Der Pechvogel. Александр Дюма

Der Pechvogel - Александр Дюма


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mit Beschlag belegt; der Fischer sagte sich daß die Nation es ihm wohl nicht verübeln würde wenn er auf dieselbe Weise wie sie gegen einen Mann verführe den er, so gut wie sie, als einen persönlichen Gegner zu betrachten das Recht hatte.

      Auf den alten Domänen der Familie Condé hatte Franz Guichard den Grund zu dem Hause gelegt das wir unter seinen Händen erstehen sahen.

      Er zeigte sich übrigens bescheiden und sehr gemäßigt bei seiner Besitznahme. Die Pärke Bannforste und Kaninchengehäge hatten seiner Familie Unheil genug gebracht um in ihm den Wunsch nach einem ähnlichen eigenen Besitz hervorzurufen; er konnte sich etwa ein Dutzend Morgen aneignen, und die Republik würde sich gewiß nicht beleidigt gefühlt haben. Er begnügte sich vier bis fünfhundert Meter einzuzäunen, die er in einen Garten umschuf, und wo die für die arme Haushaltung nothwendigen Gemüse sowie die Blumen wuchsen aus denen er am St. Ludwigstag seiner Frau einen Strauß wand.

      Das Consulat, sogar das Kaiserreich respectirte die demokratische Eroberung unseres Franz Guichard: unter Eroberern muß man sich schon etwas zu gut halten.

      Aber eine der ersten Folgen der Rückkehr der Bourbonen bestand darin daß man den Ursurpatoren, die nicht verkauften Güter wieder abnahm und sie ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgab. Mit Chantilly, seinen Wäldern und ungeheuren Jagdrevieren nahm der Erbe der Condés auch von Demjenigen Besitz was seinen Vätern in der Ebene von Varenne gehört hatte, und bald setzte sich ein Verwalter auf dem Hauptgute fest, an die beiden Enden des Gebiets aber wurden zwei Aufseher gestellt welche die Verrichtungen des verstorbenen Peter Maillard zu übernehmen hatten.

      Einer dieser Aufseher, derselbe für welchen das Häuschen bestimmt war das der Schwiegersohn des Fischers bewohnt hatte, war, wie Franz Guichard, aus der Umgegend von Ramboulliet: er war der Großneffe desjenigen welchen der Vater Guichard's getödtet hatte. Der Mord hatte, obschon er durch hie Hinrichtung des Verbrechers gesühnt worden, obschon Simonneau – so hieß der Aufseher des Prinzen von Condé – ihn nur durch die Ueberlieferung kannte, bei letzterem einen Gährungsstoff von Haß zurück gelassen welchen die Nachbarschaft mit dem Sohne des Mörders unvermeidlich wieder aufregen mußte.

      Dieß geschah in der That.

      Simonneau hatte nicht so bald erfahren daß der Marnefischer, der Schwiegervater seines Vorgängers, ein Guichard war, so schilderte er ihn seinem Verwalter mit den düstersten Farben, gab ihm eine kurze Geschichte dieser unverbesserlichen Wilddiebsfamilie und erklärte daß er, so lange ein so gefährlicher Mensch auf den Domänen des Prinzen wohne,nicht für die Erhaltung eines einzigen Fasans, eines einzigen Kaninchens gutzustehen vermöge.

      Die erste Folge dieser Erklärung war daß die beiden Aufseher, die Gendarmen und der Verwalter selbst dem armen Fischer aufzulauern anfingen.

      Man folgte ihm bei Tag, man bespionierte ihn bei Nacht.

      Seit seine Tochter und ihr Mann den beiden Jungen ins Grab gefolgt waren, hatte Franz Guichard sich äußerlich und innerlich gleich stark verändert: seine Haare waren schneeweiß geworden, seine Wangen und seine Stirne waren von tiefen Runzeln durchfurcht.

      Er hatte Luise und das Häuschen gänzlich verlassen; er schien entschlossen Nichts mehr wiederzusehen was ihm seine von so schmerzlichen Erinnerungen erfüllte Vergangenheit zurückrufen konnte. Er erschien mehr als traurig, mehr als düster; er schien bösartig geworden zu sein, und die Zusammenziehung seiner Lippen sowie das Runzeln seiner Brauen gaben seiner Physiognomie einen solch unheimlichen Character, daß man sich bei Begegnungen mit ihm kaum eines Schauders zu erwehren vermochte.

      Bei diesen Gewohnheiten und diesem Aussehen mußte Alles was über Franz Guichard geschwatzt wurde nicht blos glaublich, sondern gewiß erscheinen.

      Inzwischen war es trotz der strengsten Ueberwachung unmöglich ihn auf der wirklichen That der Wilderer zu ertappen. Abends sah man ihn, nachdem er Stunden lang, den Kopf in seine Hände gestützt, im Nachen gesessen, sich in seine Decke einwickeln und auf den Fußboden schlafen legen; im Röhricht versteckt, glaubte der Aufseher ihn nicht aus dem Auge zu verlieren; aber wenn es wieder tagte, bemerkte er weit und breit kein Schiff mehr, er schlug sogleich Lärm, das ganze Personal machte sich auf die Beine, man durchsuchte jedes Gebüsch, durchstreifte die Ebene und den Wald, und wenn man, ein paar Meilen von dem Ort wo man ihn gestern gelassen, ans Ufer zurückkam, so fand man den Fischer ganz ruhig und friedlich mit Herrichtung seiner Geräthe beschäftigt.

