Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
andere Eleganz, als im Palais-Royal. Es ließen sich Beide nicht vergleichen.
Die Herzogin von Maine amüsirte sich, und wollte, daß man sich bei ihr amüsire; aber dies geschah, wenn auch nicht mit Maß, wenigstens doch mit Distinction. Den geistigen Vergnügungen gab sie den Vorzug, sie hegte und pflegte sie vor allen andern. Seit dem Tode des Königs hatte sie ihren Hof vermindert; er war indeß immer noch zahlreich, und vorzüglich gewählt. Er bildete gewissermaßen einen neutralen Boden, wo man sich amüsirte, ohne sich zu sehr zu compromittiren. Die Frommen fanden wohl ein wenig daran zu makeln, aber man hörte nicht auf sie.
Die große Gunst, in der der Herzog von Maine bei Ludwig XIV. gestanden, hatte ihm eine besondere Sphäre angewiesen; man sah ihm Alles nach. Frau von Maine war weniger gelitten, weniger gerechtfertigt; aber man schonte sie, denn ihr Geist ward gefürchtet. Sie war zwar nicht positiv schlecht, aber sie biß um sich, und hielt die Stücke mit den Zähnen fest.
Ich brannte vor Ungeduld, den Herzog von Maine zu sehen, den Vater Larnage's. Ich hatte für ihn eine entschiedene Schwachheit, von der ich mir keine Rechenschaft geben konnte; sie zog mich mehr nach Sceaux, als alle Vergnügungen, die mich dort erwarteten.
Die Carosse kam um die bestimmte Stunde an. Man hatte einen Mann als Cavalier mitgeschickt, der unter der vorigen Regierung viel von sich reden gemacht, einen Liebhaber der Prinzessin von Conti, der ersten Douairiere, und Tochter Ludwig s XIV., die er mit Fräulein von la Vallière erzeugt.
Dieser schöne Clermont, um den sich die Damen in seiner Jugend rissen, hatte den schlechten Geschmack, Demoiselle Chouin, die Geliebte des Dauphin, auszuzeichnen, und dieses dicke und häßliche Mädchen der liebenswürdigsten Prinzessin von der Welt vorzuziehen. Durch das Postgeheimniß fing der König mehrere Briefe des Galans an seine Geliebte auf. Diese Briefe machten Frau von Conti lächerlich, und verscheuchten jeden Zweifel über die Untreue, deren Opfer sie ward. Er ließ die Prinzessin kommen, schalt sie heftig aus, zeigte ihr die Briefe, und zwang sie, sie ihm laut vorzulesen. Dies war eine stolze Strafe. Hernach verzieh er ihr, exilirte Herrn von Clermont, jagte die Chouin aus dem Hause der Conti, wo sie zu gleicher Zeit Ehrendame und Rivalin war, und Alles trat in das gewohnte Gleis zurück, mit Ausnahme des Herrn Clermont, der die Gelegenheit benutzte, um die Chouin zu entführen, sie erst zu seiner Maitresse und später zu seiner Frau zu machen.
Sie war eine Maintenon im verkleinerten Maßstabe. Trotz ihrer an der Prinzessin begangenen Infamie besaß sie Herz und Geist.
Es giebt Augenblicke unfreiwilliger Verirrung.
Nach dem Tode des Dauphin's zog sie sich mit einer bescheidenen Pension in ein Kloster zurück. Sie empfing Niemanden, mischte sich in Nichts, und starb in der Zurückgezogenheit, völlig unbekannt, und noch zu jung, um zu sterben.
Als ich Herrn Clermont kennen lernte, war er nur noch der Rest eines schönen Mannes; ohne Geist, aber mit einer stolzen Miene, der Emphase eines Mannes, den die Frauen verwöhnt haben, und der sich einbildet, daß er es verdient. Er bewies mir die höchste Artigkeit; trotzdem aber würde ich nicht von ihm gesprochen haben, wenn jener Umstand nicht gewesen, der ihn einst bei Hofe berühmt gemacht, und einen Reflex auf sein ganzes Leben warf.
Wir kamen bei guter Zeit in Sceaux an. Hier war Alles in Bewegung, man bereitete eine große Nacht vor, ein Divertissement, das lange nicht stattgefunden und in diesem Augenblicke alles Andere verdeckte. Fräulein de Launay empfing mich an dem Wagenschlage; sie reichte mir die Hand, und führte mich zu der Prinzessin, die, in Erwartung des Bessern, Gesellschaft hatte.
Diese Gesellschaft glich durchaus nicht denen bei Hofe. Man sprach und lachte nach Gefallen. Ein Jeder äußerte sich, ohne sich um Rang und Etikette zu kümmern. Es herrschte eine reizende Freiheit, die nie an Ausgelassenheit grenzte. Zunächst sah ich dort den Cardinal Polignac, die Marquise von Lambert, den ersten Präsidenten von Mesmos, Herrn de Saint-Aulaire, Madame Drucillet und viele andere Personen, deren ich mich später erinnern werde.
Da fällt mir Davisart und der Abbé von Vaubrun ein. Mein Gott, wie lange habe ich nicht an diese Leute gedacht!
