Tibor 8: Expedition in die Urzeit. Achim Mehnert

Tibor 8: Expedition in die Urzeit - Achim  Mehnert


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dumme Affe nur vor?«

      Die Forscher erlebten es Sekunden später. Statt dem Dickhäuter auszuweichen, stellte Kerak sich ihm entgegen. Er versetzte dem Saurier zwei Schläge mit dem Knüppel, direkt gegen das vordere Horn. Rasend vor Wut stapfte der Dickhäuter los, um den dreisten Angreifer aufzuspießen. Mit einem schnellen Sprung entging Kerak der tödlichen Attacke, doch statt sich in Sicherheit zu bringen, stemmte er die Pranken in die Hüften und brüllte den Saurier an.

      »Kerak reizt den Triceratops absichtlich«, schloss Dobbs aus dem Verhalten des Gorillas. »Verstehen Sie das?«

      »Nein.« Die Blondine schüttelte den Kopf. »Aber statt Kerak anzugreifen, bleibt er wieder stehen.«

      Es kam sogar noch toller. Vor den Augen der gebannt zuschauenden Forscher stieg der Gorilla auf den Rücken des Sauriers und nahm in seinem Nacken Platz. Der Riese setzte sich in Bewegung und trottete zwischen den Bäumen davon.

      »Das ist ja nicht zu glauben! Kerak benutzt ihn als Reittier. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde …«

      »Ja.« Dobbs richtete sich auf. »Aber wir haben es gesehen. Kommen Sie! Wir dürfen die Tiere nicht aus den Augen verlieren. Sicher ist Kerak weiterhin auf dem Weg zu Tibor.«

      Hinter den Forschern brach Geäst und unvermittelt schrie Miss Hudson auf, als eine kräftige Hand nach ihr griff und sie festhielt. Der Professor und seine Assistentin sahen sich zahlreichen Berittenen gegenüber. Bei den Männern auf den Pferden handelte es sich um mit Speeren und Schilden bewaffnete Weiße. Sie hatten ausnahmslos helle Haare, die von Stirnbändern gebändigt wurden, und wuschelige Bärte.

      Vergeblich versuchte Miss Hudson sich aus dem Griff des einen zu befreien. Ohne nachzudenken, trat Dobbs vor und griff nach der Hand des Reiters.

      »Lass sie sofort los!«

      Eine Faust flog auf den Professor zu, doch er wich ihr geistesgegenwärtig aus. Den Speer, den einer der Reiter gegen ihn führte, sah Dobbs zu spät. Er spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust, dann wurde es schwarz um ihn.

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      *

      »Das sind nicht die Gesuchten.« Kurdals Tonfall verriet Enttäuschung.

      »Nein, es sind Fremde«, sagte Helor. »Seht euch nur ihre Kleidung an. Woher mögen sie kommen?«

      Auf diese Frage hatte keiner der Reiter eine Antwort, doch es war offensichtlich, dass die Fremden nicht an diesen Ort gehörten. Menschen wie diese waren nie zuvor durch den Wald gestreift.

      Kurdal betrachtete die blonde Frau und ihren regungslos am Boden liegenden Begleiter. »Aber besser als nichts. Das Mädchen können wir als Sklavin verkaufen.«

      Helor deutete auf den bewusstlosen Fremden. »Was machen wir mit ihm?«

      »Gar nichts.« Kurdal winkte ab. »Wir lassen ihn liegen. Ich reite zurück ins Lager.« Der Anführer der Reiter teilte einen Trupp ein. »Ihr setzt die Verfolgung fort. Ihr müsst Gemal und Urak erwischen.«

      »Ich denke, dass wir die beiden bis zum Sonnenuntergang gefunden haben. Die Spuren, die wir von Gemal gefunden haben, sind frisch, höchstens ein paar Stunden alt. Er hat keinen besonders großen Vorsprung und im Gegensatz zu uns ist er zu Fuß unterwegs. Es wird ihm nicht lange gelingen, sich vor uns zu verbergen.«

      »Gut. Nun reitet los.«

      Kurdal beobachtete, wie die Reiterschar die Pferde wendete und wenig später vom Wald verschluckt wurde. Dann machte auch er sich auf den Weg.

      VIER

      Kerak und Pop bekamen nicht mit, was sich in ihrer Nähe abspielte. Die vielfältigen Geräusche des Dschungels übertönten die Stimmen der Menschen. Pops Anweisungen folgend, lenkte der Gorilla den Gork durch das Dickicht.

