Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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und dann mit mir, worauf er verschwand. Wie er lachend behauptete, kam er sich unter dem Grünzeug recht deplaciert vor.«

      »So, so«, sagte die Mutter versonnen. »Es wäre besser gewesen…«

      Was sie damit meinte, blieb unausgesprochen, weil der Gong zur Mittagstafel rief. Somit war es Zeit, seinen äußeren Menschen ein wenig aufzufrischen.

      *

      Zur selben Zeit nahm man auch im Hadebrandthause das Mittagsmahl ein. An der Tafel saßen außer Mutter und Sohn auch die beiden kleinen Mädchen, die jetzt Heimatrecht hier hatten. Allerliebste Dingelein von fünf und zweieinhalb Jahren.

      Obgleich die Kleinste noch nicht an den gemeinsamen Tisch gehörte, hielt die Großmutter es jedoch für richtig, sie wenigstens an dem Mittagessen teilnehmen zu lassen. Sie saß auch recht manierlich auf ihrem durch Kissen erhöhten Stuhl und kam sich sehr wichtig dabei vor.

      Die Schwesterchen sahen sich sehr ähnlich, mit ihren blonden Löckchen und den großen blauen Träumeraugen. Brigit, die ältere, war schon recht verständig und bemutterte die kleine Ann-Magret, was diese sich gutwillig gefallen ließ. Tröstete sie auch, wenn sie noch immer nach der Mutter jammerte, obgleich ihr selber das Herzchen weh tat. Die Omi war ja sehr lieb und Onkel Holger auch, aber die Mutti! Ja, wenn diese auch hier wäre, wie schön!

      »Birgit, mein Liebling, du mußt jetzt aber essen«, mahnte Frau Hadebrandt gütig, als sie das Kind lustlos im Teller herumstochern sah. »Schau mal, wenn du nicht ißt, tut Ann-Magret es auch nicht. Und das geht doch nicht an, nicht wahr?«

      »Nein, Omi«, entgegnete das Dinglein ernsthaft. »Darum esse ich jetzt wirklich.«

      »Iß auch«, echote das Schwesterchen, einen allerliebsten Schalk in den Augen. »Sonst bekomme is von Onkel Holger nis die Sßoklade.«

      »Na, du materielles Persönchen!« drohte der Onkel lachend zu dem kleinen Schelm hin. »Aber recht hast du. Wer seinen Teller nicht leer ißt, bekommt vor dem Schläfchen keine Leckerei. Darum hurtig, meine kleinen Damen!«

      Ann-Magret löffelte nun eifrig ihr schmackhaftes Gericht, wobei auch das Eßlätzchen, das noch die liebevolle Hand der Mutter lustigbunt bestickt hatte, seinen Teil abbekam. Verstohlen rieb das dicke Fingerlein darüber hin. Denn weil sie schon ein großes Mädchen war, wie oft betont wurde, durfte das natürlich nicht mehr vorkommen.

      »Schweinchen«, rügte nun auch die Schwester leise, während Omi und Onkel in sich hineinlachten und so taten, als bemerkten sie nichts von der kleinen Entgleisung. Befriedigt nahm Ann-Magret das zur Kenntnis. Und als der Teller leer war, flüsterte sie der Schwester zu:

      »Tu ßnell weg, dann sieht keiner«, was Birgit auch rasch befolgte.

      »Is heute pieleicht Sonntag, Omi?« erkundigte sich dann das kleine Leckermäulchen.

      »Warum denn?« war die erstaunte Gegenfrage.

      »Weil es dann Pudding gibt. Mutti sagt, Pudding dürfen Kinder nur Sonntag haben, sonst sind sie verpöhnt.«

      »Womit die Mutti recht hat«, wurde unter zurückgehaltenem Lachen bestätigt, worauf das Persönchen entsagend seufzte.

      »Na, denn nis. Komm, Bigit.«

      Das kleine, gut erzogene Mädchen wußte bereits, daß man sich nur von der Tafel erheben durfte, wenn man die Erlaubnis dazu hatte. Fragend sah es die Großmutter an, die lächelnd nickte.

      »Geht nur, damit ihr zu eurem Mittagsschläfchen kommt. Gesegnete Mahlzeit.«

      »Mahlzeit«, rutschten die Mädchen von ihren Stühlen. Gingen dann zu Omi und Onkel, die einen Kuß auf die rosigen Wänglein drückten. Ann-Magret sah letzteren an, der nun eine Tafel Schokolade herbeiholte, zwei gleich große Stücke davon abbrach, was vier Kinderaugen aufmerksam verfolgten.

