DIE BÃœCHSE DER PANDORA (Die Ritter des Vatikan 4). Rick Jones

DIE BÃœCHSE DER PANDORA (Die Ritter des Vatikan 4) - Rick Jones


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nur einen von euch in die Finger bekommen, hätte er euch das Fleisch von den Knochen abgezogen, um den Aufbewahrungsort der Bundeslade zu erfahren. Etwas, das ihm nicht gestattet werden durfte.« Dann schloss der Priester die Augen, streckte seine Handflächen in Richtung Decke und wandte sich der Lade zu. »Ihr müsst verstehen, dass dies weitaus größer ist als wir alle. Ist es denn nicht besser, in der Gegenwart Gottes zu sterben … als durch die Hand des Pharao Shishak?«

      Die anderen Priester senkten ihre Häupter und mussten sich eingestehen, dass der Hohepriester recht hatte. In der Anwesenheit von Gott zu sterben war das Höchste, verglichen mit den Krummsäbeln Shishaks.

      Gemeinsam begannen die Hüter der Bundeslade zu beten.

      Jerusalem war gefallen. Die Leichen seiner Bewohner füllten die Straßen der Stadt, und ihr Blut floss in Strömen und wurde eins mit dem blutroten Himmel, ganz so wie von Shishak befohlen. Am Ende würde es kein schlechtes Omen bedeuten, wie von Darius befürchtet, sondern ein Vorbote ihres Triumphs, gesendet von Ra. Dessen war sich Shishak sicher.

      Als der ägyptische König seine Legionen zu dem Tempel hinauf führte, war der Himmel nicht länger rot, sondern blau und voller turmhoher schwarzer Rauchsäulen, die in den Himmel hinaufstiegen, um die Morgensonne zu begrüßen. Jerusalem stand in Flammen.

      Der Tempelberg war beeindruckend, selbst für Shishaks Ansprüche, dessen Vorliebe eher der ägyptischen Architektur galt. Der Tempel selbst war ein massiver Komplex aus Steinbögen und monumentalen Säulen. Die gewaltigen Gänge und riesigen Hallen übten eine fast hypnotische Wirkung auf Shishak aus, und er empfand beinahe Reue, eine Stadt besiegt zu haben, die so reich an Komplexität und Schönheit war. Für einen Moment erwog er sogar, diese architektonische Kultur in seine eigene einfließen zu lassen. Aber dann schob er den Gedanken schnell wieder beiseite, weil er ahnte, dass diese Kultur nur die Perfektion der Ägypter schmälern würde.

      Am Heiligen Tempel angekommen stieg Shishak von seinem Pferd und legte seine Hand gegen das Tor, als könnte er durch die Berührung allein seine Geheimnisse lernen. Dann gab er seinen Männern das Zeichen, dieses aufzubrechen.

      Es dauerte beinahe eine Stunde, bis das Tor zerstört war und ihnen Zutritt zu einem dunklen Gang gewährte, der in die Tiefen unterhalb des Tempelberges führte.

      Mit seiner brennenden Fackel stieg Darius die Treppenstufen hinab. »Die Kammer liegt tief im Inneren«, erklärte er Shishak. »Wir werden viele Männer benötigen, um die Schätze zu bergen, ganz besonders die Lade.«

      »Die Bundeslade steht an erster Stelle«, sagte Shishak. »Sorge dafür, dass mit größter Sorgfalt vorgegangen wird.«

      »Verstanden.«

      Mit mehreren Fackeln ausgestattet stiegen sie die gut erhaltenen Stufen hinab. Unten angekommen fiel ihnen der staubbedeckte Boden auf, was ihnen seltsam vorkam, wo doch der Rest des Tempels makellos war, und es sich immerhin um einen Ort der Gottesverehrung handelte. Als sie dann die Kammer betraten, waren sie überwältigt von den ungeheuren Reichtümern, die sie hier vorfanden und die ihre kühnsten Träume bei weitem überstiegen. Die Wände waren gesäumt mit den Schildern Salomons, der Traum eines jeden Plünderers. Und dazwischen türmten sich überall Berge aus goldenen Münzen und Edelsteine aller Größen, Farben und Formen auf. Und doch wirkten sie nicht üppig oder glänzend. Das Schimmern des Goldes wurde von einer dicken Staubschicht abgeschwächt, die noch immer durch die Luft wehte.

