Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.
nach hinten und schlug mit polterndem Geräusch auf die schweren Planken.
Gordon Jim Break, der große unschlagbare Yellow Jim, war besiegt. Langausgestreckt lag er da und hatte alle viere von sich gestreckt.
Wyatt sah auf ihn nieder.
»Schade, ich wollte mit ihm sprechen.«
Hunters Rechte zuckte zum Revolver.
Aber da blinkten in beiden Fäusten der menschlichen Kampfmaschine aus Dodge City die Revolver.
»Wir bleiben ganz ruhig, Gentleman. Ist das klar?«
Saunders schluckte einen Fluch hinunter. Hunter rieb die Daumen an den Zeigefingern.
»Das überleben Sie nicht, Earp!« keuchte er.
Wyatt legte den Kopf auf die Seite und fixierte den blonden Banditen scharf. »Das war eine Drohung, Hunter.«
»Yeah, es sollte auch nichts anderes sein. Du kannst dich darauf verlassen, daß Break das nicht so hinnimmt.«
»Seine Sache, Boy. Und jetzt hört genau zu, Freunde. Der Spaß ist jetzt endgültig vorbei. Hier ist ein Mann ermordet worden. Ich werde seinen Mörder an den Galgen bringen.«
Hunter erbleichte.
Wyatt richtete den Buntline Special auf ihn. »Du hast ihn auf dem Gewissen, Hunter.«
»Ich?« stotterte der Bandit. »Wie können Sie das behaupten, Earp! Das ist eine glatte Verleumdung. Ich werde bei Richter Gennan gegen Sie…«
Klatsch. Die flache Hand des Missouriers saß brennend auf dem Ohr des Desperados.
Hunter stieß einen Fluch aus und riß den Colt aus dem Halfter.
Wyatts Stiefelspitze traf die Waffe genau und schleuderte sie weit auf die Straße.
Er redete in Fraktur, der Dodger Marshal.
Aber die Banditen begriffen es nicht. Immer noch nicht.
»Komm mit, Hunter!«
Der Tramp sah sich nach Saunders um. Der senkte den Kopf.
»Vorwärts!« gebot der Missourier.
Und als Hunter sich immer noch nicht rührte, packte Wyatt ihn am Arm und zerrte ihn mit sich zum Office.
Er schloß die Zelle auf und stieß ihn mit einem derben Stoß hinein. Der zweite Mann saß im Jail.
Und Gordon Jim Breaks Crew hatte eine schwere Niederlage einstecken müssen.
Dennoch gaben die Verbrecher nicht auf.
Break war von den anderen in den Saloon geschleppt und mit Wasser wieder zu sich gebracht worden. Benommen hing der Bandenführer auf einem Stuhl und stierte vor sich hin.
»Was war los?« lallte er.
Saunders schob die Fäuste in die Taschen. »Er hat dich niedergeschlagen.«
Break riß den Kopf hoch. »Sag so etwas nicht noch einmal, Halunke, sonst knalle ich dich nieder.«
Saunders wich zur Seite.
Und Troub stand im Schußfeld des Bandenchiefs. Der sah ihn an. »Was los war, habe ich gefragt.«
Der einfältige Troub begriff die Gefahr nicht. »Er hat es doch gesagt, Boß. Der Sheriff hat dich niedergeschlagen.«
Da riß Break den Colt hoch, und der Schuß peitschte durch den Raum.
Troub schrie auf und packte sich an die linke Schulter.
»Noch so ein Wort, Bursche, und du brauchst einen Sarg!« schnaufte der Riese, während er sich erhob und zur Theke taumelte.
Die anderen sahen zu, daß sie aus dem gefährlichen Kreis herauskamen, und zogen die Köpfe ein.
Break polterte: »Ich will jetzt wissen, was los war.«
Folgerson krächzte: »Es hat doch keinen Sinn, Boß, daß wir dir irgend etwas vormachen. Du mußt es doch wissen: Earp hat dich mit einem höllischen Uppercut von den Beinen geholt.«
Der ›unschlagbare Jim‹, wie er sich gern bei seinen Leuten nennen ließ, hatte auf einmal ein völlig verändertes Gesicht. Er sagte heiser: »Wiederhole mir das noch einmal, Krummer.«
Der Schlaks wiederholte seine Worte, wobei ihm nicht eben wohl war.
