Der Pechvogel. Александр Дюма
einer sogenannten matelote, mit. Der zukünftige Schwiegervater dankte ihm, ließ ihm a er nicht Zeit Luisen guten Tag zu wünschen, sondern nahm ihn sogleich in seinen Rebberg mit um da zu arbeiten.
Franz Guichard verrichtete bei der Umwühlung der Erde dieselben Wunder wie bei der Verarbeitung des Heues.
Tags darauf erschien er mit einem Korb voll schönen perlmutterartiger Gründlinge.
Dießmal handelte es sich um die Ausladung eines Wagens voll Mist.
Der Verkehr war eingeleitet: der Winzer fand täglich ein neues Geschäft für den jungen Mann. Er benützte seinen Schwiegersohn in spe zur Verbesserung seines Gütchens. Dieser ersparte ihm täglich zwei Taglöhner; denn Franz Guichard fuhr fort für zwei Mann zu arbeiten, und dieß Verfahren hatte; den Vertheil, daß es den Vater Luisens nicht einmal die Unterhaltung kostete; denn wenn der Fischer sich als Familienglied betrachten konnte so lang von Mühe und Arbeit die Rede war, so verhielt es sich, ganz anders sobald man sich zu Tische begab. Der Winzer zeigte sich bei der Vertheilung des Getränken noch immer eben so karg wie das erste Mal.
Franz Guichard empörte sich nicht über die Anforderungen die man an ihn stellte; Luisens Lächeln, das Anfange einladend gewesen, war zärtlich, sogar mitleidig geworden, und diesen Lächeln hatte dem Liebhaber gesagt: »Mein Herz wird der Lohn Deiner Mühen sein.«
Ihr Vater dagegen blieb bei seinem Grundsatz: wenn Franz Guichard, der sich allmählig an den Frohndienst gewöhnt hatte und dadurch schüchtern geworden war, ein bescheidenes Drängen wagte antwortete er nur mit seinem ewigen »Wir wollen sehen.«
So ging's einen Monat lang fort.
Franz Guichard, bei Nacht ein Fischer, war den Tag hindurch ein wahrer Weingärtner geworden.
Aber nach der Weinlese kam der Winter; die purpurnen Blätter der Reben bedeckten das Thal; die Stöcke nahmen ihre trostlose todte Physiognomie an, die Pfähle wurden bin zum kommenden Frühjahr auf einen Hausen gelegt.
Der Winzer gebrauchte zwar einige Zeit Franz Guichard zum Dreschen, aber es kam ein Augenblick wo dem Stroh sein letztes Kernchen ausgeklopft war, und an diesem Tag ging der Fischer müßig. Da näherte er sich Luisen und die Brauen ihres Vaters nahmen einen drohenden Ausdruck an.
Tags darauf, als Franz Guichard wieder nach Chenenvière kam, bemerkte er daß die Augen des jungen Mädchens roth waren. Sie hatte geweint. Der Winzer beantwortete den Morgengruß nicht den sein Ehrenarbeiter ihm bot; es war klar daß, obschon der Hof des Häuschens mit Schnee bedeckt war und das Dach von einem Rauhreif funkelte, so daß die Eisspitzen herabhingen, ein furchtbares Gewitter den armen Fischer bedrohte. Dasselbe kam bald zum Ausbruch.
Mit gebieterischen Geberden befahl der Alte seiner Tochter hinauszugehen, deutete dem Fischer auf einen niedrigen Stuhl neben dem seinigen, in der Ecke des großen Kamins, worin zwei Pappelwurzeln rauchten bis sie in Feuer geriethen, und erklärte ihm, seine Anwesenheit gebe der Nachbarschaft viel zu reden, weßhalb er ihn auffordern müsse Besuche einzustellen welche der Zukunft Luisens schaden könnten.
Hätte Franz Guichard einen Elefanten in seinem Wurfnetz gefunden, er hätte nicht verblüffter sein können.
Mit seinen Arbeiten für den Vater seiner Geliebten hatte er das Draufgeld für das Geschäft zu erwerben geglaubt das er mit ihm abzuschließen wünschte.
Er wurde bald roth, bald blaß, er stammelte; aber auf einmal erwachte die angeborne Heftigkeit der Guichards wieder, und nun stieß er einen so furchtbaren Fluch aus, daß der Winzer auf seinem niedrigen Stuhl erzitterte.
Er wollte antworten, aber der Fischer ließ ihm keine Zeit dazu, sein Zorn schaffte sich in wüthenden Schimpfreden Luft. Der Winzer hütete sich wohl diesem Strome einen Damm entegenstellen zu wollen. Während der junge Mann sprach, blieb er gegen den Herd vorgebeugt sitzen und beschäftigte sich scheinbar damit die zwei Holzscheite zusammenzulegen, was er mit der ängstlichen Sorgfalt eines Mosaikarbeiters that, indem er die hervorspringenden und zurücktretenden Ecken der zwei gewundenen Klötze in einander zu fügen versuchte, in der That aber bloß einen gewissen Unmuth zu verbergen wünschte der unwillkürlich auf seinem Gesicht zum Vorschein kam.
