Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


Скачать книгу
ist auch meine Ansicht . . . doch bei Euch, Herr d’Artagnan . . . «

      »Aber wenn ich dort sterbe, wenn ich durch eine Musketenkugel getödtet werde, wenn ich zerplatze, weil ich Bier getrunken habe?«

      »Glaubt mir, Herr, in diesem Fall wäre ich so über Euren Tod betrübt, daß ich nicht an das Geld dächte.«

      »Ich danke, Planchet, doch das ändert nichts. Wir fassen, wie zwei Anwaltsschreiber, einen Vertrag ab, den man einen Gesellschaftsvertrag nennen könnte.«

      »Gern, gnädiger Herr.«

      »Ich weiß wohl, daß das schwer abzufassen ist, doch wir werden es versuchen.«

      »Versuchen wir es.«

      »Planchet, hole Feder, Tinte und Papier.«

      D’Artagnan nahm die Feder, tauchte sie in die Tinte und schrieb:

      »Zwischen Messire d’Artagnan, Exlieutenant der Musketiere, gegenwärtig wohnhaft in der Rue Tiquetonne, im Wirthshaus zur Rehziege,

      »Und dem Sieur Planchet, Spezereihändler, wohnhaft in der Rue des Lombards, mit dem Schilde zum goldenen Mörser,

      »Ist folgender Vertrag abgeschlossen worden:

      »Es bildet sich eine Gesellschaft mit dem Kapital von 40,000 Livres zum Behuf der Ausbeutung eines von Herrn d’Artagnan beigebrachten Gedankens.

      »Der Sieur Planchet, der diesen Gedanken kennt und in allen Punkten billigt, wird zwanzigtausend Franken in die Hände von Herrn d’Artagnan bezahlen.

      »Er wird weder Wiederbezahlung, noch Interesse fordern, ehe Herr d’Artagnan von einer Reise zurückkehrt, die er nach England unternimmt.

      »Herr d’Artagnan macht sich seinerseits verbindlich, ebenfalls zwanzigtausend Livres zu bezahlen und diese den zwanzigtausend Livres beizufügen, die der Sieur Planchet schon bezahlt haben wird.

      »Er wird von genannter Summe von vierzigtausend Livres nach seinem Gutdünken Gebrauch machen, wobei er sich jedoch zu Einem verpflichtet, was hier unten ausgesprochen werden wird.

      »An dem Tag, wo Herr d’Artagnan, durch welches Mittel es auch sein mag, Seine Majestät König Karl II. wieder auf den Thron gebracht hat, wird er bezahlen in die Hände von Sieur Planchet die Summe von . . . «

      »Die Summe von hundert und fünfzigtausend Livres,« sagte Planchet naiv, als er sah, daß d’Artagnan inne hielt.

      »Ah! Teufel, wie?« rief d’Artagnan, »die Theilung kann nicht zur Hälfte stattfinden, das wäre nicht richtig.«

      »Wir legen aber jeder die Hälfte ein,« entgegnete Planchet schüchtern.

      »Ja, aber höre die Clausel, mein lieber Planchet, und findest Du sie nicht in jeder Hinsicht billig, wenn sie geschrieben ist, nun so streichen wir sie aus.«

      Und d’Artagnan schrieb:

      »Da jedoch Herr d’Artagnan zu der Association außer dem Kapital von zwanzigtausend Livres seine Zeit, seinen Gedanken, seine Industrie und seine Haut beibringt, Dinge, die er hoch schätzt, besonders das letztere, so soll Herr d’Artagnan von den dreimal hunderttausend Livres zweimal hunderttausend für sich behalten, wodurch sein Antheil zwei Drittel bilden wird.«

      »Sehr gut!« rief Planchet.

      »Ist das gerecht?« fragte d’Artagnan.

      »Vollkommen gerecht.«

      »Und Du wirst mit hunderttausend Livres zufrieden sein?«

      »Bei Gott! ich glaube wohl. Hunderttausend Livres für zwanzigtausend!«

      »Und verstehst Du wohl, in einem Monat.«

      »Wie, in einem Monat?«

      »Ja, ich verlange nicht mehr als einen Monat.«

      »Herr d’Artagnan, ich gebe Euch sechs Wochen,« sagte Planchet großmüthig.

      »Ich danke,« erwiederte höflich der Musketier.

      Wonach die zwei Verbündeten die Urkunde noch einmal überlasen.

