Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма


Скачать книгу
Wohnung, ich bedarf Ihrer. Es handelt sich um Leben und Tod. Lassen Sie nicht auf sich warten. In meiner ganzen Umgebung befindet sich keine Frau, von der ich fordern könnte, was ich von Ihnen erwarte. Wenn Sie meiner Bitte nicht genügen, bin ich verloren.«

      Achtes Kapitel

      Ich beeilte mich, diesen Brief der Delaunay zu bringen und sie zu bitten, mich bei der Frau Herzogin von Maine zu entschuldigen und bei ihr darum nachzusuchen, daß ich nach Paris zurückkehren dürfe. Ich glaubte ihr Mißfallen zu erregen, aber wie war ich überrascht, als ich erfuhr, daß sie gern einwilligte, daß sie mich vor meiner Abreise nur noch einmal sehen wolle, und daß eine Carosse zu meiner Verfügung stehe, wenn mir dies angenehm sei. Ihre letzten Worte bei meinem Abschiede waren:

      – Es freuet mich, Madame, daß Sie Ihren Freunden getreu sind; ich hoffe, Sie so zu finden, wie ich es wünsche, wenn ich zu der Zahl Ihrer Freunde gehören werde.

      Nun reiste ich schnell ab. Denselben Abend kam ich in Paris an und fuhr direct vor die Wohnung der Frau von Parabère. Da man meine Carosse erwartet hatte, ließ man die Thüren öffnen. Eine Vertraute der Frau von Parabère kam hastig die Treppe herab mir entgegen.

      – Ach, Madame, die Frau Marquise wird glücklich sein, Sie zu sehen.

      – Ist sie zu Hause?

      – Ja, Madame, sie ist zu Hause, wenigstens für Sie. Die arme Dame trägt großes Verlangen nach ihren Freundinnen.

      Ich dachte daran, daß sie In Ungnade gefallen sein könne; aber nach dem Verhältnisse zwischen der Marquise und dem Regenten konnte ich nicht daran glauben. Unter mancherlei Vermuthungen stieg ich die Treppe hinan. Frau von Parabère kam mir in großer Verwirrung entgegen; sie warf sich weinend in meine Arme, ohne sich um die Diener zu kümmern, die uns ansahen. Dann zog sie mich in ihr Zimmer.

      – Was giebt es denn, Madame? fragte ich. Worin kann ich Ihnen nützlich sein? Sie haben mich gerufen, und ich bin gekommen…

      – O, Dank, Dank! Lassen Sie mich nur ein wenig zur Besinnung kommen, dann werde ich Ihnen Alles sagen. Ach, und ich bin unschuldig daran!

      Es war wirklich eine große Veränderung mit ihr vorgegangen. Ich hätte nie geglaubt, daß sie die Sacht so nehmen würde.

      Nachdem sie stärkende Tropfen genommen und Salze eingeathmet, war sie anscheinend gestärkt. Dann begann sie:

      – Sie erinnern sich des Grafen Horn?

      – Vollkommen, Madame. Ich hatte die Ehre, ihn vor einigen Tagen noch bei Ihnen zu sehen.

      – Nun, Madame, er ist verhaftet.

      – Verhaftet! Warum?

      – Er ist eines Mordes angeklagt, ja eines Mordes! Jenes abscheuliche System des Hasses, das Alle wahnsinnig macht, will ihn verderben.

      – Hat er denn diesen Mord begangen?

      – Nein, er hat ihn nicht begangen, er ist unschuldig. Sie haben ihn gesehen, und können noch daran zweifeln?

      – Wenn er unschuldig ist, so muß ihm Gerechtigkeit werden.

      – Ihm wird keine Gerechtigkeit werden, Madame; denn zum ersten Male in seinem Leben hat der Regent einen Willen. Er haßt ihn!

      – Warum haßt er ihn?

      – Weil ich ihn liebe.

      Hierauf hatte ich keine Antwort, und dies war wohl natürlich.

      – Vor drei Tagen kam der Graf von Horn zu mir, und blieb eine ziemlich lange Zeit. In einer Anwandlung von Exaltation warf er sich vor meinen Füßen nieder – da trat der Regent ein. Er ward roth vor Zorn und zeigte dem jungen Manne die Thür, indem er rief:

      – Gehen Sie hinaus, mein Herr!

      – Unsere Ahnen würden gesagt haben: Gehen wir! antwortete der Graf von Horn, indem er ihn stolz ansah.

      Nun folgte eine Scene, die fast den ganzen Tag spielte. Ich habe den Fürsten gemißhandelt, ich habe ihm Wahrheiten gesagt, die er nie vergessen wird. Wüthend ging er fort, und ich habe ihn nicht wiedergesehen.

