Salvator. Александр Дюма

Salvator - Александр Дюма


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ich sah ihn gestern zum ersten Male.«

      »Sein Name ist Ihnen unbekannt?«

      »Sein Name Dubreuil . . . ja.«

      »Und die Ursache seiner Verhaftung, ist Ihnen unbekannt ?«

      Herr Jackal drückte seine Brille wieder auf seine Augen nieder.

      »Völlig unbekannt,« sagte er.

      »Woraus ich schließe,« fuhr Salvator fort, »daß die Ursache seiner Verhaftung von geringer Bedeutung ist, und daß sie folglich nicht von langer Dauer sein dürfte.«

      »Ah! Gewiß!« antwortete mit einer väterlichen Miene Herr Jackal. »Ist es das, was Sie wissen wollten?«

      »Ja.«

      »Warum sagten Sie es denn nicht früher? Ich will nicht gerade behaupten, daß der Freund Ihres Freundes zur Stunde, wo ich mit Ihnen spreche, freigelassen ist; doch da er Ihr Schützling ist, so haben Sie durchaus nichts zu befürchten, und sobald ich auf die Präfectur komme, öffne ich diesem Burschen beide Flügel der Thüre.«

      »Ich danke!« sprach Salvator, indem er den Polizeimann tief anschaute. »Ich darf also auf Sie zählen?«

      »Das heißt, Ihr Freund kann auf beiden Ohren schlafen. Ich habe in meinen ernsten Cattons nicht ein einziges Actenfascikel mit dem Namen Dubreuil. Ist das Alles, was Sie von mir wünschen?«

      »Nichts Anderes.«

      »Wahrhaftig, Herr Salvator,« sagte der Polizeimann, als er sah, daß die Menge sich verlief, und daß die Zusammenschaarung beinahe zerstreut war; »wahrhaftig, die Dienstes die Sie von mir verlangen, haben große Aehnlichkeit mit den Zusammenrottungen; man glaubt sie fest zu halten, und sie zerplatzen einem in der Hand wie Seifenblasen.«

      »Das ist so,« erwiderte Salvator lachend, »weil die Zusammenrottungen verpflichten wie die Dienste. Darum sind sie so selten und folglich so kostbar.«

      Herr Jackal hob seine Brille empor, schaute Salvator an, stopfte sich die Nase mit Tabak voll, drückte seine Brille wieder nieder und sagte:

      »Nun also?«

      »Aus Wiedersehn, lieber Herr Jackal,« antwortete Salvator.

      Und er grüßte den Polizeimann, dem er die Hand eben so wenig gab, da er ihn verließ, als da er ihn angeredet hatte, schritt über die Rue Saint-Honoré von rechts nach links und begab sich wieder zu Dominique, der ihn in seinem Fiacre an der Ecke der Rue Neuve-du-Luxembourg erwartete.

      Er öffnete sodann den Schlag des Fiacre reichte Dominique beide Hände und sprach:

      »Sie sind Mann, Sie sind Christ, Sie wissen folglich, was der Schmerz ist, was die Resignation ist . . . «

      »Mein Gott!« rief der Mönch, seine weißen Hände faltend.

      »Nun wohl, die Lage Ihres Freundes ist ernst, sehr ernst!«

      »Er hat Ihnen also Alles gesagt?«

      »Er hat mir im Gegentheile nichts gesagt, und das ist es, was mich erschreckt. Er kennt Ihren Freund nicht von Gesichte; er hat gestern zum ersten Male den Namen Dubreuil aussprechen hören, und er weiß die Ursache seiner Verhaftung nicht . . . Mißtrauen Sie, ich wiederhole es Ihnen, die Sache ist ernst, sehr ernst!«

      »Was ist zu thun?«

      »Gehen Sie nach Hause . . . Ich will meinerseits nachforschen, forschen Sie Ihrerseits nach, und zählen Sie auf mich.«

      »Freund,« sprach Dominique, »da Sie so gut sind . . . «

      »Was?« fragte Salvator, den Mönch anschauend.

      »Lassen Sie mich Sie um Verzeihung bitten, daß ich Ihnen nicht Alles gesagt habe.«

      »Ist es noch Zeit? Sprechen Sie!«

      »Nun denn, der Verhaftete heißt nicht Dubreuil, ist nicht mein Freund.«

      »Nicht?«

      »Er heißt Sarranti und ist mein Vater.«

      »Ah!« rief Salvator, »ich weiß nun Alles.«

      Sodann den Mönch anschauend.