      Shishak lief ins Zentrum der Halle. Dieses war leer. »Wo ist die Lade, Darius? Sagtest du nicht, sie würde sich in der Mitte der Halle befinden?«

      Darius trat neben ihn. »Sie haben sie weggebracht«, sagte er. »Außer diesem Flecken hier gibt es keinen anderen Platz, an dem sie gestanden haben könnte.«

      »Wenn das stimmt«, entgegnete Shishak, »würde es Hinweise darauf geben, dass man sie kürzlich bewegt hat, aber der Boden ist dick mit Staub bedeckt, ohne jeglichen Hinweis, dass sie sich überhaupt jemals hier befunden hat.« Shishak trat ein paar Schritte nach links, hob einen goldenen Kelch voll Manna auf, und warf ihn dann wütend davon. »Sie war nie hier«, verkündete er schließlich. »Sammelt alles ein und bereitet den Abtransport vor. Diese Schätze gehören in den Tempel eines wahren Gottes.«

      »Jawohl.«

      »Und Darius?«

      »Ja?«

      »Sollte einer der Soldaten auch nur ein Goldstück stehlen, will ich, dass man an ihm ein Exempel statuiert und er sofort hingerichtet wird. Und behalte besonders die Sukkiten im Auge. Söldner scheinen oftmals eine Schwäche für Reichtümer zu haben, die ihnen nicht gehören.«

      »Verstanden.«

      Während seine Männer begannen, die Schätze zusammenzutragen, sann Shishak über den Verbleib der Bundeslade nach, ohne zu ahnen, dass sie sich weniger als hundert Meter von ihm entfernt verbarg.

      Kapitel 1

       In der Nähe des Tempelberges, Jerusalem, heute

      Adham Ghazi war nun schon seit vielen Jahren auf der Suche nach der Bundeslade und hatte jedes Schriftstück studiert, das über ihren Verbleib berichtete, und jede Möglichkeit ihrer Existenz erforscht. Er hatte die Kapelle neben der Kirche St. Maria von Zion in Axum, Äthiopien, besucht, nur um feststellen zu müssen, dass die dort verborgene Bundeslade ein Duplikat war. Er war nach Elephantine in Ägypten und vielen anderen Schauplätzen der arabischen Welt gereist, hatte aber auch dort immer nur Nachbildungen vorgefunden, deren Qualität von billigen Kopien bis hin zu durchaus adäquaten Imitationen reichte.

      Der letzte noch zu untersuchende Ort befand sich unter dem Tempelberg in Jerusalem, den sowohl die Israelis als auch die Araber als ihr eigenes souveränes Territorium ansahen. Doch in Wirklichkeit blieb die Region in einem Schwebezustand, was ihre Zugehörigkeit anbelangte, nachdem die Vereinigten Staaten sich geweigert hatten, das Land als gänzlich zu Israel gehörig anzuerkennen, auch wenn es seitdem unter ihrer Kontrolle lag.

      Seit über einem Jahr hatte Ghazi im Geheimen an einem langen Tunnel gearbeitet. Und obwohl der Prozess recht lautlos vonstattengegangen war, galt immer zu befürchten, dass er entdeckt wurde. Mit Hilfe von detaillierten Notizen und möglichen GPS-Koordinaten, die er vom Iranischen Geheimdienst bekommen hatte, verbrachte er viele lange Nächte damit, die mögliche genaue Position der geheimen Kammer ausfindig zu machen.

      Nachdem sie sich bis auf fünfunddreißig Meter an die vermutete Stelle herangebohrt hatten, und aus Angst, dass die Vibrationen ihrer Bohrer die Israelis alarmieren könnten, arbeiteten sie von da an nur noch mit Spitzhacken und Schaufeln weiter, was ihr Vorankommen jedoch deutlich verlangsamte.

      Aber Ghazis Geduld würde sich bald als lohnend herausstellen.

      Tag für Tag und Nacht für Nacht wurden die Spitzhacken geschwungen, und Ghazi sah dabei zu, obwohl seine Hände nie wieder ein Werkzeug in den Händen gehalten hatten, seit er die Position eines Lieutenants der al-Qaida begleitete.

      Als solcher war er an der Planung mehrerer Angriffe auf israelische und amerikanische Ziele involviert gewesen, sowie an Attacken gegen jeden, der mit diesen Ländern Beziehungen pflegte. Kurz vor bin Ladens Hinrichtung in Pakistan hatte dieser ihm befohlen, die Bergung der Bundeslade zu planen und zu leiten. Warum, wusste er nicht, und hatte sich auch nie getraut, danach zu fragen.

      Er war ein großer und schlanker Mann, der makellos reine und fein gebügelte Kleidung trug und trotz des Staubs, der die ganze Zeit durch die Luft wirbelte, und der Hitze, die immer unerträglicher wurde, niemals schmutzig zu werden oder zu schwitzen schien. Sein Gesicht war dünn, sein Bart sorgfältig geformt, und seinen Augen wirkten dunkel, mürrisch und voll stiller Intensität. Aber er war auch über alle Maßen geduldig, und das war eine tödliche Eigenschaft, wenn man sie mit dem Drang zusammenbrachte, für eine Sache notfalls auch zu töten.

      Er stand vornübergebeugt vor einem Tisch, auf dem ausgebreitet eine Karte und ein Kompass lagen. Die Luft war heiß und stickig. Die unterirdische Kammer wurde nur von ein paar wenigen Glühbirnen erhellt, die lediglich schwaches


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