Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.
Halunke mir da vorhin an den Schädel geworfen hat, das war ein Schmiedehammer. Dem Kerl macht die Verwundung nicht mehr das mindeste zu schaffen. Griffith hatte recht: Die Earps sind aus Eisen!«
Break rieb sich das Kinn und sah ratlos von einem zum andern.
»Jedenfalls ist es jetzt ernst geworden. Der Mann ist gefährlich. Dreimal so gefährlich wie neulich. Das steht fest. Seld geht jetzt ins Jail. Wir holen ihn schon wieder raus!«
Folgerson krächzte: »Wir fordern ihn, Boß. Larry ist ein Coltman, der es mit ihm aufnehmen kann.«
Der vierschrötige Larry federte von seinem Platz hoch. »Bist du verrückt? Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich mich diesem Maschinenmenschen offen stelle?«
»Wer spricht von offen?« meinte Break.
Und wieder schmiedeten die Desperados einen Plan, wie sie den anscheinend unverwundbaren Sheriff Earp ausräuchern könnten…
*
Die beiden Flanagans standen im Office, als Wyatt eintrat. Doc Collins stellte sie dem Marshal vor.
Der reichte ihnen die Hand.
»Well, Boys, es ist schön, daß ihr gekommen seid. Aber im Augenblick brauche ich euch nicht. Ihr könnt wieder an eure Arbeit gehen.«
Doc Collins brummte: »Aber das ist doch… Wir brauchen sie doch auf jeden Fall, Mister Earp. Machen Sie nie den Fehler, Break und seine Leute zu unterschätzen. Die sind jetzt im Augenblick vielleicht etwas deprimiert von Ihrem plötzlichen Auftauchen, aber…«
»Sie sollen gehen«, sagte Wyatt nur. Er wollte niemanden in Gefahr bringen. Und das sagte er auch.
Aber da kam er bei den Flanagan-Brothers schlecht an. »In Gefahr, Marshal? Die Stadt ist in Gefahr. Es ist unsere Pflicht, Ihnen beizustehen.«
Da wurde die Tür vorsichtig geöffnet. Der krausköpfige Tramp Ingo Seld lugte in den Raum.
Wyatt sah ihn mit einem scharfen Blick an und wies mit dem linken Daumen auf die offene Zelle. »Geh in deinen Bau, Kleiner!«
Trippelnd näherte sich der Bandit der Zellentür.
Da packte ihn Billy Flanagan plötzlich, riß ihm den Colt aus dem Halfter und stieß ihn in die Zelle.
»So, Amigo, der Käfig ist zu. Und ich verspreche dir, daß du ihn nur verlassen wirst, wenn du zum Galgen geführt wirst.«
Der Desperado stand mit zitternden Beinen in der Zellenmitte und starrte auf den Boden. Er hatte plötzlich das sichere Gefühl, daß die Worte, die der Bursche da gesagt hatte, nicht nur so dahingesprochen waren.
Wyatt nahm keine weitere Notiz von dem Banditen Seld. Er zündete sich eine große schwarze Zigarre an und ließ sie zwischen seinen kräftigen weißen Zähnen hin und her wandern. Dann stand er auf, ging ans Fenster und sah auf die Straße.
Drüben auf der Uferböschung stand ein Mann. Er war vierschrötig, hatte ein breites Gesicht, das wie aus Holz geschnitten wirkte, und gelbe geschlitzte Augen. Sein Hemd stand vorn auf der Brust weit offen, und seine Weste war kurz und abgetragen. Das blaue Hemd stand in seltsamem Kontrast zu dem grünen Halstuch. Die graue abgewetzte Hose steckte unten in halbhohen Stiefeln. Der Mann trug einen patronengespickten Kreuzgurt. Ganz still stand er da und sah zum Office hinüber.
Doc Collins, der den Missourier beobachtet hatte, fragte mit gerunzelter Stirn: »Geht’s los?«
»Sieht so aus«, entgegnete der Marshal. »Das heißt, nicht für Sie.«
Wyatt schob seine beiden Revolver wieder nach vorn und ging zur Tür. Über die linke Schulter sagte er: »Ich komme gleich zurück!«
Collins lief ihm nach. »Mister Earp, was haben Sie vor?«
Aber der Marshal gab ihm keine Antwort. Er ging über den Vorbau auf den Saloon zu. Collins trat hinaus. Die beiden Flanagans folgten ihm. Drüben vor der Schenke standen Break, Hunter und die übrigen Spießgesellen.
