Diana de Lys. Александр Дюма

Diana de Lys - Александр Дюма


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früher gesagt haben, dieses Zimmer war ein wahrhaftes Labyrinth. Der Baron, welcher die Gegenstände besser kannte, begleitete sie bis an das Sopha, auf welchem sie sich niederließ, dann lüftete sie ihren Schleier und reichte Maximilian die Hand.

      Dieser setzte das Wachslicht auf den Tisch, und zu den Knieen der Marquise sinkend, bedeckte er mit Küssen die weiße Hand, welche sie ihm überließ.

      »Sie sind ein Engel,« flüsterte er.

      »Ein sehr unverständiger Engel, und überdies ein Engel, der sich nicht sehr bitten läßt,« erwiederte sie und empfand das Bedürfnis, augenblicklich die Unterhaltung zu wechseln.

      »Das ist also das Atelier Ihres Freundes,« sagte sie.

      »Ja.«

      »Was zeichnet Ihr Freund, Landschaften, Begebenheiten aus der Geschichte, oder Portraits?«

      »Wie Sie sehen, er wagt schon Alles und es gelingt ihm Alles wohl.«

      »Wie heißt er!«

      »Paul Aubry.«

      »Ich kenne diesen Namen nicht. Haben Sie mit ihm von mir gesprochen?«

      »Ja, es war nothwendig.«

      »Sie haben mich genannt,« sagte die Marquise erschrocken.

      »O nein, er weiß nicht, wer Sie sind.«

      »Und es ist nicht zu befürchten, daß er zurückkommt?«

      »Seien Sie unbesorgt.«

      Die Marquise blickte neugierig um sich, und von Zeit zu Zeit hefteten sich ihre Augen auf den jungen Mann, welcher zu ihren Füßen lag.

      Die Conversation eines erstere Rendez-vous ist für beide Liebende etwas schwierig. Für die Dame insofern als sie in dem Bewußtsein der Gefahr, welcher sie sich aussetzt, ihrem Schamgefühl noch das Verdienst eines Kämpfers geben will; für den Mann, welcher vollkommen überzeugt, daß die Bebende ihm nicht lange widerstehen wird, doch sein ganzes Zartgefühl und sein ganzes Talent zu Rathe ziehen muß, um seiner Geliebten eine so tiefe Neigung einzuflößen, daß sie unbewußt der Sünde verfällt und dies nicht eher gewahrt, als wenn es schon zu spät ist.

      Das Wort wird hier zur Maske des Herzens; die Blicke allein und ein unwillkürliches Zittern der Stimme widersprechen den trivialen Phrasen, welche sich abwechseln und an denen der Gedanke leisten Theil hat.

      Die Marquise konnte eine sehr natürliche Bewegung nicht unterdrücken« weil es das erste Mal war, daß sie sich zu einem solchen Schritte hatte hinreißen lassen. Sie empfand zwar keine Gewissensbisse, aber sie frug sich leise und voll Unruhe, ob denn dieser Genuß, wozu sie heute Abend den ersten Schritt that, ihr eine hinreichende Entschädigung für ihre Langeweile und wirkliche Zerstreuung gewähren würde. Auch verzögerte sie so sehr als möglich die Antwort auf diese Frage. Sie wußte wohl, wo sie wandelte, aber sie fand mehr Vergnügen darin, einem krummen Nebenwege zu folgen, als sogleich den geraden Weg zu gehen, und obschon sie keineswegs daran dachte, sich zu vertheidigen, so hätte sie doch gern ihren Schritt ungeschehen gemacht.

      Sie betrachtete den Mann, welcher sie zu lieben vorgab, indem sie die sehr einfache Betrachtung machte, daß er noch jung genug sei, um das, was er sagte, für Wahrheit nehmen zu können, daß er älter zugleich zu jung wäre, als daß diese Liebe von langer Dauer sein könne. Auch sah sie ein, daß früher oder später ein Bruch statt finden müsse, ein Bruch, dem eine neue Verbindung folgert würde, denn sie fühlte, daß man schwer auf einem solchen Wege stehen bleibt.

      Kurz, sie war zwar erstaunt, sich an diesem-Orte zu finden, und frag sich, wie sie dahin gekommen wäre, aber wie alle Frauen, welche aus dem Kreise der Sitte und Tugend heraustreten, indem sie die Schranken derselben überspringen, wie sie alle diese Reflexionen weit von sich, welche zu machen es jetzt zu spät war.

