La San Felice Band 4. Александр Дюма
wollen es?« fragte Salvato. »Sie wollen es – verstehen Sie wohl?«
»Ja, denn ich habe das Recht dazu. Hat der Arzt nicht gesagt, daß ich jede Gemüthsbewegung von Ihnen fern halten solle?«
»Wohlan; da Sie es wollen, so will ich es Ihnen sagen,« entgegnete Salvato, indem er Luisa fest anschaute. »Ich bin eifersüchtig.«
»Eifersüchtig! Mein Gott, auf wen denn?« fragte Luisa.
»Auf Sie.«
»Auf mich!« rief sie, ohne daß sie auch nur daran dachte, diesmal sich zu erzürnen. »Warum? Wie? In wie fern? Um eifersüchtig zu sein, muß man nothwendig einen Beweggrund haben.«
»Wie kommt es, daß Sie eine halbe Stunde aus diesem Zimmer weggeblieben sind, während Sie doch nur einige Minuten bleiben wollten? Und wer ist dieser Signor Backer, welcher das Vorrecht genießt, mir eine halbe Stunde von Ihrer Gegenwart zu stehlen?«
Das Gesicht der jungen Frau gewann einen Ausdruck von himmlischem Glück. Salvato hatte ihr somit gesagt, daß er sie liebte, ohne dabei das Wort Liebe auszusprechen.
Sie senkte das Haupt so tief zu ihm herab, daß ihr Haar beinahe sein Gesicht berührte, welches sie mit ihrem Athem fächelte und mit ihrem Blicke bedeckte.
»Seien Sie doch kein Kind,« sagte sie mit jener Melodie der Stimme, welche ihren Ursprung in den tiefsten Fasern des Herzens hat. »Sie wollen wissen, wer jener Mann ist? was er hier gewollt hat? warum er solange geblieben ist? Ich will es Ihnen sagen.«
»Nein, nein, nein!« murmelte der Verwundete; »nein, ich brauche nichts mehr zu wissen. Ich danke, ich danke!«
»Wofür danken Sie? Warum danken Sie?«
»Weil Ihre Augen mir Alles gesagt haben, geliebte Luisa. Ha, Ihre Hand! Ihre Hand!«
Luisa reichte ihre Hand dem Verwundeten, welcher krampfhaft seine Lippen darauf drückte, während eine Thräne aus seinem Auge rollte und als flüssige Perle auf dieser Hand zitterte.
Der Mann mit dem ehernen Herzen hatte geweint. Ohne sich von dem, was sie that, Rechenschaft zu geben, hob Luisa ihre Hand an die Lippen und trank diese Thräne.
Es war dies der Zaubertrank jener unwiderstehlichen und unbeugsamen Liebe, welche die Wahrsagerin Nanno prophezeit hatte.
Drittes Capitel.
Die Känguruhs
Der König Ferdinand hatte Andreas Backer zur Tafel in Caserta eingeladen, erstens weil er ohne Zweifel fand, daß der Empfang eines Bankiers an seiner Tafel auf dem Lande weniger zu sagen habe als in der Stadt, und zweitens weil er ans England und von Rom kostbare Sendungen erhalten hatte, von welchen wir später sprechen werden.
Aus diesem Grunde hatte er den Verkauf seiner Fische in Mergellina mehr als gewöhnlich beschleunigt, einen Verkauf, welcher trotz dieser Eile zur größten Befriedigung seines Stolzes und seines Beutels bewirkt worden.
Caserta, das Versailles von Neapel, wie wir es genannt haben, ist wirklich ein Bauwerk in dem kalten, schwerfälligen Geschmack der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts.
Die Neapolitaner, welche nicht in Frankreich gewesen sind, behaupten, Caserta sei schöner als Versailles. Diejenigen, welche Frankreich bereist haben, begnügen sich zu sagen, Caserta sei eben so schön wie Versailles. Die unparteiischen Reifenden endlich, welche die fabelhafte Vorliebe der Neapolitaner für ihr Vaterland nicht theilen, stellen, ohne Versailles sehr hoch anzuschlagen, Caserta doch tief unter ersteres. Es ist dies auch unsere Meinung und wir fürchten nicht, daß Leute von Geschmack und Kunstbildung uns widersprechen.
Vor diesem modernen Schloß Caserta und vor dem Caserta der Ebene gab es das alte Schloß und das alte Caserta des Berges, von welchem mitten unter verfallenen Mauern nur noch drei oder vier Thürme stehen.
Hier war sonst der Sitz der alten Herren von Caserta, von welchen einer der letzteren, indem er Manfred, seinen Schwager, verrieth, zum Theil die Ursache des Verlustes der Schlacht von Benevento war.
