Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Friedrich von Schiller

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua - Friedrich von Schiller


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das Herzblut eines Doria diesen häßlichen Flecken aus deiner Ehre wäscht, soll kein Strahl des Tages auf diese Wangen fallen. Bis dahin – (er wirft den Flor über sie) verblinde! (Pause. Die Übrigen sehen ihn schweigend, betreten an.)

      Verrina (feierlicher, seine Hand auf Berthas Haupt gelegt). Verflucht sei die Luft, die dich fächelt! Verflucht der Schlaf, der dich erquickt! Verflucht jede menschliche Spur, die deinem Elend willkommen ist! Geh hinab in das unterste Gewölb meines Hauses. Winsle, heule, lähme die Zeit mit deinem Gram. (Unterbrochen von Schauern fährt er fort.) Dein Leben sei das gichterische Wälzen des sterbenden Wurms – der hartnäckige, zermalmende Kampf zwischen Sein und Vergehen. – Dieser Fluch hafte auf dir, bis Gianettino den letzten Odem verröchelt hat. – Wo nicht, so magst du ihn nachschleppen längs der Ewigkeit, bis man ausfindig macht, wo die zwei Enden ihres Rings in einander greifen.

      (Großes Schweigen. Auf allen Gesichtern Entsetzen. Verrina blickt

      Jeden fest und durchdringend an.)

      Bourgognino. Rabenvater! was hast du gemacht? Diesen ungeheuren, gräßlichen Fluch deiner armen, schuldlosen Tochter?

      Verrina. Nicht wahr – das ist schrecklich, mein zärtlicher Bräutigam? – (Höchst bedeutend.) Wer von euch wird nun auftreten und jetzt noch von kaltem Blut und Aufschube schwatzen? Genuas Loos ist auf meine Bertha geworfen, mein Vaterherz meiner Bürgerpflicht überantwortet. Wer von uns ist nun Memme genug, Genuas Erlösung zu verzögern, wenn er weiß, daß dieses schuldlose Lamm seine Feigheit mit unendlichem Gram bezahlt? – Bei Gott! das war nicht das Gewäsch eines Narren – Ich hab' einen Eid gethan und werde mich meines Kindes nicht erbarmen, bis ein Doria am Boden zuckt, und sollt' ich auf Martern raffinieren, wie ein Henkersknecht, und sollt' ich dieses unschuldige Lamm auf kannibalischer Folterbank zerknirschen – Sie zittern – Blaß wie Geister schwindeln sie mich an. – Noch einmal, Scipio! Ich verwahre sie zum Geisel deines Tyrannenmords. An diesem theuren Faden halt' ich deine, meine, eure Pflichten fest. Genuas Despot muß fallen, oder das Mädchen verzweifelt. Ich widerrufe nicht.

      Bourgognino (wirft sich der Bertha zu Füßen). Und fallen soll er – fallen für Genua, wie ein Opferstier. So gewiß ich dies Schwert im Herzen Dorias umkehre, so gewiß will ich den Bräutigamskuß auf deine Lippen drücken. (Steht auf.)

      Verrina. Das erste Paar, das die Furien einsegnen. Gebt euch die Hände. In Dorias Herzen wirst du dein Schwert umkehren? – Nimm sie, sie ist dein!

      Calcagno (kniet nieder). Hier kniet noch ein Genueser und legt seinen furchtbaren Stahl zu den Füßen der Unschuld. So gewiß möge Calcagno den Weg zum Himmel ausfindig machen, als dieses sein Schwert die Straße zu Dorias Leben. (Steht auf.)

      Sacco. Zuletzt, doch nicht minder entschlossen, kniet Raphael Sacco. Wenn dies mein blankes Eisen Berthas Gefängniß nicht aufschließt, so schließe sich das Ohr des Erhörers meinem letzten Gebet zu. (Steht auf.)

      Verrina (erheitert). Genua dankt euch in mir, meine Freunde. Gehe nun, Tochter. Freue dich, des Vaterlands großes Opfer zu sein.

      Bourgognino (umarmt sie im Abgehen). Geh! Traue auf Gott und Bourgognino. An einem und eben dem Tag werden Bertha und Genua frei sein. (Bertha entfernt sich.)

      Dreizehnter Auftritt

      Vorige ohne Bertha.

      Calcagno. Eh wir weiter gehn, noch ein Wort, Genueser!

      Verrina. Ich errath' es.

      Calcagno. Werden vier Patrioten genug sein, Tyrannei, die mächtige Hyder, zu stürzen? Werden wir nicht den Pöbel aufrühren, nicht den Adel zu unsrer Partei ziehen müssen?

      Verrina. Ich verstehe. Höret also, ich habe längst einen Maler im Solde, der seine ganze Kunst verschwendet, den Sturz des Appius Claudius fresco zu malen. Fiesco ist ein Anbeter der Kunst, erhitzt sich gern an erhabenen Scenen. Wir werden die Malerei nach seinem Palast bringen und zugegen sein, wenn er sie betrachtet. Vielleicht, daß der Anblick seinen Genius wieder aufweckt – Vielleicht-Bourgognino. Weg mit ihm! Verdopple die Gefahr, spricht der Held, nicht die Helfer. Ich habe schon längst ein Etwas in meiner Brust gefühlt, das sich von nichts wollte ersättigen lassen – Was es war, weiß ich jetzt plötzlich (indem er heroisch aufspringt). Ich hab' einen Tyrannen!

      (Der Vorhang fällt.)

      Zweiter Aufzug

      Vorzimmer in Fiescos Palast.

      Erster Auftritt

      Leonore. Arabella.

      Arabella. Nein, sag' ich. Sie sahen falsch. Die Eifersucht lieh Ihnen die häßlichen Augen.

      Leonore. Es war Julia lebendig. Rede mir nichts ein. Meine Silhouette hing an einem himmelblauen Band, dies war feuerfarb und geflammt. Mein Loos ist entschieden.

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