Briefe an Ludwig Tieck 4. Various

Briefe an Ludwig Tieck 4 - Various


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füge ich meinen aufrichtigen Glückwunsch zur Vermählung Ihres Fräuleins Tochter und die gehorsamste Bitte bei, der Frau Gräfin von Finkenstein, nebst dem Wunsche des besten Wohlseyns, meinen Respekt zu erkennen zu geben.

      Leider, bin ich noch immer außer Stande, Ihnen die erste Lieferung meiner Schriften zu übersenden. Der Verleger ist wegen der vor kurzem erfolgten Erweiterung seiner Geschäfte durch Verbindung mit zwei anderen gut renommirten Stuttgarter Buchhandlungen, der Riegerschen und Brodhagschen, mit Arbeiten zu überhäuft gewesen, um schon an’s Beginnen meiner Sammlung zu gelangen. Doch soll die zweite Lieferung sich desto schneller an die erste anschließen. Er hat mir auch schon den Probedruck des in Wien gefertigten Stahlstichs meines nach Hartmanns Gemälde gefertigten Porträts übersendet, welches dem Titel des ersten Bandes gegenüber erscheinen wird.

      Meine Frau, die auch der Frau Gräfin sich zu Gnaden empfiehlt, trägt mir auf, Ihnen ihren freudigen Antheil an der so glücklichen Hoffnung auf Ihre baldigste gänzliche Herstellung kundzuthun.

      Mit innigster Verehrung

Der IhrigeSchulze.

      II

Dresden, den 25. Decbr. 1843.Verehrtester!

      Ihr so wohlwollender Brief vom 31. d. M. hat mir wahrhafte Beruhigung zugeführt, weil ich fortdauernd in großer Sorge stand, meine Auswahl bei der Sammlung der Launschen Schriften wäre nicht nach Ihrem Wunsche ausgefallen. Mein Vorsaz ist, eher etwas zu viel von meinen Werken wegzulassen, als aufzunehmen, freilich aber fehlt, leider, grade dem Verfasser mitunter das Urtheil, das rechte, über Manches, es kann daher wohl vorkommen, daß er im Weglassen und Aufnehmen mitunter Misgriffe begeht.

      Der mitfolgende 5te Band empfiehlt sich Ihrer freundschaftlichen Nachsicht. Die beiden lezten Novellen darin erscheinen zum ersten Male gedruckt.

      Große Freude hat mir die durch Ihren Brief bestätigte glänzende Aufnahme der Aufführung des Sommernachtstraums, nach Ihrer Anordnung gemacht. Bereits im vorigen Jahre enthielt das Morgenblatt eine Lokalnotiz von mir, in der ich über das Projekt meine Meinung äußerte. Da Ihnen das Blatt schwerlich zu Gesicht gelangte, so erlaube ich mir solches mit der Bitte beizulegen, es mir künftig wieder zugehen zu lassen. Die Antigone hat schon, wie es scheint, eine entschiedene Anregung bei den größeren Bühnen Deutschlands gegeben. Es läßt sich daher etwas Gleiches vom Sommernachtstraum desto eher hoffen, da Shakespeare dem Sinne des Publikums doch weit näher liegt, als die griechischen Tragiker.

      Vor Kurzem stand in den Blättern für literar. Unterhaltung und zwar in den Nummern vom 9. bis 12. des jetzigen Monats ein Aufsaz von mir unter dem Titel: Poesie und Prosa. Unter anderm bemerkte ich darin, daß so tief auch der 2te Theil von Goethe’s Faust unter dem 1sten stehe, doch von Denjenigen unserer Dichter, die sich die Männer der Gegenwart nennen, kein einziger im Stande seyn würde, einen solchen zweiten Theil zu produciren. Sollte Ihnen zufällig die kleine Ausarbeitung in die Hände gerathen seyn, die hauptsächlich über die Unrichtigkeit, die Worte: Poesie und Prosa als Kontraste zu behandeln, sich ausläßt, so würde es mir die größte Genugthuung gewähren, wenn ich gelegentlich erführe, daß meine darin eröffneten Ansichten, wenigstens in der Hauptsache mit den Ihrigen übereinstimmten.

      Meine gute Frau trägt mir auf, Ihnen den aufrichtigsten Dank für die gütige Erinnerung an sie abzustatten. Der mehrjährige Gebrauch des Karlsbades ist ihrer früher sehr mangelhaften Gesundheit sehr zu statten gekommen. Sie nimmt mit mir den lebendigsten Antheil an Ihrem Wohlseyn und an dem so glücklichen Erfolge der Augenoperation der Frau Gräfin von Finkenstein.

      Mit der treuesten, innigsten Verehrung

Der IhrigeSchulze.

      Schwab, Gustav Benjamin

      Geb. zu Stuttgart 1798, gestorb. daselbst am 4. Nov. 1850.

      Wenn seine ihm eigenste poetische Richtung zugleich eine religiöse war und sich in weltliches Treiben nicht verlor, so hielt ihn doch andrerseits die kirchliche Amtsstellung, die er im Staate einnahm, keinesweges ab, sich mit regem Sinne, mit unbegrenzter Theilnahme nach allen Seiten hin zu wenden, wo frisches Talent, ursprüngliche Begabung ihm entgegentrat, und kein Mensch ist weiter davon entfernt gewesen als er, engherzig zu verlangen, daß „allen Bäumen eine Rinde wachse!“ Wer irgend welche litterarische Beziehung zu ihm gehabt und dabei Gelegenheit gefunden hat ihn kennen zu lernen, der wird ihn freudig wieder erkennen und begrüßen in nachstehendem Briefe!