Break fiel auf seinen Stuhl zurück. »Du willst also allen Ernstes behaupten, daß er mich niedergeschlagen hat?«
»Yeah, und das mit einem einzigen Schlag«, konnte sich Troub nicht enthalten, einzuwerfen.
Da schoß Breaks Hand mit dem Revolver vor. Der Lauf traf Troub an der Stirn und ließ eine blutige Schramme zurück.
Und dann tobte der Riese los. Niemand war mehr vor ihm sicher. Die Männer flüchteten aus dem Schankraum. Sogar der Keeper hatte sich davongemacht.
Break stand allein mitten im Raum. Breitbeinig und schwankend. Immer noch nicht hatte er den furchtbaren Schlag, mit dem der Marshal ihn niedergestreckt hatte, völlig überwunden. Es rauschte und dröhnte in seinem Schädel.
Langsam wandte er den Kopf und sah zur Theke hinüber. Da stand eine halbvolle Whiskyflasche. Der Bandit ging darauf zu, packte sie und setzte sie an den Mund. Er sog das brennende braune Naß in gierigen Zügen in sich hinein.
Die Flasche setzte er erst ab, als sie leer war. Mit einem heiseren Wutschrei schleuderte er sie in den großen Thekenspiegel über dem Flaschenbord.
*
Wyatt Earp ging während der Dunkelheit durch die Straßen. Es war alles still.
Von Break und seinen Leuten war absolut nichts zu sehen. Die Lektion, die der Marshal dem Bandenführer erteilt hatte, war nicht wirkungslos verpufft. Vorerst war den Outlaws der Mut zu weiteren Taten vergangen.
Larry Hayes lag mit einer gefährlichen Halsverletzung bei Doc Wilcox auf einer Pritsche. Aber bald stellte sich heraus, daß sein Leben nicht in Gefahr war.
Wyatt Earp fand sich gegen Mitternacht noch einmal an seinem Lager ein und meinte trocken: »Tur mir leid, Brother, aber ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand hinter meinem Rücken oder in der Flanke plötzlich Sehnsucht bekommt, seinen Colt zu lüften…«
Gegen zwei Uhr war Wyatt wieder im Office. Er schloß die Luken, verriegelte die schwere Bohlentür und legte sich angekleidet auf die Pritsche nieder. Die Nacht blieb still.
Gordon Jim Break, der die erste schwere Niederlage seines Lebens hatte hinnehmen müssen, lag sinnlos betrunken im Nebenraum der Bar auf einem verblichenen grünen Sofa und schnarchte, daß man es bis hinaus auf die Straße hören konnte. Draußen über die Vorbauten streunte ein zottiger Hund. Irgendwo weinte ein Kind im Schlaf. Die Stadt war erschöpft von den nervenaufreibenden Ereignissen des vergangenen Tages.
Als der Morgen mit seinem ersten fahlen Grau über den Horizont kroch, stand Wyatt Earp auf. Er kochte sich auf dem kleinen Kanonenofen einen Kaffee und verzehrte von dem Proviant, den er sich in den Satteltaschen mitgebracht hatte.
Es sah alles ganz ruhig und friedlich aus in Orange City. Der Trader Jeremias Fenner, der gegen halb sechs auf dem Kutschbock seines schweren Prärieschoners durch die Mainstreet schaukelte, ahnte nicht, durch welch einen Höllenort er da fuhr.
Der Missourier stand am Fenster und sah ihn vorbeifahren. Er erinnerte sich plötzlich, daß er dem Händler unterwegs begegnet war und ein paar Worte mit ihm gewechselt hatte. Der Mann wollte hinüber nach Nevada, wo er sich bei den Wildpferdjägern oben im Gregory-B ein großes Geschäft versprach.
Es war ein rauhes, hartes Dasein, das man in diesem Land führen mußte.
Auch der alte Barbier Jefferson lag wach auf seinem Lager. Mit Grauen dachte er an den Tag, der da über der Stadt heraufbrach. Was mochte er Orange City, was sich selbst, dem Major bringen? Es war doch ausgeschlossen, daß der Sheriff allein gegen diese Horde aufkam.
Auch