Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman - Karin Bucha


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Ahnung von den Ereignissen hatte.«

      »Deshalb müssen wir vorsichtig sein«, meint Doktor Brenner.

      Er unterhält sich lange mit seinem Freund, und zum Schluß ist dieser mit allem einverstanden, was Brenner für wichtig hält.

      *

      Die Zeitungen sind erfüllt von der Angelegenheit Ronald – Chris Velden. In großer Aufmachung bringen sie Berichte über Ingeborgs Freitod, über die angeblich heimliche Liebesromanze, die nur in dem neidvollen Herzen einer von der Liebe vernachlässigten Frau bestand.

      Blumen und freundliche Verehrung betonende Schreiben werden bei Chris Velden abgegeben. Ronald ergeht es nicht anders. Beide wagen sie sich kaum aus ihren Häusern.

      Vor den Toren lagert eine begeisterte Menge, die ihre Lieblinge wieder im alten Glanz und untadelig sieht.

      Drinnen weint Chris vor Freude, und Ina und Elfi, die reizende Kleine, müssen sie trösten.

      »Nicht mehr weinen, Tante Christine«, bettelt sie mit treuherzigem Blick. »Paß auf, nun kommt auch Onkel Georg wieder.«

      Sofort wird Chris’ Haltung unnatürlich starr.

      »Er kommt nicht wieder, glaube es mir doch endlich, Liebling.«

      Die Kleine lächelt altklug. »Ich glaube es aber doch, Tante Chris.«

      Sie ist unerschütterlich in ihrem Glauben. Sie weiß wenig von den Dingen, die die Großen bedrückt haben, sie weiß nur, daß Onkel Georg sie beide eines Tages holen wird. Daran glaubt sie ganz fest, und sie macht damit Chris nur noch nervöser, als sie ohnehin schon ist.

      Endlich ist auch die Vernehmung von Schwester Maria vorüber. Ronald und Chris Velden sind völlig rehabilitiert und die Zeitungen berichten darüber ausführlich. Schwester Maria ist aus dem Schwesternverband ausgestoßen worden.

      Sie hat die Vernehmungen gleichgültig an sich vorübergehen lassen. Der Mensch, an dem sie mit aller Liebe hing, ist nicht mehr. Für sie gibt es keinen Trost und keine Freude mehr. Alles ist wertlos und ohne Sinn geworden.

      Noch hat sie kleine Ersparnisse. Auch darüber macht sie sich keine Gedanken. Vorläufig bewohnt sie ein armseliges Zimmer. Aber das macht ihr nichts aus. Sie lebt und lebt auch nicht

      mehr.

      *

      Georg Hagen ist kaum mehr ein Mensch. Seine Ungeduld steigert sich von Tag zu Tag. Mehrmals täglich telefoniert er mit Fritz Brenner. Häufig gehen sie auch gemeinsam essen. Brenner hat viel Mühe, den Freund zu beruhigen.

      »Nur noch kurze Zeit, Georg. Sobald Chris abgereist ist, rufe ich dich an.«

      »Kann ich mich auf dich verlassen?« Georgs Augen liegen tief in den Höhlen. Er hat seine ganze gesunde Bräune verloren in den schweren Tagen des Wartens.

      Und dann kommt der langersehnte Anruf. Hagen zittert am ganzen Leib, nun, wo er dicht vor der Entscheidung steht.

      Zunächst fährt er hinaus in Chris Veldens Haus. Wera Hansen öffnet ihm. Er stellt sich vor. Ehe sie noch ein Wort sagen kann, kommt Elfi angeflattert und springt Hagen an den Hals, sie lacht und weint und küßt ihn immer wieder.

      »Ich habe es ja gewußt, Onkel Georg. Ich habe gewußt, du wirst uns abholen. Nicht wahr, du holst uns heim?«

      Er drückt sie fest an sich. »Gewiß, mein Liebling, ich hole euch heim. Aber zuerst holen wir Tante Chris aus Hamburg ab.«

      Er wendet sich an Wera Hansen. »Würden Sie für sich und das Kind das Nötigste packen?«

      »Ich – ich soll mitkommen?« fragt Wera verwirrt.

