Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма

Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма


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beschäftigt, einen Brief Eurer Geliebten zu lesen, habe Euch der Wind Brief und Hut fortgenommen, als wahrer Amadis seid Ihr dem Brief nachgelaufen, und habet den Hut gelassen, wo es ihm hinzugehen gefallen.«

      Halb unterdrücktes Gelächter machte sich hörbar.

      »Ei! Ei! meine Herren.« sagte der reizbare Gascogner, »sollte man zufällig über mich lachen?«

      Jeder wandte sich ab, um bequemer lachen zu können.

      Perducas schaute forschend umher und erblickte am Kamin einen jungen Mann, der seinen Kopf in seinen Händen verbarg; er glaubte, dieser mache es nur so, um sich mehr verborgen zu halten.«

      Er ging auf ihn zu und sagte zu ihm.

      »Ei mein Herr, wenn Ihr lacht, lacht mir wenigstens ins Gesicht, damit man Euer Antlitz sieht.«

      Und er klopfte auf die Schulter des jungen Mannes, der ganz ernst und nachdenkend seine Stirne erhob.

      Der junge Mann war kein Anderer, als unser Freund Ernauton von Carmainges, der sich von dem Abenteuer auf der Gréve noch ganz betäubt fühlte.

      »Ich bitte Euch, mich in Ruhe zu lassen, mein Herr.« erwiederte Herr, »und besonders wenn Ihr mich noch einmal berührt, mich mit der Hand zu berühren, an der Ihr einen Handschuh habt; Ihr seht wohl, daß ich mich nicht mit Euch beschäftige.«

      »Das will ich mir gefallen lassen,« brummte Pincorney, »wenn Ihr Euch nicht mit mir beschäftigt, so habe ich nichts zu sagen.«

      »Ah! mein Herr,« sprach Eustache von Miradoux zu Carmainges, »bei den versöhnlichsten Absichten seid Ihr nicht höflich gegen unsern Landsmann.«

      »In was des Teufels mischt Ihr Euch?« entgegnete Ernauton immer ärgerlicher.

      »Ihr habt Recht, mein Herz.« sagte Miradoux sich verbeugend, »das geht mich nichts an.«

      Und er wandte sich auf den Absätzen um und wollte zu Lardille zurückkehren, welche in einer Ecke am großen Kamin saß, aber es versperrte ihm Jemand den Weg.

      Es war Militor, mit seinen beiden Händen im Gürtel und mit seinem höhnischen Lächeln auf den Lippen.

      »Sagt doch, Stiefvater,« machte der Taugenichts.

      »Nun?«

      »Was sagt Ihr dazu?«

      »Wozu?«

      »Ja der Art und Weise, wie dieser Edelmann Euch abgeführt hat?«

      »Hm!«

      »Er hat Euch gehörig gebeutelt.«

      »Ah! Du hast das bemerkt?« erwiederte Eustache, indem er Militor auf die Seite zu schieben suchte.

      Doch dieser machte das Manoeuvre dadurch scheitern, daß er sich links drückte, wodurch er wieder vor ihn zu stehen kam.

      »Nicht nur ich,« sagte Militor, »sondern Jedermann, seht nur, wie Alle um uns her lachen.«

      Man lachte wirklich, doch nicht mehr hierüber, als über andere Dinge.

      Eustache wurde roth wie eine glühende Kohle.

      »Auf, auf, Stiefvater, laßt die Sache nicht kalt werden,« sagte Militor.

      Eustache erhob sich auf seine Hinterbeine, ging auf Carmainges zu und sprach zu ihm:

      »Mein Herr, man behauptet, Ihr habet besonders unangenehm gegen mich sein wollen?«

      »Wann dies?«

      »So eben.«

      »Gegen Euch?«

      »Gegen mich.«

      »Wer behauptet dies?«

      »Dieser Herr,« antwortete Eustache, auf Militor deutend.

      »Dann ist dieser Herr,« entgegen Carmainges mit einem besondern Nachdruck auf die Betitelung, »dann ist dieser Herr ein Stahrmatz.«

      »Oh! oh!« machte Militor wüthend.

