Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма

Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма


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ein außerordentliches Fest, der Tod eines Menschen, wenn er so viele Leidenschaften zu erregen gewußt hat, daß die Einen ihn verfluchen und die Andern ihn loben, während ihn die Mehrzahl beklagt.

      Der Zuschauer, dem es gelang, auf den Platz hinaus zu kommen, sei es über den Quai bei der Schenke zum Bilde unser lieben Frau, sei es durch die Halle der Place Beaudoyer, erblickte zuerst auf der Grève die Bogenschützen des Lieutenants vom Stadtgericht Tanchon, und eine große Anzahl von Schweizern und Chevauxlegers, welche ein kleines, ungefähr vier Fuß hohes Schaffot umgaben.

      So niedrig, daß es nur für diejenigen sichtbar war, welche es umgaben, oder für die Leute, welche an einem Fenster Platz zu finden das Glück hatten, erwartete dieses Schaffot den Missetäter, dessen sich die Mönche seit dem Morgen bemächtigt hatten, und nach dem energischen Ausdrucke des Volkes, die Pferde entgegenharrten, um ihn die große Reise machen zu lassen.

      Unter dem Wetterdache des ersten Hauses nach der Rue du Mouton, auf dem Platze, stampften wirklich vier kräftige Pferde, vom Perche, mit prallen Kreuzen, weißen Mähnen, langhaarigen Füßen ungeduldig das Pflaster und bissen einander wiehernd zum großen Schrecken der Frauen, die diesen Platz freiwillig gewählt hatten, oder durch die Gewalt auf die Seite gedrängt wurden.

      Die Pferde waren neu; kaum einige Male hatten sie in den grasreichen Ebenen ihrer Heimath auf ihrem breiten Rückgrat das pausbackige Kind eines bei der Rückkehr vom Felde, wenn die Sonne unterging, verspäteten Bauer getragen.

      Aber nach den wiehernden Pferden und dem leeren Schafott, war dasjenige, was am Beständigsten die Blicke der der Menge anzog, das mit rotem Samt und Gold ausgeschlagene Hauptfenster des Stadthauses über dessen Balkon ein mit dem königlichen Wappenschild verzierter Teppich von Samt herabhing.

      Dieses Fenster war in der That die Loge des Königs.

      Es schlug halb ein Uhr aus Saint-Jean-en-Grève, als dieses Fenster, der Einlassung eines Gemäldes ähnlich, sich mit Personen füllte, die sich in einen Rahmen stellten.

      Zuerst kam Heinrich III., bleich, beinahe kahl, obgleich er zu dieser Zeit erst vierunddreißig bis fünf und dreißig Jahre alt war, das Auge eingesunken in seine schwarzblaue Höhle und den Mund ganz zitternd von Nervenzuckungen.

      Er erschien düster, den Blick starr, zugleich majestätisch und wankend, seltsam in seiner Haltung, seltsam in seinem Gang, mehr ein Schatten als ein Lebender, mehr ein Gespenst, als ein König, ein für seine Untertanen stets unbegreifliches und von ihnen nicht begriffenes Geheimnis, denn wenn sie ihn erscheinen sahen, wußten sie nicht, ob sie: »Es lebe der König!« rufen oder für seine Seele beten sollten.

      Heinrich war in ein schwarzes Wams mit schwarzen Posamenten gekleidet; er hatte weder Orden noch Edelsteine; ein einziger Diamant, der als Agraffe für drei kurze, krause Federn diente, glänzte an seinem Toquet. Er trug in seiner linken Hand ein schwarzes Hündchen, das ihm seine Schwägerin, Maria Stuart, aus ihrem Gefängnis geschickt hatte, und auf dessen seidenem Fell seine feinen, weißen Finger wie alabasterne Finger glänzten.

      Hinter ihm kam Catharina von Medici, schon vom Alter gekrümmt, denn die Königinmutter war damals sechsundsechzig bis sieben und sechzig Jahre alt; doch den Kopf trug sie noch fest und gerade; unter ihrer gewohnheitsmäßig zusammengezogenen Stirn schleuderte sie einen scharfen Blick, aber trotz dieses Blickes war ihre Erscheinung unter ihren ewigen Trauerkleidern matt und kalt wie ein Wachsbild.

      In derselben Linie zeigte sich das schwermütige und sanfte Antlitz der Königin Luise von Lothringen, der scheinbar bedeutungslosen, in Wirklichkeit aber getreuen Gefährtin seines geräuschvollen und unglücklichen Lebens.

      Die Königin Catharina von Medici ging einem Triumph entgegen.

      Die Königin Luise wohnte einer Hinrichtung bei.

      König Heinrich behandelte eine Angelegenheit.

      Eine dreifache Nuance, die man auf der hochmütigen Stirn der ersten, der ergebenen der Zweiten und auf der bewölkten und gelangweilten des Dritten lesen konnte.

