Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman. Karin Bucha
er endlich in Schlaf versinkt, ist er zu einem Entschluß gekommen.
*
Am nächsten Tag sucht Doktor Brenner den Schauspieler im Filmatelier auf. Er wird unverzüglich zu Malton geführt, der sich soeben abschminkt. Die Proben sind immer noch im vollen Gange. Dazu ist aber weder seine noch Inas Anwesenheit jetzt erforderlich.
Bestürzt blickt Malton auf seinen Besucher. »Entschuldigen Sie.« Er macht eine Handbewegung über die Unordnung, die in seiner Garderobe herrscht. »Können wir nicht woandershin gehen?«
»Ist Fräulein Binding auch frei?« erkundigt Brenner sich
»Wir haben heute nichts mehr zu tun. Soll sie mit von der Partie sein?«
»Mir wäre es sehr angenehm.«
Malton stutzt. »Sie sehen so eigentümlich aus, beinahe feierlich.«
»Machen Sie es nicht so dramatisch, Mister Malton. Ich hätte Ihnen einen Plan zu unterbreiten und möchte von Ihnen wissen, ob Sie damit einverstanden sind, zumindest ihn billigen.«
Malton tupft sich über die Stirn. »Was hat Ina Binding damit zu tun?«
Brenner tut völlig unschuldig. »Ich denke, Sie lieben sie?«
Malton gibt es einen förmlichen Ruck. »Na, hören Sie mal, Doktor.« Was er sich selbst noch kaum so recht zugestehen gewagt hat, spricht der Rechtsanwalt gelassen aus. Natürlich liebt er Ina. Jetzt erst weiß er es genau. Er lächelt verstohlen, und sein Ton klingt ganz anders als vorher. »Nun ja, ich liebe Ina Binding, vorher glaubte ich Chris Velden zu lieben –«
»Sehen Sie, lieber Malton«, unterbricht Brenner ihn mit Genugtuung. »Deshalb komme ich zu Ihnen, und darauf habe ich meinen Plan aufgebaut. Darf ich Ihnen die Einzelheiten erklären? Fräulein Binding können wir später aufklären.«
Leise, eindringlich spricht Brenner auf den Schauspieler ein. Dessen Gesicht ist gespannt, aber noch nicht sehr beeindruckt. Erst allmählich wird er warm. Später nickt er begeistert.
»Einverstanden!« Er reicht Brenner herzlich die Hand. »Ich bin dabei, und Ina gewinnen wir auch dafür.«
Brenner erhebt sich. »Darf ich Sie irgendwo erwarten? Hier ist es doch etwas zu ungemütlich.«
»Gut, im Savoy«, schlägt Malton vor. »Bestellen Sie indessen eine gute Mahlzeit. Mir ist alles recht. Bedenken Sie dabei nur den Geschmack einer jungen Dame.«
»Wiedersehen!«
*
Malton hat sich noch nie so schnell umgezogen, wie nach dem Besuch Doktor Brenners.
Es kostet ihn auch nicht viel Überredungskunst, Ina Binding zum Mitkommen zu bewegen.
Zusammen fahren sie in Maltons Wagen, in dem Ina schon so oft gesessen hat, in das Hotel.
Brenner hat alles gut vorbereitet. Das Essen ist vorzüglich, und Ina blickt immer wieder auf Malton.
»Ist das nicht viel zu reichlich?« meint sie schließlich. »Ich muß doch mein Gewicht halten.«
Malton bricht in herzliches Gelächter aus. »Bei Ihrer Wespentaille dürfen Sie schon einmal schlemmen. In Zukunft wache ich über Ihr Gewicht.«
Das bringt Ina schon wieder in Rage. »So habe ich das nicht gemeint«, faucht sie ihn an. »Aufpassen kann ich selbst auf mich.«
»Aber wenn es mir nun einmal Freude macht?«
»Ach!« Ina sieht an ihm vorbei. »Ein paar Wochen arbeiten wir noch zusammen, dann sagen Sie ›auf Wiedersehen‹ zu mir, besteigen irgendeine Maschine und fliegen davon. Also ist es doch wohl logisch, wenn ich auf mich selbst aufpasse.«
Malton wirft ihr einen schnellen, zärtlichen Blick zu. »Wetten, daß ich diesmal den Rückflug nicht allein antrete?«
»Die Wette haben Sie schon gewonnen«, sagt sie gelassen. »Sie werden bestimmt nicht der einzige Passagier sein.«
Er lacht schallend auf. »Sie haben nicht nur Humor, meine Liebe, Sie sind auch klug.«
»Bah, klug!« Sie schneidet eine kleine Grimasse. »Was Sie nicht alles in mich hineinlegen! Ich bin vom Theater besessen, das ist alles und die Wahrheit.«
»Dann passen wir wunderbar zusammen. Ich liebe meinen Beruf auch sehr.« Er stellt das in aller Sachlichkeit und dennoch mit überzeugendem Ernst fest.
