Handbuch der praktischen Kinematographie. Franz Paul Liesegang

Handbuch der praktischen Kinematographie - Franz Paul Liesegang


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machen darf, ohne daß die Wirkung des Bildes in störender Weise beeinträchtigt wird. Das läßt sich natürlich nur durch Versuche feststellen. Da zeigt es sich, daß eine schwache Aufhellung, wie sie z. B. eine Metallblende mit einigen schmalen Spaltöffnungen gibt (vgl. Fig. 21), im allgemeinen nur wenig stört. Wie weit man dabei in Zahl und Größe der Öffnungen gehen kann, ist mehr oder minder Geschmackssache. Wenn man aber eine derartige Blende anwenden will, so tut man auch hier gut, sie nicht nur bei einem, sondern bei verschiedenen Films zu erproben: bei hellen und dunklen, bei solchen mit geringen und solchen mit starken Kontrasten; denn der störende Einfluß des »falschen Lichtes« macht sich bei dem einen Bilde stärker geltend als beim andern. Von nicht geringem Einfluß ist dabei übrigens die Distanz, auf welche man projiziert und nicht minder die Lichtquelle. Die Erfahrung zeigt, daß man die Blende umso stärker durchscheinend nehmen kann, je größer die Distanz und je schwächer die Lichtquelle ist.

      Man hat nun noch ein Mittel versucht, das Flimmern zu verringern, und zwar beruht es auf dem gleichen Gedanken: den Gegensatz zwischen Hell und Dunkel abzuschwächen. Doch wird hier nicht das Dunkel aufgehellt, sondern das Hell verdunkelt. Auf den ersten Blick mag es allerdings töricht erscheinen, noch mehr Licht abzuschneiden, als es schon durch die Blende geschieht. Doch mag ein gewisser Lichtverlust wohl in Kauf genommen werden, wenn man dafür auf der andern Seite einen Vorteil gewinnt. Um die Erklärung zu erleichtern, möchte ich etwas ausholen.

      Wie wir oben sahen, verursacht der Wechsel zwischen Hell und Dunkel das Flimmern. Unser Auge kann wohl die Filmbilder, welche ihm stoßweise mit kurzen Zwischenpausen vorgeführt werden, zu einem einzigen Bilde verschmelzen, aber der Wechsel zwischen Hell und Dunkel bleibt ihm nicht verborgen. Diese Störung ließe sich nun, wie wir ebenfalls schon überlegten, leicht beseitigen, wenn man den Apparat entsprechend schneller laufen lassen könnte; man würde dadurch einen rascheren Wechsel zwischen Hell und Dunkel bewirken, dem bei hinreichender Geschwindigkeit das Auge nicht mehr zu folgen möchte. Wenn man so weit gehen könnte, würde unser Auge kein Flimmern mehr wahrnehmen. Aber wir sind bei der Wiedergabe der kinematographischen Bilder an die Geschwindigkeit gebunden, mit welcher der Film aufgenommen wurde, und die ist: etwa 15 Bilder in der Sekunde.

      Da suchte man denn auf andere Weise einen rascheren Wechsel zwischen Hell und Dunkel zu erreichen und fand ein einfaches Mittel. Die Blende des Apparates wird mit einem weiteren Flügel versehen, welcher so angesetzt ist, daß er mitten während der Ruhestellung des Filmbandes, also während das Filmbild projiziert wird, auf einen Moment den Schirm verdunkelt. Hatte die Blende zuvor einen einzigen Flügel, welcher sich in etwa 1/15 Sekunde einmal drehte und einmal das Bildfeld verdunkelte, so gibt man ihr jetzt zwei Flügel. An ihrer Geschwindigkeit wird nichts geändert. Der eine Flügel verdeckt wie zuvor den Wechselvorgang, der neue Flügel hingegen schlägt, scheinbar unnütz, dazwischen. Doch gerade durch diesen »Zwischenschlag« bekommen wir einen doppelt so raschen Wechsel zwischen Hell und Dunkel, und die Folge ist, daß tatsächlich das Flimmern geringer wird. Dem zwischenschlagenden Flügel gibt man die gleiche oder annähernd gleiche Größe wie dem eigentlichen Blendflügel.

      Eine noch bessere Wirkung erzielt man durch zwei zwischenschlagende Flügel, die symmetrisch zum eigentlichen Blendflügel angeordnet sind, derart, daß die drei offenen Ausschnitte gleiche Größe haben.

