Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Er erinnerte sich noch sehr gut an die große Motorjacht, die auf dem Bootsschlitten im Schuppen stand. Er fragte sich, warum man seinen jungen Herrn wohl an Bord dieser aufgebockten Jacht gebracht hatte. Sollte die Jacht zu Wasser gelassen werden? Hatte man vorgehabt, Mike Rander und ihn hinaus auf See zu bringen. Etwa, um einen Unfall vorzutäuschen?

      Parker hatte den Schuppen erreicht.

      Einsam und verlassen lag er in der Dunkelheit. Das große Tor war fest verschlossen. Nichts deutete darauf hin, daß vor wenigen Stunden erst FBI-Beamte hier aufgeräumt hatten.

      War dieser Bootsschuppen der Unterschlupf von Steve Morgan? Konnte er hier den geheimnisvollen Chef antreffen? Parker mußte es darauf ankommen lassen.

      Er schritt am Tor vorbei, stieg über das Schienenpaar und die Rampe und erreichte die Längsseite des Schuppens. Er suchte nach irgendeinem verschwiegenen Einstieg.

      Und fand ihn natürlich auch.

      Es gab da ein Fenster, das nicht fest verschlossen war. Parker drückte es vorsichtig hoch, sah sich noch einmal nach allen Seiten um und stieg dann erstaunlich geschmeidig in den Bootsschuppen.

      Völlige Schwärze umgab ihn.

      Parker, der wieder über seine spezielle Grundausrüstung verfügte, schaltete das Licht seiner Kugelschreiber-Taschenlampe ein und näherte sich der Jacht. Er wollte sie noch einmal gründlich inspizieren.

      Er wollte, doch es kam nicht mehr dazu.

      Er hatte die Bootswand noch nicht erreicht, als er hinter sich ein feines Knirschen hörte.

      Parker wollte sich noch herumwerfen, doch es war zu spät. Ein harter, gnadenloser Schlag traf seinen Nacken, der ungeschützt war. Parker hörte sich aufstöhnen, dann verlor er das Bewußtsein!

      Als er wieder zu sich kam, war er gefesselt.

      Sein Kopf schmerzte unerträglich. In seinem Nacken schien ein Bohrer unentwegt zu surren und zu arbeiten. Zuerst glaubte er an gewisse Sehstörungen, da er nichts sah. Dann aber merkte er, daß er wieder einmal in irgendeiner finsteren Kammer lag.

      Er versuchte sich aufzurichten.

      Nichts hinderte ihn daran. Er rutschte nur von einer Art Rost herunter und rollte gegen eine Wand. Daran merkte er, daß das Gelaß, in dem er sich befand, ungewöhnlich schmal und niedrig sein mußte. Als er den Kopf nämlich etwas höher nahm, stieß er bereits mit ihm gegen die Decke der Kammer.

      Parker lauschte auf Geräusche.

      Er hörte ein gleichmäßiges Quietschen. Dann fühlte er, daß die Kammer, in der er sich befand, in Bewegung geriet. Sie schien, wenn ihn nicht alles täuschte, sich über eine schräge Ebene nach unten zu bewegen.

      In diesem Augenblick wußte der Butler Bescheid. Er befand sich an Bord der aufgebockten Jacht, die man wohl vorsichtig über das bewußte Schienenpaar zu Wasser ließ.

      Seine Ahnungen hatten ihn also nicht getrogen. Die aufgebockte Jacht wurde als Fluchtmittel benutzt. Gewisse Gangster hielten es für angebracht, sich schleunigst zu empfehlen.

      Parker wunderte sich nicht, daß man ihn noch nicht umgebracht hatte. So etwas ließ sich draußen auf See sehr viel besser bewerkstelligen. Dort wurde man leicht eine Leiche los. Zumindest konnte man einen Mord als Unfall hinstellen Die Taktik seiner Gegner lag klar auf der Hand.

      Parker bedauerte es, daß er seinen jungen Herrn nicht verständigt hatte. Wie sollte Mike Rander jetzt wissen, wo er seinen Butler zu suchen hatte? Wie sollte der Anwalt jetzt helfend eingreifen?

      Wasser planschte gegen die Bordwand. Die Jacht schwankte und glitt in den Jachthafen. Dumpfe, rumpelnde Geräusche. Jetzt wurde wohl der Fahrschlitten vom Bootsrumpf gelöst. Obwohl Parker nichts sah, konnte er sich die einzelnen Phasen dieser Wasserung sehr gut vorstellen. An Phantasie hatte es ihm noch nie gemangelt.