      »Ganz vollkommen, gnädiger Herr,« sagte Planchet, »der selige Herr Coquenard, der erste Mann der Frau Baronin du Vallon, hätte es nicht besser machen können.«

      »Findest Du? Nun! so wollen wir unterzeichnen.«

      Und Beide unterzeichneten.

      »Auf diese Art werde ich gegen Niemand eine Verbindlichkeit haben,« sagte d’Artagnan.

      »Aber ich werde eine Verbindlichkeit gegen Euch haben,« erwiederte Planchet.

      »Nein, denn so zärtlich ich auch an meiner Haut hänge, Planchet, so kann ich sie doch dort lassen, und dann verlierst Du Alles. Wetter! dabei fällt mir die Hauptsache ein, eine unerläßliche Clausel. Ich schreibe:

      »In dem Fall, daß Herr d’Artagnan bei dem Werke unterliegen würde, wird die Liquidation gemacht sein, und der Sieur Planchet quittirt dem Schatten von Herrn d’Artagnan für die von ihm in die Kasse der genannten Association eingelegten zwanzigtausend Livres.«

      Bei dieser letzten Clausel faltete Planchet die Stirne, als er aber das so glänzende Auge, die so muskelige Hand, den so kräftigen und geschmeidigen Rückgrath seines Associe ansah, da saßte er wieder Muth und fügte ohne Bedauern, ohne Reue seiner Unterschrift noch einen Federzug bei. D’Artagnan that dasselbe. So wurde der erste bekannte Gesellschaftsvertrag abgefaßt; vielleicht ist man seitdem der Form und dem Wesen nach ein wenig davon abgegangen.

      »Nun aber,« sagte Planchet, während er d’Artagnan ein letztes Glas Wein einschenkte, »nun aber wollen wir schlafen, mein lieber Herr.«

      »Nein,« erwiederte d’Artagnan, »denn das Schwierigste bleibt noch zu thun und über diesem Schwierigsten will ich träumen.«

      »Bah!« rief Planchet, »ich habe so großes Vertrauen auf Euch, daß ich meine hunderttausend Livres nicht für neunzigtausend geben würde.«

      »Und der Teufel hole mich, ich glaube, Du hättest Recht.«

      Hiernach nahm d’Artagnan ein Licht, stieg in sein Zimmer hinauf und legte sich zu Bette.

       VII.

      Worin d’Artagnan für das Haus Planchet und Compagnie zu reisen sich anschickt

      D’Artagnan träumte so gut die ganze Nacht hindurch, daß sein Plan schon am andern Morgen festgestellt war.

      »So soll es sein!« sagte er, indem er sich in seinem Bett aufsetzte und seinen Ellenbogen auf sein Knie und sein Knie auf seine Hand stützte; »so soll es sein! Ich suche vierzig sehr sichere und kräftige Männer unter Leuten aus, die sich in einer etwas gefährdeten Lebenslage befinden, aber an die Disciplin gewöhnt sind. Nichts, wenn sie nicht zurückkommen, oder die Hälfte ihren Seitenverwandten. Was Kost und Wohnung betrifft, so geht das die Engländer an, welche Ochsen auf der Weide, Speck im Ständer, Hühner im Geflügelhof und Korn in der Scheune haben. Ich stelle mich dem General Monk mit diesem Corps vor. Er wird mich annehmen. Ich gewinne sein Vertrauen und mißbrauche es so schnell als möglich.«

      Doch ohne weiter zu gehen, unterbrach sich d’Artagnan, schüttelte den Kopf und fuhr dann wieder fort:

      »Nein, ich würde es nicht wagen, Athos das zu erzählen: das Mittel ist also nicht ehrenhaft. Ich muß Gewalt brauchen, ich muß es ganz gewiß, ohne daß meine Rechtschaffenheit dabei in irgend einer Hinsicht im Spiel sein darf. Mit vierzig Mann durchstreife ich als Parteigänger das Land. Ja, aber wenn ich nicht vierzigtausend Engländer treffe, wie Planchet sagte, sondern nur ganz einfach vierhundert. Dann werde ich geschlagen, in Betracht, daß sich unter meinen vierzig Kriegern wenigstens zehn Glasköpfe finden werden, zehn, die sich aus Dummheit sogleich todtschlagen lassen. Nein, es ist in der That unmöglich, vierzig sichere Leute zu finden; das gibt es nicht. Man muß sich mit dreißig begnügen. Mit dreißig habe ich das Recht, ein Zusammentreffen mit gewaffneter Hand zu vermeiden, – wegen der kleinen Anzahl meiner Leute, und wenn das Zusammentreffen dennoch stattfindet, so


Скачать книгу