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Meister Fournichon, laßt alle Frauen, Kinder und Lackeien weggehen.«

      Lardille erhob sich fluchend; sie hatte ihren Nachtisch noch nicht völlig verzehrt.

      Militor rührte sich nicht.

      »Hat man mich dort nicht gehört?« sprach Loignac mit einem Blicke, der keine Widerrede duldete…«

      »Vorwärts, in die Küche, Herr Militor…«

      Nach einem Augenblick waren nur noch die fünf und vierzig Gäste und Herr von Loignac im Saal.

      »Meine Herren.« sagte der letztere, »Jeder von Euch weiß oder vermuthet wenigstens, wer ihn hat nach Paris kommen lassen… Gut, ruft nicht seinen Namen aus… Ihr wißt, das genügt…Ihr wißt auch, daß Ihr gekommen seid, um ihm zu gehorchen.«

      Ein Gemurmel der Beistimmung erhob sich aus allen Theilen des Saales; nur, da Jeder einzig und allein das wußte, was ihn betraf, und nicht wußte, daß sein Nachbar durch dieselbe Macht wie er bewogen, gekommen war, schauten sich Alle erstaunt an.

      »Es ist gut,« sprach Loignac, »Ihr werdet Euch später anschauen, meine Herren. Seid unbesorgt, Ihr habt Zeit, Bekanntschaft zu machen. Ihr seid also gekommen, um diesem Mann zu gehorchen: erkennt Ihr das an?«

      »Ja,« riefen die Fünf und Vierzig, »wir erkennen, es an.«

      »Nun wohl! um anzufangen,« fuhr, Loignac fort, »Ihr werdet Euch geräuschlos aus diesem Gasthofe wegbegeben, um die Wohnung zu beziehen, die man Euch angewiesen hat.«

      »Allen?« fragte Sainte-Maline.

      »Allen.«

      »Wir sind Alle berufen, wir sind hier Alle gleich,« sagte Perducas, dessen Beine so unsicher waren, daß er um seinen Schwerpunkt zu behaupten, einen Arm um den Hals von Chalabre schlingen mußte.

      »Nehmt Euch doch in Acht,« sprach dieser, »Ihr zerknittert mir mein Wamms.«

      »Ja, Alle gleich vor dem Willen des Gebieters,« rief Loignac.

      »Oh! Oh! mein Herr.« entgegnete Carmainges erröthend, »verzeiht, man sagte mir nicht, daß sich Herr von Épernon meinen Gebieter nenne.«

      »Wartet doch.«

      »So hatte ich die Sache nicht verstanden.«

      »Aber wartet doch, verdammter Kopf.«

      Es herrschte beider Mehrzahl ein neugieriges Schweigen und bei einigen Anderen ein ungeduldiges Schweigen.

      »Ich habe Euch noch nicht gesagt, wer Euer Gebieter sein würde, meine Herren…«

      »Ja,« versetzte Sainte-Maline, »aber Ihr sagtet, daß wir einen haben würden.«

      »Die ganze Welt hat einen Gebieter,« rief Loignac, »aber wenn Euer Wesen zu stolz ist, um da stehen zu bleiben, wo Ihr gesagt habt, so sucht höher; ich verbiete es Euch nicht nur nicht, sondern ich bevollmächtige Euch dazu.«

      »Der König,« murmelte Carmainges.

      »Stille,« sprach Herr von Loignac, »Ihr seid hierher gekommen, um zu gehorchen, gehorcht also; mittlerweile ist hier ein Brief, den Ihr mit lauter Stimme zu lesen mir das Vergnügen machen werdet, Herr Ernauton.«

      »Befehl an Herrn von Loignac zum Cammando, die fünf und vierzig Edelleute, die ich mit Bewilligung Seiner Majestät nach Paris berufen habe, zu übernehmen.

Rogaret de la Valette Herzog vonÉpernon.«

      Trunken oder wieder besänftigt, verbeugten sich Alle; es gab nur Ungleichheiten im Equilibre, als man sich wieder erheben mußte.

