Katharine Blum. Александр Дюма

Katharine Blum - Александр Дюма


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obgleich noch zu jung, als daß er sich bereits durch große Jagdtaten hätte ausgezeichnet haben können, in ziemlich gleichem Rufe stand, das heißt für einen derjenigen galt, welche der Fährte eines Wildes mit der größten Sicherheit zu folgen vermögen. Wenn irgend ein angeschossenes Wild aufzusuchen, ein Wildschwein abzutreiben war und dergleichen, so erhielt stets Franz den Auftrag dazu.

      Für ihn hatte der Wald, so düster und dunkel er auch war, kein Geheimniß; ein zertretener Grashalm, ein umgewendetes Blatt, ein an einem Dornbusch hängen gebliebenes Haarbüschelchen enthüllte ihm ein ganzes nächtliches Drama, von der ersten bis zur letzten Szene, welches keine andern Zeugen gehabt zu haben glaubte, als die Bäume und keine andere Leuchte, als die Sterne am Himmel.

      Da am nächsten Sonntag das Kirchweihfest in Corcy war, so hatten die Aufseher in der Nähe dieses Dorfes von dem Inspektor Deviolaine die Erlaubniß erhalten, ein Wildschwein zu schießen, und damit man nicht viele Mühe dabei habe, hatte Franz den Auftrag erhalten, das Tier an einen Ort zu treiben, wo man es leicht finden und schießen könne.

      Er hatte diesen Auftrag mit seiner gewöhnlichen Geschicklichkeit ausgeführt, als wir ihm durch den Wald nach dem neuen Hause zukommen und dann an der Türe anpochen sahen.

      »Was?« fragte Watrin. als Franz seine Flinte hingestellt und Schielax sich in die Asche gesetzt hatte. »Kalt wäre es? Im Mai? Was würdest Du da bei dem russischen Feldzuge gesagt haben?«

      »Nun, warten Sie nur. Wenn ich sage kalt, so ist das eine Redensart, wie Sie sich wohl denken können, Vater Watrin. Ich meine, in der Nacht ist's kalt. Sie wissen recht gut, daß die Nächte nicht so geschwind vorrücken, wie die Tage, wahrscheinlich weil's in der Nacht finster ist. Am Tage haben wir richtig Mai, aber in der Nacht ist's noch Februar. Ich bleibe also dabei: 's ist kalt. Brrr!«

      Watrin schlug Feuer an, blickte dabei von der Seite, wie Schielax, nach Franz hin und fragte:

      »Soll ich Dir was sagen?«

      »Immer zu, Vater Watrin,« antwortete Franz, der seinerseits einen schelmischen, pfiffigen Blick von der Seite auf den Alten richtete; »immer zu! Sie wissen ja so gut zu reden, wenn Sie einmal zu reden anfangen.«

      »Du machst Dich zum Esel, um Kleie zu bekommen.«

      »Das verstehe ich nicht.«

      »Nicht?«

      »Auf Ehre!«

      »Du sagst, es sei kalt, damit ich Dir einen Schnapps anbieten soll.«

      »So wahr Gott lebt, daran habe ich nicht gedacht, aber damit will ich nicht etwa sagen, ich würde ihn ausschlagen, wenn Sie mir einen anböten; o nein, nein, Vater Watrin, ich weiß zu gut, daß ich Ihnen nicht widersprechen darf.«

      Und er sah fortwährend den Alten pfiffig von der Seite an.

      Vater Watrin sagte weiter nichts, als »hm,« wodurch er wohl seine Zweifel über Franzens Uneigennützigkeit und dessen Nichtwidersprechendürfen ausdrücken wollte, fing von Neuem an, den Stahl an den Stein zu schlagen, und bei dem dritten Schlage fing der Schwamm sprühend Feuer. Dann legte er mit einem Finger, der gegen Feuer völlig unempfindlich zu sein schien, den Schwamm auf den frisch eingestopften Tabak und begann den Rauch einzuziehen, den er anfangs in kaum bemerklichem Dunste, dann in immer stärker werdenden Wolken ausstieß, bis er die Überzeugung erlangt zu haben schien, daß die Pfeife hinreichend brenne, worauf er in den gewöhnlichen ruhigen und regelmäßigen Zügen weiter rauchte.´

      In der Zeit, welche er zu diesem wichtigen Geschäfte verwendete, drückte sein Gesicht nur die demselben gewidmete Aufmerksamkeit aus, als aber die Sache genügend im Gange war, stellte sich das Lächeln auf seinem Gesichte wieder ein, er trat an den Schrank, holte aus demselben eine Flasche und zwei Gläser und sagte:

      »Nun meinetwegen, so wollen wir erst ein Wörtchen mit der Cognacflasche und dann von unsern Geschäften reden.«

      »Ein Wörtchen nur? Ach wie wortkarg Vater Watrin ist!«

      Als wolle Vater Watrin Franz auf der Stelle Lügen strafen, schenkte er die beiden Gläser voll bis an den Rand, dann stieß er das seinige an das des jungen Mannes und sagte:

      »Auf Deine Gesundheit!«

      »Auf die Ihrige auch und auf das Wohl Ihrer Frau und daß der liebe Gott sie nicht mehr so eigensinnig sein lasse!«

      »Gut!« antwortete Watrin und verzog das Gesicht, womit er wohl ein Lächeln vorstellen wollte. Dann nahm er seinen Pfeifenstummel in die linke Hand, legte dieselbe nach seiner Gewohnheit auf den Rücken, führte mit der Rechten das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zuge.

      »Ei da warten Sie doch'« fiel Franz lachend ein; »ich war noch nicht fertig und wir werden nun noch einmal von vorn anfangen müssen. – Auf die Gesundheit Bernhards!«

      Darauf trank er selbst sein Glas aus, mit mehr Behagen, nicht so hastig, wie der Alte. Als der letzte Tropfen verschwunden war, stampfte er aber, wie in Verzweiflung, mit dem Fuße auf und sagte:

      »Nun habe ich das Beste doch vergessen!«

      »Was hast Du vergessen?« fragte Watrin, indem er eifrig an der Pfeife zog, die während ihres Aufenthaltes in der linken Hand auf dem Rücken beinahe ausgegangen war.

      »Was ich vergessen habe?« antwortete Franz. »Katharine, Ihre Nichte, 's ist doch recht schlecht, die Abwesenden zu vergessen, aber das Glas ist leer – sehen Sie, Vater Watrin.«

      Er machte die Nagelprobe.

      Watrin verzog das Gesiebt nochmals, um zu sagen:

      »Spaßvogel, ich kenne Dich, aber der guten Absicht wegen soll es verziehen sein.«

      Watrin sprach, wie gesagt, wenig, aber groß war er in der Pantomime.

      Er nahm die Flasche noch einmal und schenkte so reichlich ein, daß die Gläser überliefen.

      »Da!« sagte er.

      »Das lasse ich mir gefallen,« antwortete Franz; »heute knickert Vater Watrin nicht. Man sieht's, daß er seine hübsche Nichte lieb hat.«

      Er führte das Glas an die Lippen mit einem Enthusiasmus, von dem das Mädchen und der Cognac einen Teil für sich in Anspruch nehmen konnten und sagte:

      »Wer sollte auch die liebe Mamsell Katharine nicht lieb haben! 's ist mit ihr, wie mit dem Cognac.«

      Nach dem Beispiele, mit dem ihm der Alte vorangegangen war, stürzte er dies Mal den Inhalt des Glases auf einmal hinunter.

      Watrin machte dieselbe Bewegung mit ganz militärischer Regelmäßigkeit, aber Jeder der beiden Trinker drückte seine Befriedigung über den Genuß in verschiedener Weise aus.

      »Hm!« sagte der Eine.

      »H. . .m!« sagte der Andere.

      »Kommt Dir's noch immer kalt vor?« fragte Vater Watrin.

      »Nein,« antwortete Franz, »im Gegenteil, es wird mir warm.«

      »So geht's besser?«

      »Sapperlot, ja; es steht bei mir auf beständig schön wie bei Ihrem Wetterglas.«

      »In diesem Falle können wir auch von der Hauptsache, von dem Wildschwein, reden,« sagte Watrin.

      »O, das Wildschwein?« entgegnete Franz; »ich glaube, das haben wir.«

      »Wie das letzte Mal wohl?« sagte eine kreischende, höhnische Stimme plötzlich hinter den beiden Männern.

      Sie drehten sich gleichzeitig um, obgleich sie beide recht wohl Denjenigen erkannt hatten, welchem die Stimme angehörte. Dieser ging, als gehöre er in das Haus, weiter, und setzte nur hinzu:

      »Guten Morgen mit einander!«

      Dann setzte er sich an den Kamin, störte die hier und da noch glühende Asche auf, und warf ein Stück Holz darauf, das bald Feuer fing. Aus der Tasche seiner Jacke nahm er einige Kartoffeln, legte sie neben einander in die Asche und deckte sie vorsichtig zu.

      Der, welcher die Erzählung unterbrach, welche Franz eben beginnen wollte, verdient wegen der Rolle, die er in dieser Geschichte spielen wird, eine ausführlichere Beschreibung.

      Es


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