Salvator. Александр Дюма

Salvator - Александр Дюма


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der immer an demselben Platze, mit einem Arme Justin, mit dem andern Jean Robert zurückhielt, während er zu Petrus und Ludovic sagte:

      »Bei Ihrem Kopfe, rühren Sie sich nicht!«

      Niedergeschlagen und beschämt, näherten sich die Soldaten dem halb zerbrochenen Sarge und hoben den Mantel und die auf dem Boden zerstreuten, mit Koth bedeckten Insignien des Verstorbenen auf.

      Nach diesem ersten furchtbaren, ungeheuren, tödtlichen Schrei, nach dieser ersten Bewegung, welche die Menge in allen Richtungen, wo sie sich Verlaufen zu können glaubte, hinausdrängte, trat, wie gesagt, eine Todesstille ein, eine erhabene Stille, welche energischer als alles Geschrei.

      In der That, die höchste Protestation, die nachdrücklichste Vertheidigung, die ungestümste Entrüstung hätten nicht mehr bittere Vorwürfe, mehr blutige Drohungen enthalten, als diese gesammelte, ehrfurchtsvolle Haltung der Menge dem Leichname gegenüber, als diese stumme, stillschweigende Mißbilligung den Entheiligern gegenüber.

      Mitten unter diesem Stillschweigen stürzte der Urheber dieser ganzen Ruchlosigkeit, der schwarze Mann, der Polizeicommissär, in den Kreis, winkte den Trägern herbeizukommen, hieß sie den Sarg auf den Leichenwagen setzen, und befahl dem Officier mit einer gebieterischen Geberde, ihm im Nothfalle beizustehen.

      Plötzlich aber wurden der Officier und der Commissär leichenbleich, und ihr Gesicht bedeckte sich mit einem kalten Schweiße, als sie durch die Spalten des an mehreren Stellen zerbrochenen Sarges gegen sie, wie eine Drohung aus dem Grabe, einen der abgezehrten Arme des Leichnames sich ausstrecken sahen, der, vom Leibe getrennt, nahe daran schien, auf das Pflaster zu fallen.

      Sagen wir für diejenigen, welche uns beschuldigen dürften, wir machen Gräßliches mit kaltem Blute, daß aus der in Folge dieses ärgerlichen Ereignisses vorgenommenen Untersuchung hervorging, man habe, als der Sarg des Herzogs de la Rochefoucauld nach Liancourt, in die Familiengruft der la Rochefoucauld, geführt wurde, einen Theil der Nacht, welche der Bestattung vorherging, damit zubringen müssen, nicht nur den Sarg auszubessern, der, wie gesagt, halb zerbrochen war, sondern auch um wieder in ihre natürliche Lage die Glieder zu bringen, die sich vom Körper abgelöst hatten.4

      Fügen wir schleunigst bei, —und wir werden auf diesen traurigen Gegenstand nicht mehr zurückkommen, – daß die Volksentrüstung nur einen Schrei von einem Ende Frankreichs zum andern ausstieß.

      Alle Journale, welche nicht dem Ministerium gehörten, gaben ihren Bericht über die entsetzliche Scene mit allem Zorne und mit aller Verachtung, welche diese schändliche Profanation verdiente.

      Die zwei Kammern waren das Echo dieses Schreies; die Pairskammer besonders, schwer getroffen in einem ihrer Mitglieder, beschränkte sich nicht daraus, daß sie energisch diese ruchlose Gewalttat tadelte, die den Leichnam eines Mannes schlug, dessen einziges Verbrechen es gewesen war, daß er gegen die Regierung gestimmt hatte; sie beauftragte ihren Großreferendär, sich nach den Thatumständen zu erkundigen, und als der hohe Würdenträger der Kammer das Resultat seiner Untersuchung mittheilte, klagte er laut die Polizei an, sie habe willkürlich dieses Aergerniß verursacht, ein um so mehr tadelnswerthes Aergerniß, als zahlreiche Vorgänge das Fortbringen eines Sarges mit den Armen rechtfertigten, und bei manchen Veranlassungen, besonders bei den Obsequien von Delille, Béclard und Emmery, dem Superior des Seminars von Saint-Sulpice, die Polizei das Tragen ihrer Ueberreste sowohl durch ihre Freunde, als durch ihre Zöglinge erlaubt hatte. Der Sarg von Herrn Emmery, unter Anderem, war auf diese Art von den Zöglingen seines Seminars bis aus den Kirchhof von Issy getragen worden.

