Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

Tausend und Ein Gespenst - Александр Дюма


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zu sehen. – Heute Abend hat er mich gefragt, ob ich diese Katze nicht auf seinem Schooße sähe.

      – Und was hast Du geantwortet? antwortete die Kammerjungfer.

      – Bei Gott! ich habe geantwortet, daß ich sie sähe, sagte John. Ich habe den armen lieben Mann nicht ärgern wollen; errathe nun, was er gethan hat?

      – Wie soll ich das errathen?

      – Nun denn! er hat die vermeintliche Katze von seinem Schooße genommen, mir sie auf die Arme gelegt und zu mir gesagt: – Trage sie fort! – Trage sie fort! – Ich habe die Katze herzhaft fortgetragen, und er ist zufrieden gewesen.

      – Aber wenn Du die Katze fortgetragen hast, – so bestand die Katze also.

      – Nicht doch, die Katze bestand nur in seiner Einbildung. Aber wozu hätte ihm das genützt, wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte? – mich aus dem Hause werfen zu lassen; – meiner Treue, nein, ich befinde mich hier gut und ich bleibe. – Er gibt mir fünf und zwanzig Pfund jährlich, – um eine Katze zu sehen. Ich sehe sie. – Er soll mir dreißig geben, und ich werde deren zwei sehen.

      Ich hatte nicht den Muth mehr zu hören. Ich stieß einen Seufzer aus und kehrte in mein Zimmer zurück.

      Mein Zimmer war leer. . .

      Am folgenden Tage fand sich um sechs Uhr meine Gesellschafterin wie gewöhnlich wieder bei mir ein, und verschwand erst am folgenden Morgen.

      Was soll ich Ihnen sagen, mein Freund? fuhr der Kranke fort, einen Monat lang erneuerte sich dieselbe Erscheinung jeden Abend, und ich fing an mich an ihre Gegenwart zu gewöhnen; am dreißigsten Tage nach der Hinrichtung schlug es sechs Uhr, ohne daß die Katze erschien.

      Ich glaubte von ihr befreit zu sein, ich schlief nicht vor Freude; den ganzen Morgen des folgenden Tages drängte ich so zu sagen die Zeit vor mir her; ich hatte Eile die verhängnißvolle Stunde zu erreichen. Von fünf bis sechs Uhr verließen meine Augen meine Standuhr nicht. Ich folgte dem Gange des großen Zeigers von Minute zu Minute. Endlich erreichte er die Zahl XII., das Knarren der Uhr ließ sich hören, – dann that der Hammer den ersten, den zweiten, den dritten, den vierten, den fünften, endlich den sechsten Schlag! . . .

      Bei dem sechsten Schlage ging meine Thür auf. . .

      Bei dem sechsten Schlage ging meine Thür auf, sagte der unglückliche Richter, und ich sah eine Art von Gerichtsboten der Kammer in einem Kostüme eintreten, wie als ob er im dem Dienste des Lord Lieutenants von Schottland gestanden hätte.

      Mein erster Gedanke war, daß der Lord Lieutenant mir irgend ein Schreiben sende, und ich streckte die Hand nach meinem Unbekannten aus. Aber er schien auf meine Geberde durchaus nicht geachtet zu haben, und stellte sich hinter meinem Sessel.

      Ich hatte nicht nöthig mich umzuwenden, um ihn zu sehen; ich befand mich dem Spiegel gegenüber, und ich sah ihn in diesem Spiegel.

      Ich stand auf und ging; er folgte mir in der Entfernung einiger Schritte.

      Ich kehrte nach meinem Tische zurück und schellte.

      Mein Bedienter erschien, aber er sah den Gerichtsboten eben so wenig, als er die Katze gesehen hatte.

      Ich schickte ihn wieder fort und blieb mit dieser seltsamen Person allein, welche ich alle Zeit hatte nach meinem Gefallen zu betrachten.

      Er trug das Hofkleid, den Haarbeutel, den Degen an der Seile, eine gestickte Weste und seinen Hut unter dem Arme.

      Um zehn Uhr legte ich mich zu Bett; nun, wie um gleichfalls die Nacht so bequem als möglich zuzubringen, setzte er sich meinem Bette gegenüber in einen Sessel.

      Ich wandte den Kopf nach der Seite der Wand; da es mir aber unmöglich war einzuschlafen, so wandt ich mich zwei bis drei Male wieder um, und zwei bis drei Male sah ich ihn bei dem Lichte meiner Nachtlampe in demselben Sessel.

      Auch er schlief nicht.

      Endlich sah ich die ersten Strahlen des Tages durch die Zwischenräume der Läden in mein Zimmer dringen, ich wandte mich ein letztes Mal nach meinem Mann um: er war verschwunden, der Sessel war leer.