      »Ihr habt mich also verstanden,« sagte Herr von Loignac. »Auf der Stelle müßt Ihr mir folgen, Eure Equipagen und Eure Leute bleiben hier bei Meister Fournichon, der für sie sorgen wird, und wo ich sie später holen lasse; jetzt aber sputet Euch, die Boote warten.«

      »Die Boote?« wiederholten alle Gascogner, »wir werden uns also einschiffen?«

      »Allerdings werdet Ihr Euch einschiffen,« erwiederte Loignac. Muß man nicht über das Wasser, um nach dem Louvre zu gehen?«

      »In den Louvre, in den Louvre,« murmelten freudig die Gascogner, »Cap de Bious! wir gehen in den Louvre.«

      Loignac erhob sich von der Tafel, ließ die Fünf und Vierzig an sich vorübergehen, zählte sie wie Schafe, und führte sie durch die Straßen bis zur Tour de Nesle.

      Hier fanden sich drei große Barken, von denen jede fünfzehn Passagiere an Bord nahm, und sogleich entfernten sie sich vom Ufer.

      »Was Teufels werden wir im Louvre machen?« fragten sich die Unerschrockensten, welche, durch die Kälte des Wassers vom Rausche befreit, der Mehrzahl nach sehr schlecht gekleidet waren.

      »Wenn ich nur wenigstens meinen Panzer hätte,« murmelte Pertinax von Montcrabeau.

       Zehntes Kapitel

      Der Panzermann

      Pertinax hatte sehr Recht, die Abwesenheit seines Panzers zu beklagen, denn gerade zu dieser Stunde entäußerte er sich desselben auf immer durch die Vermittelung des seltsamen Lackeien, den wir so vertraulich mit seinen Herrn haben sprechen sehen.

      Auf die von Madame Fournichon ausgesprochene magischen Worte: zehn Thaler, lief der Diener von Pertinax dem Händler in der That nach.

      Da es schon Nacht war und der Alteisenhändler ohne Zweifel Eile hat, so war dieser schon etwa dreißig Schritte entfernt, als Samuel aus dem Gasthaus trat.

      Samuel war genöthigt, dem Händler zu rufen.

      Dieser blieb furchtsam stehen und warf einen durchdringenden Blick auf den Mann, der zu ihm kam.

      »Was wollt Ihr, mein Freund« sagte er.

      »Ei, bei Gott!« erwiederte der Lackei mit schlauer Miene, »ich will ein Geschäft mit Euch machen.«

      »Nun, so wachen wir es geschwinde.«

      »Ihr habt Eile?«

      »Ja.«

      »Oh! Ihr werdet mir, beim Teufel! doch Zeit lassen, zu schnaufen.«

      »Allerdings, doch schnauft geschwinde, man erwartet mich.«

      Der Eisenhändler hegte offenbar ein gewisses Mißtrauen gegen den Lackei.

      »Wenn Ihr gesehen habt, was ich Euch bringe,« sagte dieser, »so werdet Ihr Euch Zeit nehmen, da Ihr mir ein Liebhaber zu sein scheint.«

      »Und was bringt Ihr mir?«

      »Ein herrliches Stück, ein Werk, womit… doch Ihr hört mich nicht.«

      »Nein, ich schaue.«

      »Was?«

      »Ihr wißt also nicht, mein Freund,« sagte der Panzermann, »Ihr wißt nicht, daß der Waffenhandel durch ein Edict des Königs verboten ist?«

      Und er warf unruhige Blicke umher.

      Der Lackei hielt es für gut, sich den Anschein zu geben, als wüßte er nichts.

      »Ich weiß nichts,« erwiederte er, »ich komme von Mont-de-Marsan.«

      »Ah! das ist etwas Anderes.« sagte der Panzermann, den diese Antwort etwas zu beruhigen schien, »aber obgleich Ihr von Mont-de-Marsan kommt, wißt Ihr doch schon, daß ich mit Waffen handle,« fuhr er fort.

      »Ja, ich weiß es.«

      »Und wer hat es Euch gesagt?«

      »Sandioux! das brauchte mir Niemand zu sagen, Ihr habt es so eben laut genug ausgerufen.«

      »Wo dies?«

      »Vor der Thüre des Gasthauses zum Schwerte des kühnen Ritters

      »Ihr waret dort?«

      »Ja.«

      »Mit wem?«

      »Mit einer Menge von Freunden.«

      »Mit einer Menge von Freunden? Gewöhnlich ist kein Mensch in diesem


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