      Was Maximilian betraf, so hatte er sich von seinen Eindrücken noch wenigen als die Marquise Rechenschaft geben können. Er hatte keine große Frauenerfahrung, und es war das erste Mal, daß er ein Vergnügen mit einer Frau vom Range Dianas zu finden hoffte. Er empfand also eine Bewegung des Verlangens, des Stolzes und der Liebe, welche er für die reine Liebe in der ernstesten Bedeutung des Wortes nahm, und jedes Mal als sich seine Augen auf die Marquise hefteten, fühlte er das Blut seines Herzens nach dem Kopfe steigen.

      Madame de Lys stand auf, und indem sie sich dm offenen Fenster näherte, von dem die Aussicht auf die Gärten ging, athmete sie die frische Luft in langen Zügen ein.

      Maximilian näherte sich ihr. Die Nacht war herrlich und erfüllt mit Frühlingsdüften.

      An diesem Abende, wie auch an anderer Abenden, gingen viele Leute vor Nr. 67 der Märtyrerstraße vorüber; die einen herab, die andern hinaufsteigend, die einen ihren Geschäften nachgehend, Andere nach Vergnügungen haschend, diese so glücklich, jene traurig; es war genug Geräusch in der Straße, dies erinnerte jedoch Dianen Und Maximilian nicht daran, daß die Zeit verging; ja, als sie sich nur seit einer halben Stunde in dem Zimmer des Malers glaubten, schlug es mit einem Male 11 Uhr.

      »Elf Uhr!« rief Madame de Lys, indem sie ihr Haar aufwickelte, welches unbemerkt sich gelockert hatte.

      Einige Augenblicke nachher sagte die Marquise, deren Wangen glühten, zu dem Baron, indem sie ihm einen offenen Schrank zeigte:

      »Maximilian, nehmen Sie eine dieser Flaschen, und lassen Sie uns ein Glas auf die Gesundheit unseres Wirths trinken!«

      Der junge Mann nahm eine Flasche Madeirawein und füllte ein Glas, welches im Lichte wie ein heller Topas glänzte. Die Marquise trank daraus die Hälfte, und reichte das Glas dem Baron, welcher es leerte, indem er die Stelle suchte, wo die Lippen der Marquise geruht hatten, um die seinigen dort anzusetzen.

      Dann betrachteten sie sich lächelnd.

      Als er in das Atelier zurücktrat, ergriff Maximilian ein Stück Kreide, und schrieb an die Wand: »Heute am 15. September 1845 um 11 Uhr Abends tranken hier zwei glückliche Liebende auf das Wohl ihres Wirthes.«

      »Sind Sie damit einverstanden?« sagte der Baron zu Diana, »oder wollen Sie, daß ich nur schreibe: ein Glücklicher?«

      »Lassen Sie stehen was Sie geschrieben haben,« antwortete die Marquise, »und jetzt wollen wir gehen.«

      »Und wann werde ich Sie wiedersehen?«

      »Sobald es möglich ist, werde ich Ihnen schreiben.«

      »Wird dies bald geschehen?«

      »Rechnen Sie auf mich.«

      Mit der einen Hand hielt Maximilian die Thür, mit der andern drückte er den Kopf der Marquise an seine Brust.

      Beide verließen das Zimmer.

      Sie stieg in den Wagen, der sie erwartete, und hielt Maximilian, welcher sie begleiten wollte; zurück, indem sie die Befürchtung aussprach daß man sie in dieser Zeit zusammentreffen möchte.

      Der Baron bedeckte die Hände seiner Freundin mit Küssen, und der Wagen rollte hinweg.

      Der Marquis war nach nicht zu Hause, als Diana zurückkam, denn er kehrte niemals vor Ein Uhr früh zurück.

      Die Marquise war schön, und Maximilian nahm von diesem ersten Rendez-vous eine Erinnerung voll Entzücken mit sich.

      »Endlich,« wiederholte er von Zeit zu Zeit, »gehört sie mir an! Die Marquise, die schöne Diana de Lys, sie liebt mich!«

      Und während er sieh dies sagte, schien es Maximilian, als ob er um eine Armlänge größer würde, und als ob Niemand in der Welt jemals so glücklich als er gewesen war und sein könnte.

      Wenn Jemand in diesem Augenblicke ihm gesagt hätte: »Einst werden Sie diese Frau nicht mehr lieben,« so würde er sich über ihn wie über einen Narren lustig gemacht haben.

      In seine Wohnung zurückgekehrt, versuchte Maximilian, nach der Gewohnheit der Liebenden, Dianen die Seligkeit zu schildern, welche ihn die wenigen Stunden hatten genießen lassen, die er mit ihr zugebracht. Aber so viele Gedanken wogten in ihm, daß er, nachdem er einige Phrasen, welche er trivial fand, geschrieben hatte, die drei oder vier Briefe zerriß, welche er angefangen, und sich begnügte, von dieser neuen Liebschaft


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