      Nun die Kehrseite der Medaille! Welchen Nachteil bringt uns diese Blendvorrichtung? Es liegt klar auf der Hand: die zwischenschlagenden Flügel bedeuten Lichtverlust. Da ist die Frage: wie groß ist dieser Lichtverlust und wie kann man ihn möglichst klein halten? — Er wird offenbar um so geringer, je kleiner man die zwischenschlagenden Flügel macht. Deren Maß hängt aber von der Größe des eigentlichen Blendflügels ab, gegen den sie ein Gegengewicht bilden sollen; je kleiner diese Blende also ist, desto weniger Lichtverlust werden uns die zwischenschlagenden Flügel bringen.

      Über die Größe der Blende habe ich weiter oben schon gesprochen und dargetan, daß sie bedingt ist durch die Schnelligkeit, mit welcher der Bewegungs-Mechanismus den Wechselvorgang besorgt. Für den Lichtverlust, den das Zwischenschlagen verursacht, ließe sich also dadurch ein Ausgleich schaffen, daß man den Wechselvorgang entsprechend beschleunigt. Aber man kann da nicht beliebig weit gehen: wie schon oben hervorgehoben wurde, gibt's bald eine Grenze.

      Schließlich ist noch die Möglichkeit zu erwähnen, daß man beide Methoden zur Verminderung des Flimmerns, deren eine die Abschwächung des Gegensatzes zwischen Hell und Dunkel durch Aufhellung anstrebt, während dies bei der anderen durch Verdunkeln geschieht, kombiniert. So hat man zunächst auch schon die zwischenschlagenden Flügel aus halbdurchscheinendem Material, insbesondere blaugefärbtem Glimmer oder Gelatine, angefertigt, aber es steht auch noch frei, den Hauptblendflügel mit einigen schmalen Spaltöffnungen zu versehen, in der Art, wie es Figur 21 zeigte, oder ihn ebenfalls halbdurchscheinend zu machen und dadurch seine verdunkelnde Wirkung abzuschwächen.

      Was die Stellung der Blende im Apparat anbetrifft, so ist diese auf ihre Wirkungsweise nicht ohne Einfluß. Man bringt die Blende vor dem Objektiv oder vor oder hinter der Türe an. Ihre Anordnung nahe vor dem Objektiv hat, wie bereits gezeigt wurde, den Vorteil, daß sie dort in der Spitze des Strahlenkegels arbeitet; an dieser Stelle kann sie am schnellsten schließen und öffnen.

      In der Regel gibt man der Blende die Flügelform. Bei ihrer Gestaltung ist es von größter Wichtigkeit, das Schwergewicht in die Achse zu legen, oder wie man sagt, sie richtig zu balancieren. Denn wenn die Blende nach einer Seite schwerer ist, wird sie »schlagen« und dazu neigen, den Apparat in Vibration zu setzen. Eine solche Vibration, wenn sie auch nur schwach ist, ruft auf dem Projektionsschirm leicht eine Unschärfe des Bildes hervor, die man gerne geneigt ist, dem Objektiv zuzuschreiben.

      Aus gleichem Grunde ist eine gute Lagerung der Blendenachse erforderlich; diese muß besonders fest und solide sein, wenn sich die Blende mit größter Geschwindigkeit (auf jeden Bildwechsel eine Umdrehung) bewegt, da sonst ein Vibrieren unausbleiblich ist. Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß die Blende, wenn sie ihren Zweck erfüllen und nicht direkt schädlich wirken soll, genau eingestellt sein muß und daß ferner ein zuverlässiger Antrieb erforderlich ist, der den Flügel richtig führt und ihm kein Spiel zu Verschiebungen läßt.

       Inhaltsverzeichnis

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      Wir haben nun die drei wesentlichen Bestandteile des Kinematographen kennen gelernt: den Bewegungs-Mechanismus, die Türe mit der Bremsvorrichtung und die Blende. Diese Teile wollen wir jetzt zu einem Apparate zusammenbauen und mit einem Antriebe versehen. Wenn wir dann die Wirkungsweise des Instrumentes betrachten, werden sich weitere Einrichtungen, die zur Vervollkommnung von Wichtigkeit sind, von selbst ergeben. Für diese Betrachtungen ist es unwesentlich, welche Art der beschriebenen Bewegungs-Mechanismen und welche Blendenform wir nehmen: ich kann daher etwas Beliebiges herausgreifen.

      Zur besseren Veranschaulichung nehme ich wieder eine Abbildung (Fig. 22) zu Hilfe. Es ist hier beispielshalber zur Erzielung der ruckweisen Weiterbewegung des Filmbandes die Malteserkreuz-Einrichtung genommen. W ist die gezahnte Trommel, welche den Film transportiert, M das Malteserkreuz, auf gleicher Achse und mit der Trommel fest verbunden. E ist die Eingriffscheibe, die bei jeder Umdrehung das vierteilige Malteserkreuz nebst der Walze um 1/4 herumwirft und damit den Film um ein Bild weiter bewegt. Durch die Rolle, welche


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