      »Bist du sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?« Der Gorilla vermochte seine Unruhe kaum zu zähmen. »Tibor wartet sicher ungeduldig auf uns.«

      »Natürlich bin ich sicher«, schnatterte Pop und streckte einen Arm aus. »Da vorne ist der Wald zu Ende. Dahinter liegt der Hügel mit der Höhle.«

      Der Gork wurde langsamer. Er warf den Kopf hin und her, als habe er etwas gewittert. Kerak grunzte warnend.

      »Weiter, Dicker. Nicht störrisch werden, sonst bekommst du noch eins aufs Horn.«

      Die Warnung verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Gork stapfte durchs Unterholz. Er trampelte Büsche nieder und hinterließ tiefe Spuren im weichen Erdreich. Dann blieb der Dschungel hinter ihm zurück. Das schwere Tier wirbelte Sand und Gestein auf, als es auf den Hügel zulief.

      Als Kerak den verschütteten Höhleneingang entdeckte, erhob er seine kraftvolle Stimme. »Hier bin ich, Tibor. Ich habe einen Gork mitgebracht.«

      »Gut gemacht«, erklang die Stimme des Hilfsbereiten hinter den herabgestürzten Felsen. »Mach dich an die Arbeit. Ich will endlich ins Freie.«

      »Vorsicht, Kerak!«, schallte es von dem Hügel herunter. Oben stand Pip, aufgeregt winkend. »Die beiden Zweibeiner, die Tibor eingesperrt haben, sind hier.«

      Schon zischte ein Speer durch die Luft. Er verfehlte den Gorilla und bohrte sich neben dem Gork in den Boden. Brüllend sprang Kerak vom Rücken seines Reittiers und hangelte sich an den Felsen empor.

      Am Rand der Klippe standen die beiden Zweibeiner. Der Große, der etwas in der Hand hielt, was Tibor einmal als Axt bezeichnet hatte, gab dem Kleinen einen Stoß und jagte ihn davon. Sofort stürzte er sich mit seiner Waffe auf Kerak, der dem Hieb jedoch geschickt auswich. Die in der Sonne glänzende Klinge schnitt durch die Luft und ging fehl. Kerak erkannte aufblitzende Angst in den Augen des Zweibeiners, der seine Axt zum nächsten Schlag erheben wollte. Der Gorilla hieb ihm die Faust auf den Kopf und Tibors Artgenosse fiel um wie vom Blitz getroffen.

      Und jetzt der kleine Zweibeiner.

      Mit wenigen Sprüngen holte Kerak ihn ein. Er packte ihn und hob den sich heftig wehrenden Jungen in die Luft. »Kein Angst, du Mücke, ich tue dir nichts. Tibor soll entscheiden, was mit euch geschieht.«

      Er trug den zappelnden Zweibeiner zu dem anderen und fesselte die beiden mit Lianen aneinander. Fürs Erste waren sie gut verpackt, aber Kerak ging auf Nummer sicher. Er hob einen dicken Ast auf und reichte ihn den Äffchen.

      »Wenn sie sich zu befreien versuchen, zieht ihnen eins über.«

      Pip, noch immer verärgert über die Beule, die der kleine Zweibeiner ihm beigebracht hatte, ergriff den Ast. Drohend schwenkte er ihn.

      »Keinen Mucks, sonst setzt es was.«

      »Geh tiefer in die Höhle hinein, Tibor. Wir fangen an!«, rief Kerak. Er stieg wieder auf den Gork und trieb ihn an.

      *

      Tibor hatte sich kaum zurückgezogen, als der Triceratops die Felsen zum Zittern brachte. Sein Schädel krachte gegen das Gestein und polternd stürzten vereinzelte Brocken in die Höhle. Erneut nahm der gepanzerte Riese Anlauf und rannte auf den Höhleneingang zu. Unter Keraks Anleitung versetzte er dem herabgestürzten Gestein einen Schlag nach dem anderen. Schon bald fiel Licht in die Höhle und es entstand eine Öffnung, durch die ein ausgewachsener Mann mühelos ins Freie gelangen konnte.

      »Es genügt!«, rief der Sohn des Dschungels seinem Freund zu.

      Der Gorilla grunzte zur Bestätigung und hielt den Triceratops zurück. Tibor kletterte nach draußen und atmete tief ein. Es war eine Wohltat, der stickigen Höhle entronnen zu sein.

      »Endlich wieder frische Luft! Danke, Kerak. Ich hatte schon Angst, du hättest vergessen, wie man einen Gork zähmt. Du kannst ihn jetzt wieder laufen lassen.«

      »Hast du gehört, Gork?« Kerak gab dem Saurier einen heftigen Klaps. »Du kannst gehen. Vielen Dank für deine Hilfe.«

      Der


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