      Herr von Corbière hörte alle diese Vorwürfe und nahm sie mit der ihm natürlichen hochmüthigen Kälte auf, welche manchmal in der Kammer so furchtbare Stürme gegen ihn erregte, und er glaubte nicht nur kein Wort des Tadels an den Agenten richten zu müssen, der die Leiche des redlichen Mannes beschimpft hatte, welcher von ihm, dem Minister im Leben beschimpft worden war, sondern er bestieg sogar die Tribüne und antwortete:

      »Hätten sich die Redner, die wir gehört, darauf beschränkt, ihre peinlichen Gefühle auszudrücken, so würde ich ihren Schmerz geehrt und ein Stillschweigen beobachtet haben. Aber auch Klagen gegen die Administration . . . Das Benehmen des Polizeipräfecten und seiner Agenten ist gewesen, was es sein mußte, und sie hätten anders handelnd, als sie es gethan, ihre Pflicht verletzt und sich meinem gerechten Tadel preisgegeben.«

      Die Kammer dankte dem Großreferendär für seinen Bericht und beschloß, das Ende des gerichtlichen Verfahrens, das begonnen hatte, abzuwarten. Wohlverstanden, das Verfahren hatte ein Ende, aber kein Resultat.

      Während die unabhängigen oder die Oppositions-Journale am andern Tage in ihrer ersten Colonne die Entrüstung, deren Dolmetscher sie nur waren, kundgaben, veröffentlichten die Regierungsjournale eine offenbar vom Ministerium oder von der Präfectur gekommene Note; denn, obgleich in drei verschiedenen Zeitungen gedruckt, glich sie sich doch dem Inhalte und der Form nach.

      Es folgt hier ungefähr der Text dieser Note, deren Zweck es war, die Verantwortlichkeit der Scenen vom vorhergehenden Tage auf die Rechnung der Bonapartisten zurückzuwerfen.

      »Die Hydra der Anarchie erhebt wieder ihr Haupt, das man für immer abgeschlagen glaubte; die Revolution, die man erloschen glaubte, ersteht wieder aus der Asche. Sie rückt hervor, ganz bewaffnet, im Schatten und in der Stille, und die Monarchie wird sich aufs Neue ihrer ewigen Feindin gegenüber finden.

      »Achtung, treue Diener Seiner Majestät, auf, ergebene Unterthanen! der Altar und der Thron, der Priester und der König sind bedroht!

      »Die bedauernswerthen Ereignisse von gestern haben zu Scenen der Gewalt Anlaß gegeben; Geschrei der Drohung, Geschrei des Aufruhrs, Todesgeschrei ist ausgestoßen worden.

      »Glücklicher Weise hielt der Polizeipräfect schon seit vierundzwanzig Stunden in seinen Händen die Hauptfäden des Complottes. Dank sei es dem glühenden Eifer dieses geschickten Beamten, ist das Complott gescheitert, und er hofft den Sturm beschwichtigt zu haben, der noch einmal das Staatsschiff zu verschlingen drohte.

      »Der Chef dieser weit umfassenden Verschwörung ist verhaftet worden. Er ist in den Händen der Gerichte, und die Freunde der Ordnung, die treuen Unterthanen des Königs werden erkennen, von welcher Wichtigkeit dieser Fang, wenn sie erfahren, daß der Chef dieses Complottes, dessen Zweck es war, den König vom Throne zu stürzen und den Herzog von Reichstadt darauf zu setzen, kein Anderer ist, als der berühmte Corse Sarranti, welcher kürzlich aus Indien angekommen, wo das Complott geboren wurde.

      »Man schauert, denkt man an die Gefahr, mit der die Regierung Seiner Majestät bedroht war. Doch der Abscheu wird bald auf die Entrüstung folgen, und man wird nicht einmal mehr wissen, woran man sich in Betreff dieser Leute zu halten hat, welche, nachdem sie dem Usurpator gedient, seinem Sohne dienen, wenn man erfährt, daß eben dieser Sarranti, der sich seit einigen Tagen in der Hauptstadt verbarg, derselbe ist, der Paris vor sieben Jahren unter dem Gewichte einer Anklage wegen Diebstahls und Mords verlassen hat.

      »Diejenigen, welche die Journale jener Zeit gelesen haben, erinnern sich vielleicht, daß das Dörfchen Viry-sur-Orge im Jahre 1829 der Schauplatz eines entsetzlichen Verbrechens war. Einer der angesehensten Männer des Cantons fand, als er eines Abends nach Hause kam, seine Kasse erbrochen, seine Frau ermordet, seine zwei jungen Neffen entführt und den Hofmeister verschwunden.

      »Dieser Hofmeister war kein Anderer als Herr Sarranti.

      »Eine gerichtliche Untersuchung hat schon begonnen.«

       X

      Seelengemeinschaft

      Der ausdrucksvolle Blick, den Herr Sarranti dem Abbé Dominique zugeworfen, und die paar Worte, die er im Augenblicke seiner Verhaftung gesprochen, geboten dem armen Mönche eine völlige Zurückhaltung, eine äußerste Discretion.

      Von seinem Vater getrennt, lief Dominique rasch in der aufsteigenden Richtung der Rue de Rivoli fort. Hier fand er wieder eine aufgeregte, stürmische Gruppe, und er begriff, daß diese Gruppe, welche auf die Tuilerien zueilte, Herrn Sarranti zum Mittelpunkte hatte. Er folgte daher, doch von fern, und wie er es kluger Weise wegen seiner so leicht erkennbaren Tracht thun mußte.

      Dominique


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<p>4</p>

Achille von Baulabelle, Histoire des Deux Restaurations.