Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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fragte Maria lebhaft.

      »Die Königin Mutter schrieb an den Hof nach Rom und man antwortete ihr, eine Heirath zwischen uns hätte keinen Werth und würde vom heiligen Vater für null und nichtig erklärt werden. Als ich endlich sah, daß es keine Hoffnung mehr für uns gab, bat ich, wenigstens meine Heirath mit der Infantin zu verzögern.«

      »Dessen unerachtet seid Ihr auf dem Wege, um Ihr entgegenzureisen.«

      »Was wollt Ihr! auf meine Bitten, auf mein Flehen, auf meine Thränen antwortete man mir mit der Staatsraison.«

      »Nun?«

      »Was soll ich machen, mein Fräulein, wenn sich der Wille von so Vielen gegen mich verbindet?«

      Nun war die Reihe an Maria, das Haupt zu neigen.

      »So werde ich für immer von Euch Abschied nehmen müssen.« sprach sie. »Ihr wißt, daß man mich verbannt, begräbt; Ihr wißt, daß man noch mehr thut, daß man mich auch verheirathet.

      Ludwig wurde bleich und fuhr mit einer Hand an sein Herz.

      »Hätte es sich nur um mein Leben gehandelt, denn auch ich wurde so heftig verfolgt, so wurde ich nachgegeben haben, aber ich glaubte, es handle sich um das Eurige, mein theurer Sire, und ich kämpfte, um Euch Euer Gut zu erhalten.«

      »Oh! ja, mein Gut, meinen Schatz!« flüsterte der König, vielleicht mehr artig, als leidenschaftlich.

      »Der Cardinal würde nachgegeben haben,« sprach Maria, »wenn Ihr Euch an ihn gewendet hättet, wenn Ihr in ihn gedrungen wäret. Der Cardinal den König von Frankreich seinen Neffen nennen! begreift Ihr das, Sire! Er hätte Alles hierfür gethan, er hätte sogar den Krieg unternommen; sicher, allein zu regieren unter dem doppelten Vorwand, er habe den König erzogen und er habe ihm seine Nichte gegeben, hätte der Cardinal jeden Willen bekämpft, jedes Hinderniß niedergeworfen. Oh! Sire, Sire, dafür flehe ich Euch. Ich bin eine Frau und sehe klar in Allem, was Liebe ist.«

      Diese Worte brachten auf den König einen seltsamen Eindruck hervor. Es war, als kühlten sie seine Leidenschaft ab, statt sie zu exaltiren. Er ging langsamer und sprach hastig:

      »Was wollt Ihr, mein Fräulein, Alles ist gescheitert.«

      »Nur Euer Wille nicht, nicht wahr, mein lieber Sire?«

      »Ah!« versetzte der König erröthend, »habe ich einen Willen?«

      Ein schmerzliches: Oh! entschlüpfte Fräulein von Mancini, welche dieses Wort tief verwundete.

      »Der König hat keinen andern Willen, als den, welchen ihm die Politik dictirt, welchen ihm die Staatsraison auferlegt.«

      »Oh! Ihr habt keine Liebe!« rief Maria, »wenn Ihr mich liebtet, Sire, hättet Ihr einen Willen.«

      Während Maria diese Worte sprach, schlug sie ihre Augen gegen ihren Geliebten auf, der bleicher und entstellter aussah, als ein Verbannter, wenn er auf immer sein Vaterland verlassen soll.

      »Klagt mich an,« murmelte der König, »doch sagt nicht, ich liebe Euch nicht.«

      Ein langes Stillschweigen folgte auf diese Worte, die der junge König mit einem sehr wahren und sehr tiefen Gefühl ausgesprochen hatte.

      »Ich kann nicht denken, Sire, daß ich Euch morgen, übermorgen nicht mehr sehen soll ,« fuhr Maria mit einer letzten Anstrengung fort; »ich kann nicht denken, ich werde meine Tage fern von Paris beschließen, die Lippen eines Greises, eines Unbekannten werden diese Hand berühren, die Ihr in der Eurigen haltet; nein, in der That, ich kann nicht an dies Alles denken, mein theurer Sire, ohne daß mein armes Herz vor Verzweiflung zerspringt.«

      Und Maria von Mancini zerfloß wirklich in Thränen.