      Hinter den erhabenen Personen, die das Volk bewunderte, kamen zwei hübsche junge Leute: der eine von kaum zwanzig, der andere von höchstens fünfundzwanzig Jahren.

      Sie hielten sich am Arm, trotz der Etikette, die verbietet, daß die Menschen vor den Königen aneinander zu hängen scheinen.

      Sie lächelten:

      Der jüngere mit unaussprechlicher Traurigkeit, der ältere mit bezaubernder Anmut; sie waren schön, sie waren groß, sie waren Brüder.

      Der jüngere hieß Henri von Joyeuse, Graf du Bouchage, der andere Herzog Anne von Joyeuse. Noch vor kurzem war er bei Hofe nur unter dem Namen d’Arques bekannt; aber der König liebte ihn über alles und hatte ihn ein Jahr zuvor, die Vicomte Joyeuse zu einem Herzogtum und zur Pairie erhebend, zum Pair gemacht.

      Das Volk hegte gegen diesen Günstling keinen Haß, wie einst gegen Maugiron, Quelus, Schomberg, einen Haß, den Épernon allein geerbt.

      Es empfing also den Fürsten und die beiden Brüder mit bescheidenem, aber schmeichelhaftem Zurufe.

      Heinrich grüßte das Volk ernst und ohne zu lächeln, dann küßte er seinen Hund auf den Kopf.

      Er wandte sich gegen die jungen Leute um und sagte zu dem Älteren:

      »Lehnt Euch an die Tapete an, Anne; ermüdet Euch nicht dadurch, daß Ihr stehenbleibt; es wird vielleicht lange dauern.«

      »Ich hoffe es,« unterbrach ihn Catharina, »lange und gut, Sire.«

      »Ihr glaubt also, Salcède werde sprechen, meine Mutter?«

      »Gott wird hoffentlich unseren Feinden diese Verwirrung geben. Ich sage unseren Feinden, denn es sind auch Eure Feinde, meine Tochter,« fügte sie bei, indem sie sich an die Königin wandte, welche erbleichte und ihr sanftes Auge senkte.

      Der König schüttelte den Kopf mit einer Gebärde des Zweifels.

      Dann wandte er sich wieder zu Joyeuse um und sagte, als er sah, daß dieser trotz seiner Aufforderung immer noch stand:

      »Nun, Anne, tut, was ich gesagt habe, lehnt Euch mit dem Rücken an die Wand oder stützt Euch mit den Ellenbogen auf meinen Stuhl.«

      »Eure Majestät ist in der Tat zu gut, und ich werde nur von der Erlaubnis Gebrauch machen, wenn ich wirklich müde bin.«

      »Und wir werden nicht warten, bis Du es bist, nicht wahr, mein Bruder,« sagte Henri ganz leise.

      »Seid unbesorgt,« erwiederte Anne mehr mit den Augen als mit der Stimme.

      »Mein Sohn, sehe ich nicht ein Getümmel dort an der Ecke des Quai?« fragte Catharina.

      »Welch ein scharfes Gesicht, meine Mutter! In der Tat, ich glaube, Ihr habt recht. Oh! wie schlimm sind meine Augen, und ich bin doch nicht alt.«

      »Sire,« sagte Joyeuse, »dieser Tumult rührt vom Zurückdrängen des Volkes durch die Kompagnie der Bogenschützen her. Sicherlich kommt der Verurteilte.«

      »Wie schmeichelhaft ist es für Könige, einen Menschen vierteilen zu sehen, der in seinen Adern einen Tropfen königlichen Blutes hat,« sagte Catharina von Medicis.

      Und bei diesen Worten ließ sie ihren Blick auf Luise ruhen.

      »Oh! Madame, verzeiht, schont mich,« versetzte die junge Königin mit einer Verzweiflung, die sie vergebens zu verbergen suchte, »nein, dieses Ungeheuer gehört nicht zu meiner Familie, und Ihr wolltet nicht sagen, es sei von derselben.«

      »Gewiß nicht,« sagte der König, »ich bin überzeugt, daß meine Mutter dies nicht sagen wollte.«

      »Ei!« erwiderte Catharina mit Bitterkeit, »er hält zu den Lothringern, und die Lothringer sind die Eurigen, Madame; ich denke es wenigstens. Dieser Salcède berührt Euch also an und zwar ziemlich nahe.«

      »Das heißt,« unterbrach sie Joyeuse mit einer ehrenhaften Entrüstung, die der hervorstechende Zug seines Charakters war und bei jeder Veranlassung gegen denjenigen, welcher sie gereizt, wer es auch sein mochte, losbrach, das heißt, »er berührt vielleicht Herrn von Guise, aber keineswegs die Königin von Frankreich.«

      »Ah!


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