Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма


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da ich überhaupt Nichts kannte. Sie war also neu für mich. Ich habe nie die Dummheit begangen, meine Bewunderung und mein Vergnügen zu verbergen; die Lobeserhebungen stimmten mich heiter, und Niemand ward dadurch an die Provinz erinnert,

      Fräulein Delaunay hatte das Stück oder vielmehr den Canevas zu diesem Feste zusammengestellt. Die Verse waren von Larnage, von meinem theuern Larnage! Ach, ich bedauerte ihn damals aus vollem Herzen. Mir schien, er war auf dem Wege zum Glücke und zur Macht.

      Herr von Maine sprach nie mit ihm, aber die Herzogin rief ihn sehr oft und erkundigte sich, ob das Programm fortschreiten, ob Alles gut gehen und ob kein Aufenthalt entstehen würde. Mir schien, daß sie ihn öfter rief, als nöthig war, und ich erblickte darin ein Zeichen ihres Interesses.

      Die Frau Herzogin von Maine – man muß sie wohl so nennen, weil sie es war, und weil ich noch oft von ihr sprechen werde – die Frau Herzogin von Maine war, man weiß es, die Enkelin des großen Condé, den die blinde Liebe Ludwig's XIV, zu seinen Bastarden zu einer Stellung erhob, die seiner Geburt so fern lag. Sie war nicht eben schön (ich spreche von ihrer Jugend, denn zu der Zeit, wo ich sie kennen lernte, zählte sie bereits zweiundvierzig Jahre), sie besaß Grazie, Phsiyognomie und einen stolzen, gebieterischen Zug um den Mund, der nur zu gut ihren Charakter verrieth. Sie war ungewöhnlich klein, und darüber ärgerte sie sich. Ihre ganze Familie war ebenso. Sie stellte sich, als ob sie darüber lachte, aber der Teufel lachte aus ihr.

      Frau von Maine hatte viel Geist, und zwar Geist von allen Arten: mitunter von der besten, öfter aber noch von der gemeinsten Art; sie bediente sich dessen je nach ihren Launen. Viele behaupteten, daß sie verrückt war – sie war es nicht, sie war nur eine außerordentliche Person. Sie wollte Alles wissen, Alles in ihren Bereich ziehen; sie setzte sich nach der Reihe auf alle Throne, sie wollte überall Königin sein, und ihr Hof von Sceaux war souverainer, als der des Königs, Bei ihrem unangemessenen Ehrgeize und der Sucht, sich in Alles zu mischen, war sie nicht gut, aber sie war auch nicht schlecht; sie hat nie ohne Noth schlecht gehandelt, nie, weil es ihr Vergnügen machte. Sie dachte z. B. nicht daran, wenn sie dabei etwas gewinnen konnte. Gegen den Herzog von Orleans hegte sie den schönsten Haß, der sich denken laßt; sie wollte mir das Versprechen abnehmen, daß ich nie mehr in das Palais-Royal gehen sollte. Glücklicherweise erinnerte Herr von Sainte-Aulaire daran, daß mein Mann meines Kredites bedürfe, und daß wir unser Glück machen müßten.

      – So gehen Sie denn, da es geschehen muß, antwortete die Prinzessin; aber ich hoffe, daß Sie nicht lange dorthin gehen werden.

      Ich habe später begriffen, was sie damit sagen wollte.

      Die Nacht brach an.

      Man begann das Fest Mit der Illumination der Gästen und Wasserparthien. Ein wirklich magischer Anblick bot sich uns dar. Das Souper ward auf einen Rasenplatze servirt. Die Verkleidung begann damit, daß uns Faunen und Hamadryaden bedienten. Ich benahm mich dabei wie die Andern. Ich konnte die Augen nicht aufschlagen, ohne denen Larnage's zu begegnen, der mich anstarrte, als ob er mich verschlingen wollte. Er schien über mein Benehmen erstaunt zu sein, und wagte Nichts, als zu staunen. Es wäre mir lieb gewesen, ich bekenne es, wenn er ein wenig kühner geworden wäre. Ich ermuthigte ihn durch meine kleinen unschuldigen und naiven Mittel. Bei Tische saß er fern von mir. Nach dem Souper begannen die Lustbarkeiten, die erst mit dem Morgen endigten, um den Titel einer »weißen oder großen Nacht« zu rechtfertigen, den man dieser Art von Feisten gegeben hatte.

      Ich sann auf einen Staatsstreich, und dieser bestand darin, Larnage während der Comödie und der Ausführung des Tanzes neben mir zu haben. Er war so schüchtern, so furchtsam, daß ich ihn anreden mußte. Ich ging geraden Wegs auf ihn zu. Er erröthete.

      – Ach, Madame, warum das? Wollen Sie, daß ich mich zu Ihnen setze, damit mein Unglück sich verdoppele?

