Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма


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Schwieriges.

      Andererseits aber, da Herr von Lafayette in völliger Unwissenheit über die durch Charny zwischen dem König und Herrn von Bouillé angeknüpfte Verbindung sein mußte, war nichts einfacher für den Grafen Louis, als sich dem König gerade durch Herrn von Lafayette vorstellen zu lassen.

      Die Umstände schienen von selbst den Wünschen des jungen Mannes entgegenzukommen.

      Er war seit drei Tagen in Paris, ohne etwas beschlossen zu haben, dachte über das Mittel, zum König zu gelangen, nach und fragte sich, wie gesagt, ob es nicht das Sicherste wäre, sich an Lafayette selbst zu wenden, als man ihm ein paar Zeilen von diesem übergab, welcher ihn benachrichtigte, seine Ankunft in Paris sei bekannt, und den Grafen einlud, ihn beim Generalstab der Nationalgarde oder im Hotel Noailles zu besuchen.

      Das war gewisser Maßen die Vorsehung, welche laut auf die Bitte antwortete, die leise Herr von Bouillé an sie richtete; es war eine gute Fee, wie sie sich in den reizenden Mährchen von Perrault finden, die den Chevalier bei der Hand nahm und zu seinem Ziele führte.

      Der Graf begab sich schleunigst nach dem Gebäude des Generalstabs.

      Der General war zum Stadthause abgegangen, wo er eine Mittheilung von Herrn Bailly zu empfangen hatte.

      Doch in Abwesenheit des Generals traf er seinen Adjutanten, Herrn Romeuf.

      Romeuf hatte in einem Regimente mit dem jungen Grafen gedient, und obgleich der Eine der Demokratie und der Andere der Aristokratie angehörte, hatte doch ein freundliches Verhältnis? zwischen ihnen stattgefunden; von selbiger Zeit an nahm Romeuf, der in eines von den nach dem 14. Juli aufgelösten Regimentern übergegangen war, nur noch Dienste bei der Nationalgarde, wo er den Posten eines Lieblingsadjutanten des General Lafayette inne hatte.

      Obgleich sehr verschiedener Meinung über gewisse Punkte, stimmten doch die zwei jungen Leute bei diesem überein: Beide liebten und verehrten den König.

      Nur liebte ihn der Eine auf Art der Patrioten, das heißt unter der Bedingung, daß er die Constitution beschwöre, der Andere auf Art der Aristokraten, das heißt unter der Bedingung, daß er den Eid verweigere und, wenn es nöthig wäre, an das Ausland appellire, um die Rebellen zur Vernunft zu bringen.

      Unter den Rebellen verstand Herr von Bouillé drei Viertel der Nationalversammlung, die Nationalgarde, die Wähler u.s.w., das heißt, fünf Sechstel von Frankreich.

      Romeuf war sechs und zwanzig Jahre alt, und der Graf Louis zwei und zwanzig, es war also schwierig für sie, lange über Politik zu sprechen.

      Ueberdies wollte der Graf nicht einmal, daß man vermuthe, er beschäftige sich mit einer ernsten Idee.

      Er vertraute als großes Geheimniß seinem Freunde Romeuf an, er habe Metz mit einer einfachen Erlaubniß verlassen, um in Paris eine Frau zu besuchen, die er anbete.

      Während der Graf Louis dem Adjutanten dieses Geständniß machte, erschien der General Lafayette aus der Schwelle der offen gebliebenen Thüre; doch, obgleich er den Ankommenden in einem vor ihm hängenden Spiegel wohl gesehen hatte, setzte Herr von Bouillé seine Erzählung nichtsdestoweniger fort; nur erhob er, trotz der Zeichen von Romeuf, welche er nicht zu verstehen sich den Anschein gab, die Stimme so, daß der General nicht ein Wort von dem, was er sprach, verlor.

      Der General hatte Alles gehört das wollte der Graf Louis.

      Er schritt hinter dem Erzähler vor, legte ihm, als dieser geendigt hatte, die Hand auf die Schulter und sagte:

      »Ah! mein Herr Leichtfuß, darum verbergen Sie sich vor Ihren achtenswerthen Verwandten?«

      Es war kein sehr strenger Richter, kein sehr verdrießlicher Mentor, dieser junge General von zwei und dreißig Jahren, der selbst sehr in der Mode bei allen gefeierten Damen jener Zeit; der Graf Louis schien auch nicht besonders erschrocken über den Verweis, der ihn erwartete.

      »Ich verbarg mich so wenig, mein lieber Vetter, daß ich mir heute noch die Ehre geben wollte, bei dem Ausgezeichnetsten derselben zu erscheinen, wäre er mir nicht durch diese Botschaft zuvorgekommen.«

      Und er zeigte dem General den Brief, den er empfangen hatte.

