Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
gespannt, wie dieses Fett wirken würde.
Es kam, wie es kommen mußte.
Zuerst rutschte der violett eingefärbte Red aus.
Seine Beine schnellten hoch in die Luft. Dann klatschte er mit seinem Gesäß auf die Kante einer Stufe und schrie auf. Anschließend landete er unten im Vorraum und blieb hilflos liegen.
Butch, kardinalrot angestrichen, rutschte selbstverständlich auch aus. Er warf seine Arme hoch in die Luft, tat einen erschreckten Kickser und... rauschte dann mit dem Kopf zuerst in die leeren Blechkanister, hinter denen Parker sich aufgebaut hatte.
Prasselnd, klappernd und scheppernd wurde der Kanisterstapel eingedrückt. Dann verschwand Butch unter diesen Behältern und blieb erst einmal atemlos liegen. Er wußte wahrscheinlich nicht, was sich da gerade zugetragen hatte.
Parker enteilte.
Die mit Staucherfett eingeschmierten Stellen vorsichtig meidend, schritt er nach oben in die Bootsschuppen. Er hoffte sehr, dort den geheimnisvollen Chef der Bande vorzufinden. Parker hatte ihm nämlich einiges zu sagen...
Parker hatte die Treppe hinter sich gebracht und drückte die Tür dort leise in den Rahmen. Er fand zwar keinen Schlüssel im Schloß, dafür aber einen gut geschmierten Riegel. Er ließ ihn in die Riegelfalle gleiten und durfte so sicher sein, daß die vier dort unten im Keller befindlichen Gangster vorerst kein Unheil anrichten konnten.
Nun schaute er sich nach Steve Morgan um.
Lange brauchte er nicht nach dem Gangster-Vormann zu suchen. Morgan stand neben dem Bootsschlitten und rauchte eine Zigarette. Auffällig war, daß gegen die Bootswand der Motorjacht eine Leiter angelehnt war. Auffällig deshalb, weil Parker sie vorher noch nicht gesehen hatte.
»Hoffentlich störe ich nicht zu sehr«, sagte Parker, sich auf diese vornehme Art und Weise bemerkbar machend. »Hätten Sie möglicherweise ein paar Minuten Zeit für mich?«
Steve Morgan drehte sich blitzschnell um. Erst dann fiel sein Unterkiefer herunter, wie es im Slang geheißen hätte. Morgan starrte den Butler wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt an.
»Sie... Sie...?« stotterte er dann.
»Ich kann und möchte es natürlich nicht leugnen«, erwiderte Parker. »Hoffentlich sind Sie nicht zu sehr enttäuscht.«
Morgan schüttelte ungläubig den Kopf. Am liebsten hätte er sich wohl in irgendein Weichteil seines Körpers gekniffen. Nur um sicher zu sein, daß er wirklich nicht träumte.
»Ich suche Ihren Auftraggeber«, redete der Butler höflich weiter, »darf ich fragen, wo ich ihn erreichen kann?«
»Parker...!« stellte Steve Morgan endlich fest und schnappte nach Luft. Er glich einem Karpfen, den man schon seit einiger Zeit aufs Trockene gebracht hatte.
»Ich freue mich, daß Sie sich noch meiner erinnern«, sagte Parker. »Darf ich auf meine bescheidene Frage zurückkommen. Wo kann ich Ihren geheimnisvollen Auftraggeber erreichen?«
Steve Morgan schüttelte noch immer den Kopf. Er lehnte mit dem Rücken gegen die Bootswand. Dann aber, ohne jede Vorwarnung, drückte er sich ab und warf sich auf den Butler. Steve Morgan wollte das zurechtbiegen, was seine vier Mitarbeiter nicht hinbekommen hatten.
Parker wartete geduldig, bis Steve Morgan praktisch waagerecht in der Luft lag. Erst dann bemühte er sich einen halben Schritt zur Seite und ließ den anfliegenden Gangster-Vormann geschickt passieren.
Steve Morgan konnte seinen Kurs nicht mehr korrigieren.
Er segelte noch ein gutes Stück durch die Luft. Dann praktizierte er das, was in der Fliegersprache so treffend und unmißverständlich eine Bauchlandung genannt wird. Er schrammte ein Stück über den Boden und blieb dann regungslos liegen.
Nicht lange.
Er warf sich auf die Seite und zog seine Schußwaffe. Womit der Butler selbstverständlich längst gerechnet hatte. Bevor Steve Morgan den ersten Schuß lösen konnte, hatte der Butler bereits seine Vorkehrungen getroffen.