      Gerührt drückte der König seinerseits sein Sacktuch an seine Lippen und erstickte ein Schluchzen,

      »Seht, die Wagen halten an,« sprach sie; »meine Schwester erwartet mich, die äußerste Stunde ist da: was Ihr entscheidet, ist für das ganze Leben entschieden! Oh! Sire, Ihr wollt also, daß ich Euch verliere? Ihr wollt, Ludwig, daß diejenige, zu der Ihr gesagt habt: »»Ich liebe Euch,«« einem Andern gehöre, als ihrem König, ihrem Herrn, ihrem Geliebten? Oh! Muth, ein Wort, ein einziges Wort! Specht: Ich will! und mein ganzes Leben ist mit dem Eurigen verkettet, und mein ganzes Herz gehört auf immer Euch.

      Der König antwortete nicht.

      Maria schaute ihn nun an, wie Dido Aeneas in den elysäischen Feldern anschaute, wild und verächtlich.

      »Fahre hin also,« sprach sie, »fahre hin Leben, fahre hin Liebe, fahre hin Himmel!«

      Und sie machte einen Schritt, um sich zu entfernen, doch der König hielt sie zurück, ergriff ihre Hand und drückte seine Lippen darauf; die Verzweiflung trug den Sieg über den Entschluß davon, den er innerlich gefaßt zu haben schien; er ließ auf diese schöne Hand eine von Bedauern brennende Thräne fallen, welche Maria beben machte, als ob diese Thräne wirklich gebrannt hätte.

      Sie sah die feuchten Augen des Königs, seine bleiche Stirne, seine krampfhaften Lippen, und rief mit einem Ausdruck, den nichts wiederzugeben vermöchte:

      »Oh! Sire, Ihr seid König, Ihr weint und ich gehe!«

      Der König verbarg statt jeder Antwort sein Gesicht in seinem Sacktuch.

      Der Officier stieß etwas wie ein Geschrei aus, das die beiden Pferde erschreckte.

      Fräulein von Mancini verließ entrüstet den König, stieg hastig in den Wagen und rief dem Kutscher zu:

      »Vorwärts, rasch vorwärts!«

      Der Kutscher gehorchte, peitschte seine Pferde und der schwere Wagen erschütterte sich auf seinen kreischenden Achsen, während der König von Frankreich, allein, niedergeschlagen, vernichtet, weder vor sich, noch hinter sich zu schauen wagte.

       XIV.

      Worin der König und der Lieutenant jeder von ihrem Gedächtniß Probe ablegen

      Als der König, wie alle Verliebte der Welt, lange dem Wagen, der seine Geliebte fortführte, nachgeschaut und ihn am Horizont hatte verschwinden sehen; als er sich hundertmal immer wieder nach derselben Seite umgewandt hatte und es ihm endlich gelungen war, die Aufregung seines Geistes und Herzens ein wenig zu mildern, erinnerte er sich endlich, daß er nicht allein war.

      Der Officier hielt immer noch das Pferd am Zügel und hatte nicht jede Hoffnung verloren, den König auf seinen Entschluß zurückkommen zu sehen.

      Es gab noch das Mittel, wieder zu Pferde zu steigen und dem Wagen nachzujagen: man würde durch das Warten nichts verloren haben.

      Doch die Einbildungskraft des Lieutenants der Musketiere war zu glänzend und zu reich; sie ließ die des Königs hinter sich, der sich vor einem solchen übermäßigen Luxus wohl hütete.

      Er begnügte sich, ganz nahe auf den Officier zuzugehen, und sagte mit kläglicher Stimme zu diesem:

      »Vorwärts . . . es ist beendigt . . . zu Pferde.«

      Der Officier ahmte diese Haltung, diese Langsamkeit, diese Traurigkeit nach, und bestieg langsam und traurig sein Pferd. Der König spornte sein Roß, der Lieutenant folgte ihm.

      Auf der Brücke wandte sich Ludwig zum letzten Mal um. Geduldig wie ein Gott, der die Ewigkeit vor sich und hinter sich hat, hoffte der Officier abermals auf eine Rückkehr der Energie. Doch es war vergebens, nichts erschien. Ludwig erreichte die Straße, welche nach dem Schlosse führte, und kam zurück, als es sieben Uhr schlug. Als der König wirklich zurückgekehrt war und der Officier, der Alles sah, gesehen hatte, wie eine Ecke vom Vorhang am Fenster des Cardinals aufgehoben wurde, stieß er einen gewaltigen Seufzer aus, wie ein Mensch, dem man die engsten Fesseln abnimmt, und sagte mit halber Stimme:

      »Ah! mein Officier, ich hoffe, das ist vorbei!«

      Der König rief seinen Cavalier und sprach zu ihm:

      »Ich werde vor zwei Uhr Niemand empfangen, versteht Ihr, mein Herr?«

      »Sire,« erwiederte der Cavalier, »es ist Jemand da, der vorgelassen zu werden gebeten hat.«

      »Wer


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