Französische Lyrik alter und neuer Zeit in deutschen Versen. Various
angebellt sein Hund.
Du bist es jedem Schiffe,
Das hart vom Sturm bedrängt
Durch Riffe
Der Lotse sicher lenkt.
Und jedem schönen Kinde,
Das mal in dunkler Nacht
Geschwinde
Sich aus dem Staub gemacht.
Tief unter dir gebettet
Und wie ein wilder Bär
Gekettet
Träumt das gezähmte Meer.
Wenn ich bei Wind und Wetter
Nicht aus der Stube kann,
Herr Vetter,
Dann schaue ich dich an,
Seh auf dem Turm dich glitzen,
Seh dich vergnügt wie nie
Dort sitzen,
Wie’s Tüpferl auf dem I.
Wenn manches wider Hoffen
Ein Ehemann zu Haus
Getroffen,
Dann lachst du ihn noch aus.
Und wenn der junge Gatte,
Nachdem die Mutter zach
Ihm hatte
Entriegelt das Gemach,
In Schlafrock und Pantoffel
Die Kerze löscht im Nu,
Du Stoffel,
Dann siehst du spöttisch zu.
Bang harrt sie mit dem Ringe
Am Finger, der sie mahnt
An Dinge,
Die sie nur zitternd ahnt.
Der Herr Gemahl fängt Feuer,
Sie wird in ihrer Qual
Nur scheuer
Und wehret dem Gemahl.
Er blickt mit heißen Augen
Und ruft: Mein Kind, was soll
Das taugen?
Bei Gott, du machst mich toll!
Kaum kann er es noch tragen,
Da läßt ihn ein Gesicht
Nichts wagen,
Und er, er wagt es nicht.
Es zittert und es zuckt ja,
Wir sind hier nicht allein,
Man guckt ja
Ins Zimmer uns herein!
Hoch auf dem Turme blitzt er,
Der Mond, so frech wie nie,
Dort sitzt er,
Wie’s Tüpferl auf dem I.
Dezembernacht
Als Schüler hab ich eine Nacht
In meinem Zimmer mal durchwacht,
Die Stunden wollten kaum entweichen;
Da plötzlich mir zur Seite stand
Ein Knabe, schwarz war sein Gewand,
Er glich mir, wie sich Brüder gleichen.
Bleich war sein schönes Angesicht,
Bei meiner Lampe trautem Licht
Hat er gelesen und geschrieben;
Mild lächelnd und gedankenschwer
Und träumend blickte er umher,
Die ganze Nacht ist er geblieben.
Grad war ich fünfzehn Jahre alt,
Und wollte einmal durch den Wald,
Quer durch die braune Haide streichen.
Da plötzlich an dem Raine stand
Ein Jüngling, schwarz war sein Gewand,
Er glich mir, wie sich Brüder gleichen.
Ich suchte aus dem Wald nach Haus,
Der fremde Gast hielt einen Strauß
Und eine Laute in den Händen;
Er grüßte freundlich mich, doch stumm,
Dann drehte er sich halb nur um,
Des rechten Weges mich zu senden.
Als dann mein Herz zum erstenmal
Verraten ward und sich in Qual
Gewunden unter schweren Streichen,
Da plötzlich an dem Herde stand
Ein Fremdling, schwarz war sein Gewand,
Er glich mir, wie sich Brüder gleichen.
Stumm stand er dort, in sich gekehrt,
Die Rechte trug ein blankes Schwert,
Die Linke zeigte starr nach oben;
Als hätt er um mein Leid gewußt,
Rang sich ein Seufzer aus der Brust,
Dann ist er wie ein Traum zerstoben.
Als ich in der Gesellen Kreis
Von edlem Weine einmal heiß
Zu kecker Rede gab das Zeichen,
Da plötzlich mir vor Augen stand
Ein Zecher, schwarz war sein Gewand,
Er glich mir, wie sich Brüder gleichen.
Ein Purpurlappen, ganz geflickt,
Hat unterm Mantel vorgeblickt,
Die magere Hand hat ihm gezittert;
Stumm hob das Glas der fremde Mann
Und schweigend stieß er mit mir an,
Da ist mein Glas im Nu zersplittert.
Ein Jahr darauf, die Zeit entflieht,
Hab ich an einem Bett gekniet,
Des Vaters Mund sah ich erbleichen.
Da plötzlich ihm zu Häupten stand
Ein Waisenkind, schwarz sein Gewand,
Es glich mir, wie sich Brüder gleichen.
Ein Engel, der dem Schmerz erliegt,
Erschien er dort, vom Leid besiegt,
Gleich mir, des teuren Toten Sohne;
Die frohe Laute war umflort,
Das Herz von einem Schwert durchbohrt,
Das Haupt trug eine Dornenkrone.
Noch oftmals hab ich ihn gesehn
An meiner Seite schweigend stehn
In meines Lebens schwersten Stunden,
Die rätselhafteste Vision!
Ist er ein Engel, ein Dämon?
Ich hab ihn überall gefunden.
Da später, müde und verzagt,
Ich Frankreich Lebewohl gesagt,
Der bittern Qual mich zu entwinden,
Da all mein Hoffen war verdorrt,
Da ich an einem fremden Ort
Wollt sterben oder Leben finden,
Zu Pisa und im goldnen Mainz,
Zu Cöln, im Angesicht des Rheins,
Zu