      – Ist es denn ein Unglück, neben mir zu sitzen und mit mir zu sprechen?

      – Es ist ein Glück, Madame, es ist der heißeste Wunsch meines Herzens, es ist mein ehrgeizigster Traum, aber leider!…

      – Nun, leider?

      – Sie gehören einem Andern an, Sie haben mich vergessen, verlassen, Sie sind für mich verloren, und ich darf mir nicht einmal einen Gedanken erlauben, aus Furcht, Sie zu beleidigen.

      Für den Bastard eines Fürsten, für den Secretair eines großen Herrn war diese Aeußerung des armen Larnage sehr einfältig. Es ist wahr, der Fürst und der große Herr waren zwei fromme Personen, aber was lag daran? Er war ja kaum dreiundzwanzig Jahre alt, und mehr brauchte es nicht.

      Er begriff mich endlich, setzte sich zu mir, und legte seine Freude und sein Wohlbehagen an den Tag. Die Andern hatten nur Sinn für das Schauspiel, aber Larnage, obgleich er der Dichter war, beschäftigte sich nur mit mir; ich hingegen beschäftigte mich zunächst mit dem Schauspiele, und dann mit ihm, und um gerecht zu sein, mit demselben Vergnügen und derselben Lebhaftigkeit.

      Wir sahen zuerst den »guten Geschmack, der sich nach Sceaux geflüchtet und unter den Schutz der Frau von Maine begeben hatte,« Er führte die Grazien, die tanzend eine Toilette vorbereiteten, während ihr Gefolge zu einer sanften Musik die Verse von Larnage sang.

      Dieses erste Zwischenspiel ward mit einem großen Erfolge aufgeführt, man fand es allgemein köstlich. Ich machte meinem ehemaligen Lehrer ein Compliment – er ward vor Freude fast toll darüber.

      In dem zweiten Zwischenspiele waren die Spiele personificirt; sie brachten die Spieltische mit Allem, was zu den verschiedenen Spielen erforderlich ist. Sie sangen und tanzten zu gleicher Zeit, und diese an die Prinzessin gerichteten Schmeicheleien wurden von ihr als eben so wahr wie verständig aufgenommen. Dies Alles ward von den besten Mitgliedern der Oper dargestellt.

      Endlich ward das Theater mit Blumen und Kränzen geschmückt wie zu einer Tragödie; aber man wollte nicht etwa eine Tragödie aufführen, sondern ein Stück von Fräulein Delaunay, das sie mit Hilfe Larnage's gefertigt hatte. Mein Gott, was für erschreckliche Verse hatten Beide gemacht! Die Prinzessin selbst spielte eine Rolle, und Jeder spielte die seinige recht hübsch. Der Hof von Sceaux war auf das Theater verpflanzt, und sprach gereimte Prosa statt der gewöhnlichen.

      – Diese Verse sind rührend! sagte ich zu Larnage. Ich hatte den Kopf ein wenig verloren.

      – Ich dachte an Sie, als ich sie machte! Antwortete er. Ach, Madame, werden Sie denn kein Mitleid mit mir haben, werde ich nie, wie sonst, eine schöne Sternennacht mit Ihnen verplaudern?

      – Vielleicht, mein Herr! Antwortete ich, gereizt von dem Wunsche, etwas zu empfinden, was ich nicht kannte.

      – Uns wann, wann?

      Ich wollte diese Frage beantworten aber ein Zwischenfall den ich nicht vorausetzte, unterbrach mich.

      Viertes Kapitel

      Fräulein Delaunay berührte meine Achsel und sagte leise:

      – Sie sprechen hier von Liebe, Frau Marquise, und denken nicht an Ihre Nachbarn.

      Ich zitterte. Diese Worte riefen mich auf die Erde zurück, denn ich war Larnage auf den Flügeln, der Poesie gefolgt, ich weiß nicht, wohin. Erröthend stammelte ich einige Worte.

      – O, erschrecken Sie nicht! fügte sie hinzu. Sie sind nicht die Einzige, die so spricht, auch wir Andern sprechen so!

      Sie zeigte mir mit der Hand ihren Nachbar, den ich zweimal ansah, ehe ich sie verstand. Dieser Nachbar war der gute Abbé von Chaulieu, der damals älter als achtzig Jahre war. Sie sah meine Ueberaschung und antwortete:

      – Sie glauben, daß ich scherze? Fragen Sie ihn

      – Leider, sagte der Abbé, es ist nur zu wahr! Sie verschmäht meine letzte Liebe und meine letzten Verse.

      – Wie, sind die Verse von Ihnen, Her Abbé? Und die Undankbare verschmäht sie?

      –Ja, Madame, ja! Ich habe ihr gesagt:

      Was danke ich Dir nicht? Denn ohne Dich

      Vergingen die letzten Tage mir

      In Langsamkeit und Ueberdruß,

      Wozu Natur sie unbeugsam verdammt.

      Nur


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