Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen. Rosette

Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen - Rosette


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Raum, diesem Mann, diesem Augenblick so schnell wie möglich zu entkommen.

      Er betäubte mich allein mit der Kraft seines kalten Blickes. „Nachher. Jetzt kommen Sie herein.“

      Irgendwie ließ der Schrecken nach, genau rechtzeitig, dass ich mit erhobenem Haupt in sein Zimmer trat.

      „Kann ich etwas für Sie tun?“

      „Und was könnten Sie für mich tun?“ Ein leichtes Zittern, ein Anzeichen von Ironie, glitt über seine vollen Lippen. „Mir Ihre Beine geben? Würden Sie das tun, Melisande Bruno? Wenn es möglich wäre? Was sind Ihnen Ihre Beine wert? 1 Million, 2 Millionen, 3 Millionen Pfund?“

      „Ich würde es nie für Geld tun“, antwortete ich zügig.

      Er stützte sich auf seine Ellbogen, und schaute mich durchdringend an. „Und aus Liebe? Würden Sie es aus Liebe tun, Melisande Bruno?“

      Er machte sich über mich lustig, wie immer, sagte ich mir. Und doch hatte ich für ein paar Momente den Eindruck, dass mich unsichtbare Windböen in seine Arme trieben. Dieser Augenblick des plötzlichen Wahnsinns ging vorüber, ich nahm mich zusammen und erinnerte mich wieder daran, dass ich eine unbekannte Person vor mir hatte, nicht den strahlenden Prinzen mit der glänzenden Rüstung, von dem ich nicht einmal träumen konnte. Und ganz gewiss kein Mann, der sich in mich verlieben könnte. Unter normalen Umständen wäre ich nie in diesem Raum gewesen, um am intimsten Moment einer Person teil zu haben. Der Moment, wo es keine Masken gibt, wo man jede Verteidigung ablegt und von jeder Formalität, die von der Außenwelt auferlegt wurde, entblößt ist.

      „Ich habe nie geliebt, Sir“, antwortete ich nachdenklich. „Also weiß ich nicht, was ich in diesem Fall tun würde. Würde ich mich derart für die geliebte Person opfern? Ich weiß es nicht. In der Tat, ich weiß es wirklich nicht.“

      Seine Augen ruhten fest auf mir, als ob er seinen Blick nicht von mir abwenden könnte. Oder vielleicht stellte ich mir das nur so vor, aber es war genau das, was ich in diesem Moment fühlte.

      „Es ist eine rein akademische Frage, Melisande. Glaubst du, dass, wenn du wirklich in jemanden verliebt wärst... Würdest du ihm deine Beine geben, oder deine Seele?“ Aus seinem Gesichtsausdruck konnte man nichts erkennen.

      „Würden Sie es tun, Sir?“

      Er brach in ein schallendes Lachen aus, das im Raum ganz unerwartet wie ein frischer Frühlingswind widerhallte.

      „Ich würde es tun, Melisande. Vielleicht, weil ich geliebt habe, und ich weiß, wie es sich anfühlt.“ Er warf mir einen Blick von der Seite zu, so als wenn er einige Fragen von meiner Seite erwarten würde, aber ich schwieg. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er hätte von Weinen oder von Astronomie sprechen können, das Ergebnis wäre das gleiche gewesen. Ich war nicht in der Lage, über das Thema der Liebe zu diskutieren. Denn ich hatte keine Ahnung hatte, was das ist.

      „Schieb‘ den Rollstuhl näher heran“, sagte er schließlich in Befehlston.

      Ich war froh eine Aufgabe erfüllen zu dürfen, auf die ich vorbereitet war, und gehorchte ihm. Seine Arme dehnten sich durch die Anstrengung und mit vollendeter Leichtigkeit glitt er in sein Folterinstrument, das ihm so verhasst als auch nützlich und wertvoll war.

      „Ich verstehe, wie Sie sich fühlen“, bemerkte ich in einem Anflug von Mitgefühl.

      Er hob seinen Blick, um mich anzusehen. Eine Vene pochte ihm an der rechten Schläfe, vor Aufregung über meinen Kommentar.

      „Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle“, sagte er lapidar. „Ich bin anders. Anders, weißt du?“

      „Ich bin von Geburt an anders, Sir. Glauben Sie mir, ich kann Sie verstehen“, verteidigte ich mich mit schwacher Stimme.

      Er versuchte, meinen Blick zu erhaschen, aber ich weigerte mich ihn anzusehen.

      Da klopfte es an der Tür, und ich war erleichtert, dass Kyle gekommen war, der mit einer nichtssagenden Miene fragte.

