Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Sicht? Oder stand bereits ihr Mann Richard auf der Liste? Sollte er seinem Sohn Glenn möglichst bald in den Tod nachfolgen?

      Parker fragte sich, warum das FBI sich in diesen Todesfall eingeschaltet hatte. Das FBI hatte schon gegen Glenn Hastings ermittelt, als er noch lebte und sein Leben als Playboy genoß. Worum ging es? In welcher Hinsicht war Glenn Hasting für das FBI interessant geworden?

      Konnte Glenns Freundin Susan Clearborn mit einer Auskunft dienen? Parker hielt es für angebracht, sich möglichst umgehend mit Susan Clearborn in Verbindung zu setzen. Je schneller, desto lieber.

      Der Butler erhob sich aus seinem Sessel. Er wollte hinüber zu den Telefonboxen gehen und Susan anrufen.

      Doch er kam nicht weit. Der Portier hinter der Reception winkte ihm diskret zu.

      »Ein Gespräch für Sie, Mister Parker«, sagte er, als Parker an die Theke der Reception gekommen war, »darf ich gleich in eine der Zellen durchschalten?«

      »Ich bitte sogar darum«, entgegnete der Butler.

      Er ging in die Box, die man ihm angegeben hatte, hob den Hörer ab und meldete sich.

      »Hier Morgan...!« sagte eine immer noch gereizt klingende Stimme, »hören Sie genau zu, Parker!«

      »Ich bin ganz das, was man Ohr nennt«, gab der Butler jetzt höflich zurück.

      »Wir haben Ihren Chef erwischt«, erklärte Steve Morgan, »wenn Sie etwas für ihn tun wollen, sollten Sie sich möglichst schnell auf die Socken machen.«

      »Auf die was?« erkundigte sich Parker gemessen.

      »Auf die Socken, Mensch...! Mein Chef hat sich die Sache überlegt, wir können vielleicht Zusammenarbeiten, verstehen Sie? Aber kommen Sie allein. Wenn Sie die Polizei benachrichtigen können Sie gleich einen Sarg für Ihren Chef mitbringen. Haben wir uns verstanden?

      »Wo kann ich Mister Rander denn treffen?« erkundigte sich Parker, ohne auf die Frage Morgans einzugehen.

      »Im Jachthafen, Parker. Kommen Sie 'raus zum Pier für die Motorjachten. Dann picken wir Sie da auf und leiten Sie weiter. Und noch einmal, kommen Sie nur ja allein, sonst geht Ihr Chef hoch, klar?«

      »Ich füge mich selbstverständlich Ihren Wünschen«, sagte Parker. »Rechnen Sie damit, daß ich in etwa einer knappen halben Stunde am Jachthafen sein werde...!«

      Es war hoher Mittag, als Parker den Jachthafen erreicht hatte. Er fuhr in seinem hochbeinigen Monstrum bis dicht an den Pier der Motorjachten heran und ließ seinen Wagen dann, neben einem Store für Schiffsausrüstung stehen.

      Suchend schaute er sich um.

      Wegen der hoch stehenden Mittagssonne waren nur wenige Menschen zu sehen. Man hatte sich vor der Sonne in jeden nur verfügbaren Schatten geflüchtet. Jenseits des Piers waren Lokale, Bars und kleine Restaurants zu sehen. Dazwischen erhoben sich Magazine, Händlerschuppen und Steinbauten mit Werkstätten und Büros.

      Vom Pier führte eine breite Steintreppe hinunter zum Wasser. Von dort begann der lange, auf stämmigen Balken stehende Holzpier, der weit ins Wasser hinausführte. Von diesem Pier aus konnte man über viele kleine Treppen hinunter ans Wasser kommen, zu den Bootsstegen, an denen die Motorjachten festgemacht waren.

      Parker wartete darauf, daß man ihn ansprach oder ihm durch irgendein Zeichen zu verstehen gab, wohin er sich wenden sollte. Er paßte überhaupt nicht in diese sportlichelegante Umgebung. Angetan mit einem schwarzen Anzug, dem stocksteifen Eckkragen, der Melone und mit dem Universal-Regenschirm über dem linken Unterarm schien er aus einer anderen Welt oder Zeitepoche zu stammen. Ganz zu schweigen von der fast aristokratisch zu nennenden Kühle, die er verströmte.

      Parker sah hinunter zu den festgemachten Jachten. Es handelte sich in der Mehrzahl um Boote der teuersten Klasse. Sie zeichneten sich nur durch Schnittigkeit und Größe aus. in welchem dieser Boote mochte sein junger Herr festgehalten werden? Oder hatte man ihn überhaupt nicht an Bord einer solchen Jacht gebracht?

