Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman - Karin Bucha


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in ihr Schlafzimmer.

      »Sie werden gewünscht, Christine. Ein Herr Ronald –« Im nächsten Augenblick steht sie neben der zukünftigen Herrin, die schneeweiß geworden ist und aussieht, als wolle sie zusammenbrechen. »Mein Gott, Christine, ist Ihnen nicht wohl?«

      Christine nimmt alle Kraft zusammen. »Doch, mir ist wohl.«

      »Soll ich den Herrn wegschicken?« fragt Frau Irene.

      »Nein, Irene!« Christine löst sich aus Irenes Armen. »Mit dem Herrn muß ich allein sprechen. Sagen Sie ihm, daß ich ihn in der Halle empfangen will.«

      Noch einen besorgten Blick wirft Frau Irene auf das unter der Sonnenbräune grau erscheinende Gesicht, dann huscht sie hinaus.

      »Ferdinand Ronald«, flüstert Christine vor sich hin. Jetzt kommt die Abrechnung mit Ronald. Ein Glück, daß Georg nicht anwesend ist. Sie wird die Unterredung schnell beenden.

      Noch einen letzten Blick in den Spiegel, dann geht sie entschlossen zur Tür.

      Chris Velden kommt langsam die Freitreppe herab. Ihr Fuß stockt, als sie Ferdinand am Ende der Stufen erblickt.

      Sie ist noch schöner geworden, geht es ihm durch den Kopf. Mit ihrem schwebenden Gang kommt sie näher. Ihre Stimme ist tonlos.

      »Ferdinand«, sagt sie mit schmerzlichem Lächeln. »Also hast du mich doch gefunden.«

      »Ja, Chris«, erwidert er, nimmt ihre Hand auf und küßt sie. Er spürt, wie diese Hand zittert. »Wir brauchen dich, Chris. Die Aufnahmen zu dem neuen Film sind bereits im Gange. Du darfst mich nicht im Stich lassen.«

      Sie geht an ihm vorbei und läßt sich vor dem Kamin in einen der tiefel Sessel sinken. Ihre Haltung ist hilflos, verzweifelt.

      Ruckartig hebt sie den Kopf. »Ferdinand«, – sie zwingt ihre Stimme zur Festigkeit, es gelingt ihr schlecht – »ich kehre nicht mehr zurück.«

      »Chris!« ruft er entsetzt.

      »Ja, ja«, fährt sie heftig fort, »ich kehre nicht mehr zu meinem Beruf zurück, Ferdinand.« Ihr Ton wird beschwörend. »Ich liebe, hörst du, ich liebe zum ersten Mal in meinem Leben. Und dieser Mann braucht diese Liebe. Nie kann ich ihn verlassen, niemals!«

      »Chris!« Er schüttelt sie an den Schultern. »Besinn dich doch. Du kannst doch nicht einfach alles im Stich lassen.«

      »Doch, Ferdinand, gerade das will ich. Verstehe mich doch. Du willst mich nur zurückholen, weil du ohne mich nicht arbeiten kannst. Ach –« Sie macht eine mutlose, verzweifelte Handbewegung. »Ich spreche von Liebe, und du von der Arbeit. Dann hast du niemals so tief geliebt wie ich.«

      Er hebt ihr Kinn an. Um seinen Mund zuckt es. »Ach, Chris«, sagt er gequält, »wenn du wüßtest. Seitdem wir zusammenarbeiten, liebe ich dich.«

      Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen. »Und deine Frau?«

      »Meiner Frau gehört meine ganze Fürsorge, mein Mitleid. Sie ist mir keinen Augenblick eine Last geworden. Aber jetzt sollst du wissen, daß ich doch liebe, und zwar dich. Chris, ich bitte dich, kehre zurück.«

      Entschlossen erhebt sie sich. »Nein, Ferdinand. Ich kann nicht. Natürlich werde ich mich noch zu einer Unterredung einfinden. Ich muß ja versuchen, meinen Vertrag mit der Ava-Film-Produktion zu lösen. Aber in Zukunft müßt ihr auf mich verzichten.«

      »Chris!« Abermals legt er ihr die Hände auf die Schultern. »Du kannst nicht alles im Stich lassen. Begreife das doch.«

      Er fährt hastig, drängend fort:

      »Chris, ich bitte dich, daran zu denken, daß es viele Gutsfrauen gibt, aber wenig so große Künstlerinnen, wie du eine bist.« Seine Stimme klingt besänftigend. »Ich weiß, Chris, ich habe hart mit dir gearbeitet. Aber ich habe dich zu dem gemacht, was du heute bist, eine große Künstlerin, eine berühmte Frau.«