In einer Ecke des Saales sah ich einen Mann, der sich verbarg, als mein Name ausgesprochen ward. Es war Larnage! Larnage bei dem Herzoge von Maine! Larnage, der vielleicht auf dem Punkte stand, von ihm anerkannt zu werden. Larnage, auf dem Wege zu Glück und Ehren! Mein Gott, warum hatte ich nicht gewartet! Es bedurfte ja nichts weiter, als ein wenig Geduld. Er kam mir sehr schön, sehr gut gekleidet vor, und wie es schien, ward er hoch gehalten, was ihn jedoch nicht verwöhnte. Wenn er mir nur den Anfang des Glücks anvertraut hätte, ich würde das Uebrige erwartet haben!
Frau von Maine sagte mir tausend Schmeicheleien, die ihre Hofleute wiederholten, wie sich das von selbst versteht. Es fehlte nicht viel, so hatte ich mich selbst für ein Wunder von Geist und Schönheit gehalten. Glücklicherweise hatte ich mehr als Eitelkeit, ich hatte Stolz. Ich fing mich nicht in der Schlinge, ich schätzte mich nach meinen, Werthe, nicht höher, und ich weiß mir dessen Dank.
Man sprach von der Aufführung einer Comödie, und auf der Stelle ertheilte mir die Prinzessin eine Rolle. Ich wollte mich mit meiner Unfähigkeit entschuldigen. Man antwortete mir, daß man mit Augen, wie ich sie hätte, zu Allem fähig sei.
Nun fragte Frau von Maine Herrn von Clermont, warum er Madame d'Estaing nicht mitgebracht habe.
– Madame d'Estaing ist krank, Madame; sie konnte den Befehlen Eurer Hoheit nicht genügen.
– Madame d'Estaing ist krank! Ist es denn wahr, daß wir Madame d'Estaing nicht sehen werden? Ach mein Gott, das schmerzt, das betrübt mich! Arme Madame d'Estaing! Man lasse sogleich Erkundigungen über sie einziehen! Man bringe sie in einer Sänfte her! Sie soll kommen! Wenn sie leidet, werden wir für sie sorgen; aber sie komme!
– Mein Gott, Madame! antwortete Madame von Charson. Ich glaubte nicht, daß Ew. Hoheit um Madame d'Estaing so besorgt wären!
– Ich? Durchaus nicht. Aber ich würde sehr glücklich sein, wenn ich mich über Dinge hinwegsetzen könnte, die mich nicht besorgt machen.
Alles brach in Lachen aus.
Die Prinzessin fand es nicht übel.
Die Unterhaltung hatte ihren Fortgang; sie ward mehr und mehr lebhaft und anziehend. Ich fand so viel Vergnügen daran, daß meine Furchtsamkeit schwand, und daß ich mitsprach. Jeder ermuthigte mich. Der Cardinal von Polignac wandte sich zu mir, und ich hatte das Glück, ihm eins von jenen Worten zu entgegnen, die Glück machen. Und dies machte ein großes Glück. Es wies mir sofort meine Stellung an und verschaffte mir eine geistige Reputation, die ich nie wieder verloren habe.
Man sprach von dem Märtyrerthume des heiligen Donis. Da wandte sich plötzlich der Cardinal zu mir und sagte:
– Ist es wohl begreiflich, Madame, daß dieser Heilige seinen Kopf während zwei Lieues in den Händen den trug?
– Ah, Monseigneur, antwortete ich, nur der erste Schritt ist ein saurer!
Drittes Kapitel
Der Cardinal wiederholte diesen Ausspruch der Herzogin, die ihn lobte, ihn ebenfalls wiederholte, ihn wiederholen ließ und zwar so oft, daß er sprichwörtlich ward, und daß man ihn noch nach Jahren citirte. Am folgenden Tage schrieb Herr Walpole an mich; er hatte davon gehört und wollte die Geschichte näher kennen lernen. Es kam mir sonderbar vor, darüber sprechen zu müssen. Ich glaubte nicht, daß es der Mühe werth sei. Seit jener Zeit hatte ich schon manches Andere gesagt, das besser war, und man dachte nicht mehr daran.
Man nennt das ein Wort zur rechten Zeit gesprochen.
Mein guter Stern hatte mich an einem jener Tage nach Sceaux geführt, die seit dem Tode des Königs selten geworden waren: Frau von Maine gab ein Fest, und dies war fast das letzte vor den Ereignissen, die sie treffen sollten. Ich habe stets angenommen, obgleich man es mir hartnäckig leugnete, daß dieses Fest eine Maske war, um die ernsten Sachen, die später zum Vorscheine kamen, zu verdecken. Die Prinzessin wollte an eine Wiederholung ihrer Vergnügungen glauben machen, um die ernsten Sachen, die später zum Vorscheine kamen, zu verdecken. Die Prinzessin wollte an eine Wiederholung ihrer Vergnügungen glauben machen, um die Aufmerksamkeit des Regenten abzulenken, der nicht gewohnt war, die Gewissen zu ergründen, und ohne Dubois vom