      »So, artige Mädchen sollen auch ihre Belohnung haben. Sperrt die Mäulchen auf. «

      »Bitte, jetzt nicht, Onkel«, wehrte die Ältere altklug. »Mutti sagt, daß wir die Schokolade erst essen dürfen, wenn wir im Bett liegen.«

      »Recht so«, lobte der Onkel, indem er die Süßigkeiten in Silberpapier wickelte und in die kleinen Patschen legte. Darauf nahm Brigit die Schwester bei der Hand und trollte mit ihr ab. Holger sah ihnen schmunzelnd nach und sagte dann zur Mutter:

      »Das muß man sagen, Magret hat ihr Kinder gut erzogen. Sie werden dir nicht viel Mühe machen Muttchen.«

      »Das schon nicht«, seufzte sie schmerzlich. »Wenn sie sich nur rasch eingewöhnen und der Mutter nicht lange nachjammern möchten. Mir tut dann immer das Herz weh.«

      »Mir gewiß auch«, entgegnete der Sohn bedrückt. »Aber Kinder pflegen ja schnell zu vergessen. Hauptsächlich dann, wenn sie liebevoll behandelt werden.«

      Seine Hand unter den Arm der Mutter schiebend, ging er mit ihr nach dem lauschigen Gemach, um dort den Mokka einzunehmen. Sie ließen sich in die tiefen Sessel sinken und nippten das köstliche Getränk mit Behagen. Und nachdem Holger sich eine Zigarette angesteckt hatte, erzählte er von Ebbas Besuch und seinem Grund. Als er geendet, schüttelte die Dame indigniert den Kopf.

      »Ist das die Möglichkeit! Um das fertigzubringen, dazu gehört schon eine gute Portion Unverfrorenheit. Schämte sie sich denn nicht, als sie das Geld nahm?«

      »Keine Spur. Noch nicht einmal verlegen war sie. Einen guten Eindruck machte sie, wie ich dir bereits erzählte, schon gestern nicht auf mich, doch nach dem Heutigen kann ich nur befürchten, daß Mechthild an ihrer Tochter so manches erleben dürfte.«

      »Ganz meine Meinung«, bestätigte Frau Anne seufzend. »Am Ende war es doch nicht recht von mir, daß ich mich in den verflossenen drei Jahren nicht um Mechthild kümmerte. Ich mache mir jetzt ernstliche Vorwürfe. Vielleicht hätte ich auf Ebbas Erziehung doch ein wenig einwirken können.«

      »Nicht doch, Muttchen«, wehrte Holger entschieden ab. »Ebbas Vater hat ihre Erziehung total verpfuscht, daß nach seinem Tode kaum noch etwas daran gutzumachen war. Mechthild hat sich wahrlich alle Mühe gegeben, doch der Erfolg scheint gleich Null zu sein.«

      »Ihre Mühe will ich gewiß nicht anzweifeln, doch sie ist zu weich, zu nachgiebig diesem störrischen Füllen gegenüber. Mit Liebe und Güte ist da nichts getan, nur mit einer energischen Faust. Glaube mir, Junge, sie wird ihre Nachsicht noch einmal bereuen.«

      »Hoffentlich kommt es nicht dazu, Mutter. Daran würde die sensible Mechthild zerbrechen. Wer so ausschließlich für sein Kind gelebt hat wie sie, kann herbe Enttäuschungen nie verwinden. Ich mache mir ernstliche Sorgen um sie.«

      »Dann laß sie diese auch fühlen, mein Sohn. Sprich mal ein offenes Wort mit ihr.«

      »Um alles nicht!« wehrte er ab. »Das würde sie mir arg verdenken. Als ich gestern auf ihre Frage, welch einen Eindruck ich von Ebba hätte, vorsichtig den der Frühreife angab, war sie schon gekränkt. Ganz energisch wies sie meine Annahme zurück. Sie meint ihr Kind genau zu kennen. Von dem, was sie manchmal unbekümmert plapperte, hätte es den Sinn nicht erfaßt, wäre daher nicht ernst zu nehmen.«

      »Also total mit Blindheit geschlagen. Wie kann das bei der sonst so klugen, scharfsichtigen Frau nur möglich sein? Vielleicht würde sie doch hellsichtig werden, wenn du Tatsachen sprechen ließest. Ihr erzähltest, daß Ebba heute bei dir war… «

      »Ausgeschlossen! Soll ich etwa als Lügner dastehen? Denn Ebba würde in ihrer Unverfrorenheit alles ableugnen. Die wickelt ihre Mutter ein wie eine geübte Intrigantin.«

      »So gefährlich schätzest du das siebzehnjährige Mädchen ein?«

      »Ich wünschte, daß ich mich täusche, Mutter. Doch da sie als Vierzehnjährige schon so vorzüglich schauspielern konnte, wird sie es in den verflossenen drei Jahren bestimmt zur Fertigkeit gebracht haben.«

      »Wie meinst du das?«

      »Weil sie es für Theater halte, was Ebba damals in Szene setzte, als Mechthild sie am Schloßteich fand. Das raffinierte Ding wußte gut genug, daß


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