      Bis dahin begriff ich nicht viel von der Sache,

      Sie fuhr fort:

      – Gestern Morgen kündigt man mir einen Gefreiten der französischen Garde an, der mir selbst einen Brief zu übergeben wünsche. Hier ist der Brief!

      Ich las:

      »Schöne und angebetete Marquise!,,Meine einzige Hoffnung beruht auf Ihnen; ich bin verloren, wenn Sie mir nickt zu Hilfe kommen. In Folge jener schrecklichen Scene bei Ihnen hat mich ein Unglücklicher fortgeschleppt und mich eines Mordes schuldig gemacht.«

      – Aber, Madame, fügte ich hinzu, Sie sehen ja, daß er bekennt.

      – O, es ist kein Mord; lesen Sie nur weiter!

      »Ich habe einen Menschen getödtet, der mich beleidigt hatte; einen Menschen ohne Vertheidigung. Er war ein Elender, ein Dieb, gegen den ich mich nur schützte. Bewirken Sie meine Entlassung aus dem Gefängnisse, sonst kann ich Sie nicht sehen, und ich muß Sie sehen, da es zu meinem Leben nothwendig ist.«

      – Nun, fragte ich, was haben Sie gethan?

      – Mein Gott, ich habe gewartet! Da ich wegen der stattgehabten Scene nicht wagen konnte, mich direkt an den Regenten zu wenden, habe ich die Antwort auf einen Brief abgewartet, den ich an Dubois geschrieben. Damals hielt ich die Sache nicht für so ernst, ich glaubte, die Gefangenschaft würde nur sehr kurz sein. Die Criminalkammer hat Rücksichten zu nehmen, bevor sie sich in diese Angelegenheiten mischt. Nach meiner Ansicht gehörte ein fremder souveräner Prinz vor das Forum des Hofes. Die Antwort Dubois' nahm mir diesen Irrthum. Die Sache war ernst, es handelte sich um einen Mord, und anstatt den Grafen zu entlassen, macht man ihm den Proceß. Bestürzt eilte ich zu dem Regenten; er ließ mich nicht vor. Ich schrieb an ihn – er antwortete mir nicht. Ich wandte Alles an – Nichts hatte einen Erfolg. Nun sah ich die Gefahr, ich fühlte das Bedürfniß nach einer Freundin, ich dachte an Sie, und schrieb an Sie. Sie sind gekommen, und ich bin überzeugt, daß Sie mir beistehen.

      – Was kann ich thun?

      – Wir gehen zusammen zu dem Regenten; Sie wird er empfangen.

      – Er kennt mich ja kaum.

      – Er kennt Sie genug, um Sie schön zu finden, und dies genügt.

      – Haben Sie schon versucht, heute zu ihm zu gelangen?

      – Er ist diesen Morgen schon nach Saint-Cloud gegangen, und noch nicht wieder zurückgekehrt. Sobald er eintrifft, erhalte ich Nachricht. Sie werden mit mir gehen, nicht wahr?

      Wenn Herr Walpole mich beschuldigt, daß ich romantisch gesinnt sei, so hat er, was meine Jugend anbetrifft, nicht ganz unrecht, denn seit langer Zeit schon bin ich davon geheilt, und es ist von dieser romantischen Gesinnung keine Spur geblieben. In jener Zeit aber war ich es, und daß ich mich in eine solche Angelegenheit mischen konnte, machte mich glücklich. Ich gab der Marquise die Versicherung, daß ich sie nicht verlassen würde. Sie antwortete mir, daß man mir ein Zimmer vorbereiten solle. Ich versuchte es, ihr Trost und Hoffnung zu geben; sie aber schüttelte den Kopf und antwortete:

      – Sie wissen noch nicht Alles!

      – Er wird nicht sterben, wir retten ihn!

      Wir retten ihn nicht, er wird sterben; ich weiß es!

      – Martern Sie sich nicht mit solchen Chimären, Madame!

      – Es sind keine Chimären, es ist die Wirklichkeit. Alle Diejenigen, die mich liebten, und denen ich erlaubt habe, mich zu lieben, sind eines gewaltsamen Todes gestorben. Ich bringe nur Unglück.

      Ich gab meinen Unglauben zu erkennen.

      – Wollen Sie das Verzeichniß und den Beweis? Hören Sie mich an:

      Der Abbé von Montmorency ward an meiner Thür ermordet.

      Der Vicomte von Jonsac stürzte sich aus dem Fenster.

      Die beiden Brüter von Secheval wurden meinetwegen im Duelle


Скачать книгу