      Man schlich Luisen nach wenn sie in Creteil oder Saint-Maux Fische verkaufte; aber trotz aller Pfiffe und Kniffe die man gebrauchte, war es unmöglich, unter den Körben voll Brachsen, Karpfen und Rothaugen die sie an ihre Kunden verkaufte, einen Fuß von einem Rebhuhn, ein Ohr von einem Kaninchen oder einen Schwanz von einem Fasan zu entdecken.

      Und gleichwohl fand man an allen Enden und Ecken des Waldes Schlingen; die Rebhühner entflohen mit einer Sachkenntniß und Schnelligkeit welche anzeigten daß sie mit knapper Noth dem Garn entgangen waren. Es gab wenig Nächte wo die Aufseher nicht, während sie alle Bewegungen von Franz Guichard beobachteten, Flintenschüsse hörten welche den aufgesessenen Fasanen galten.

      Der natürliche Schluß den sie daraus hätten ziehen müssen, ging dahin daß irgend ein wohlunterrichteter Wilddieb dieses Mißtrauen gegen den Fischer ausbeute um in aller Ruhe das Wild des Prinzen zu bearbeiten; aber dieser Schluß war viel zu einfach als daß man dabei hätte bleiben mögen. Der Haß ergibt sich nicht so leicht. Simonneau wollte lieber Wunderbares und Unmögliches annehmen. Er erklärte, der Abkömmling der Guichards besitze einen erblichen Zauber mit dessen Hilfe seine Seele sich von seinem Körper trenne: der Körper bleibe im Schiff um die Neugierigen zu täuschen, während die Seele über Berg und Thal streife um die Fasanen zu bekriegen.

      Der Verwalter schauderte als er dieses Märchen vernahm, und sann auf Mittel die ihm anvertrauten Güter von einem Kerl zu befreien der mit dem leibhaftigen Satan in so vertrautem Umgang stehe.

      Diese Idee führte ihn auf Nachforschungen über die Art und Weise wie Franz Guichard Eigenthümer seiner Hütte und seines kleinen Gehäges geworden sei.

      Er ging aufs Finanzministerium um die Arten über den Verkauf der Nationalgüter einzusehen, und so kam er bald zu der Gewißheit daß der Fischer ein Usurpator sei dem man, kraft eines berühmten Manifestes, augenblicklich zu Leib gehen müsse um ihn wo möglich in die Marne zu werfen.

      Am Tag wo der Verwalter diese Entdeckung preisgab, herrschte großer Jubel, im Lager der Aufseher und Gendarmen; man aß eine Riesengibelotte, man benetzte sie mit Fluthen von Sucywein, man trank auf die Vertilgung des Zauberers und seines ganzen Gelichters.

      Trotz seiner Vertrautheit mit dem bösen Geist hatte Franz Guichard keine Ahnung von all diesen Vorgängen.

      Die Fischerei war verpachtet worden; in andern Zeiten würde er sich vielleicht geweigert haben die Gebühr zu bezahlen die man ihm für das Recht den Fluß zu durchstreifen abforderte; aber unter dem Einfluß seiner damaligen Traurigkeit hatte er nicht mehr die Kraft für Etwas zu streiten, nicht einmal für sein Lieblingsprincip daß der Fisch demjenigen gehöre der ihn zu fangen verstehe; er bezahlte, er stellte sich auf regelrechten Fuß mit dem Gesetze.

      Er hatte allerdings bemerkt daß die Nachfolger des seligen Peter Maillard ihn einer gewissen Ueberwachung unterstellten, aber er besaß, in Bezug auf Alles was außer seinem wässerigen Gebiete vorging, ein zu ruhiges Gewissen, als daß er dem Thun und gilt und Lassen von Leuten die ihm nicht behagten die mindeste Beachtung geschenkt hätte.

      Ohnehin nahmen andere Bekümmernisse ihn in diesem Augenblick in Anspruch.

      Seit einem Monat war Luise krank geworden.

      Diese geringe Bäuerin besaß ein starkes, wackeres Herz.Die rasch auf einander erfolgten Schläge welche sie getroffen, hatten sie ebenso schwer niedergedrückt wie ihren Mann; aber um die Verzweiflung nicht zu vergrößern welche dieser auf seiner Physiogonomie lesen ließ, hatte sie, selbst auf die Gefahr hin daß er sie der Gleichgültigkeit zeihen könnte, verborgen was in ihrem Innern vorging. sie hatte all ihre Seelenqualen in ihrer Brust verschlossen, und außer dem wehmüthigen Ausdruck in ihrem blassem«, mit einem schwarzen Wolltüchlein eingefaßten Gesichte verrieth sich die Verwüstung welche der Kummer in ihr anrichtete durch Nichts.

      So trieb sie es so lang


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