      »Und ich fordere ihn auf,« fuhr Carmainges fort, »mit dem Schnabel fern von mir zu bleiben, oder ich werde mich des Rathes von Loignac erinnern.«

      »Herr von Loignac hat nicht gesagt, ich wäre eine Stahrmatz.«

      »Nein, er hat gesagt, Ihr wäret ein Esel, zieht Ihr das etwa vor? Mir ist wenig daran gelegen; seid Ihr ein Esel, so gebe ich Euch die Peitsche, seid Ihr ein Stahrmatz, so rupfe ich Euch.«

      »Mein Herr,« sprach Eustache, »es ist mein Stiefsohn; ich bitte Euch, behandelt ihn besser aus Rücksicht für mich.«

      »Ah! so vertheidigt Ihr mich, Stiefvater,« rief Militor außer sich, »wenn es sich so verhält, werde ich mich besser allein vertheidigen.«

      »In die Schule mit diesen Kindern, in die Schule!« sagte Ernauton.

      »In die Schule?« rief Militor, mit aufgehobener Faust gegen Herrn von Carmainges vorrückend, »ich bin siebzehn Jahre alt, versteht Ihr wohl, mein Herr?«

      »Und ich bin fünf und zwanzig,« entgegnete Ernauton, »und deshalb will ich Euch, wie Ihr es verdient, zurechtweisen.«

      Und er packte ihn beim Kragen und am Gürtel, hob ihn von der Erde auf, und warf ihn wie einen Ballen zum Fenster des Erdgeschoßes hinaus auf die Straße, während Lardille ein Geschrei ausstieß, daß die Wände hätten einfallen sollen.

      »Nun mache ich aus Stiefvater, Stiefmutter, Stiefsohn und allen Familien der Welt Fleisch zu Pasteten, wenn man mich noch einmal stört,« fügte Ernauton ruhig bei.

      »Meiner Treue, ich finde, er hat Recht,« sagte Miradoux, »warum diesen Edelmann reizen?«

      »Ah! Feiger, der seinen Sohn schlagen läßt,« rief Lardille, auf Eustache zurückend und ihre zerstreuten Haare schüttelnd.

      »Nun, nun, nun,« sprach Eustache, »das bildet seinen Charakter.«

      »Ah! Ah! sagt doch, man wirft also die Leute hier aus dem Fenster?« sprach ein Officier, der eben eintrat, »was Teufels, wenn man solche Späße treibt, sollte man wenigstens: Aufgepaßt da unten! rufen.«

      »Herr von Loignac!« riefen zwanzig Stimmen.

      »Herr von Loignac!« wiederholten die fünf und vierzig.«

      Und bei diesem in der ganzen Gascogne bekannten Namen standen Alle auf und schwiegen.

       Neunten Kapitel

      Herr von Loignac

      Hinter Herrn von Loignac trat Militor, wie gemahlen durch seinen Sturz und purpurroth vor Zorn, ein.

      »Ich grüße Euch, meine Herren,« sagte Loignac, »mir scheint, es geht etwas stürmisch zu. Ah! Ah! Meister Militor hat wieder den Zänker gemacht und darunter muß seine Nase leiden.«

      »Man wird mir meine Schläge bezahlen,« brummte Militor Carmainges die Faust weisend.

      »Tragt auf, Meister Fournichon,« rief Loignac, »und Jeder sei, wenn es möglich ist, freundlich gegen seinen Nachbar. Von diesem Augenblick an sollt Ihr Euch lieben wie Brüder.«

      »Hm!« machte Sainte-Maline.

      »Die Nächstenliebe ist selten,« sagte Chalabre, während er über seinem eisengrauen Wamms seine Serviette so ausbreitete, daß ihm kein Unfall begegnen konnte, wie groß auch der Ueberfluß an Brühen sein mochte.

      »Und sich so von Nahem lieben ist schwierig,« fügte Ernauton bei, »allerdings sind wir nicht auf lange Zeit beisammen.«

      »Seht,« rief Pincorney, der die Spöttereien von Biran noch auf dem Herzen hatte, »man verhöhnt mich, weil mir mein Hut abhanden gekommen ist, und man sagt nichts über Herrn von Montcrabeau, der mit einem Panzer aus der Zeit von Kaiser Pertinax, von dem er aller Wahrscheinlichkeit nach abstammt, zu Mittag speisen will… Das ist Defensive.«

      Montcrabeau erhob sich gereizt und sprach mit einer Falsettstimme:

      »Meine Herren, ich nehme ihn ab, dies zur Kunde für diejenigen, welche mich lieber mit Angriffswaffen als mit Vertheidigungswaffen sehen.«

      Und


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