Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма


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so viel Güte für mich hat…«

      »Oh!« rief der König, »Sie wünschen, Herr von Suffren?«

      »Sire, einer meiner Officiere hat einen so schweren Fehler gegen die Disciplin begangen, daß ich dachte, Eure Majestät allein könne Richter in dieser Sache sein.«

      »Oh! Herr von Suffren, ich hoffte, Ihre erste Bitte werde eine Gunst und nicht eine Bestrafung betreffen.«

      »Sire, Eure Majestät wird, wie ich zu sagen die Ehre hatte, selbst beurtheilen, was zu thun ist.«

      »Ich höre.«

      »Bei dem letzten Gefecht commandirte der Officier, von dem ich spreche, den Sévère.«

      »Oh! das Schiff, das die Flagge strich,« sagte der König, die Stirne faltend.

      »Sire, der Capitän des Sévère hatte in der That seine Flagge gestrichen,« antwortete Herr von Suffren, »und schon schickte Sir Hugues, der englische Admiral, ein Boot ab, um die Prise mit seinen Leuten zu bemannen; als aber der Lieutenant des Schiffes, der die Kanonen des Zwischendecks überwachte, wahrnahm, daß das Feuer aufhörte, und den Befehl erhielt, die Kanonen schweigen zu lassen, stieg er auf das Verdeck; er sah, daß die Flagge gestrichen und der Capitän bereit war, sich zu ergeben. Ich bitte Eure Majestät um Verzeihung, Sire, aber bei diesem Anblick empörte sich Alles, was er von französischem Blut in sich hatte. Er nahm die Flagge, die sich im Bereich seiner Hand befand, griff nach einem Hammer, befahl das Feuer wieder zu beginnen und nagelte die Flagge über den Wimpel. Durch dieses Ereigniß, Sire, wurde der Sévère Eurer Majestät erhalten.«

      »Ein schöner Zug, sagte der König.

      »Eine wackere Handlung,« sprach die Königin.

      »Ja, Sire, ja, Madame; aber eine schwere Rebellion gegen die Disciplin. Der Capitän hatte befohlen, der Lieutenant mußte gehorchen. Ich bitte Sie um Begnadigung dieses Officiers, Sire, ich bitte Sie um so dringender darum, als er mein Neffe ist.«

      »Ihr Neffe!« rief der König, »und Sie haben mir nichts davon gesagt?«

      »Dem König, nein; doch ich hatte die Ehre, dem Herrn Marine-Minister meinen Bericht abzustatten, und ersuchte ihn dabei, Eurer Majestät nichts zu sagen, bevor ich die Begnadigung des Schuldigen erlangt hätte.«

      »Bewilligt! bewilligt!« rief der König, »und ich verspreche zum Voraus jedem Sünder gegen die Disciplin, der so die Ehre der Flagge und des Königs von Frankreich zu rächen weiß, meinen Schutz. Sie hätten mir diesen Offner vorstellen sollen, Herr Bailli.«

      »Er ist hier,« erwiderte Herr von Suffren, »und da Eure Majestät erlaubt…«

      Dann sich umwendend:

      »Nähern Sie sich, Herr von Charny.«

      Die Königin bebte, dieser Name erweckte in ihrem Geiste eine Erinnerung, welche zu frisch war, um schon verwischt zu sein.

      Da trennte sich ein junger Officier von der um Herrn von Suffren gebildeten Gruppe und erschien plötzlich vor den Augen des Königs.

      Ganz begeistert von der Erzählung seiner schönen That, hatte die Königin ihrerseits eine Bewegung gemacht, um dem jungen Mann entgegen zu gehen.

      Aber beim Namen und beim Anblick des Seemanns, den Herr von Suffren dem König vorstellte, blieb sie stehen, erbleichte und gab ein kleines Gemurmel von sich.

      Fräulein von Taverney erbleichte auch und schaute voll Angst die Königin an.

      Ohne etwas zu sehen, ohne etwas anzuschauen, ohne daß sein Gesicht irgend eine andere Bewegung als Ehrfurcht ausdrückte, verbeugte sich Herr von Charny vor dem König, der ihm die Hand zum Kusse reichte, dann kehrte er bescheiden und zitternd unter den gierigen Blicken der Versammlung in den Kreis der Officiere zurück, die ihn geräuschvoll beglückwünschten und mit Schmeicheleien erdrückten.

      Da trat ein Augenblick des Stillschweigens und der Aufregung ein, in dem man den König strahlend, die Königin lächelnd und unentschlossen, und Philipp, dem die Bewegtheit der Königin nicht entgangen war, unruhig und fragend sehen konnte.