      »Nun! werden Sie sagen, die Polizei von Paris sei schlecht beschaffen, meine Herren von der Provinz?« sprach der General mit einer Miene der Befriedigung, welche bewies, daß er eine gewisse Eitelkeit hierein setzte.

      »General, wir wissen, daß man demjenigen, der über der Freiheit des Volkes und dem Heile des Königs wacht, nichts verbergen kann.«

      Lafayette schaute seinen Vetter mit jener zugleich gutmüthigen und ein wenig spöttischen Miene an, die wir selbst an ihm gekannt haben.

      Er wußte, daß diesem Zweige der Familie sehr viel am Heile des Königs gelegen war, daß sie sich aber sehr wenig um die Freiheit des Volkes bekümmerte.

      Er antwortete auch nur auf einen Theil der Phrase.

      »Und mein Vetter, der Herr Marquis von Bouillé,« sagte er, indem er einen besondern Nachdruck aus einen Titel legte, auf den er seit der Nacht vom 4. August verzichtet hatte, »hat er seinen Sohn nicht mit irgend einem Auftrag für den König betraut, über dessen Heil ich wache?«

      »Er hat mich beauftragt, ihm den Ausdruck seiner ehrfurchtvollsten Gefühle zu Füßen zu legen, sollte mich der General Lafayette nicht für unwürdig erachten, meinem Souverain vorgestellt zu werden,« erwiederte der junge Mann.

      »Sie vorstellen  . . .und wann dies?«

      »So bald als möglich, General  . . .ich glaube die Ehre gehabt zu haben, Ihnen oder Romeuf zu sagen, da ich ohne Urlaub hier sei . . .«

      »Sie haben es Romeuf gesagt, doch das kommt auf eins heraus, da ich es gehört habe. Nun wohl, die guten Dinge dürfen nicht aufgeschoben werden; es ist elf Uhr; jeden Tag zur Mittagsstunde habe ich die Ehre, den König und die Königin zu sehen; essen Sie einen Bissen mit mir, wenn Sie nur ein erstes Frühstück zu sich genommen haben, und ich werde Sie in die Tuilerien führen.«

      »Aber,« fragte der junge Mann, indem er einen Blick auf seine Uniform und seine Stiefel warf, »bin ich im Costume, lieber Vetter?«

      »Vor Allem,« erwiederte Lafayette, »vor Allem muß ich Ihnen sagen, mein armes Kind, daß die große Etiquettefrage, welche Ihre Amme war, sehr krank, wenn nicht gar gestorben ist, seit Ihrem Abgange; sodann schaue ich Sie an: Ihr Rock ist tadellos, Ihre Stiefel sind ganz gut; welches Costume schickt sich besser für einen Edelmann, der bereit ist, für seinen König zu sterben, als seine Kriegsuniform?  . . .Romeuf, sehen Sie nach, ob aufgetragen ist; ich nehme Herrn von Bouillé sogleich nach dem Frühstück in die Tuilerien mit.«

      Dieses Vorhaben stand aus eine zu directe Weise im Einklange mit den Wünschen des jungen Mannes, als daß er einen ernsten Einwurf gemacht hätte; er verbeugte sich auch, um seine Beistimmung und seinen Dank zu bezeichnen.

      Eine halbe Stunde nachher präsentirten die Schildwachen an den Gittern das Gewehr vor dem General Lafayette und dem jungen Grafen von Bouillé, ohne zu ahnen, daß sie die militärischen Ehren zugleich der Revolution und der Gegenrevolution bezeigten.

       XXXII

      Die Königin

      Beide stiegen die kleine Treppe des Pavillon Marsan hinaus und traten in die Gemächer des ersten Stockes ein, den der König und die Königin bewohnten.

      Alle Thüren öffneten sich vor Herrn von Lafayette. Die Schildwachen präsentirten das Gewehr; die Lackeien verbeugten sich; man erkannte leicht den König des Königs, den Major domus, wie Marat sagte.

      Herr von Lafayette wurde zuerst bei der Königin eingeführt; der König war in seiner Schmiede, und man benachrichtigte Seine Majestät.

      Herr Louis von Bouillé hatte Marie Antoinette drei Jahre nicht gesehen.

      Während dieser drei Jahre waren die Stände versammelt gewesen, war die Bastille genommen worden und hatten die Tage des 5. und 6. Octobers stattgehabt.

      Die Königin hatte ein Alter von vier und dreißig Jahren erreicht, »ein rührendes Alter,« sagt Michelet, »welches Van Dyck so oft mit


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