Er warf Morgan einen dicken Pinsel an den Kopf. Auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich eindrucksvoll. Da dieser dicke Pinselquast aber Sekunden vorher noch in einem Teereimer gesteckt hatte, bekam dieser Pinsel das erforderliche Schwergewicht für diesen speziellen Fall.
Die zähflüssige Teermasse blieb im Gesicht des restlos verdutzten Gangsters kleben. Kleine Spritzer sprenkelten das giftgrüne Gesicht des Vormannes.
Morgans Sicht wurde leicht getrübt.
Er spürte wohl, daß hier nichts mehr zu holen war. Er sprang auf, taumelte einen Moment ziellos durch den Schuppen, um dann in einem wilden Spurt loszurennen. Sekunden später spritzte er förmlich durch die kleine Tür des Schuppens und nahm sich noch nicht einmal die Mühe, die Tür hinter sich zu schließen.
Parker durfte wieder einmal zufrieden sein. Soweit natürlich nur, wie es sein eigenes Schicksal anbetraf. Doch es galt, seinen jungen Herrn zu finden.
Parker schritt zurück zur Kellertür. Nun war die Zeit gekommen, die vier eingeschlossenen Gangster eindringlich zu befragen. Parker war durchaus entschlossen, sehr energisch zu werden.
Er hatte die Bootswand verlassen, als er plötzlich von irgendwoher dumpfe Schläge, ein dumpfes, hartnäckiges Pochen hörte.
Der Butler blieb stehen.
Sein Blick wanderte zurück zur aufgebockten Motorjacht. Seine Augen prüften die kleine Eisenleiter, die gegen die Bordwand gelehnt war. Sollte es hier gewisse Zusammenhänge geben?
Parker ließ es darauf ankommen.
Er schritt gemessen zurück zu der Leiter und pochte mit seiner Faust gegen die Bootswand.
Der Erfolg war frappierend.
Vom Bootsinnern her wurde geantwortet.
Parker wußte Bescheid. Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu merken, daß im Bootsinnern etwas nicht ganz in Ordnung war. Er stieg also über die Treppe hinauf ans Deck der großen Jacht und von dort aus über den Niedergang hinunter in die Kajüte.
Nachdem er die Schiebetür geöffnet hatte, verbeugte er sich höflich in Richtung einer Boje und gestattete sich ein leichtes, andeutungsweise erfreutes Lächeln.
»Ich hoffe, Sir«, sagte er dann zu Mike Rander, der gefesselt in dieser Koje lag, »ich hoffe, Sir, daß ich Sie nicht zu lange warten ließ. Sollte es wirklich zu lange gewesen sein, so bitte ich das höflich entschuldigen zu wollen!«
*
Mike Rander saß leicht mitgenommen und erschöpft in einer Strandbar und rauchte eine Zigarette. Seinem etwas geschwollenen Gesicht war deutlich anzusehen, daß die Gangster ihn zumindest mit einigen derben Ohrfeigen traktiert hatten.
»Halb so schlimm«, meinte er wegwerfend, als er Parkers prüfende Blicke bemerkte, »die Kerle wollten irgendwelche Informationen aus mir herausprügeln.«
»Informationen welcher Art, Sir?« Parker saß seinem jungen Herrn gegenüber und sah ihn aufmerksam an.
»Alles dreht sich um Glenn Hastings’ Tod«, berichtete Mike Rander, »Sie wissen, ich wollte hier ein paar Erkundigungen über den Unfall einholen. Klappte alles bestens. Eines steht fest, Parker, Hastings ertrank tatsächlich! Sein Boot kippte in einem Sturm um und wurde später an Land gespült! Es war von den Brechern der Brandung ganz schön zusammengeschlagen worden. Auch der Sturm tobte sich zur angegebenen Zeit hier an der Küste aus. Ich war unter anderem bei der Küstenwache und habe die Berichte der Meteorologen eingesehen. Soweit war alles in Ordnung.«
»Wie gerieten Sie in die Hände der Gangster, Sir?« erkundigte sich Parker.
»Das passierte, nachdem ich den bewußten Sportwagen sah, der uns vor der Firma der ›Cleaning-Brothers‹ aufgefallen war. Dieser Wagen parkte hier in der Nähe des Bootsschuppens. Als ich mich für ihn interessierte, standen plötzlich Morgan und Butch hinter mir und dirigierten mich mit Gewalt in