Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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und Sie sehen, daß es nicht sehr interessant für dasselbe ist.«

      Während Dantes so sprach, schaute Villefort sein zugleich so sanftes und so offenes Gesicht an, und fühlte in seinen Geist die Worte von Renée zurückkehren, die, ohne den Gefangenen zu kennen. um Nachsicht für ihn gebeten hatte. Mit der Gewohnheit. welche der Substitut des Verbrechers und der Verbrecher bereits besaß, sah er bei jedem Worte von Dantes den Beweis seiner Unschuld hervortreten, dieser junge Mann, man könnte beinahe sagen, dieses Kind, einfach, natürlich, beredet mit jener Beredsamkeit des Herzens, die man nie findet, wenn man sie sucht, voll Zärtlichkeit für Alle, denn er war glücklich und das Glück macht sogar die Bösen gut, ergoß bis auf den Richter die sanfte Freundlichkeit, von der sein Herz überströmte. Edmond hatte in dem Blicke, in der Stimme, in der Gebärde, so rauh und streng Villefort gegen ihn gewesen war, nur Liebkosungen und Güte für denjenigen, welcher ihn befragte.

      »Bei Gott.« sagte Villefort zu sich selbst, »das ist ein reizender Junge. und ich werde hoffentlich nicht viel Mühe haben. mich bei Renée willkommen zu machen, wenn ich ihrer Empfehlung Folge leiste. Das trägt mir einen guten Händedruck vor aller Welt und einen herzlichen Kuß in einem Winkel ein.«

      Bei dieser doppelten Hoffnung erheiterte sich das Antlitz von Villefort dergestalt, daß, als er seine Blicke von seinem Gedanken auf Dantes übertrug, Dantes, der allen Bewegungen in der Physiognomie seines Richters gefolgt war, lächelte wie sein Gedanke.

      »Mein Herr,« sprach Villefort, »ist Ihnen bekannt, daß Sie einige Feinde haben?«

      »Feinde., ich?« erwiderte Dantes, »ich habe das Glück. noch zu wenig zu sein, als daß mir meine Stellung Feinde gemacht haben sollte. Was meinen vielleicht etwas lebhaften Charakter betrifft. so suche ich denselben stets gegen meine Untergeordneten zu mildern. Ich habe zehn bis zwölf Matrosen unter meinem Befehle, man befrage sie, mein Herr, und sie werden Ihnen sagen, daß sie mich lieben und achten, nicht wie einen Vater, dazu bin ich noch zu jung, sondern wie einen älteren Bruder.«

      »Aber in Ermangelung von Feinden haben Sie vielleicht Neider. Sie sollen mit neunzehn Jahren zum Kapitän erwählt werden, das ist ein hoher Posten in Ihrem Stande; Sie sollen ein hübsches Mädchen heiraten, das Sie liebt, das ist ein seltenes Glück bei allen Ständen der Erde. Diele zwei Vorzüge des Schicksals konnten Ihnen Neider zuziehen.«

      »Ja, Sie haben Recht, Sie müssen die Menschen besser kennen als ich, und das ist möglich. Sollten aber diese Neider unter meinen Freunden sein, so gestehe ich daß ich sie lieber nicht kennen lernen will, um sie nicht hassen zu müssen.«

      »Sie haben Unrecht, mein Herr, man muß so viel als möglich klar um sich her sehen. In der Tat, Sie scheinen mir ein so würdiger junger Mann zu sein, daß ich von der gewöhnlichen Regel des Gerichtsverfahrens abgehen und Ihnen zum Lichte verhelfen will, indem ich Ihnen die Anzeige mitteile, durch die Sie vor mich gebracht worden sind. Hier ist das anklagende Papier. Erkennen Sie die Handschrift?«

      Villefort zog den Brief aus seiner Tasche und reichte ihn Dantes, dieser schaute und las. Eine Wolke zog über seine Stirne hin und er sagte:

      »Nein, mein Herr, ich kenne diese Handschrift nicht sie ist verstellt, und dennoch hat sie eine sehr freie Form. Jedenfalls ist es eine geschickte Hand, welche dieses geschrieben hat; ich bin sehr glücklich,« fügte er Villefort dankbar anschauend bei, »daß ich es mit einem Manne, wie Sie sind, zu tun habe, denn in der Tat, mein Neider ist ein wahrer Feind.«

      Und an dem Blitze, welcher in den Augen des jungen Mannes zuckte, als er diese Worte sprach, konnte Villefort erkennen, wie die heftige Energie unter dieser ursprünglichen Sanftmuth verborgen war.

      »Und nun antworten Sie mir offenherzig, mein Herr.,« sagte der Substitut, »nicht wie ein Angeklagter seinem Richter. sondern wie ein Mensch in einer falschen Stellung einem andern Menschen antwortet, der sich für ihn interessiert: was ist wahr an dieser anonymen Anklage?«

      Villefort warf mit Widerwillen den Brief, den ihm Dantes zurückgegeben hatte, auf den Schreibtisch.