      »Auf! auf!« sagte endlich der König, »kommen Sie Herr von Suffren, kommen Sie, daß wir plaudern; ich sterbe vor Verlangen, Sie zu hören und Ihnen zu beweisen, wie viel ich an Sie gedacht habe.«

      »Sire, so viel Güte…«

      »Oh! Sie werden meine Karten sehen, Herr Bailli, Sie werden jede Phase Ihrer Expedition zum Voraus durch meine Sorgfalt errathen sehen. Kommen Sie, kommen Sie.«

      Nachdem er hierauf, Herrn von Suffren mit sich fortziehend, einige Schritte gemacht hatte, wandte er sich plötzlich gegen die Königin um und sagte:

      »Oh! Madame, ich lasse, wie Sie wissen, ein Schiff von hundert Kanonen bauen, ich habe meine Ansicht über den Namen, den es bekommen soll, geändert; statt es zu nennen, wie wir gesagt habe, nicht wahr, Madame…«

      Marie Antoinette, die sich wieder ein wenig gefaßt hatte, griff den Gedanken des Königs im Fluge auf und antwortete:

      »Ja, ja, wir nennen es den Suffren, und ich werde mit dem Herrn Bailli die Pathin sein.«

      Bis dahin zurückgehaltene Rufe: Es lebe der König! es lebe die Königin! brachen mit Gewalt hervor.

      »Es lebe der Suffren!« fügte der König mit großer Zartheit bei, denn Niemand konnte in Gegenwart des Königs rufen: Es lebe Herr von Suffren! während die ängstlichsten Beobachter der Etikette rufen konnten: »Es lebe das Schiff Seiner Majestät!«

      »Es lebe der Suffren!« wiederholte die Versammlung voll Begeisterung.

      Der König machte ein Zeichen des Dankes dafür, daß man seine Gedanken so gut begriffen, und führte den Bailli mit sich fort.

      XII.

      Herr von Charny

      Sobald der König verschwunden war, gruppirte sich Alles, was sich von Prinzen und Prinzessinnen im Saale befand, um die Königin.

      Der Bailli hatte seinem Neffen durch ein Zeichen zu warten befohlen, und nach einer Verbeugung, welche Gehorsam andeutete, war dieser in der Gruppe, wo wir ihn gesehen, geblieben.

      Die Königin, welche mit Andrée mehrere bezeichnende Blicke gewechselt hatte, verlor den jungen Mann beinahe nicht mehr aus dem Auge, und so oft sie ihn anschaute, sagte sie zu sich selbst:

      »Er ist es, es läßt sich nicht bezweifeln.«

      Fräulein von Taverney antwortete dann mit einer Pantomime, die der Königin keinen Zweifel übrig lassen sollte, denn sie bedeutete:

      »Oh! mein Gott, ja, Madame; er ist es, er ist es ganz gewiß.«

      Philipp bemerkte, wie gesagt, die Bewegtheit der Königin; er sah sie und fühlte, wenn nicht die Ursache doch wenigstens den unbestimmten Sinn davon.

      Nie täuscht sich derjenige, welcher liebt, über den Eindruck derjenigen, die er liebt.

      Er errieth also, die Königin sei von einem seltsamen, geheimnißvollen, Jedermann, sie und Andrée ausgenommen, unbekannten Ereigniß betroffen worden.

      Die Königin hatte wirklich die Haltung verloren und eine Zuflucht hinter ihrem Fächer gesucht, während sie gewöhnlich alle Welt zwang, die Augen niederzuschlagen.

      Während sich der junge Mann fragte, worauf diese Bewegtheit der Königin hinauslaufen dürfte, während er die Gesichter der Herren von Coigny und Vaudreuil zu sondiren suchte, um sich zu versichern, ob sie keinen Antheil an diesem Geheimniß hätten, und er sah, daß sie sich ganz gleichgültig mit Herrn von Haga unterhielten, der nach Versailles gekommen war, um seine Aufwartung zu machen, trat ein Mann im majestätischen Cardinalsgewand, gefolgt von Officianten und Prälaten, in den Salon.

      Die Königin erkannte Herrn Ludwig von Rohan, sie sah ihn von einem Ende des Saals am andern, und wandte sogleich den Kopf ab, ohne daß sie sich auch nur die Mühe nahm, das Falten ihrer Stirne zu verbergen.

      Der Prälat durchschritt die ganze Versammlung, ohne Jemand zu grüßen, und ging gerade auf die Königin zu, vor der er sich mehr als ein Weltmann, der eine


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