Als Franz Guichard geendet hatte, antwortete Luisens Vater:
– Mein Junge, wenn Du für mich gearbeitet hast, so thatest Du das weil es Dir so gefiel, und da die Sache Dir so gefiel, so wollte ich Dir nicht in den Weg treten. Im Leben leistet man einander solche kleine Dienste, ohne daß es weitere Folgen hat; aber Dir meine Tochter zu geben, das müßte ich schon bedenklicher finden. Du hast nichts als ein Handwerk das eigentlich eine bloße Faullenzerei ist.
– Faulenzerei! rief der Fischer, dem die Erinnerung an lange schlaflos in Regen und Wind verbrachte Nächte einen Ton der Entrüstung gab.
– Ich will nicht gerade von Faulenzerei sprechen; ich gebe zu daß Du einen ordentlichen Weingärtner hättest abgeben können, aber Du hast Deine Sache ungeschickt angegriffen. Was ist denn das für eine Profession, die ihrem Manne nicht einmal das bietet was die geringsten Thiere bei uns haben, ein Dach und vier Wände! Du willst eine Frau, wo willst Du sie hinlegen? In Dein Schiff? Eine hübsche Wohnung die Du meiner Tochter bietest!
– Vater Pommereuil, sagt mir was ich Eurer Tochter zubringen soll, und müßte ich wie ein Galeerensclave arbeiten, so schwäre ich daß ich es in kurzer Zeit verdient haben werde.
Die Stimme des Fischers hatte einen flehenden Ton angenommen, um diese Worte auszusprechen; aber statt den Winzer zu rühren, befreiten sie ihn von der Unruhe worein der Anfang der Unterhaltung ihn versetzt hatte, und das Gesicht des Bauern wurde wieder spöttischer als je.
– He, he! mein guter Junge, sagte er, ich habe zweiundzwanzig Morgen Reben und zwei Kinder; das macht also elf Morgen für den Jungen und elf Morgen für das Mädchen; 500 Franken den Morgen, das ist wohl nicht zu theuer, nicht wahr?
– Nein, antwortete Franz Guichard mechanisch.
– Also bekommt jedes von ihnen nach meinem Tod 5500 Franken. Außerdem noch was ihnen bei der Theilung meines Sparpfennigs zufällt, denn es ist auch ein Sparpfennig vorhanden, mein lieber Mann.«
– Mein Gott! mein Gott! rief Franz Guichard voll Betrübniß dazwischen.
– Ha, ha! das erschreckt Dich; zum Henker, man hat gearbeitet, siehst Du und der Weinberg ist einträglicher als der Fluß; man hat zu leben, fügte der Bauer mit einem Stolz hinzu der über seine gewöhnliche Vorsicht den Sieg davon trug. Nun wohl, sag' jetzt, willst Du daß ich Dir Gelegenheit geben soll das Ziel Deiner Wünsche zu erreichen?
– Ob ich es will? Ich glaube wohl daß ich es will!
Der Winzer nahm vom Kaminsims ein Buch, dessen Schnitt eben so schwarz war als seine Decke. Es war die Bibel.
– Ich habe, sagte er, da drinnen gelesen daß Jakob dem Laban zwanzig Jahre um seine Tochter Rahel diente. Füge Dich in die Bedingungen die Jakob eingegangen, und wenn Luise in zwanzig Jahren keine andere Wahl getroffen hat, nun wohl, so können wir sehen.
Vater Pommereuil begleitete seinen ewigen Refrain mit einem so boshaften Gelächter, daß Franz Guichard an der spöttischen Absicht desselben nicht zweifeln konnte. Er erhob sich barsch, ging hinaus und schlug die Thüre heftig zu.
Mitten im Hof spürte er eine Hand die ihn von hinten sacht am Kamisol zupfte. Es war Luise, die wahrscheinlich die Unterhaltung zwischen ihrem Vater und ihrem Liebhaber gehört hatte, denn ihr Gesicht schwamm in Thränen.
Guichard wollte ihr von seiner Verzweiflung vorsprechen; aber der Vater Pommereuil ließ sich an den Riegeln seiner Thüre vernehmen.
– Geh, geh! rief Luise indem sie ihre Worte mit einem Händedruck begleitete.
– Du kommst doch an den Fluß? fragte Franz Guichard.
– Ja, antwortete Luise mit einer Festigkeit welche den Fischer so vollkommen beruhigte, daß, als er die Anhöhe hinabging, trotz der schlimmen Absichten aus denen Vater Pommereuil keinen Hehl gemacht hatte, seine Stimme heller und klangvoller als je unter den Bäumen erscholl.
Von diesem Tag an kam Franz Guichard nicht mehr nach Chennevière, was nicht besagen will daß