Yellow Jim stand breitbeinig mitten auf den Stepwalks und hatte die Daumen nach seiner Manier, in die Westenausschnitte geklemmt.
Hunter lehnte an der Wand und tat, als gäbe es drüben auf dem Creek etwas Interessantes zu sehen.
Die anderen hatten sich über das Vorbaugeländer gebeugt und sahen auf die Straße. Und drüben, neun Yards entfernt, stand Gordon Breaks Scharfschütze Larry Hayes.
Wyatt ging direkt auf Break zu.
Der Bandenführer hatte sich inzwischen gefangen, und sein altes Selbstbewußtsein stand wieder in seinem unangenehmen Gesicht. Er war jetzt überzeugt, daß die letzte Minute dieses lästigen Sheriffs angebrochen war.
»Wohin so eilig, Earp?«
»Eilig?« Der Marshal war fünf Schritte vor dem Bandenführer stehengeblieben. »Ich habe es absolut nicht eilig, Break. Da ich Ihnen jedoch versprach, noch über zwei Dinge mit Ihnen zu reden, will ich das lieber jetzt gleich erledigen.«
Hunter wandte den Kopf. Auch Saunders und Troub blickten auf.
In Breaks Augen lag ein böses Feuer. »Und was wären das für zwei Dinge?«
»Zunächst ist da die Sache mit dem Sattler Turner noch ungeklärt. Er ist ermordet worden.«
»Was geht das mich an?« fragte Break frech.
»Eine ganze Menge.«
Da wandte der Hüne den Kopf und sah zu Hayes hinüber. Der Scharfschütze riß den Colt blitzschnell hoch und…
… der Schuß, der über die Straße fauchte, kam jedoch nicht aus seinem Revolver.
Wyatt Earp hatte geschossen. Von der linken Hüfte her. Der rauchende Colt lag noch in seiner Hand.
Break war nur für den Bruchteil einer Sekunde verdutzt, als er sah, daß sein Mann drüben in die Knie ging. Er wußte, daß er jetzt selbst an der Reihe war, daß er handeln mußte.
Und das tat er auch. Er warf sich dem Missourier entgegen. Und das war so ungefähr das Dümmste, was er tun konnte. Der pfeifende Schwinger zischte über den abgeduckten Kopf des Marshals. Dafür riß der eine Rechte nach vorn, die krachend am Jochbein des Verbrechers detonierte.
Break stand jedoch, wenn er auch groggy war.
»Ich sagte, daß ich mit Ihnen sprechen müsse, Break«, versetzte der Missourier so, als sei nichts geschehen. »Von Schlagen war keine Rede.«
Der Bandit hatte sich erholt und stürmte auf Wyatt zu. Der rechte Haken war zielgenau auf das Ohr des Marshals gerichtet, traf aber nicht, sondern ging ins Leere.
Gordon Jim Break hatte das Glück, auf den härtesten Fighter getroffen zu sein, den der alte Westen kannte. Wyatt stieß ihn mit einer langen Linken zurück.
»Sie scheinen taub zu sein, Break.«
Der Verbrecher schnaufte und röhrte heiser: »Jetzt wird es ernst, Morgan. Jetzt nehme ich dich auseinander. Was du jetzt erlebst, hat noch kein Mann lebend verdaut.«
Er ballte seine riesigen Fäuste und drängte in den Infight.
Mitten in seinen Schlaghagel hinein feuerte der Marshal eine kurze Rechte, die mitten im Gesicht Breaks explodierte.
Der Bandenchief war schwer getroffen, blieb aber auf den Beinen.
Wyatt stand ruhig da. »Offenbar wollen Sie sich anders mit mir unterhalten.«
»Yeah!« schrie der Bandit und schoß vorwärts.
Da geschah es.
Der Schlag war im Ansatz nicht zu sehen. Tief aus der Hüfte heraus riß der Marshal einen linken Uppercut. Es war sein Spezialhieb, und er war unverdaulich. Auch der herkulisch gebaute Desperado Gordon Break fraß ihn nicht.
Wie ein Vorschlaghammer knallte die knorrige Faust Wyatt Earps in die Kinnspitze des Verbrechers.
Break