»Beruflich – mag sein«, sagt sie mit großer Überlegung, was ihm ein belustigtes Lächeln entlockt. »Aber pri-
vat –? Das bezweifle ich.«
»Verstehen wir uns nicht ganz großartig?« strahlt er sie an.
»Sie meinen wohl, wir kriegen uns dauernd in die Haare.«
Sie haben Brenners Anwesenheit anscheinend ganz vergessen und sehen bestürzt hoch, als er sich vernehmen läßt.
»Wenn Sie Ihren kleinen Streit beendet haben –«
»Wir unterhalten uns nur, aber wir streiten uns nicht.« Malton und Ina sagen es wie aus einem Munde.
»Also, lieber Doktor«, wendet Malton sich an den Rechtsanwalt. »Nachdem wir ein fabelhaftes Essen zu uns genommen haben, lade ich zu einer Flasche Sekt ein, und Sie können uns Ihren Plan in allen Einzelheiten entwickeln.«
Inas lebhaft gerötetes Gesichtchen zeigt etwas wie Enttäuschung.
»Sie haben uns eingeladen?« fragt sie.
»Hat Mister Malton Sie auf der Herfahrt nicht aufgeklärt?«
»Leider nicht, lieber Doktor. Wir hatten uns zu streiten«, antwortete Malton für Ina.
Diese wirft ihm einen wütenden Blick zu und straft ihn dann mit Nichtachtung. Dagegen lauscht sie aufmerksam Brenners langen Ausführungen.
»Wird aber Herr Ronald mitspielen?« wirft Ina mißtrauisch ein.
»Nicht nur er, sondern auch Chris Velden. Davon bin ich fest überzeugt.«
Zwei Hände strecken sich dem Rechtsanwalt über den Tisch entgegen.
»Einverstanden. Sie brauchen mich nur im Hotel anzurufen, und ich komme mit Ina.«
»Vielen Dank.« Doktor Brenner atmet erleichtert auf. Er glaubt das Spiel damit schon halb gewonnen.
Da er das Gefühl hat, die beiden wollen allein sein, verabschiedet er sich. In dieser Nacht findet Brenner etwas mehr Ruhe als die Nacht zuvor.
*
Am nächsten Morgen setzt Doktor Brenner sich mit Ferdinand Ronald in Verbindung.
»Kannst du in meine Kanzlei kommen, Ferdinand?« fragt er ohne große Überleitung. »Und könntest du versuchen, Frau Velden mitzubringen?«
»Zeit ist das, was ich jetzt am reichlichsten habe. Also, ich komme«, erwidert Ronald ohne Zögern, und befriedigt hängt Brenner ein.
Er holt Chris Velden in ihrem Hause ab, die gerade dabei ist, mit ihrer kleinen Nichte zu spielen. Es wird viel gelacht dabei, und Chris ist ganz atemlos.
Sie folgt ihrer Haushälterin sofort in die Halle, wo sie bei Ronalds Anblick stutzt.
»Du – Ferdinand?«
»Ich wollte dich abholen, Chris«, beginnt er, nachdem er ihr die Hand mit aller Höflichkeit geküßt hat. Er findet sie schöner und begehrenswerter denn je. »Brenner erwartet uns beide in seiner Kanzlei.«
Sie fährt sich durch das schwarzglänzende Haar. »Verzeih, ich bin nicht gerade empfangsfähig. Elfi hat mich durcheinandergewirbelt.«
Er lächelt wehmütig. »Wer dich zur Frau nimmt, Chris, bekommt gleich eine Familie fix und fertig geliefert.«
Ihr Gesicht wird verschlossen. »Ich heirate nicht«, sagt sie ablehnend.
»Also, du kommst mit?« lenkt