      »Treten Sie in die erste die beste Kirche ein, die Sie treffen, und beten Sie!«

      »Und Sie?«

      »Ich . . . ich werde zu handeln suchen.«

      Der Mönch nahm die Hand von Salvator und küßte sie, ehe dieser Zeit gehabt hatte, sich zu widersetzen.

      »Bruder, Bruder,« sprach Salvator, »ich habe Ihnen gesagt, ich gehöre Ihnen mit Leib und Seele, doch man darf uns nicht beisammen sehen. Gott besohlen!«

      Er schloß den Schlag wieder und entfernte sich rasch.

      »Nach der Saint-Germain-des-Prés-Kirche!« sagte der Mönch.

      Und während der Fiacre den Weg nach dem Pont de la Concorde mit dem gewöhnlichen Gange eines Fiacre einschlug, ging Salvator schleunigst wieder die Rue de Rivoli hinaus.

       XII

      Das Gespenst

      Die Saint-Germain-des-Prés-Kirche, mit ihrer romanischen Vorhalle, ihren massiven Pfeilern, ihren gedrückten Bögen, ihrem Dufte vom achten Jahrhundert, ist eine der düstersten Kirchen von Paris, und folglich eine von denjenigen, wo man am leichtesten die Vereinzelung des Leibes und die Erhebung der Seele finden kann.

      Es hatte also nicht ohne Grund Dominique, der nachsichtige Mönch, aber der strenge Mensch, Saint-Germain-des-Prés gewählt, um hier mit Gott von seinem Vater zu reden.

      Er betete lange, und es war über fünf Uhr Nachmittags, als er, die Hände in seinen weiten Aermeln verloren, den Kopf auf seine Brust gesenkt, daraus wegging.

      Er wandelte langsam nach der Rue du Bot-de-Fer, immer hoffend, – indessen mit einer sehr schüchternen und unbestimmten Hoffnung, – aus dem Gefängnisse abgegangen, werde sein Vater gekommen sein, um nach ihm zu fragen.

      Seine erste Frage an die gute Frau, welche beim Abbé die Functionen einer Concierge und einer Löhnerin kumulierte, war auch, daß er sich erkundigte, ob in seiner Abwesenheit Niemand nach ihm gefragt habe.

      »Doch, mein Vater,« antwortete die Concierge, »ein Herr . . . «

      Dominique bebte.

      »Sein Name?« fragte er.

      »Er hat ihn mir nicht gesagt.«

      »Sie kennen ihn nicht?«

      »Nein . . . es ist das erste Mal, daß er kommt.«

      »Sie sind sicher, daß es nicht der ist, welcher mir gestern einen Brief gebracht hat?«

      »Ah! Nein, diesen hätte ich wohl erkannt: es gibt nicht zwei so finstere Gesichter in Paris.«

      »Armer Vater!l« murmelte Dominique.

      »Nein,« fuhr die Concierge fort, »die Person, welche zweimal gekommen ist, – denn sie ist zweimal gekommen: einmal um Mittag, und das andere Mal um vier Uhr; – die Person, welche zweimal gekommen ist, ist mager und kahl. Es ist ein Mann von ungefähr sechzig Jahren, mit kleinen, wie die eines Maulwurfs tief im Kopfe liegenden Augen und ganz krankem Aussehen. Sie werden ihn übrigens wahrscheinlich sogleich sehen, denn er hat gesagt, er wolle einen Gang machen und werde dann wiederkommen . . . Soll ich ihn herauflassen?«

      »Gewiß,« erwiderte der Abbé zerstreut; denn in diesem Augenblicke war ihm an nichts gelegen, als an dem, was von seinem Vater kam.

      Und er nahm seinen Schlüssel und schickte sich an, hinaufzugehen.

      »Aber,« sagte die gute Frau, »Herr Abbé . . . «

      »Was?«

      »Sie haben also auswärts gefrühstückt?«

      »Nein,« antwortete der Abbé, den Kopf schüttelnd.

      »Als o haben Sie den ganzen Tag nichts gegessen?«

      »Ich habe nicht daran gedacht.


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