jula stand auf.

      Und Runotter sagte: »Schau, Tod ist Tod, und Leben muß Leben sein. Und mir ist wohler, wenn ich weiß, daß du ein lützel Ruh hast.«

      Sie nickte.

      Lange blieb sie neben der sternigen Wacholderflamme stehen und sah auf die Erde hin. Dann ging sie zum Tisch — und kam zurück — und mit einer plumpen Schere schnitt sie an den Schultern ihre beiden Zöpfe ab. Sie beugte sich nieder und legte das schöne Haar wie eine Opfergabe auf die Füße des Bruders.

      Runotter hatte wehrend die Hand gestreckt. Er ließ sie fallen und schwieg.

      Während Jula sich aufrichtete, bekreuzte sie Gesicht und Brust. »Morgen, Vater!« Sie ging zur Türe.

      Malimmes stand schon im Hausflur. Als Jula kam, machte er ein Schweigzeichen, faßte sie bei der Hand und zog sie hinaus in die Nacht und gegen den Wiesgarten hin.

      Die alten Ulmen, die das Haus dach überwölbten, rauschten leise im lauen Wind. Von den Gartenblumen war ein zarter Wohlgeruch in der Nacht, der sich mischte mit dem herben Wacholderduft an Julas Kleidern.

      Ketten rasselten in den Ställen, und zwei Kühe fingen zu brüllen an. Hatten sie den Schritt der Hirtin vernommen und erkannt? Oder brüllten sie nur, weil sie müde waren und ziehende Euter hatten?

      In der schwarzen Dunkelheit, in der die matt erleuchteten Fenster wie verweinte Augen hingen, lauschte und spähte Malimmes nach allen Seiten, während er noch immer Julas Handgelenk umklammert hielt.

      Sie fragte: »Mensch, was tust du?«

      »Meinen Dienst als guter Knecht, der seinen Herren aus dem Elend lupfen will.«

      Sie fragte in der Verstörtheit ihres Schmerzes: »Kannst du lebig machen, was tot ist?«

      »Das nit.« Malimmes sprach leise und ruhig. »Aber man kann beim Leben halten, was noch schnauft. Hinter dem Tod ist die Seligkeit. Aber was vor dem Sterben noch im irdischen Gärtl steht, ist auch nit schlecht. Ich sag: Der Herrgott soll dem toten Buben meines Herren gnädig sein, aber meinem Herren und seinem schnaufenden Kind soll er Gut im Leben erweisen. Gott ist allmächtig. Aber der Mensch muß mithelfen. Sonst mag der Herrgott nit. Am liebsten hilft Gott dem Stärksten. Drum hab ich ein lützel fürgesorgt —«

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