      Bis zum Abend war ich von meiner Erscheinung befreit.

      Am Abend fand Empfang bei dem Großcommissär der Kirche statt, und ich rief unter dem Vormunde, mein Feierkleid zurecht zu machen, um sechs Uhr weniger fünf Minuten meinen Bedienten, indem ich ihm befahl, die Riegel der Thür vorzuschieben.

      Er gehorchte.

      Bei dem letzten Schlage der sechsten Stunde heftete ich die Augen auf die Thür; die Thür ging auf und mein Gerichtsbote trat ein.

      Ich ging auf der Stelle nach der Thür; die Thür war wieder verschlossen; die Riegel schienen nicht aus ihren Haken gegangen zu sein, ich wandte mich um, der Gerichtsbote stand hinter meinem Sessel, und John ging in dem Zimmer hin und her, ohne daß er im Mindesten mit ihm beschäftigt schien.

      Es war augenscheinlich, daß er eben so wenig den Mann sah, als er das Thier gesehen hatte. Ich kleidete mich an.

      Nun trug sich etwas Seltsames zu; voll Aufmerksamkeit für mich. half mein neuer Hausgenosse John bei alle dem, was er that, ohne daß John es bemerkte, daß man ihm helfe. So hielt John meinen Rock bei dem Kragen, das Gespenst unterstützte die Schöße; so reichte mir John mein Beinkleid bei dem Gürtel, das Gespenst hielt es bei den Beinen.

      Ich hatte niemals einen dienstfertigeren Bedienten gehabt.

      Die Stunde meines Ausganges kam herbei.

      Nun, statt mir zu folgen, ging der Gerichtsbote mir voraus, schlüpfte durch die Thür meines Zimmers, ging die Treppe hinab, hielt sich, den Hut unter dem Arme, hinter John, der den Schlag des Wagens aufmachte, und als John ihn verschlossen und seinen Platz hinter dem Wagen eingenommen hatte, stieg er auf den Bock des Kutschers, der zur Rechten rückte, um ihm Platz zu machen.

      An der Thür des Großcommissärs der Kirche hielt der Wagen; John machte den Schlag auf, aber das Gespenst befand sich bereits hinter ihm auf seinem Posten. Kaum war ich ausgestiegen, als das Gespenst mir vorauseilte, indem es durch die Bedienten drang, welche die Eingangsthür überfüllten, und nachsah, ob ich ihm folgte.

      Nun ergriff mich die Lust bei dem Kutscher denselben Versuch anzustellen, den ich bei John angestellt hatte.

      – Patrick, fragte ich ihn, wer war der Mann, der neben Euch saß.

      – Welcher Mann, Eure Gnaden?

      – Der Mann, der auf Eurem Bocke saß.

      Patrick machte große erstaunte Augen, indem er um sich blickte.

      – Es ist gut, sagte ich zu ihm, ich irrte mich.

      Ich trat nun auch ein.

      Der Gerichtsbote war auf der Treppe stehen geblieben und erwartete mich. Sobald er mich meinen Weg wieder einschlagen sah, schlug er den seinigen wieder ein, trat vor mir ein, wie um mich in dem Empfangssaale zu melden; dann, als ich eingetreten war, nahm er m dem Vorzimmer den Platz wieder ein, der sich für ihn geziemte.

      Wie für John und wie für Patrick war das Gespenst für Jedermann unsichtbar gewesen.

      Nun verwandelte sich meine Furcht in Entsetzen, und ich sah ein, daß ich wahrhaft wahnsinnig würde.

      Von diesem Abende an wurde man die Veränderung gewahr, welche in mir vorging.– Jedermann fragte mich, welche Sorgen mich beschäftigten, – Sie, wie die Andern.

      Ich fand mein Gespenst in dem Vorzimmer wieder. – Wie bei meiner Ankunft eilte er mir bei meinem Forts gehen voraus, kehrte mit mir nach Haus und hinter mir in mein Zimmer zurück, und setzte sich in den Sessel, in dem er sich die Nacht vorher gesetzt hatte.

      Nun wollte ich mich versichern, ob irgend etwas Wirkliches und besonders etwas Fühlbares an dieser Erscheinung wäre. Ich nahm allen meinen Muth zusammen, und setzte mich rückwärts schreitend auf den Sessel.

      Ich fühlte nichts, aber ich sah ihn in dem Spiegel hinter mir stehen.

      Wie am Abende zuvor legte ich mich zu Bett, aber erst um ein Uhr Morgens. Sobald ich in meinem Bette war, sah ich ihn auf seinem Sessel wieder. Am folgenden Morgen


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