      Als epischer und lyrischer Dichter blühend und fruchtbar von den Knabenjahren an bis in’s reife Mannesalter, hat er eine reiche Auswahl schöner Gaben hinterlassen, deren viele im Geist und Gemüth seines Volkes fortleben, um nie zu sterben. Und wenn er dadurch seinen Nachruhm sicherte, ist er doch immer auch thätig gewesen, sei’s durch gelehrte und sinnvoll-geordnete Anthologieen, sei’s durch meisterhafte Uebertragungen, sei’s endlich durch Redaktion, Herausgabe und Lebensbeschreibung verstorbener Dichter, deren Nachruhm zu vermehren. Sagen des klassischen Alterthums – Lamartine’s – Barthelemy’s Poesieen – Paul Fleming’s auserlesene Gedichte – Geistliche Legenden – W. Hauffs sämmtliche Werke – Wilh. Müllers vermischte Schriften (siehe diesen Brief!) – Schillers Leben – der deutsche Musenalmanach (mit Chamisso) – das sind nur einige obenhin herausgegriffene Belege für die vielseitige Thatkraft eines im ernsten Amte gewissenhaften Arbeiters, der nebenbei – zur Erholung von der Berufspflicht – eine ganze Bibliothek werthvoller Bücher schrieb, sammelte, kritisch beleuchtete und den duftigen Flor eigener Dichtungen in stetem Wachsthum hielt!

Stuttgart, den 28. Jan. 1829.
Hochverehrter Mann!

      Das Herz in beide Hände nehmend benütze ich endlich die Erlaubniß, welche Sie mir ertheilt haben, mich schriftlich an Sie zu wenden, ohne weiter auf Worte zu studieren. Kommt es linkisch heraus, so schreiben Sie es auf Rechnung der Scheu, die uns hohen Geistern gegenüber geradeso und mit mehr Recht ergreift, wie gegenüber von hohen Personen.

      Ich habe die Sammlung des seel. Wilhelm Müller, die nach dem Wunsche des Verlegers, Brockhaus, dem sich die Wittwe gefügt hat, nur aus seinen „vermischten Schriften,“ nicht aus den sämmtlichen Werken bestehen soll, seit den Herbstferien in Ordnung gebracht und das neu geordnete Manuscript, wenn man lauter Gedrucktes so nennen kann, dem Verleger zugeschickt. Der Druck wird aber nicht sobald beginnen, daß ich nicht noch von allen Fingerzeigen, die Ihre gütige Theilnahme mir zukommen lassen wollte, Gebrauch machen könnte, und so vergönnen Sie mir, daß ich Ihnen im Allgemeinen kurz meine Verfahrungsweise andeute.

      Das Ganze ist vorläufig auf fünf Bände berechnet. Die Poesieen habe ich in die zwei ersten Bände vertheilt, nach ihrer innern Verwandtschaft, nicht nach ihrer bisherigen Eintheilung. Denn ich gestehe es, jene Verkappungen so vieler, besonders norddeutscher, Dichter, sind mir in der Seele zuwider. Wozu „Lieder eines reisenden Waldhornisten,“ wozu „Lyrische und epigrammatische Spaziergänge.“ Vielleicht konnte bei einem Theile des Publicums dadurch beim ersten Erscheinen jener Gedichte die Aufmerksamkeit rege gemacht werden, und Müller mußte um des Verlegers willen sich jenes Kunstgriffs bedienen; an sich sind gewiß solche Verkleidungen unsrem Jahrhunderte fremd; sie gehören der fruchtbringenden Gesellschaft und ihrem Zeitalter, wo der geachtete Honoratior seinen Titel zu vermehren glaubte, wenn er sich mit Poesie befaßte und denselben gegen irgend einen Schäfers- oder andern Kittel vertauschen zu müssen glaubte. So urtheilte ich, und stellte daher unter dem allgemeinen Titel lyrischer Gedichte die Reiselieder, die Wanderlieder, die ländlichen Lieder aus den bisherigen verschiedenen Sammlungen zusammen, ließ darauf die vermischten Gedichte, die Anklänge aus dem Italienischen und Neugriechischen und die Epigramme folgen. Die Griechenlieder sollen nach dem ausdrücklichen Wunsche der Wittwe den Schluß der sämmtlichen Gedichte bilden. Durch diese neue Eintheilung fallen die Dedicationen der verschiedenen früheren Sammlungen im Contexte weg, aber sie müssen in der Vorrede aufbewahrt werden; die Nachwelt soll wissen, daß der frühverewigte Sänger sich Tiecks und Webers Freundschaft zu erfreuen hatte.

      Den dritten Band würden die zwei Novellen nebst der Schilderung Lord Byrons und einige andre prosaischen Aufsätze füllen; den vierten und fünften Band das Bessere von den zahlreichen Critiken Müllers aus dem Hermes, der Haller Lit. Zeitung und dem Convers. Blatte; namentlich seine Urtheile


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