Man hat Ludwig dem Vierzehnten vielfach die unglückliche Wahl der Lage von Versailles vorgeworfen, welches man einen Günstling ohne Verdienst genannt hat.
Wir machen dem König Karl dem Dritten denselben Vorwurf, Ludwig der Vierzehnte aber hatte wenigstens die Entschuldigung kindlicher Pietät, weil er innerhalb eines neuen Gebäudes jenes reizende kleine Marmorschlößchen bewahren wollte, welches seinem Vater als Jagdstelldichein gedient. Diese kindliche Pietät kostete Frankreich eine Milliarde.
Karl dem Dritten dagegen steht keine Entschuldigung zur Seite. In einem Lande, wo es herrliche Gegenden in Fülle gibt, war er durch nichts genöthigt, eine dürre, wasserlose, unfruchtbare Ebene am Fuße eines waldigen Berges zu wählen. Der Architect Vanvitelli, welcher Caserta baute, mußte um den alten Park der Schloßherren herum einen förmlichen Garten anpflanzen und Wasser von dem Berge Taburno herunterleiten, eben so wie im Gegensatze hierzu Benuequin Sualem das seinige mit Hilfe der Maschine von Marly aus dem Flusse auf den Berg hinauftreiben mußte.
Karl der Dritte begann die Erbauung des Schlosses Caserta gegen das Jahr 1752. Ferdinand, welcher im Jahre 1759 den Thron bestieg, setzte sie fort und war zu Anfang des Monats October 1798, bei welcher Epoche wir jetzt angelangt sind, noch nicht fertig damit.
Nur seine Gemächer, ebenso wie die der Königin, der Prinzen und der Prinzessinnen, das heißt kaum der dritte Theil des Schlosses – waren möbliert.
Seit acht Tagen aber enthielt Caserta Schätze, welche verdienten, die Freunde der Bildhauerkunst, der Malerei und selbst der Naturkunde aus allen vier Welttheilen herbeizulocken.
Ferdinand hatte nämlich, weil die Säle und Zimmer des Schlosses von Capodimonte noch nicht dazu in Bereitschaft gesetzt waren, das künstlerische Erbtheil seines Ahns, des Papstes Paul des Dritten, desselben, welcher Heinrich den Achten excommunicirte, welcher mit Karl dem Fünften und Venedig ein Bündniß gegen die Türken schloß und durch Michael Angeln den Bau der Peterskirche wieder aufnehmen ließ, von Rom hierher in einstweilige Verwahrung bringen lassen.
Zu derselben Zeit eben, wo die Meisterwerke des griechischen Meißels und der Maler des Mittelalters von Rom anlangten, war eine zweite Expedition aus England eingetroffen, welche das Interesse Sr. Majestät beider Sicilien in ganz anderer Weise in Anspruch nahm.
Es handelte sich hier nämlich erstens um ein ethnologisches Museum, das auf den Sandwichinseln durch die Expedition gesammelt worden, welche auf die gefolgt war, bei welcher Capitän Cook das Leben verloren, und zweitens um achtzehn Stück lebendige Känguruhs, Männchen und Weibchen, welche man aus Neuseeland mitgebracht.
Für diese interessanten Vierfüßler – wenn man nämlich mit diesem Namen diese mißgestalteten Beutelthiere mit ihren ungeheuren Hinterpfoten, die ihnen gestatten Sprünge von zwanzig Fuß Länge zu machen, und den Stummeln, welche ihnen als Vorderpfoten dienen, bezeichnen kann – hatte Ferdinand mitten in dem Park von Caserta eine prachtvolle Einhegung anlegen lassen.
Eben hatte man die Thiere aus ihren Käfigen heraus in diese Umzäunung gelassen und der König Ferdinand erstaunte über die ungeheuren Sprünge, die sie ausführten, denn die armen Thiere erschraken über Jupiters Gebell.
Während er noch so beschäftigt war, meldete man ihm die Ankunft des jungen Bankiers.
»Gut, gut,« sagte der König, »führt ihn hierher. Ich will ihm etwas zeigen, was er noch niemals gesehen und was er sich für alle seine Millionen nicht kaufen könnte.«
Der König setzte sich gewöhnlich erst um vier Uhr zu Tische; um aber vollauf Zeit zu haben; mit dem jungen Bankier zu plaudern, hatte er ihn schon um zwei Uhr bestellt.
Ein Lakai führte Andreas Backer nach dem Theile des Parkes, wo sich die Wohnung der Känguruhs befand.
Als der König den jungen Mann von Weitem erblickte, ging er ihm einige Schritte entgegen.
Er kannte Vater und Sohn nur als die ersten Bankiers von Neapel und das ihnen ertheilte Prädicat als Hofbankiers hatte sie wohl mit dem Intendanten und dem Finanzminister des Königs, niemals aber mit diesem selbst in Berührung gebracht.
Corradino