      Ein Halbwüchsiger erregte seine Aufmerksamkeit. Es handelte sich um einen etwa 14jährigen Jungen, der einen mit Öl verschmierten Overall trug, sich suchend umschaute und dann grinste, als er den Butler neben dem hochbeinigen Monstrum entdeckte.

      Er kam mit schnellen Schritten auf den Butler zu.

      »He, Opa«, sagte er schnodderig und grinsend zugleich, »ich hab’ ’ne Nachricht für Sie.«

      »Bist du sicher, mein Junge?« fragte Parker gemessen zurück.

      »Klar, so, wie Sie aussehen, sind Sie mir genau beschrieben worden. So was gibt’s nicht noch einmal!«

      »Und was hast du mir mitzuteilen?«

      »Sie sollen 'rüber in Penters Bootsschuppen kommen«, sagte der Junge. Is’ da drüben hinter dem Store, können Sie gar nicht verfehlen.«

      »Und wer hat dich geschickt?«

      »Keine Ahnung«, sagte der Junge und griente weiter.

      »Etwa ein Mann, dessen Gesicht sich in einem giftigen Grün präsentiert?«

      Der Junge nickte und grinste.

      Womit Parker schon Bescheid wüßte. Er erinnerte sich lebhaft an den Betonbottich mit der grünen Farbe, in den ein gewisser Steve Morgan hineingedrückt worden war.

      Bevor er dem Jungen weitere Fragen stellen konnte, war der bereits verschwunden. Er hatte wohl strikte Anweisungen für sein Verhalten mit auf den Weg bekommen.

      Josuah Parker setzte sich ans Steuer seines hochbeinigen Monstrums und fuhr den Pier entlang, bis er einen großen Bootsschuppen ausmachte, auf dessen Stirnseite der Name Penters aufgepinselt war. Parker ließ seinen Wagen vor diesem Schuppen stehen, stieg aus und drückte die kleine Tür auf, die sich im großen Schiebetor befand. Dabei mußte er ein Schienenpaar übersteigen, das auf einer Betonrampe befestigt war, die hinunter ins nahe Wasser führte.

      Es handelte sich dabei offensichtlich um eine Anlage, um große, schwere Boote, die im Schuppen repariert wurden, ohne unnötigen Kraftaufwand hinunter ins Wasser zu lassen.

      Dämmerlicht umgab den Butler, als er die Tür hinter sich schloß. Eine verdächtige Stille breitete sich aus. Es roch nach Farbe, Öl und Benzin. Auf einem schweren Schlitten inmitten des Schuppens erhob sich eine Motorjacht. Der Schlitten wiederum stand auf dem Schienenpaar, das über die Rampe hinunter zum Wasser führte.

      »Mister Rander?« rief Parker, um sich bemerkbar zu machen.

      Die erwartete Antwort blieb aus. Nichts rührte sich. Der Schuppen schien verlassen zu sein.

      »Mister Morgan, ich möchte doch sehr bitten, sich nicht unnötig zu genieren«, rief Parker, »auch die hartnäckigste Farbe läßt sich doch eines Tages entfernen!«

      Das schien das Stichwort gewesen zu sein.

      Plötzlich sah Parker sich bunt angestrichenen Gestalten gegenüber.

      Da war ein Mann, der kardinalrot eingefärbt war. Da gab es einen zweiten Mann, dessen Gesicht giftgrün war und einen dritten Mann, dessen Haut im dunkelsten Violett erstrahlte.

      Der Mann mit dem giftgrünen Gesicht und den giftgrünen Händen hielt Parker eine schwere 45er entgegen.

      »Flossen hoch«, kommandierte Steve Morgan dann, denn um ihn handelte es sich, »diesmal sitzen Sie in der Falle, Parker!«

      »Ich bin wegen Mister Rander gekommen«, erwiderte der Butler, »er befindet sich hoffentlich noch bei bester Gesundheit.«

      »Im Moment noch«, gab Steve Morgan zurück. »Aber das wird sich gleich ändern. Jetzt haben wir euch sicher. Und diesmal werdet ihr mir nicht mehr entwischen, darauf können Sie Gift nehmen!«

      »Sie erschrecken einen alten, müden und verbrauchten Mann«, gestand der Butler.

      »Mit den Mätzchen brauchen Sie mir nicht mehr zu kommen«, sagte Steve Morgan gereizt. »Wir wissen jetzt, was wir von Ihnen zu halten haben, Parker.«


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