      »Alles oder nichts, mein Herr. Hören Sie die keine Wahrheit, bei meiner Seemannsehre, bei meiner Liebe für Mercedes, bei dem Leben meines Vaters!«

      »Sprechen Sie. mein Herr,« sagte Villefort laut.

      Dann fügte er leise bei:

      »Wenn mich Renée sehen könnte. so wäre sie hoffentlich mit mir zufrieden und würde mich nicht mehr einen Kopfabschneider nennen.«

      »Nun wohl! als wir Neapel verließen. wurde der Kapitän Leclère von einer Hirnentzündung befallen. Da wir keinen Arzt an Bord hatten und er an keinem Punkte der Küste anhalten wollte, denn es drängte ihn, nach der Insel Elba zu gelangen, so verschlimmerte sich seine Krankheit dergestalt, daß er am Ende des dritten Tages, als er fühlte, daß er sterben sollte, mich zu sich rief und zu mir sprach: »»Mein lieber Dantes, schwören Sie mir bei Ihrer Ehre, zu tun, was ich Ihnen sagen werde, es betrifft hohe Interessen.««

      »»Ich schwöre es Ihnen, Kapitän.«« antwortete ich.

      »»Da nach meinem Tode das Commando des Schiffes Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Second gebührt, so übernehmen Sie dasselbe; Sie steuern nach der Insel Elba, landen in Porto Ferrajo, fragen nach dem Großmarschall und übergeben ihm diesen Brief. Vielleicht gibt man Ihnen einen andern Brief und beauftragt Sie mit irgend einer Sendung. Diese Sendung, Dantes, welche mir vorbehalten war, werden Sie an meiner Stelle erfüllen, und alle Ehre wird Ihnen zukommen.««

      »»Ich werde es tun, Kapitän. Aber vielleicht gelangt man nicht so leicht, als Sie glauben mögen, zu dem Großmarschall.««

      »»Hier ist ein Ring, den Sie ihm überschicken.«« versetzte der Kapitän, »»und alle Schwierigkeiten werden gehoben sein.««

      »Bei diesen Worten händigte er mir einen Ring ein; es war die höchste Zeit, zwei Stunden nachher erfaßte ihn das Delirium; am andern Tage war er tot.«

      »Und was thaten Sie. mein Herr?«

      »Was ich tun mußte, und was Jeder an meiner Stelle getan hätte. In jedem Fall sind die Bitten eines Sterbenden heilig; bei den Seeleuten aber sind die Bitten der Vorgesetzten Befehle, die man zu erfüllen hat. Ich steuerte also nach der Insel Elba, wo ich am andern Tage anlangte. Ich confignirte die ganze Mannschaft an Bord und stieg allein an das Land. Wie ich vorhergesehen hatte, machte man mir einige Schwierigkeiten, um mich bei dem Großmarschall einzuführen. Aber ich sandte ihm den Ring, der mir als Erkennungszeichen dienen sollte, und alle Thüren öffneten sich vor mir. Er empfing mich, fragte mich nach den letzten Umständen bei dem Tode des unglücklichen Leclère und übergab mir, als hätte er es geahnet. einen Brief, den er mich persönlich nach Paris zu bringen beauftragte. Ich versprach es ihm, denn das hieß den letzten Willen meines Kapitäns erfüllen. Ich stieg hier an das Land ordnete rasch alle Schiffsangelegenheiten und lief dann zu meiner Braut, die ich liebevoller und schöner als je wiederfand. Mit Hilfe von Herrn Morrel beseitigten wir alle kirchlichen Schwierigkeiten. Ich feierte endlich, wie ich Ihnen sagte, mein Verlobungsmahl, sollte mich in einer Stunde verheiraten. und gedachte morgen nach Paris abzureisen, als ich auf die Denunciation hin, welche Sie jetzt eben so sehr zu verachten scheinen als ich, verhaftet wurde.«

      »Ja, ja,« murmelte Villefort, »alles Dies erscheint mir der Wahrheit gemäß, und wenn Sie schuldig sind, so sind Sie nur einer Unklugheit schuldig, und diese wird noch durch die Befehle Ihres Kapitäns gleichsam gesetzlich. Geben Sie uns den Brief, den man Ihnen auf Elba, eingehändigt hat. Verpfänden Sie mir Ihr Ehrenwort, sich bei der ersten Vorladung zu stellen, und kehren Sie zu Ihren Freunden zurück.«

      »Ich bin also frei, mein Herr!« rief Dantes im Übermaß der Freude.

      »Ja, nur geben Sie mir den Brief.«

      »Er muß vor Ihnen liegen, mein Herr, denn man hat Ihn mir mit meinen andern Papieren genommen, und ich erkenne einige davon unter diesem Stoße.«

      »Warten Sie,« sprach der Substitut zu Dantes, der seine Handschuhe und seinen Hut nahm; »warten Sie, An wen war er adressiert?«

      »An Herrn Noirtier. Rue Coq-Héron in Paris.«

      Wäre der Blitz auf Villefort gefallen. er hätte nicht rascher und unvorhergesehener treffen


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