      »Frau Velden hat Ihnen doch das Kind übergeben, also dürfen Sie es auch nicht verlassen.«

      »Das stimmt.« Über Weras hübsches Gesicht geht ein Strahlen. Jetzt weiß sie, wer der interessante, hochgewachsene Mann ist. »Wann reisen wir?«

      »Sobald Sie gepackt haben.«

      »Du liebe Güte«, platzt Wera heraus, »so schnell? Aber ich schaffe es. In einere Stunde sind wir soweit!«

      Elfi ist ein zappeliges, unermüdlich fragendes Etwas. Und Georg Hagen ist unermütlich im Beantworten. Er fährt ruhig und sicher. Sein Herz treibt ihn vorwärts, der geliebten Frau entgegen. Und Zweifel kämpfen mit seiner Hoffnung. Wird sie ihn erhören? Wird sie von seiner Liebe überzeugt sein?

      *

      Chris Velden und Ferdinand Ronald sitzen sich im Künstlerzimmer des großen Filmtheaters allein gegenüber.

      Chris nimmt einen Anlauf, um von dem zu sprechen, was sie die ganze Zeit beschäftigt.

      Im Saal läuft bereits das Beiprogramm, denkt sie und atmet tief ein. Gleich muß sie auf die Bühne.

      »Ich muß einmal mit dir sprechen, Ferdinand«, beginnt sie mit leiser, stockender Stimme, die sich immer mehr festigt. »Gib mich frei! Ich möchte keinen Vertrag mehr mit dir ab-schließen. Überhaupt keinen Vertrag. Gewinne für den letzten Film Ina Binding, das ist ein aufsteigender Star.«

      Ronald zeigt sich nicht ein bißchen überrascht, hat er doch schon lange damit gerechnet. Er trägt den neuen Vertrag bereits in seiner Tasche.

      »Ronald«, erinnert sie den in Gedanken versunkenen Mann, »du wirst mir doch keine Schwierigkeiten machen?« Angst klingt durch ihre Worte.

      Er schüttelt den Kopf. »Nein, Chris, das will ich nicht. Ich denke nur an die schöne Zeit unserer Zusammenarbeit. Seit ich dich vom Hagenhof holte, warst du verändert. Warum soll ich dich halten, wenn dein Herz doch nicht bei deinem Spiel ist?«

      Sie erhebt sich und tritt rasch zu ihm. Sie legt ihm die Hände auf die Schultern.

      »Ach, Ferdinand, so leicht machst du es mir? Ich danke dir, ich danke dir von ganzem Herzen. Nie wieder werde ich spielen. Heute zeige ich mich zum letzten Male dem Publikum. Dann ziehe ich mich aufs Land zurück und widme mich ganz der Erziehung meiner Nichte.«

      »Und Georg Hagen?« fällt er ihr entsetzt ins Wort. »Ich dachte, ich würde dich für dein Glück freigeben?«

      Ihr Lächeln ist gezwungen. »Beruhige dich. Georg Hagen hat mich längst vergessen. Ist es kein Glück, für ein Kind dazusein?«

      Ich müßte auch ein Kind von Ingeborg haben, denkt er wehmütig, dann wäre mein Leben sinnvoller.

      Er faßt in seine Brusttasche. »Hier sind die Verträge, Chris. Nach deinem Auftritt überreiche ich sie dir, und du kannst sie vernichten.«

      »Ist Ina mit Malton gekommen?«

      »Sie werden jeden Augenblick erscheinen. Sie wollten schnell einen Happen essen.«

      Ruhelos treibt es Chris umher. Sie blickt beim Vorübergehen in den Spiegel. Es zeigt ihr eine berückend schöne Frau im weißen Abendkleid.

      Keinen Blick kann Ronald von der faszinierenden Frau wenden. Da treten Malton und Ina ein. Herzliche Begrüßung. Auch Direktor Görner von der Awa-Filmgesellschaft ist in ihrer Gesellschaft gekommen. Ehrerbietig küßt er Chris’ beide Hände.

      »Das Theater ist überfüllt, und draußen steht man Schlange«, bemerkt er stolz. »Sie werden einen beispiellosen Erfolg erleben.« Damit wendet er sich an beide, an Chris und an Malton.

      Dann ertönt das Klingelzeichen, das sie gemeinsam auf die Bühne ruft. Zuerst erscheinen Malton und Chris. Sie werden von einem ohrenbetäubenden Lärm empfangen. Blumen werden herbeigetragen, sie sammeln sich zu ihren Füßen. Rosen liegen wie träumend in Chris’ Arm.

      Ihre Augen sind gefüllt mit Tränen.

      Wie wunderbar wäre es – geht es ihr schnell durch den Kopf, während sie sich lächelnd nach allen Seiten verneigt, immer wieder verneigt –, wenn ich das alles für Georg Hagen hingeben würde.

      Dann sinkt der Vorhang. Später haben sie sich dem Publikum noch einmal zu zeigen, und zwar zum Schluß


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