      »Ich weiß, ich weiß!« Verzweifelt preßt sie die Fingerspitzen an die Schläfen, hinter denen es pocht und hämmert. »Alles weiß ich.« Schluchzend ist ihre Stimme. »Du hältst mich für undankbar. Das bin ich nicht. Aber ich liebe den Mann über alles und bin bereit, dieser Liebe alles zu opfern.«

      »Chris!« Sein Ton wird kalt, und fröstelnd streicht sie sich über die Arme. »Du sollst dich nicht sofort entscheiden. Ich gebe dir eine Stunde Zeit –«

      Da lacht sie grell auf. »Eine Stunde? Oh, Ferdinand! Eine Stunde gibst du mir Zeit? Eine Stunde soll über ein Menschenleben, nein, über zwei Menschenleben entscheiden? Ich habe mich bereits entschieden.«

      Doch er bleibt hart. »Dann zwei Stunden«, sagt er ruhig.

      Er macht eine abschließende Handbewegung.

      »In zwei Stunden bin ich wieder hier, Chris. Bedenke, daß du dir nicht mehr selbst gehörst. Kein Künstler gehört sich selbst. Er muß immer bereit sein, mit seiner Kunst andere zu beglücken.«

      Noch nie hat ein Schritt ihr so hart in den Ohren geklungen, wie der, mit dem Ronald sich entfernt.

      Sie sinkt zurück in den Sessel, birgt das Gesicht in den Händen und weint leise vor sich hin.

      *

      Georg Hagen hat vom Fenster des hinteren Salons den Besucher fortfahren sehen. In größter Eile hat dieser den eleganten Wagen bestiegen und ist die Auffahrt hinuntergerast.

      Hagen hat Christine überraschen wollen und lautlos das Haus betreten. Erst als er die fremde Stimme vernahm, ist er stehengeblieben und Zeuge der ganzen Unterredung geworden.

      Unter einem fremden Namen ist sie in sein Haus gekommen, hat sich in sein Herz geschlichen und ihn zu ihrem willenlosen Sklaven gemacht! Und ist Velding auch nicht ihr richtiger Name? Aber jetzt weiß er, daß sie eine große berühmte Künstlerin ist und, wie der Fremde ganz richtig behauptet hat, sie gehört nicht ihm allein, sie gehört allen, allen denjenigen, die etwas von Kunst verstehen.

      Sein Herz krampft sich zusammen. Er möchte den Tag verfluchen, da er sie über die Schwelle seines Hauses getragen hat – und doch kann er es nicht. Sie hat ihm den Glauben an die Liebe wiedergegeben.

      Jetzt auch noch? Er lacht grimmig vor sich hin. Nein! Jetzt nicht mehr. Sie muß sich entscheiden, und er weiß, wie diese Entscheidung ausfallen wird. Er wird sie ihr leichtmachen.

      Zu diesem Entschluß gekommen, geht er mit energischen Schritten hinein in die Halle.

      Chris sitzt immer noch in der rüh-renden, Verzweiflung ausdrückenden Haltung. Sie hört die harten Schritte und meint, Ronald sei zurückgekommen. Sie hebt den Kopf.

      »Georg«, flüstert sie.

      Sekundenlang betrachtet er sie, und sie erschrickt vor der Härte seines Ausdrucks. Ja, so hat sie ihn kennengelernt, hart, verbittert. Nichts mehr von dem glücklichen, aufgeschlossenen Mann ist übriggeblieben.

      »Ich weiß alles«, hört sie seine tonlose Stimme. »Ich war unfreiwilliger Zeuge eurer Unterhaltung.«

      »Georg!« Ihre Augen weiten sich in Schreck und Entsetzen. »Du – du weißt alles?«

      »Ja, Chris Velden.« Er lacht so grell auf, daß sie wie unter einem körperlichen Schmerz zusammenzuckt. »Du brauchst keine Komödie mehr zu spielen. Vor allem nicht die liebende Frau –«

      »Georg!« Bittend hebt sie ihre Hände zu ihm empor. »Bitte, nicht diesen Ton. Wenn du alles gehört hast, dann weißt du auch, daß ich dich wirklich und wahrhaftig liebe, daß ich bereit bin, alles für diese Liebe aufzuge-

      ben.«

      »Das hat meine erste Frau auch behauptet, und dann ist sie mir doch davongelaufen.« Seine Stimme wird immer klangloser. »Mit all meiner Liebe habe ich sie nicht halten können. Dabei war sie nur eine sehr mittelmäßige Schauspielerin. Du aber bist berühmt durch deine Kunst. Das alles kannst du viel weniger aufgeben –«

      »Doch, Georg, ich kann es. Meine Liebe zu dir ist viel zu groß.«

      Leidenschaftlich


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