      „Brauchen Sie mich, Mister Mc Laine?“

      Den Schriftsteller überkam einen Wutanfall. „Wo hast du gesteckt, du Faulpelz?“

      Es blitzte ein Funken der Revolte in den Augen des Krankenpflegers auf, aber er entschied keine Bemerkung zu machen.

      „Warten Sie im Arbeitszimmer auf mich, Miss Bruno“, befahl mir Mc Laine, mit noch vor unterdrückter Gewalt zitternder Stimme.

      Ich blickte nicht zurück, als ich das Zimmer verließ.

      Viertes Kapitel

      Es vergingen einige Tage, bevor ich mit dem Besitzer von Midnight Rose die Magie der ersten Stunde, die wir anschließend verloren hatten, wiederfand.

      Ich mied Kyle wie die Pest, um ja auch nicht nur die kleinste Hoffnung in ihm zu wecken. Jedes Mal, wenn wir uns trafen, füllten sich seine Augen mit Begierde, stets auf der Suche meinen Blick zu kreuzen. Aber ich hielt ihn auf Sicherheitsabstand und hoffte, dass dies ausreichend wäre, ihn von erneuten unerwünschten Annäherungsversuchen abzuhalten.

      Andererseits begann ich die Gesellschaft von Mrs. Mc Millian zu schätzen. Sie war ein geistreiche Frau und auf keinen Fall so geschwätzig, wie ich sie fälschlicherweise auf den ersten Blick beurteilt hatte. Sie war Mr. Mc Laine treu bis ins Knochenmark, und diese Tatsache brachte uns sehr zusammen. Ich erledigte meine Aufgaben mit leidenschaftlichem Fleiß, und war glücklich darüber, dass ich ihm zumindest einen Teil der Last von seinen Schultern abnehmen konnte. Ich vermisste unsere Wortgefechte, und mein Herz drohte zu explodieren, als sie wieder begannen.

      Genauso unerwartet, wie beim ersten Mal.

      „Verdammt!“

      Ich hob ruckartig den Kopf, da ich über einige Dokumente gebeugt war, die ich gerade in Ordnung brachte. Seine Augen waren geschlossen, mit einem verletzlichen Ausdruck auf seinem jungenhaften Gesicht, der ich mich erweichen ließ.

      „Ist alles in Ordnung?“

      Sein Blick war eiskalt, und ich bedauerte es fast, dass er seine Augen wieder geöffnet hatte.

      „Das ist von meinem verdammten Verleger“, erklärte er, und wedelte mit einem Blatt in der Hand. Es war ein Brief, der mit der Morgenpost gekommen war und den ich nicht bemerkt hatte. Ich war für das Sortieren der Post zuständig, und ich bedauerte, ihm den Brief nicht sofort gegeben zu haben. Vielleicht war er ja wütend auf mich, weil ich ihm eine wichtige Botschaft vorenthalten hatte. Seine nächsten Worte enthüllten jedoch das Geheimnis.

      „Ich wünschte, dieser Brief wäre unterwegs verloren gegangen“, sagte er angewidert. „Er möchte, dass ich ihm den Rest des Manuskripts schicke.“

      Mein Schweigen schien seine Wut zu anzufachen. „Und ich habe keine anderen Kapitel, die ich ihm senden kann.“

      „Ich sehe Sie seit Tagen schreiben“, wagte ich verwirrt anzubringen.

      „Es gibt Tage, da schreibe ich solchen Mist, der es nur verdient dort zu enden, wo er letztendlich auch endet“ meinte er und zeigte auf den Kamin.

      Ich hatte es wohl bemerkt, dass das Feuer am Vortag angezündet worden war, und ich war auch erstaunt darüber, da die Temperaturen noch ausgesprochen sommerlich waren, aber ich hatte nicht nach einer Erklärung gefragt.

      „Versuchen Sie doch, mit Ihrem Verleger zu reden. Möchten Sie, dass ich ihn anrufe?“, schlug ich schnell vor. „Ich bin sicher, dass er es verstehen wird ...“

      Er unterbrach mich mit einer Handbewegung, als ob er eine lästige Fliege verjagen würde. „Verstehen was? Dass ich eine kreative Krise habe? Dass ich eine klassische Schreibblockade durchlebe?“ Sein spöttisches Lächeln ließ mein Herz höher schlagen, gerade so, als ob er es sanft berührt hätte.

      Er warf den Brief auf den Schreibtisch. „Mit dem Buch geht es nicht voran. Zum ersten Mal in meiner Karriere scheine ich nichts mehr zu Schreiben zu haben, meine Quelle ist versiegt.“

      „Dann


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