      Es galt, so schnell wie möglich wieder freizukommen. Parker wußte, daß er in einer tödlichen Falle stak. Wenn er. jetzt nicht sehr viel Glück entwickelte, dann war es um ihn geschehen. Im Moment war es völlig unwichtig, wer sich außer ihm noch an Bord befand Ob Steve Morgan, Leighton oder gar Glenn Hastings, darauf kam es jetzt nicht an. Nun ging es nur darum, die Bewegungsfreiheit zurückzuerlangen.

      Ein Motor sprang an.

      Das Vibrieren und Beben einer starken Maschine teilte sich dem ganzen Bootsrumpf mit. Die Jacht nahm Fahrt auf und wurde schneller. Es war klar, daß es hinaus in die offene See ging.

      Parker arbeitete verzweifelt an seiner Befreiung. Es war sein Glück, daß er seine Spezialschuhe an den Füßen hatte. Mit den auf dem Rücken zusammengezogenen Händen kam er leicht an die Absätze dieser Schuhe heran. Die Eisen an den Absätzen waren unter anderem als Stahlfeile ausgebildet. Damit ließen sich die hinderlichen Stricke leicht entfernen.

      Sekunden später kamen die Stricke an seinen Füßen an die Reihe. Bald darauf konnte er auch sie frei bewegen Parker reckte und dehnte sich, um den Blutkreislauf wieder in Schwung zu bringen. Anschließend prüfte er, was die Gangster ihm belassen hatten.

      Er durfte zufrieden sein.

      Bis auf die Kugelschreiber-Stablampe hatte man ihm nichts weggenommen. Verständlich übrigens, denn falls man ihn durch einen angeblichen Unglücksfall umkommen lassen wollte, durften seine Taschen ja nicht ausgeraubt oder geleert sein.

      Parker suchte den Behälter, in dem er sich befand, nach einem Ausschlupf ab. Er entdeckte über sich eine Art Tankdeckel, der sich leider nicht auf- oder hochdrücken ließ.

      Befand er sich in einem leeren Wassertank? Sollte dieser Tank draußen auf See vollgepumpt werden?

      .

      Parker hörte über sich scharrende Geräusche.

      Er merkte, daß am Verschluß des Deckels gearbeitet wurde. Blitzschnell zog er seinen Füllfederhalter aus der Westentasche und nahm ihn in die Hand.

      Licht fiel in das enge Gelaß herein.

      Steve Morgan war zu erkennen. Sein häßliches Gesicht war im Triumph verzerrt.

      »Doch noch in die Falle gegangen«, höhnte er nach unten, »in ’ner halben Stunde sind Sie ertrunken, Parker. Dann hört Ihr verdammtes Schnüffeln für immer auf!«

      »Sie erschrecken einen alten, müden und verbrauchten Mann«, sagte Parker.

      »Keine Sorge, Sie sterben nicht allein«, redete Steve Morgan weiter, »der Chef hat noch ’nen Begleiter für Sie!«

      Steve Morgans Gesicht verschwand für einen kurzen Moment Dann wurde es wieder sichtbar. Nur für einen kurzen Moment.

      »Hier, Ihr Begleiter«, höhnte Steve Morgan. Dann drückte er einen leblosen Körper in das Gelaß hinein. Parker konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte. Er fürchtete aber, daß man ihm seinen jungen Herrn zugesellt hatte.

      »Sie wollen mich tatsächlich umbringen?« fragte Parker nach oben. Er wollte Zeit gewinnen.

      »Und wie«, tönte es von Steve Morgan zurück, »auf diesen Moment habe ich gewartet, Parker!«

      »Demnach bin ich der Lösung des Rätsels um Glenn Hastings also recht nahe gekommen, nicht wahr?«

      »Und ob Sie das gekommen sind«, mischte sich in diesem Augenblick eine andere, fremde Stimme in die Unterhaltung ein. »Sie waren ganz schön neugierig und hartnäckig, Parker!«

      »Oh, ich vermute, der maskierte und geheimnisvolle Chef der Industriespione«, erwiderte Parker schnell.

      »Stimmt haargenau, Parker!« Der Besitzer dieser Stimme ließ sich nicht sehen.

      »Wie sehr müssen Sie mich fürchten«, gab der Butler zurück, »Sie haben selbst jetzt noch Angst, Ihr Gesicht zu zeigen.«

      Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als oben in der Lukenöffnung ein Gesicht zu sehen war.

      Parker wußte sofort Bescheid.

      »Also dock,


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